sich eine zweite Schichte (Zelle) nieder, in der sich ganz dieselben Prozesse wiederhohlen, nur mit dem Unterschiede dass diese Prozesse, namentlich das Wachsthum dieser Schichte und die Bildung des Zwischenraumes zwischen ihr und der vorigen Schichte (Zellenhöhle), hier schneller und vollkommner vor sich geht. Diess waren die Erschei- nungen bei der Bildung der meisten Zellen; bei einigen Zellen schien aber nur eine einfache Schichtenbildung, bei anderen dagegen (wo nämlich das Kernkörperchen noch hohl ist) eine dreifache Schichtenbildung statt zu haben. Die übrigen Verschiedenheiten in der Entstehung der Ele- mentartheile reduzirten sich, wie wir sahen, darauf, dass, wenn die Anfänge zweier benachbarten Zellen so nahe zusammenliegen, dass die Grenzen der, um jede von bei- den sich bildenden Schichten an einer Stelle zusammen- fallen, eine gemeinsame Schichte entstehen kann, welche die Anfänge zweier Zellen einschliesst. So schien sich wenigstens die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh- reren Kernkörperchen durch ein solches Zusammenfallen der ersten (dem Kern entsprechenden) Schichten, die Ver- schmelzung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären durch ein solches Zusammenfallen der zweiten (der Zelle entsprechenden) Schichten erklären zu lassen. Die weitere Entwicklung dieser gemeinsamen Schichten geschieht aber so, als ob es nur eine gewöhnliche einfache Schichte wäre. Endlich kamen noch Verschiedenheiten in der Weiterent- wicklung der Zellen vor, welche sich auf eine ungleich- mässige Ablagerung der neuen Moleküle zwischen die schon vorhandenen der einzelnen Schichten zurückführen liessen. Auf diese Weise wurden nämlich die Formveränderungen und die Theilung der Zellen erklärt. Zu den plastischen Erschei- nungen an den Zellen gehört endlich noch die Bildung sekun- därer Ablagerungen, indem sich nämlich auf der innern Fläche einer einfachen oder einer sekundären Zelle eine einfache Schichte oder eine Menge neuer Schichte immer eine auf der innern Fläche der vorhergehenden ablagert.
Diess sind die wichtigsten Erscheinungen, welche bei
sich eine zweite Schichte (Zelle) nieder, in der sich ganz dieselben Prozesse wiederhohlen, nur mit dem Unterschiede daſs diese Prozesse, namentlich das Wachsthum dieser Schichte und die Bildung des Zwischenraumes zwischen ihr und der vorigen Schichte (Zellenhöhle), hier schneller und vollkommner vor sich geht. Dieſs waren die Erschei- nungen bei der Bildung der meisten Zellen; bei einigen Zellen schien aber nur eine einfache Schichtenbildung, bei anderen dagegen (wo nämlich das Kernkörperchen noch hohl ist) eine dreifache Schichtenbildung statt zu haben. Die übrigen Verschiedenheiten in der Entstehung der Ele- mentartheile reduzirten sich, wie wir sahen, darauf, daſs, wenn die Anfänge zweier benachbarten Zellen so nahe zusammenliegen, daſs die Grenzen der, um jede von bei- den sich bildenden Schichten an einer Stelle zusammen- fallen, eine gemeinsame Schichte entstehen kann, welche die Anfänge zweier Zellen einschlieſst. So schien sich wenigstens die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh- reren Kernkörperchen durch ein solches Zusammenfallen der ersten (dem Kern entsprechenden) Schichten, die Ver- schmelzung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären durch ein solches Zusammenfallen der zweiten (der Zelle entsprechenden) Schichten erklären zu lassen. Die weitere Entwicklung dieser gemeinsamen Schichten geschieht aber so, als ob es nur eine gewöhnliche einfache Schichte wäre. Endlich kamen noch Verschiedenheiten in der Weiterent- wicklung der Zellen vor, welche sich auf eine ungleich- mäſsige Ablagerung der neuen Moleküle zwischen die schon vorhandenen der einzelnen Schichten zurückführen lieſsen. Auf diese Weise wurden nämlich die Formveränderungen und die Theilung der Zellen erklärt. Zu den plastischen Erschei- nungen an den Zellen gehört endlich noch die Bildung sekun- därer Ablagerungen, indem sich nämlich auf der innern Fläche einer einfachen oder einer sekundären Zelle eine einfache Schichte oder eine Menge neuer Schichte immer eine auf der innern Fläche der vorhergehenden ablagert.
Dieſs sind die wichtigsten Erscheinungen, welche bei
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sich eine zweite Schichte (Zelle) nieder, in der sich ganz
dieselben Prozesse wiederhohlen, nur mit dem Unterschiede
daſs diese Prozesse, namentlich das Wachsthum dieser
Schichte und die Bildung des Zwischenraumes zwischen
ihr und der vorigen Schichte (Zellenhöhle), hier schneller
und vollkommner vor sich geht. Dieſs waren die Erschei-
nungen bei der Bildung der meisten Zellen; bei einigen
Zellen schien aber nur eine einfache Schichtenbildung, bei
anderen dagegen (wo nämlich das Kernkörperchen noch
hohl ist) eine dreifache Schichtenbildung statt zu haben.
Die übrigen Verschiedenheiten in der Entstehung der Ele-
mentartheile reduzirten sich, wie wir sahen, darauf, daſs,
wenn die Anfänge zweier benachbarten Zellen so nahe
zusammenliegen, daſs die Grenzen der, um jede von bei-
den sich bildenden Schichten an einer Stelle zusammen-
fallen, eine gemeinsame Schichte entstehen kann, welche
die Anfänge zweier Zellen einschlieſst. So schien sich
wenigstens die Entstehung der Kerne mit zwei oder meh-
reren Kernkörperchen durch ein solches Zusammenfallen
der ersten (dem Kern entsprechenden) Schichten, die Ver-
schmelzung mehrerer primärer Zellen zu einer sekundären
durch ein solches Zusammenfallen der zweiten (der Zelle
entsprechenden) Schichten erklären zu lassen. Die weitere
Entwicklung dieser gemeinsamen Schichten geschieht aber
so, als ob es nur eine gewöhnliche einfache Schichte wäre.
Endlich kamen noch Verschiedenheiten in der Weiterent-
wicklung der Zellen vor, welche sich auf eine ungleich-
mäſsige Ablagerung der neuen Moleküle zwischen die schon
vorhandenen der einzelnen Schichten zurückführen lieſsen.
Auf diese Weise wurden nämlich die Formveränderungen und
die Theilung der Zellen erklärt. Zu den plastischen Erschei-
nungen an den Zellen gehört endlich noch die Bildung sekun-
därer Ablagerungen, indem sich nämlich auf der innern Fläche
einer einfachen oder einer sekundären Zelle eine einfache
Schichte oder eine Menge neuer Schichte immer eine auf
der innern Fläche der vorhergehenden ablagert.
Dieſs sind die wichtigsten Erscheinungen, welche bei
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/254>, abgerufen am 24.11.2024.
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