faltigen Modifikationen der Zellenform finden, sondern überall zeigt sich nur eine Verlängerung der kernhaltigen Zellen im Faserbündel und spätere Zerfaserung des Zel- lenkörpers. Die Typen dieser Veränderungen haben wir schon in der zweiten Klasse gefunden; denn auch dort fand eine Verlängerung der Pigmentzellen, der Zellen der Krystalllinse u. s. w. in Fasern durch stellenweise stärke- res Wachsthum der Zellenmembran statt, und in der vor- liegenden Klasse ist dies nur in weit stärkerem Grade der Fall, und es gehen an den weiter entwickelten Faser- zellen auf derselben Seite von Einer Zelle viele Fasern, ein Faserbündel, aus. Die Zerfaserung des Zellenkörpers sahen wir in der zweiten Klasse schon bei den Zellen der Rinde der Federn. In so fern bei den Pigmentzellen die Verlängerungen, wenn auch noch so fein, doch hohl blei- ben, kann man vermuthen, dass auch die Verlängerungen der Faserzellen, also die Fasern der hier abgehandelten Gewebe hohl sind. So wichtig, wie wir nachher sehen werden, diese Entscheidung für die Theorie der Ernährung wäre, so ist es doch unmöglich, durch die Beobachtung darüber zu entscheiden, da hier kein so charakteristischer Inhalt in den Verlängerungen der Zellen vorkommt, wie beim Pigment. Eine Beobachtung von Purkinje und Räuschel sprach indessen für das Hohlsein der elasti- schen Fasern. Wäre das Hohlsein der Zellgewebefasern u. s. w. erwiesen, so würde bei der Umwandlung der in- differenten Faserzellen ein Zerfallen einer einzelnen Zelle in viele Zellen Statt finden, also der zellige Charaker der Fasergewebe nicht verloren gehen.
Die Faserzellen erleiden bei ihrer Ausbildung und all- mähligen Umwandlung in Zellgewebefasern chemische Ver- änderungen, indem das Zellgewebe selbst lange, nachdem die Faserbildung schon begonnen hat, beim Kochen keinen ge- latinirenden Leim giebt.
Da der Typus der Bildung der Zellgewebefasern aus Zellen schon in der zweiten Klasse vorkam, so ergiebt sich, dass die Organisation oder das Vorhandensein der
faltigen Modifikationen der Zellenform finden, sondern überall zeigt sich nur eine Verlängerung der kernhaltigen Zellen im Faserbündel und spätere Zerfaserung des Zel- lenkörpers. Die Typen dieser Veränderungen haben wir schon in der zweiten Klasse gefunden; denn auch dort fand eine Verlängerung der Pigmentzellen, der Zellen der Krystalllinse u. s. w. in Fasern durch stellenweise stärke- res Wachsthum der Zellenmembran statt, und in der vor- liegenden Klasse ist dies nur in weit stärkerem Grade der Fall, und es gehen an den weiter entwickelten Faser- zellen auf derselben Seite von Einer Zelle viele Fasern, ein Faserbündel, aus. Die Zerfaserung des Zellenkörpers sahen wir in der zweiten Klasse schon bei den Zellen der Rinde der Federn. In so fern bei den Pigmentzellen die Verlängerungen, wenn auch noch so fein, doch hohl blei- ben, kann man vermuthen, daſs auch die Verlängerungen der Faserzellen, also die Fasern der hier abgehandelten Gewebe hohl sind. So wichtig, wie wir nachher sehen werden, diese Entscheidung für die Theorie der Ernährung wäre, so ist es doch unmöglich, durch die Beobachtung darüber zu entscheiden, da hier kein so charakteristischer Inhalt in den Verlängerungen der Zellen vorkommt, wie beim Pigment. Eine Beobachtung von Purkinje und Räuschel sprach indessen für das Hohlsein der elasti- schen Fasern. Wäre das Hohlsein der Zellgewebefasern u. s. w. erwiesen, so würde bei der Umwandlung der in- differenten Faserzellen ein Zerfallen einer einzelnen Zelle in viele Zellen Statt finden, also der zellige Charaker der Fasergewebe nicht verloren gehen.
Die Faserzellen erleiden bei ihrer Ausbildung und all- mähligen Umwandlung in Zellgewebefasern chemische Ver- änderungen, indem das Zellgewebe selbst lange, nachdem die Faserbildung schon begonnen hat, beim Kochen keinen ge- latinirenden Leim giebt.
Da der Typus der Bildung der Zellgewebefasern aus Zellen schon in der zweiten Klasse vorkam, so ergiebt sich, daſs die Organisation oder das Vorhandensein der
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faltigen Modifikationen der Zellenform finden, sondern
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Zellen im Faserbündel und spätere Zerfaserung des Zel-
lenkörpers. Die Typen dieser Veränderungen haben wir
schon in der zweiten Klasse gefunden; denn auch dort
fand eine Verlängerung der Pigmentzellen, der Zellen der
Krystalllinse u. s. w. in Fasern durch stellenweise stärke-
res Wachsthum der Zellenmembran statt, und in der vor-
liegenden Klasse ist dies nur in weit stärkerem Grade
der Fall, und es gehen an den weiter entwickelten Faser-
zellen auf derselben Seite von Einer Zelle viele Fasern,
ein Faserbündel, aus. Die Zerfaserung des Zellenkörpers
sahen wir in der zweiten Klasse schon bei den Zellen der
Rinde der Federn. In so fern bei den Pigmentzellen die
Verlängerungen, wenn auch noch so fein, doch hohl blei-
ben, kann man vermuthen, daſs auch die Verlängerungen
der Faserzellen, also die Fasern der hier abgehandelten
Gewebe hohl sind. So wichtig, wie wir nachher sehen
werden, diese Entscheidung für die Theorie der Ernährung
wäre, so ist es doch unmöglich, durch die Beobachtung
darüber zu entscheiden, da hier kein so charakteristischer
Inhalt in den Verlängerungen der Zellen vorkommt, wie
beim Pigment. Eine Beobachtung von Purkinje und
Räuschel sprach indessen für das Hohlsein der elasti-
schen Fasern. Wäre das Hohlsein der Zellgewebefasern
u. s. w. erwiesen, so würde bei der Umwandlung der in-
differenten Faserzellen ein Zerfallen einer einzelnen Zelle
in viele Zellen Statt finden, also der zellige Charaker
der Fasergewebe nicht verloren gehen.
Die Faserzellen erleiden bei ihrer Ausbildung und all-
mähligen Umwandlung in Zellgewebefasern chemische Ver-
änderungen, indem das Zellgewebe selbst lange, nachdem die
Faserbildung schon begonnen hat, beim Kochen keinen ge-
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Da der Typus der Bildung der Zellgewebefasern aus
Zellen schon in der zweiten Klasse vorkam, so ergiebt
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/177>, abgerufen am 27.07.2024.
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