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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839.

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hältniss werden die Querstreifen deutlicher. Die Zellen-
kerne werden allmählig resorbirt. Die Zellenmembran der
sekundären Muskelzelle bleibt durchs ganze Leben, so dass
jedes Muskelprimitivbündel fortwährend als Zelle zu be-
trachten ist.

2) Nerven.

Die Elementargebilde des Nervensystems stellen sich
unter einer doppelten Form dar: 1) als Fasern, Nerven-
fasern im weitern Sinne incl. die Fasern des Gehirns und
Rückenmarks; 2) als Kugeln, Ganglienkugeln, ausser den
Ganglien auch im Gehirn und Rückenmark vorkommend.
Unsere Aufgabe ist, das Verhältniss dieser beiden Arten
von Elementargebilden zu den Elementarzellen nachzu-
weisen.

1) Nervenfasern.

Von diesen giebt es wieder zweierlei Formen: a) ge-
wöhnliche weisse Nervenfasern; b) graue, sogenannte or-
ganische Fasern.

a) Weisse Nervenfasern. Sie erscheinen als Fa-
sern, welche unter dem Mikroskop sehr dunkle Ränder
zeigen, und dasjenige, was bei der mikroskopischen Be-
trachtung diese dunklen Ränder veranlasst, scheint auch
gerade das zu sein, was diesen Nervenfasern, mit blossem
Auge betrachtet, ihre weisse Farbe giebt. Da der Grund
dieser Farbe nicht in der ganzen Faser, sondern nur in
dem äussern Theile derselben zu liegen scheint, so kann
man diesen Theil der Faser die weisse Substanz der Ner-
venfasern nennen. Gewöhnlich zeigt der Rand einer Ner-
venfaser beiderseits eine doppelte Kontur, so dass die Fa-
ser dann das Ansehen einer hohlen Röhre hat, und die
Distanz der beiden Konturen bezeichnet dann die Dicke
der weissen Substanz. Nach den Untersuchungen von
Remak lässt sich die weisse Substanz jeder Nervenfaser
durch Quetschen entfernen, und es bleibt dann, entspre-
chend dem, was früher als Inhalt der Röhre erschien, ein

hältniss werden die Querstreifen deutlicher. Die Zellen-
kerne werden allmählig resorbirt. Die Zellenmembran der
sekundären Muskelzelle bleibt durchs ganze Leben, so daſs
jedes Muskelprimitivbündel fortwährend als Zelle zu be-
trachten ist.

2) Nerven.

Die Elementargebilde des Nervensystems stellen sich
unter einer doppelten Form dar: 1) als Fasern, Nerven-
fasern im weitern Sinne incl. die Fasern des Gehirns und
Rückenmarks; 2) als Kugeln, Ganglienkugeln, ausser den
Ganglien auch im Gehirn und Rückenmark vorkommend.
Unsere Aufgabe ist, das Verhältniſs dieser beiden Arten
von Elementargebilden zu den Elementarzellen nachzu-
weisen.

1) Nervenfasern.

Von diesen giebt es wieder zweierlei Formen: a) ge-
wöhnliche weiſse Nervenfasern; b) graue, sogenannte or-
ganische Fasern.

a) Weiſse Nervenfasern. Sie erscheinen als Fa-
sern, welche unter dem Mikroskop sehr dunkle Ränder
zeigen, und dasjenige, was bei der mikroskopischen Be-
trachtung diese dunklen Ränder veranlaſst, scheint auch
gerade das zu sein, was diesen Nervenfasern, mit bloſsem
Auge betrachtet, ihre weiſse Farbe giebt. Da der Grund
dieser Farbe nicht in der ganzen Faser, sondern nur in
dem äuſsern Theile derselben zu liegen scheint, so kann
man diesen Theil der Faser die weiſse Substanz der Ner-
venfasern nennen. Gewöhnlich zeigt der Rand einer Ner-
venfaser beiderseits eine doppelte Kontur, so daſs die Fa-
ser dann das Ansehen einer hohlen Röhre hat, und die
Distanz der beiden Konturen bezeichnet dann die Dicke
der weissen Substanz. Nach den Untersuchungen von
Remak lässt sich die weiſse Substanz jeder Nervenfaser
durch Quetschen entfernen, und es bleibt dann, entspre-
chend dem, was früher als Inhalt der Röhre erschien, ein

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[169/0193] hältniss werden die Querstreifen deutlicher. Die Zellen- kerne werden allmählig resorbirt. Die Zellenmembran der sekundären Muskelzelle bleibt durchs ganze Leben, so daſs jedes Muskelprimitivbündel fortwährend als Zelle zu be- trachten ist. 2) Nerven. Die Elementargebilde des Nervensystems stellen sich unter einer doppelten Form dar: 1) als Fasern, Nerven- fasern im weitern Sinne incl. die Fasern des Gehirns und Rückenmarks; 2) als Kugeln, Ganglienkugeln, ausser den Ganglien auch im Gehirn und Rückenmark vorkommend. Unsere Aufgabe ist, das Verhältniſs dieser beiden Arten von Elementargebilden zu den Elementarzellen nachzu- weisen. 1) Nervenfasern. Von diesen giebt es wieder zweierlei Formen: a) ge- wöhnliche weiſse Nervenfasern; b) graue, sogenannte or- ganische Fasern. a) Weiſse Nervenfasern. Sie erscheinen als Fa- sern, welche unter dem Mikroskop sehr dunkle Ränder zeigen, und dasjenige, was bei der mikroskopischen Be- trachtung diese dunklen Ränder veranlaſst, scheint auch gerade das zu sein, was diesen Nervenfasern, mit bloſsem Auge betrachtet, ihre weiſse Farbe giebt. Da der Grund dieser Farbe nicht in der ganzen Faser, sondern nur in dem äuſsern Theile derselben zu liegen scheint, so kann man diesen Theil der Faser die weiſse Substanz der Ner- venfasern nennen. Gewöhnlich zeigt der Rand einer Ner- venfaser beiderseits eine doppelte Kontur, so daſs die Fa- ser dann das Ansehen einer hohlen Röhre hat, und die Distanz der beiden Konturen bezeichnet dann die Dicke der weissen Substanz. Nach den Untersuchungen von Remak lässt sich die weiſse Substanz jeder Nervenfaser durch Quetschen entfernen, und es bleibt dann, entspre- chend dem, was früher als Inhalt der Röhre erschien, ein

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Zitationshilfe: Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/193>, abgerufen am 21.11.2024.