brennen. Gegenüber erschienen die Latiner, Messapus mit seinem Bruder Korax an der Spitze, und die Rei¬ terei der Volsker von Kamilla angeführt. Als die Heere einander auf Speerwurfs Weite nahe gekommen waren, standen sie einen Augenblick still und brachen dann plötz¬ lich mit Geschrei hervor, ermunterten ihre Rosse und von allen Seiten flogen Geschosse wie Schneeflocken, so daß die Luft ganz verdunkelt wurde. Sobald die feindlichen Schaaren Speer gegen Speer mit einander kriegten, fing die Schlachtordnung der Latiner zu wan¬ ken an, sie warfen bald die Schilde auf den Rücken, und lenkten ihre Rosse nach der Stadt hin. Aber ihre Flucht war nur verstellt; sobald sie bei den Mauern an¬ gekommen waren, drehten sie sich wieder, und warfen sich, wie die Ebbe, die in die Fluth umschlägt, mit er¬ neutem Feldgeschrei auf die verfolgenden Etrusker, die nun ihrerseits wieder zurückwichen. So ging es zwei¬ mal, und erst das drittemal wurde das Treffen zur stehenden Schlacht, wo Alle sich unter einander mengten und Mann sich Mann zum Kampfe auswählte. Jetzt erscholl bald ein Geächze von Sterbenden; Waffen und Leichen wälzten sich im Blutbade, halblebende Rosse la¬ gen unter Leichnamen vermischt und andere bäumten sich über ihren abgeworfenen Reitern.
Mitten im Morde frohlockte, einer Amazone gleich gekleidet und aufgeschürzt, die Volskerin Kamilla, sandte bald Pfeile vom Bogen, bald schlanke Lanzen mit der Hand, bald griff sie zur Streitaxt und auf ihrer Schul¬ ter schallte klirrend ihr goldener Köcher. Wenn sie auch einmal mit ihrem Rosse umlenkte, und weichend über den Plan hinflog, so wendete sie doch noch den Bogen
brennen. Gegenüber erſchienen die Latiner, Meſſapus mit ſeinem Bruder Korax an der Spitze, und die Rei¬ terei der Volsker von Kamilla angeführt. Als die Heere einander auf Speerwurfs Weite nahe gekommen waren, ſtanden ſie einen Augenblick ſtill und brachen dann plötz¬ lich mit Geſchrei hervor, ermunterten ihre Roſſe und von allen Seiten flogen Geſchoſſe wie Schneeflocken, ſo daß die Luft ganz verdunkelt wurde. Sobald die feindlichen Schaaren Speer gegen Speer mit einander kriegten, fing die Schlachtordnung der Latiner zu wan¬ ken an, ſie warfen bald die Schilde auf den Rücken, und lenkten ihre Roſſe nach der Stadt hin. Aber ihre Flucht war nur verſtellt; ſobald ſie bei den Mauern an¬ gekommen waren, drehten ſie ſich wieder, und warfen ſich, wie die Ebbe, die in die Fluth umſchlägt, mit er¬ neutem Feldgeſchrei auf die verfolgenden Etrusker, die nun ihrerſeits wieder zurückwichen. So ging es zwei¬ mal, und erſt das drittemal wurde das Treffen zur ſtehenden Schlacht, wo Alle ſich unter einander mengten und Mann ſich Mann zum Kampfe auswählte. Jetzt erſcholl bald ein Geächze von Sterbenden; Waffen und Leichen wälzten ſich im Blutbade, halblebende Roſſe la¬ gen unter Leichnamen vermiſcht und andere bäumten ſich über ihren abgeworfenen Reitern.
Mitten im Morde frohlockte, einer Amazone gleich gekleidet und aufgeſchürzt, die Volskerin Kamilla, ſandte bald Pfeile vom Bogen, bald ſchlanke Lanzen mit der Hand, bald griff ſie zur Streitaxt und auf ihrer Schul¬ ter ſchallte klirrend ihr goldener Köcher. Wenn ſie auch einmal mit ihrem Roſſe umlenkte, und weichend über den Plan hinflog, ſo wendete ſie doch noch den Bogen
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brennen. Gegenüber erſchienen die Latiner, Meſſapus
mit ſeinem Bruder Korax an der Spitze, und die Rei¬
terei der Volsker von Kamilla angeführt. Als die Heere
einander auf Speerwurfs Weite nahe gekommen waren,
ſtanden ſie einen Augenblick ſtill und brachen dann plötz¬
lich mit Geſchrei hervor, ermunterten ihre Roſſe und
von allen Seiten flogen Geſchoſſe wie Schneeflocken,
ſo daß die Luft ganz verdunkelt wurde. Sobald die
feindlichen Schaaren Speer gegen Speer mit einander
kriegten, fing die Schlachtordnung der Latiner zu wan¬
ken an, ſie warfen bald die Schilde auf den Rücken,
und lenkten ihre Roſſe nach der Stadt hin. Aber ihre
Flucht war nur verſtellt; ſobald ſie bei den Mauern an¬
gekommen waren, drehten ſie ſich wieder, und warfen
ſich, wie die Ebbe, die in die Fluth umſchlägt, mit er¬
neutem Feldgeſchrei auf die verfolgenden Etrusker, die
nun ihrerſeits wieder zurückwichen. So ging es zwei¬
mal, und erſt das drittemal wurde das Treffen zur
ſtehenden Schlacht, wo Alle ſich unter einander mengten
und Mann ſich Mann zum Kampfe auswählte. Jetzt
erſcholl bald ein Geächze von Sterbenden; Waffen und
Leichen wälzten ſich im Blutbade, halblebende Roſſe la¬
gen unter Leichnamen vermiſcht und andere bäumten ſich
über ihren abgeworfenen Reitern.
Mitten im Morde frohlockte, einer Amazone gleich
gekleidet und aufgeſchürzt, die Volskerin Kamilla, ſandte
bald Pfeile vom Bogen, bald ſchlanke Lanzen mit der
Hand, bald griff ſie zur Streitaxt und auf ihrer Schul¬
ter ſchallte klirrend ihr goldener Köcher. Wenn ſie auch
einmal mit ihrem Roſſe umlenkte, und weichend über
den Plan hinflog, ſo wendete ſie doch noch den Bogen
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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/437>, abgerufen am 22.11.2024.
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