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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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Einleitung.

§ 1. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Fischerei. Wie die
Jagd, so bildet auch die Fischerei auf den niederen Kulturstufen eine
der wichtigsten Nahrungsquellen. Beide haben bei den modernen Kul-
turvölkern im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren; während jedoch
erstere an volkswirtschaftlicher Wichtigkeit fortwährend abnahm und
heutzutage vorwiegend nur noch als Sport und noble Passion in Be-
tracht kommt, ist in der Neuzeit der hohe volkswirtschaftliche Wert der
Fischerei wieder mehr in den Vordergrund getreten, und diese findet des-
halb auch mit Recht von seiten des Staates eine besondere Beachtung
und sorgsame Pflege.

Für die Bewohner der Küstengegenden, sowie der Ufer grosser
Seen und Ströme hat die Fischerei stets einen wichtigen, vielfach sogar
den wertvollsten Beitrag zu ihrer Ernährung geliefert, der Fischreich-
tum der kleineren Flüsse und der Bäche ist dagegen aus verschiedenen
Gründen allmählich so weit gesunken, dass er für die Volksernährung
kaum noch in Betracht kommt. Die Ursache hierfür liegt ausser in den
noch näher zu besprechenden rechtlichen, volkswirtschaftlichen und
wasserbautechnischen Verhältnissen sehr wesentlich in der vielfach zu
weit getriebenen Trockenlegung der Teiche und Senkung der See-
spiegel. Fische sind gegenwärtig für weite Gebiete geradezu eine
Seltenheit und ein Luxusartikel geworden.

Die Erträge der Seefischerei sind erst seit jener Zeit für weitere
Volksschichten zugänglich, seitdem sowohl der Fang rationeller und in
grösserem Massstabe betrieben wird, als auch durch die moderne Ent-
wickelung der Verkehrsmittel und durch rationelle Konservierungs-
methoden die Seefische in frischem Zustande und um billige Preise
auch im Binnenlande zu beziehen sind.

Der Fang der Fische ernährt nicht nur die eigentliche Fischer-
bevölkerung, sondern ist auch für eine ganze Reihe von Gewerben:
Schiffsbau, Herstellung der Fischereigeräte, Konservierung der Fische,
sowie für Handel und Verkehr von grosser Wichtigkeit.

Sehr hoch muss ferner der Wert der Fischerei, und zwar vor allem
jener der Küsten- und Hochseefischerei, für die Ausbildung eines gro-
ssen Teiles der Mannschaften, welche auf der Handels- und Kriegs-
marine Verwendung finden, geschätzt werden.

Bei Würdigung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Fischerei
ist besonders zu berücksichtigen, dass die Fische fast ein freies Ge-

Einleitung.

§ 1. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Fischerei. Wie die
Jagd, so bildet auch die Fischerei auf den niederen Kulturstufen eine
der wichtigsten Nahrungsquellen. Beide haben bei den modernen Kul-
turvölkern im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren; während jedoch
erstere an volkswirtschaftlicher Wichtigkeit fortwährend abnahm und
heutzutage vorwiegend nur noch als Sport und noble Passion in Be-
tracht kommt, ist in der Neuzeit der hohe volkswirtschaftliche Wert der
Fischerei wieder mehr in den Vordergrund getreten, und diese findet des-
halb auch mit Recht von seiten des Staates eine besondere Beachtung
und sorgsame Pflege.

Für die Bewohner der Küstengegenden, sowie der Ufer groſser
Seen und Ströme hat die Fischerei stets einen wichtigen, vielfach sogar
den wertvollsten Beitrag zu ihrer Ernährung geliefert, der Fischreich-
tum der kleineren Flüsse und der Bäche ist dagegen aus verschiedenen
Gründen allmählich so weit gesunken, daſs er für die Volksernährung
kaum noch in Betracht kommt. Die Ursache hierfür liegt auſser in den
noch näher zu besprechenden rechtlichen, volkswirtschaftlichen und
wasserbautechnischen Verhältnissen sehr wesentlich in der vielfach zu
weit getriebenen Trockenlegung der Teiche und Senkung der See-
spiegel. Fische sind gegenwärtig für weite Gebiete geradezu eine
Seltenheit und ein Luxusartikel geworden.

