oder in der Nähe der innern Wandfläche des Kerns, wäh- rend sie bei dem Pflanzenzellenkern nach Schleiden in der Tiefe des Kerns liegen. Ob diese in den Knorpeln entstehenden jungen Zellen junge Knorpelzellen d. h. Zellen sind, die durch Verdickung ihrer Wände Knorpelsubstanz bilden könnten, ob also auch ihre Kerne identisch sind mit den Kernen der fertigen Knorpelzellen (Fig. 5. a) ist ungewiss. Die grosse Uebereinstimmung ihrer Form aber und das, wie es scheint, konstante Vorkommen der letz- tern an den jüngsten Knorpelzellen, machten es wahr- scheinlich, dass diese Kerne der eigentlichen Knorpelzellen auch die Bedeutung der Cytoblasten der entsprechenden Knorpelzellen haben. Bei der Verknöcherung lagert sich zunächst die Kalkerde in den Zellenwänden oder in der eigentlichen Knorpelsubstanz ab, später werden auch die Reste der Zellenhöhlen mit Kalkerde gefüllt, und es kom- men dann zugleich die von diesen sternförmig ausgehenden Fasern zum Vorschein. Ueber die Bedeutung der letztern siehe oben pag. 35. Es war dort am wahrscheinlichsten, dass diese Fasern oder vielmehr Kanälchen Verlängerungen der Knorpelzellen in die Intercellularsubstanz sind, ana- log den Verlängerungen z. B. der Pigmentzellen Tab. II. Fig. 9.
Wir haben also hier eine so vollkommene Ueberein- stimmung der Knorpel mit dem Pflanzengewebe, wie man es nur immer erwarten konnte. Das Hohlsein der Zellen- kerne und die Lage der Kernkörperchen in denselben schei- nen die einzigen Abweichungen zu sein.
Die detaillirte Untersuchung über die Chorda dorsalis und die Knorpel hat uns also zu dem Resultate geführt, dass die wichtigsten Verhältnisse ihrer Structur und ihrer Entwicklung mit entsprechenden Prozessen bei den Pflan- zen übereinstimmen, dass zwar noch einige Abweichungen oder unerklärte Verschiedenheiten übrig bleiben, die aber nicht hinreichend sind, das Hauptresultat zu stören, dass
oder in der Nähe der innern Wandfläche des Kerns, wäh- rend sie bei dem Pflanzenzellenkern nach Schleiden in der Tiefe des Kerns liegen. Ob diese in den Knorpeln entstehenden jungen Zellen junge Knorpelzellen d. h. Zellen sind, die durch Verdickung ihrer Wände Knorpelsubstanz bilden könnten, ob also auch ihre Kerne identisch sind mit den Kernen der fertigen Knorpelzellen (Fig. 5. a) ist ungewiſs. Die groſse Uebereinstimmung ihrer Form aber und das, wie es scheint, konstante Vorkommen der letz- tern an den jüngsten Knorpelzellen, machten es wahr- scheinlich, daſs diese Kerne der eigentlichen Knorpelzellen auch die Bedeutung der Cytoblasten der entsprechenden Knorpelzellen haben. Bei der Verknöcherung lagert sich zunächst die Kalkerde in den Zellenwänden oder in der eigentlichen Knorpelsubstanz ab, später werden auch die Reste der Zellenhöhlen mit Kalkerde gefüllt, und es kom- men dann zugleich die von diesen sternförmig ausgehenden Fasern zum Vorschein. Ueber die Bedeutung der letztern siehe oben pag. 35. Es war dort am wahrscheinlichsten, daſs diese Fasern oder vielmehr Kanälchen Verlängerungen der Knorpelzellen in die Intercellularsubstanz sind, ana- log den Verlängerungen z. B. der Pigmentzellen Tab. II. Fig. 9.
Wir haben also hier eine so vollkommene Ueberein- stimmung der Knorpel mit dem Pflanzengewebe, wie man es nur immer erwarten konnte. Das Hohlsein der Zellen- kerne und die Lage der Kernkörperchen in denselben schei- nen die einzigen Abweichungen zu sein.
Die detaillirte Untersuchung über die Chorda dorsalis und die Knorpel hat uns also zu dem Resultate geführt, daſs die wichtigsten Verhältnisse ihrer Structur und ihrer Entwicklung mit entsprechenden Prozessen bei den Pflan- zen übereinstimmen, daſs zwar noch einige Abweichungen oder unerklärte Verschiedenheiten übrig bleiben, die aber nicht hinreichend sind, das Hauptresultat zu stören, daſs
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[38/0062]
oder in der Nähe der innern Wandfläche des Kerns, wäh-
rend sie bei dem Pflanzenzellenkern nach Schleiden
in der Tiefe des Kerns liegen. Ob diese in den Knorpeln
entstehenden jungen Zellen junge Knorpelzellen d. h. Zellen
sind, die durch Verdickung ihrer Wände Knorpelsubstanz
bilden könnten, ob also auch ihre Kerne identisch sind
mit den Kernen der fertigen Knorpelzellen (Fig. 5. a) ist
ungewiſs. Die groſse Uebereinstimmung ihrer Form aber
und das, wie es scheint, konstante Vorkommen der letz-
tern an den jüngsten Knorpelzellen, machten es wahr-
scheinlich, daſs diese Kerne der eigentlichen Knorpelzellen
auch die Bedeutung der Cytoblasten der entsprechenden
Knorpelzellen haben. Bei der Verknöcherung lagert sich
zunächst die Kalkerde in den Zellenwänden oder in der
eigentlichen Knorpelsubstanz ab, später werden auch die
Reste der Zellenhöhlen mit Kalkerde gefüllt, und es kom-
men dann zugleich die von diesen sternförmig ausgehenden
Fasern zum Vorschein. Ueber die Bedeutung der letztern
siehe oben pag. 35. Es war dort am wahrscheinlichsten,
daſs diese Fasern oder vielmehr Kanälchen Verlängerungen
der Knorpelzellen in die Intercellularsubstanz sind, ana-
log den Verlängerungen z. B. der Pigmentzellen Tab. II.
Fig. 9.
Wir haben also hier eine so vollkommene Ueberein-
stimmung der Knorpel mit dem Pflanzengewebe, wie man
es nur immer erwarten konnte. Das Hohlsein der Zellen-
kerne und die Lage der Kernkörperchen in denselben schei-
nen die einzigen Abweichungen zu sein.
Die detaillirte Untersuchung über die Chorda dorsalis
und die Knorpel hat uns also zu dem Resultate geführt,
daſs die wichtigsten Verhältnisse ihrer Structur und ihrer
Entwicklung mit entsprechenden Prozessen bei den Pflan-
zen übereinstimmen, daſs zwar noch einige Abweichungen
oder unerklärte Verschiedenheiten übrig bleiben, die aber
nicht hinreichend sind, das Hauptresultat zu stören, daſs
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Schwann, Theodor: Mikroskopische Untersuchungen über die Uebereinstimmung in der Struktur und dem Wachsthum der Thiere und Pflanzen. Berlin, 1839, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwann_mikroskopische_1839/62>, abgerufen am 14.05.2024.
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