fasern hin gerichtet sind, haben nach Raschkow wegen ihres dichten Zusammenliegens eine sechseckige Form an- genommen. Sie sehen den Epitheliumcylinderchen auf Schleimhäuten sehr ähnlich, nur dass sie in ihrer ganzen Länge, so weit sie aus der unterliegenden Membran her- vorragen, prismatisch sind. Ich möchte sie daher auch nur für verlängerte Zellen halten. Sie enthalten auch im frischen Zustande einen sehr deutlichen Zellenkern, der wieder sein Kernkörperchen zeigt (s. Tab. III. Fig. 4). Sie liegen oben ganz dicht an einander; an dem Theile der Schmelzmembran aber, der gegen die Wurzel des Zahns hin sich erstreckt, werden sie viel seltener und ste- hen einzeln, so dass man hier auch die oben beschriebene Struktur der unterliegenden Membran erkennt, und ich vermuthe, dass die oben erwähnten runden Zellen der frü- here Zustand dieser prismatischen Zellen sind. In wel- chem Verhältniss stehen nun diese prismatischen Zellen der Schmelzmembran zu den Prismen des Schmelzes? Purkinje und Raschkow glaubten, dass jede Faser der Schmelzmembran ein Excretionsorgan, ein Drüschen, sei und die ihm entsprechende Schmelzfaser absondere. Bei unseren veränderten Ansichten vom Wachsthum der nicht organisirten Gewebe verliert aber diese früher sehr an- sprechende Erklärung sehr von ihrer Wahrscheinlichkeit. Es lassen sich aber verschiedene andere Erklärungen an die Stelle setzen; doch reichen meine Beobachtungen nicht hin zu entscheiden, welches die richtige ist. Man kann sich 1) vorstellen, dass die organische Grundlage der Schmelzprismen Zellen sind, die sich selbsständig auf der Zahnsubstanz bilden und fortwachsen, ohne mit den Pris- men der Schmelzmembran in einer anderen Verbindung zu stehen als der, dass letztere das Cytoblastem liefert. Bei dieser Erklärung würde man aber die auffallende Uebereinstimmung, dass die Schmelzmembran ähnliche Pris- men zeigt, wie der Schmelz, als etwas Zufälliges betrach- ten müssen. Sie würde aber nothwendig werden, wenn sich nachweisen liesse, dass zwischen Schmelzmembran und
fasern hin gerichtet sind, haben nach Raschkow wegen ihres dichten Zusammenliegens eine sechseckige Form an- genommen. Sie sehen den Epitheliumcylinderchen auf Schleimhäuten sehr ähnlich, nur daſs sie in ihrer ganzen Länge, so weit sie aus der unterliegenden Membran her- vorragen, prismatisch sind. Ich möchte sie daher auch nur für verlängerte Zellen halten. Sie enthalten auch im frischen Zustande einen sehr deutlichen Zellenkern, der wieder sein Kernkörperchen zeigt (s. Tab. III. Fig. 4). Sie liegen oben ganz dicht an einander; an dem Theile der Schmelzmembran aber, der gegen die Wurzel des Zahns hin sich erstreckt, werden sie viel seltener und ste- hen einzeln, so daſs man hier auch die oben beschriebene Struktur der unterliegenden Membran erkennt, und ich vermuthe, daſs die oben erwähnten runden Zellen der frü- here Zustand dieser prismatischen Zellen sind. In wel- chem Verhältniſs stehen nun diese prismatischen Zellen der Schmelzmembran zu den Prismen des Schmelzes? Purkinje und Raschkow glaubten, daſs jede Faser der Schmelzmembran ein Excretionsorgan, ein Drüschen, sei und die ihm entsprechende Schmelzfaser absondere. Bei unseren veränderten Ansichten vom Wachsthum der nicht organisirten Gewebe verliert aber diese früher sehr an- sprechende Erklärung sehr von ihrer Wahrscheinlichkeit. Es lassen sich aber verschiedene andere Erklärungen an die Stelle setzen; doch reichen meine Beobachtungen nicht hin zu entscheiden, welches die richtige ist. Man kann sich 1) vorstellen, daſs die organische Grundlage der Schmelzprismen Zellen sind, die sich selbsständig auf der Zahnsubstanz bilden und fortwachsen, ohne mit den Pris- men der Schmelzmembran in einer anderen Verbindung zu stehen als der, daſs letztere das Cytoblastem liefert. Bei dieser Erklärung würde man aber die auffallende Uebereinstimmung, daſs die Schmelzmembran ähnliche Pris- men zeigt, wie der Schmelz, als etwas Zufälliges betrach- ten müssen. Sie würde aber nothwendig werden, wenn sich nachweisen lieſse, daſs zwischen Schmelzmembran und
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fasern hin gerichtet sind, haben nach Raschkow wegen
ihres dichten Zusammenliegens eine sechseckige Form an-
genommen. Sie sehen den Epitheliumcylinderchen auf
Schleimhäuten sehr ähnlich, nur daſs sie in ihrer ganzen
Länge, so weit sie aus der unterliegenden Membran her-
vorragen, prismatisch sind. Ich möchte sie daher auch
nur für verlängerte Zellen halten. Sie enthalten auch im
frischen Zustande einen sehr deutlichen Zellenkern, der
wieder sein Kernkörperchen zeigt (s. Tab. III. Fig. 4).
Sie liegen oben ganz dicht an einander; an dem Theile
der Schmelzmembran aber, der gegen die Wurzel des
Zahns hin sich erstreckt, werden sie viel seltener und ste-
hen einzeln, so daſs man hier auch die oben beschriebene
Struktur der unterliegenden Membran erkennt, und ich
vermuthe, daſs die oben erwähnten runden Zellen der frü-
here Zustand dieser prismatischen Zellen sind. In wel-
chem Verhältniſs stehen nun diese prismatischen Zellen
der Schmelzmembran zu den Prismen des Schmelzes?
Purkinje und Raschkow glaubten, daſs jede Faser der
Schmelzmembran ein Excretionsorgan, ein Drüschen, sei
und die ihm entsprechende Schmelzfaser absondere. Bei
unseren veränderten Ansichten vom Wachsthum der nicht
organisirten Gewebe verliert aber diese früher sehr an-
sprechende Erklärung sehr von ihrer Wahrscheinlichkeit.
Es lassen sich aber verschiedene andere Erklärungen an
die Stelle setzen; doch reichen meine Beobachtungen nicht
hin zu entscheiden, welches die richtige ist. Man kann
sich 1) vorstellen, daſs die organische Grundlage der
Schmelzprismen Zellen sind, die sich selbsständig auf der
Zahnsubstanz bilden und fortwachsen, ohne mit den Pris-
men der Schmelzmembran in einer anderen Verbindung
zu stehen als der, daſs letztere das Cytoblastem liefert.
Bei dieser Erklärung würde man aber die auffallende
Uebereinstimmung, daſs die Schmelzmembran ähnliche Pris-
men zeigt, wie der Schmelz, als etwas Zufälliges betrach-
ten müssen. Sie würde aber nothwendig werden, wenn
sich nachweisen lieſse, daſs zwischen Schmelzmembran und
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/144>, abgerufen am 24.11.2024.
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