Die Erträge der Seefischerei sind erst seit jener Zeit für weitere
Volksschichten zugänglich, seitdem sowohl der Fang rationeller und in
gröſserem Maſsstabe betrieben wird, als auch durch die moderne Ent-
wickelung der Verkehrsmittel und durch rationelle Konservierungs-
methoden die Seefische in frischem Zustande und um billige Preise
auch im Binnenlande zu beziehen sind.

Der Fang der Fische ernährt nicht nur die eigentliche Fischer-
bevölkerung, sondern ist auch für eine ganze Reihe von Gewerben:
Schiffsbau, Herstellung der Fischereigeräte, Konservierung der Fische,
sowie für Handel und Verkehr von groſser Wichtigkeit.

Sehr hoch muſs ferner der Wert der Fischerei, und zwar vor allem
jener der Küsten- und Hochseefischerei, für die Ausbildung eines gro-
ſsen Teiles der Mannschaften, welche auf der Handels- und Kriegs-
marine Verwendung finden, geschätzt werden.

Bei Würdigung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Fischerei
ist besonders zu berücksichtigen, daſs die Fische fast ein freies Ge-

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[[329]/0347] Einleitung. § 1. Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Fischerei. Wie die Jagd, so bildet auch die Fischerei auf den niederen Kulturstufen eine der wichtigsten Nahrungsquellen. Beide haben bei den modernen Kul- turvölkern im Laufe der Zeit an Bedeutung verloren; während jedoch erstere an volkswirtschaftlicher Wichtigkeit fortwährend abnahm und heutzutage vorwiegend nur noch als Sport und noble Passion in Be- tracht kommt, ist in der Neuzeit der hohe volkswirtschaftliche Wert der Fischerei wieder mehr in den Vordergrund getreten, und diese findet des- halb auch mit Recht von seiten des Staates eine besondere Beachtung und sorgsame Pflege. Für die Bewohner der Küstengegenden, sowie der Ufer groſser Seen und Ströme hat die Fischerei stets einen wichtigen, vielfach sogar den wertvollsten Beitrag zu ihrer Ernährung geliefert, der Fischreich- tum der kleineren Flüsse und der Bäche ist dagegen aus verschiedenen Gründen allmählich so weit gesunken, daſs er für die Volksernährung kaum noch in Betracht kommt. Die Ursache hierfür liegt auſser in den noch näher zu besprechenden rechtlichen, volkswirtschaftlichen und wasserbautechnischen Verhältnissen sehr wesentlich in der vielfach zu weit getriebenen Trockenlegung der Teiche und Senkung der See- spiegel. Fische sind gegenwärtig für weite Gebiete geradezu eine Seltenheit und ein Luxusartikel geworden. Die Erträge der Seefischerei sind erst seit jener Zeit für weitere Volksschichten zugänglich, seitdem sowohl der Fang rationeller und in gröſserem Maſsstabe betrieben wird, als auch durch die moderne Ent- wickelung der Verkehrsmittel und durch rationelle Konservierungs- methoden die Seefische in frischem Zustande und um billige Preise auch im Binnenlande zu beziehen sind. Der Fang der Fische ernährt nicht nur die eigentliche Fischer- bevölkerung, sondern ist auch für eine ganze Reihe von Gewerben: Schiffsbau, Herstellung der Fischereigeräte, Konservierung der Fische, sowie für Handel und Verkehr von groſser Wichtigkeit. Sehr hoch muſs ferner der Wert der Fischerei, und zwar vor allem jener der Küsten- und Hochseefischerei, für die Ausbildung eines gro- ſsen Teiles der Mannschaften, welche auf der Handels- und Kriegs- marine Verwendung finden, geschätzt werden. Bei Würdigung der volkswirtschaftlichen Bedeutung der Fischerei ist besonders zu berücksichtigen, daſs die Fische fast ein freies Ge-

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. [329]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/347>, abgerufen am 30.11.2024.