richtung desselben. Sie hatten eine Entfernung von 3,1'''. Nach 2 bis 3 Monaten waren sie bis an die Spitze des Nagels gerückt, aber ihre Entfernung von einander hatte sich durchaus nicht geändert.
4) Klauen.
Das Horngewebe der Klauen besteht wenigstens beim Fötus ganz aus den schönsten Pflanzenzellen. Schneidet man bei einem grossen Schweinefötus eine dünne Lamelle desselben quer ab, so hat das Präparat das Ansehen von vollkommenem Pflanzenzellgewebe. Die Zellen sind nicht platt, wie theils daraus hervorgeht, dass man die Seiten- wände der Zellen, wenn sie nicht ganz senkrecht stehen, in die Tiefe hinabgehen sieht und diese Tiefe schätzen kann, theils daraus, dass Längenschnitte des Horngewebes der Klauen dasselbe Ansehen darbieten, wie Querschnitte. Es sind also polyedrische Zellen, und wenigstens einige derselben enthalten einen deutlichen Kern.
Im frischen Zustande lässt sich nicht unterscheiden, ob jede Zelle ihre besondere Wand hat. Hat aber der Fötus einige Zeit in starkem Weingeist gelegen, so lässt sich die Hornsubstanz der Klauen leicht von dem Fuss trennen, indem die Verbindung der Zellen unter einander locker geworden ist. Die untersten Zellenschichten blei- ben aber doch an dem Fusse hängen. Die so von dem Fusse getrennte Schicht von Hornsubstanz besteht in ih- rem Innern aus einer bröcklichen Masse, ungefähr wie ein gekochter Dotter. Doch trennen sich die einzelnen Stück- chen nicht ganz so leicht wie beim Dotter. Unter dem Mikroskop erkennt man, dass diese Masse aus unregelmä- ssig eckigen Körpern besteht, wie die gekochte Dottersub- stanz. Diese Körper sind die von einander isolirten Zel- len, deren eigenthümliche Wand deutlich unterscheidbar ist und von denen einige wenige einen Kern haben, der an der inneren Wandfläche der Zelle anliegt. Um diese po- lyedrischen Zellen läuft als äussere Bekleidung der ganzen
richtung desselben. Sie hatten eine Entfernung von 3,1‴. Nach 2 bis 3 Monaten waren sie bis an die Spitze des Nagels gerückt, aber ihre Entfernung von einander hatte sich durchaus nicht geändert.
4) Klauen.
Das Horngewebe der Klauen besteht wenigstens beim Fötus ganz aus den schönsten Pflanzenzellen. Schneidet man bei einem groſsen Schweinefötus eine dünne Lamelle desselben quer ab, so hat das Präparat das Ansehen von vollkommenem Pflanzenzellgewebe. Die Zellen sind nicht platt, wie theils daraus hervorgeht, daſs man die Seiten- wände der Zellen, wenn sie nicht ganz senkrecht stehen, in die Tiefe hinabgehen sieht und diese Tiefe schätzen kann, theils daraus, daſs Längenschnitte des Horngewebes der Klauen dasselbe Ansehen darbieten, wie Querschnitte. Es sind also polyedrische Zellen, und wenigstens einige derselben enthalten einen deutlichen Kern.
Im frischen Zustande läſst sich nicht unterscheiden, ob jede Zelle ihre besondere Wand hat. Hat aber der Fötus einige Zeit in starkem Weingeist gelegen, so läſst sich die Hornsubstanz der Klauen leicht von dem Fuſs trennen, indem die Verbindung der Zellen unter einander locker geworden ist. Die untersten Zellenschichten blei- ben aber doch an dem Fuſse hängen. Die so von dem Fuſse getrennte Schicht von Hornsubstanz besteht in ih- rem Innern aus einer bröcklichen Masse, ungefähr wie ein gekochter Dotter. Doch trennen sich die einzelnen Stück- chen nicht ganz so leicht wie beim Dotter. Unter dem Mikroskop erkennt man, daſs diese Masse aus unregelmä- ſsig eckigen Körpern besteht, wie die gekochte Dottersub- stanz. Diese Körper sind die von einander isolirten Zel- len, deren eigenthümliche Wand deutlich unterscheidbar ist und von denen einige wenige einen Kern haben, der an der inneren Wandfläche der Zelle anliegt. Um diese po- lyedrischen Zellen läuft als äuſsere Bekleidung der ganzen
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richtung desselben. Sie hatten eine Entfernung von 3,1‴.
Nach 2 bis 3 Monaten waren sie bis an die Spitze des
Nagels gerückt, aber ihre Entfernung von einander hatte
sich durchaus nicht geändert.
4) Klauen.
Das Horngewebe der Klauen besteht wenigstens beim
Fötus ganz aus den schönsten Pflanzenzellen. Schneidet
man bei einem groſsen Schweinefötus eine dünne Lamelle
desselben quer ab, so hat das Präparat das Ansehen von
vollkommenem Pflanzenzellgewebe. Die Zellen sind nicht
platt, wie theils daraus hervorgeht, daſs man die Seiten-
wände der Zellen, wenn sie nicht ganz senkrecht stehen,
in die Tiefe hinabgehen sieht und diese Tiefe schätzen
kann, theils daraus, daſs Längenschnitte des Horngewebes
der Klauen dasselbe Ansehen darbieten, wie Querschnitte.
Es sind also polyedrische Zellen, und wenigstens einige
derselben enthalten einen deutlichen Kern.
Im frischen Zustande läſst sich nicht unterscheiden,
ob jede Zelle ihre besondere Wand hat. Hat aber der
Fötus einige Zeit in starkem Weingeist gelegen, so läſst
sich die Hornsubstanz der Klauen leicht von dem Fuſs
trennen, indem die Verbindung der Zellen unter einander
locker geworden ist. Die untersten Zellenschichten blei-
ben aber doch an dem Fuſse hängen. Die so von dem
Fuſse getrennte Schicht von Hornsubstanz besteht in ih-
rem Innern aus einer bröcklichen Masse, ungefähr wie ein
gekochter Dotter. Doch trennen sich die einzelnen Stück-
chen nicht ganz so leicht wie beim Dotter. Unter dem
Mikroskop erkennt man, daſs diese Masse aus unregelmä-
ſsig eckigen Körpern besteht, wie die gekochte Dottersub-
stanz. Diese Körper sind die von einander isolirten Zel-
len, deren eigenthümliche Wand deutlich unterscheidbar ist
und von denen einige wenige einen Kern haben, der an
der inneren Wandfläche der Zelle anliegt. Um diese po-
lyedrischen Zellen läuft als äuſsere Bekleidung der ganzen
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/116>, abgerufen am 16.02.2025.
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