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Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840.

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Gespielinnen: "Fleuch, du liebe, und überbring dem
Turnus meine letzten Befehle, denn um mich her wird Alles
Nacht: Er soll hinfort den Kampf leiten und die Stadt
vor den Trojanern beschützen!" So sprach sie, ließ die
Zügel fahren, und glitt, noch immer widerstrebend, vom
Rosse auf den Boden herab, neigte dann Haupt und
Hals und verschied.

Die Volsker erhoben ein Geschrei der Verzweiflung bei
ihrem Tode, und nach ihrem Fall entbrannte die Schlacht
noch wilder. Da traf auch den Mörder Kamilla's, den
Etrusker Arruns ein Pfeil von unsichtbarer Hand abgeschos¬
sen; es war Diana's Schuß, die ihre geliebte Jägerin
rächte. Die Freunde des Getödteten schritten zum fortlau¬
fenden Kampf über seinen Leichnam und dieser blieb vergessen
im Staube liegen. Nach dem Tode der Führerin be¬
gann nun zuerst das Reitergeschwader Kamilla's zu flie¬
hen, darauf auch die Rutuler. Alle flogen mit abge¬
spannten Bogen, die Rosse antreibend, über das Blach¬
feld hin. Eine schwarze Wirbelwolke von Staub wälzte
sich den Stadtmauern entgegen, von den Zinnen stieg
ein Jammergeschrei der Mütter in die Lüfte; und bald
waren die Thore von den nachfolgenden Schaaren fast
zugleich mit den Feinden erreicht und unter Gemetzel
drangen die Sieger in die Stadt ein. An andern Stel¬
len wurden von den verzweifelten Bürgern die Stadtpforten
vor den Flüchtenden geschlossen und diese, zu den Feinden
hinausgesperrt, erlagen den Geschossen der siegreichen
Feinde vor den Thoren.

Unterdessen drang die Schreckenskunde auch zu
Turnus in das dunkle Waldthal, denn Akka suchte ihn
in seinem Hinterhalte auf und brachte ihm von dem Tod

27 *

Geſpielinnen: „Fleuch, du liebe, und überbring dem
Turnus meine letzten Befehle, denn um mich her wird Alles
Nacht: Er ſoll hinfort den Kampf leiten und die Stadt
vor den Trojanern beſchützen!“ So ſprach ſie, ließ die
Zügel fahren, und glitt, noch immer widerſtrebend, vom
Roſſe auf den Boden herab, neigte dann Haupt und
Hals und verſchied.

Die Volsker erhoben ein Geſchrei der Verzweiflung bei
ihrem Tode, und nach ihrem Fall entbrannte die Schlacht
noch wilder. Da traf auch den Mörder Kamilla's, den
Etrusker Arruns ein Pfeil von unſichtbarer Hand abgeſchoſ¬
ſen; es war Diana's Schuß, die ihre geliebte Jägerin
rächte. Die Freunde des Getödteten ſchritten zum fortlau¬
fenden Kampf über ſeinen Leichnam und dieſer blieb vergeſſen
im Staube liegen. Nach dem Tode der Führerin be¬
gann nun zuerſt das Reitergeſchwader Kamilla's zu flie¬
hen, darauf auch die Rutuler. Alle flogen mit abge¬
ſpannten Bogen, die Roſſe antreibend, über das Blach¬
feld hin. Eine ſchwarze Wirbelwolke von Staub wälzte
ſich den Stadtmauern entgegen, von den Zinnen ſtieg
ein Jammergeſchrei der Mütter in die Lüfte; und bald
waren die Thore von den nachfolgenden Schaaren faſt
zugleich mit den Feinden erreicht und unter Gemetzel
drangen die Sieger in die Stadt ein. An andern Stel¬
len wurden von den verzweifelten Bürgern die Stadtpforten
vor den Flüchtenden geſchloſſen und dieſe, zu den Feinden
hinausgeſperrt, erlagen den Geſchoſſen der ſiegreichen
Feinde vor den Thoren.

Unterdeſſen drang die Schreckenskunde auch zu
Turnus in das dunkle Waldthal, denn Akka ſuchte ihn
in ſeinem Hinterhalte auf und brachte ihm von dem Tod

27 *
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[419/0441] Geſpielinnen: „Fleuch, du liebe, und überbring dem Turnus meine letzten Befehle, denn um mich her wird Alles Nacht: Er ſoll hinfort den Kampf leiten und die Stadt vor den Trojanern beſchützen!“ So ſprach ſie, ließ die Zügel fahren, und glitt, noch immer widerſtrebend, vom Roſſe auf den Boden herab, neigte dann Haupt und Hals und verſchied. Die Volsker erhoben ein Geſchrei der Verzweiflung bei ihrem Tode, und nach ihrem Fall entbrannte die Schlacht noch wilder. Da traf auch den Mörder Kamilla's, den Etrusker Arruns ein Pfeil von unſichtbarer Hand abgeſchoſ¬ ſen; es war Diana's Schuß, die ihre geliebte Jägerin rächte. Die Freunde des Getödteten ſchritten zum fortlau¬ fenden Kampf über ſeinen Leichnam und dieſer blieb vergeſſen im Staube liegen. Nach dem Tode der Führerin be¬ gann nun zuerſt das Reitergeſchwader Kamilla's zu flie¬ hen, darauf auch die Rutuler. Alle flogen mit abge¬ ſpannten Bogen, die Roſſe antreibend, über das Blach¬ feld hin. Eine ſchwarze Wirbelwolke von Staub wälzte ſich den Stadtmauern entgegen, von den Zinnen ſtieg ein Jammergeſchrei der Mütter in die Lüfte; und bald waren die Thore von den nachfolgenden Schaaren faſt zugleich mit den Feinden erreicht und unter Gemetzel drangen die Sieger in die Stadt ein. An andern Stel¬ len wurden von den verzweifelten Bürgern die Stadtpforten vor den Flüchtenden geſchloſſen und dieſe, zu den Feinden hinausgeſperrt, erlagen den Geſchoſſen der ſiegreichen Feinde vor den Thoren. Unterdeſſen drang die Schreckenskunde auch zu Turnus in das dunkle Waldthal, denn Akka ſuchte ihn in ſeinem Hinterhalte auf und brachte ihm von dem Tod 27 *

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Zitationshilfe: Schwab, Gustav: Die schönsten Sagen des klassischen Alterthums. Bd. 3. Stuttgart, 1840, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwab_sagen03_1840/441>, abgerufen am 22.11.2024.