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Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894.

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Einleitung.
schenk der Natur darstellen, so dass nur die allerdings vielfach mit
grossen Kosten verbundene Okkupation in Betracht kommt.

Einige Zahlen mögen die Bedeutung der Fischerei noch klarer her-
vortreten lassen; dieselben werden aber gleichzeitig zeigen, wie weit
Deutschland bezüglich der Nutzbarmachung des Fischreichtums seiner
Gewässer hinter anderen Nationen zurückgeblieben ist.

Bezüglich der Binnenfischerei fehlen zuverlässige Angaben fast voll-
ständig 1), hinsichtlich der Seefischerei dürfte folgendes anzuführen sein:

Für Deutschland wies die Gewerbezählung von 1882: 24188 Fi-
scher (ohne höheres Verwaltungspersonal) nach, worunter 12993 ohne
weiteren Nebenerwerb thätige Personen. 2) Diese betreiben zum grössten
Teile Binnen- und Küstenfischerei in der Ostsee mit kleinen Fahrzeugen
und vielfach in ganz unerheblichem Umfange. Die Zahl der in der Nordsee
ausserhalb der Küstengewässer, also zur Hochseefischerei verwendeten
Fahrzeuge belief sich 1887 auf 463 mit 1907 Mann Besatzung. Der Er-
trag der Schleswig-Holsteiner Hochseefischerei ist für 1886 auf 341544 M.,
derjenige der Finkenwerder Hochseefischerei auf 909663 M. gewertet
worden. Die grosse Heringsfischerei wird hauptsächlich von der Emdener
Heringsfischerei-Aktiengesellschaft betrieben, und es wurden 1886/87
mit 15 Schiffen 11227 Tonnen im Werte von 302045 M. eingebracht.

Im Jahre 1894 gab es 66 Fischereidampfer, von denen 5 dem Ems-
gebiete, 17 dem Elbgebiete und die übrigen 44 dem Wesergebiete an-
gehören. Diese 66 Dampfer repräsentieren ein Anlagekapital von 7 Mil-
lionen M.; der jährliche Gesamtertrag der Fischereidampferflotte wird
unter günstigen Verhältnissen zu etwa 41/4 Millionen veranschlagt.


1) Bei richtigem Betriebe der Karpfenwirtschaft soll ein Hektar Teichfläche den-
selben Reinertrag abwerfen, wie ein Hektar besten Weizenbodens. Nach Metzger
standen im Jahre 1880: 11909 km Flüsse und Bäche sowie 139147 ha Seen und Teiche
unter forst- und domänenfiskalischer Verwaltung, welche einen gesamten Pachtertrag
von 470308 M. einbrachten. Auf Flussfischerei kommen 99134 M. für 8912 km.
2) Nach der Berufsstatistik vom 5. Juni 1882 war die Beteiligung der Bevölkerung
am Fischereigewerbe folgende:
[Tabelle]

Einleitung.
schenk der Natur darstellen, so daſs nur die allerdings vielfach mit
groſsen Kosten verbundene Okkupation in Betracht kommt.

Einige Zahlen mögen die Bedeutung der Fischerei noch klarer her-
vortreten lassen; dieselben werden aber gleichzeitig zeigen, wie weit
Deutschland bezüglich der Nutzbarmachung des Fischreichtums seiner
Gewässer hinter anderen Nationen zurückgeblieben ist.

