übergeht. Von dieser Grundform kommen Modifikationen, die sich nicht mechanisch erklären lassen, nach zwei ent- gegengesetzten Richtungen vor, indem sich die Zellen ent- weder von zwei entgegengesetzten Seiten zu Tafeln ab- platten, oder nach zwei Richtungen hin in Cylinder oder Fasern verlängern. Eine Abplattung der Zellen sahen wir in der vorigen Klasse schen bei den Blutkörperchen. Sie zeigt sich hier z. B. bei dem tafelförmigen Epithelium nicht nur stärker und bis zum Verschwinden der Zellen- höhle, sondern es kommt selbst von dieser Form noch eine Modifikation vor, nämlich die Verlängerung dieser Tafeln nach zwei Seiten zu einem platten Streifen, z. B. an dem Epithelium der inneren Venenhaut, und noch viel stärker in der Rinde des Schaftes einer Rabenfeder. Die Verlängerung der Zellen zu Cylindern oder Fasern zeigt sich in geringerem Grade schon beim Epithelium vieler Schleimhäute, z. B. des Darms, welches nach Henle aus palisadenartig neben einander gestellten Cylinderchen be- steht. An dem unteren Ende dieser Cylinderchen kommt schon eine Zuspitzung derselben vor, oder die Cylinder- chen verschmälern sich nach unten in ihrer ganzen Länge und werden dadurch zu kleinen Kegeln. Viel auffallender ist diese Verlängerung der Zellen in lange Cylinder (Fa- sern genannt) bei der Krystalllinse. Allein selbst diese Fa- sern oder cylindrischen Zellen der Krystalllinse erleiden noch bedeutende Modifikationen, indem sie sich 1) oft von zwei Seiten zu platten Bändern abplatten, 2) indem sich die Ränder dieser Bänder oft zähneln. Diese Zähne- lung entsteht wahrscheinlich dadurch, dass sich die Wände dieser Bänder an einzelnen ziemlich regelmässig auf einan- der folgenden Stellen stärker ausdehnen und daher aus- stülpen, während die daneben liegenden Stellen zurück- bleiben. Man kann bei der Krystalllinse der Fische alle verschiedenen Stufen dieser Zähnelung beobachten, wenn man die Fasern der Krystalllinse von aussen nach der Mitte der Linse hin untersucht. In diesem platten und gezähnelten Zustande gleichen nun die Zellen der Kry-
übergeht. Von dieser Grundform kommen Modifikationen, die sich nicht mechanisch erklären lassen, nach zwei ent- gegengesetzten Richtungen vor, indem sich die Zellen ent- weder von zwei entgegengesetzten Seiten zu Tafeln ab- platten, oder nach zwei Richtungen hin in Cylinder oder Fasern verlängern. Eine Abplattung der Zellen sahen wir in der vorigen Klasse schen bei den Blutkörperchen. Sie zeigt sich hier z. B. bei dem tafelförmigen Epithelium nicht nur stärker und bis zum Verschwinden der Zellen- höhle, sondern es kommt selbst von dieser Form noch eine Modifikation vor, nämlich die Verlängerung dieser Tafeln nach zwei Seiten zu einem platten Streifen, z. B. an dem Epithelium der inneren Venenhaut, und noch viel stärker in der Rinde des Schaftes einer Rabenfeder. Die Verlängerung der Zellen zu Cylindern oder Fasern zeigt sich in geringerem Grade schon beim Epithelium vieler Schleimhäute, z. B. des Darms, welches nach Henle aus palisadenartig neben einander gestellten Cylinderchen be- steht. An dem unteren Ende dieser Cylinderchen kommt schon eine Zuspitzung derselben vor, oder die Cylinder- chen verschmälern sich nach unten in ihrer ganzen Länge und werden dadurch zu kleinen Kegeln. Viel auffallender ist diese Verlängerung der Zellen in lange Cylinder (Fa- sern genannt) bei der Krystalllinse. Allein selbst diese Fa- sern oder cylindrischen Zellen der Krystalllinse erleiden noch bedeutende Modifikationen, indem sie sich 1) oft von zwei Seiten zu platten Bändern abplatten, 2) indem sich die Ränder dieser Bänder oft zähneln. Diese Zähne- lung entsteht wahrscheinlich dadurch, daſs sich die Wände dieser Bänder an einzelnen ziemlich regelmäſsig auf einan- der folgenden Stellen stärker ausdehnen und daher aus- stülpen, während die daneben liegenden Stellen zurück- bleiben. Man kann bei der Krystalllinse der Fische alle verschiedenen Stufen dieser Zähnelung beobachten, wenn man die Fasern der Krystalllinse von auſsen nach der Mitte der Linse hin untersucht. In diesem platten und gezähnelten Zustande gleichen nun die Zellen der Kry-
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übergeht. Von dieser Grundform kommen Modifikationen,
die sich nicht mechanisch erklären lassen, nach zwei ent-
gegengesetzten Richtungen vor, indem sich die Zellen ent-
weder von zwei entgegengesetzten Seiten zu Tafeln ab-
platten, oder nach zwei Richtungen hin in Cylinder oder
Fasern verlängern. Eine Abplattung der Zellen sahen
wir in der vorigen Klasse schen bei den Blutkörperchen.
Sie zeigt sich hier z. B. bei dem tafelförmigen Epithelium
nicht nur stärker und bis zum Verschwinden der Zellen-
höhle, sondern es kommt selbst von dieser Form noch
eine Modifikation vor, nämlich die Verlängerung dieser
Tafeln nach zwei Seiten zu einem platten Streifen, z. B.
an dem Epithelium der inneren Venenhaut, und noch viel
stärker in der Rinde des Schaftes einer Rabenfeder. Die
Verlängerung der Zellen zu Cylindern oder Fasern zeigt
sich in geringerem Grade schon beim Epithelium vieler
Schleimhäute, z. B. des Darms, welches nach Henle aus
palisadenartig neben einander gestellten Cylinderchen be-
steht. An dem unteren Ende dieser Cylinderchen kommt
schon eine Zuspitzung derselben vor, oder die Cylinder-
chen verschmälern sich nach unten in ihrer ganzen Länge
und werden dadurch zu kleinen Kegeln. Viel auffallender
ist diese Verlängerung der Zellen in lange Cylinder (Fa-
sern genannt) bei der Krystalllinse. Allein selbst diese Fa-
sern oder cylindrischen Zellen der Krystalllinse erleiden
noch bedeutende Modifikationen, indem sie sich 1) oft von
zwei Seiten zu platten Bändern abplatten, 2) indem sich
die Ränder dieser Bänder oft zähneln. Diese Zähne-
lung entsteht wahrscheinlich dadurch, daſs sich die Wände
dieser Bänder an einzelnen ziemlich regelmäſsig auf einan-
der folgenden Stellen stärker ausdehnen und daher aus-
stülpen, während die daneben liegenden Stellen zurück-
bleiben. Man kann bei der Krystalllinse der Fische alle
verschiedenen Stufen dieser Zähnelung beobachten, wenn
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Mitte der Linse hin untersucht. In diesem platten und
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 104. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/128>, abgerufen am 16.02.2025.
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