dünne Zellenmembran, an deren innerer Fläche bei ganz jungen Nerven konstant, bei etwas älteren, wo die weisse Substanz entwickelt ist, in einzelnen Fällen noch Zellen- kerne anliegen. 2) Auf der innern Fläche dieser Zellen- membran ist die weisse, fettartige Substanz der Nerven abgelagert, welche vorzugsweise das eigenthümliche An- sehn und die scharfen Konturen der Nerven veranlasst. Wenn diese Lage dick ist, so unterscheidet man ihre dop- pelten Konturen, wodurch der Nerv sein röhrenartiges An- sehn erhält; wenn sie aber dünn ist, so lassen sich die doppelten Konturen nicht erkennen. Morphologisch ent- spricht [ - 1 Zeichen fehlt]ie also der eigenthümlichen Muskelsubstanz, weil diese sich ebenfalls als sekundäre Ablagerung auf der Mem- bran der sekundären Muskelzellen bildet. 3) Der übrige Zelleninhalt scheint von einer festen Substanz, nämlich dem von Remak entdeckten Bande ausgefüllt zu sein. Hier- für findet sich bei den ausgebildeten Muskeln kein Ana- logon, da die sekundäre Ablagerung bei den Muskeln, näm- lich die Bildung der eigentlichen Muskelsubstanz, so lange fortdauert, bis die Höhle der sekundären Muskelzelle ganz gefüllt ist.
Wir haben bisher die Entstehung der Nerven bis zu ihrer völligen Ausbildung verfolgt, ohne dass dabei jene unregelmässigen Kugeln und Cylinderchen von dunkeln Konturen, die, wie oben p. 171 angegeben wurde, ausser den blassen Fasern und den vollständigen Nervenfasern auf einer mittlern Entwickelungsstufe der Nerven vorkom- men, als eine Uebergangsstufe sich zeigten. Ich möchte sie für Kunstprodukt halten, entstanden durch die Einwir- kung des Wassers und des Druckes auf die noch zarten Nerven. Wenn nämlich Wasser durch die Zellenmembran durch Imbibition durchdringt, so zieht sich die ölartige weisse Substanz zu einzelnen abgerundeten Formen um so leichter zurück, je weniger Konsistenz sie hat. Man sieht diess selbst noch an erwachsenen Nerven oft: ein ganzer Nerv zerfällt dadurch oft in einzelne Kugeln oder Cy- linderchen, die scharf abgegrenzt sind, so dass nur die Zel-
dünne Zellenmembran, an deren innerer Fläche bei ganz jungen Nerven konstant, bei etwas älteren, wo die weiſse Substanz entwickelt ist, in einzelnen Fällen noch Zellen- kerne anliegen. 2) Auf der innern Fläche dieser Zellen- membran ist die weiſse, fettartige Substanz der Nerven abgelagert, welche vorzugsweise das eigenthümliche An- sehn und die scharfen Konturen der Nerven veranlaſst. Wenn diese Lage dick ist, so unterscheidet man ihre dop- pelten Konturen, wodurch der Nerv sein röhrenartiges An- sehn erhält; wenn sie aber dünn ist, so lassen sich die doppelten Konturen nicht erkennen. Morphologisch ent- spricht [ – 1 Zeichen fehlt]ie also der eigenthümlichen Muskelsubstanz, weil diese sich ebenfalls als sekundäre Ablagerung auf der Mem- bran der sekundären Muskelzellen bildet. 3) Der übrige Zelleninhalt scheint von einer festen Substanz, nämlich dem von Remak entdeckten Bande ausgefüllt zu sein. Hier- für findet sich bei den ausgebildeten Muskeln kein Ana- logon, da die sekundäre Ablagerung bei den Muskeln, näm- lich die Bildung der eigentlichen Muskelsubstanz, so lange fortdauert, bis die Höhle der sekundären Muskelzelle ganz gefüllt ist.
Wir haben bisher die Entstehung der Nerven bis zu ihrer völligen Ausbildung verfolgt, ohne daſs dabei jene unregelmäſsigen Kugeln und Cylinderchen von dunkeln Konturen, die, wie oben p. 171 angegeben wurde, auſser den blassen Fasern und den vollständigen Nervenfasern auf einer mittlern Entwickelungsstufe der Nerven vorkom- men, als eine Uebergangsstufe sich zeigten. Ich möchte sie für Kunstprodukt halten, entstanden durch die Einwir- kung des Wassers und des Druckes auf die noch zarten Nerven. Wenn nämlich Wasser durch die Zellenmembran durch Imbibition durchdringt, so zieht sich die ölartige weiſse Substanz zu einzelnen abgerundeten Formen um so leichter zurück, je weniger Konsistenz sie hat. Man sieht dieſs selbst noch an erwachsenen Nerven oft: ein ganzer Nerv zerfällt dadurch oft in einzelne Kugeln oder Cy- linderchen, die scharf abgegrenzt sind, so daſs nur die Zel-
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dünne Zellenmembran, an deren innerer Fläche bei ganz
jungen Nerven konstant, bei etwas älteren, wo die weiſse
Substanz entwickelt ist, in einzelnen Fällen noch Zellen-
kerne anliegen. 2) Auf der innern Fläche dieser Zellen-
membran ist die weiſse, fettartige Substanz der Nerven
abgelagert, welche vorzugsweise das eigenthümliche An-
sehn und die scharfen Konturen der Nerven veranlaſst.
Wenn diese Lage dick ist, so unterscheidet man ihre dop-
pelten Konturen, wodurch der Nerv sein röhrenartiges An-
sehn erhält; wenn sie aber dünn ist, so lassen sich die
doppelten Konturen nicht erkennen. Morphologisch ent-
spricht _ie also der eigenthümlichen Muskelsubstanz, weil
diese sich ebenfalls als sekundäre Ablagerung auf der Mem-
bran der sekundären Muskelzellen bildet. 3) Der übrige
Zelleninhalt scheint von einer festen Substanz, nämlich dem
von Remak entdeckten Bande ausgefüllt zu sein. Hier-
für findet sich bei den ausgebildeten Muskeln kein Ana-
logon, da die sekundäre Ablagerung bei den Muskeln, näm-
lich die Bildung der eigentlichen Muskelsubstanz, so lange
fortdauert, bis die Höhle der sekundären Muskelzelle ganz
gefüllt ist.
Wir haben bisher die Entstehung der Nerven bis zu
ihrer völligen Ausbildung verfolgt, ohne daſs dabei jene
unregelmäſsigen Kugeln und Cylinderchen von dunkeln
Konturen, die, wie oben p. 171 angegeben wurde, auſser
den blassen Fasern und den vollständigen Nervenfasern
auf einer mittlern Entwickelungsstufe der Nerven vorkom-
men, als eine Uebergangsstufe sich zeigten. Ich möchte
sie für Kunstprodukt halten, entstanden durch die Einwir-
kung des Wassers und des Druckes auf die noch zarten
Nerven. Wenn nämlich Wasser durch die Zellenmembran
durch Imbibition durchdringt, so zieht sich die ölartige
weiſse Substanz zu einzelnen abgerundeten Formen um so
leichter zurück, je weniger Konsistenz sie hat. Man sieht
dieſs selbst noch an erwachsenen Nerven oft: ein ganzer
Nerv zerfällt dadurch oft in einzelne Kugeln oder Cy-
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/200>, abgerufen am 21.11.2024.
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