Bezüglich der Binnenfischerei fehlen zuverlässige Angaben fast voll-
ständig 1), hinsichtlich der Seefischerei dürfte folgendes anzuführen sein:

Für Deutschland wies die Gewerbezählung von 1882: 24188 Fi-
scher (ohne höheres Verwaltungspersonal) nach, worunter 12993 ohne
weiteren Nebenerwerb thätige Personen. 2) Diese betreiben zum gröſsten
Teile Binnen- und Küstenfischerei in der Ostsee mit kleinen Fahrzeugen
und vielfach in ganz unerheblichem Umfange. Die Zahl der in der Nordsee
auſserhalb der Küstengewässer, also zur Hochseefischerei verwendeten
Fahrzeuge belief sich 1887 auf 463 mit 1907 Mann Besatzung. Der Er-
trag der Schleswig-Holsteiner Hochseefischerei ist für 1886 auf 341544 M.,
derjenige der Finkenwerder Hochseefischerei auf 909663 M. gewertet
worden. Die groſse Heringsfischerei wird hauptsächlich von der Emdener
Heringsfischerei-Aktiengesellschaft betrieben, und es wurden 1886/87
mit 15 Schiffen 11227 Tonnen im Werte von 302045 M. eingebracht.

Im Jahre 1894 gab es 66 Fischereidampfer, von denen 5 dem Ems-
gebiete, 17 dem Elbgebiete und die übrigen 44 dem Wesergebiete an-
gehören. Diese 66 Dampfer repräsentieren ein Anlagekapital von 7 Mil-
lionen M.; der jährliche Gesamtertrag der Fischereidampferflotte wird
unter günstigen Verhältnissen zu etwa 4¼ Millionen veranschlagt.


1) Bei richtigem Betriebe der Karpfenwirtschaft soll ein Hektar Teichfläche den-
selben Reinertrag abwerfen, wie ein Hektar besten Weizenbodens. Nach Metzger
standen im Jahre 1880: 11909 km Flüsse und Bäche sowie 139147 ha Seen und Teiche
unter forst- und domänenfiskalischer Verwaltung, welche einen gesamten Pachtertrag
von 470308 M. einbrachten. Auf Fluſsfischerei kommen 99134 M. für 8912 km.
2) Nach der Berufsstatistik vom 5. Juni 1882 war die Beteiligung der Bevölkerung
am Fischereigewerbe folgende:
[Tabelle]
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[330/0348] Einleitung. schenk der Natur darstellen, so daſs nur die allerdings vielfach mit groſsen Kosten verbundene Okkupation in Betracht kommt. Einige Zahlen mögen die Bedeutung der Fischerei noch klarer her- vortreten lassen; dieselben werden aber gleichzeitig zeigen, wie weit Deutschland bezüglich der Nutzbarmachung des Fischreichtums seiner Gewässer hinter anderen Nationen zurückgeblieben ist. Bezüglich der Binnenfischerei fehlen zuverlässige Angaben fast voll- ständig 1), hinsichtlich der Seefischerei dürfte folgendes anzuführen sein: Für Deutschland wies die Gewerbezählung von 1882: 24188 Fi- scher (ohne höheres Verwaltungspersonal) nach, worunter 12993 ohne weiteren Nebenerwerb thätige Personen. 2) Diese betreiben zum gröſsten Teile Binnen- und Küstenfischerei in der Ostsee mit kleinen Fahrzeugen und vielfach in ganz unerheblichem Umfange. Die Zahl der in der Nordsee auſserhalb der Küstengewässer, also zur Hochseefischerei verwendeten Fahrzeuge belief sich 1887 auf 463 mit 1907 Mann Besatzung. Der Er- trag der Schleswig-Holsteiner Hochseefischerei ist für 1886 auf 341544 M., derjenige der Finkenwerder Hochseefischerei auf 909663 M. gewertet worden. Die groſse Heringsfischerei wird hauptsächlich von der Emdener Heringsfischerei-Aktiengesellschaft betrieben, und es wurden 1886/87 mit 15 Schiffen 11227 Tonnen im Werte von 302045 M. eingebracht. Im Jahre 1894 gab es 66 Fischereidampfer, von denen 5 dem Ems- gebiete, 17 dem Elbgebiete und die übrigen 44 dem Wesergebiete an- gehören. Diese 66 Dampfer repräsentieren ein Anlagekapital von 7 Mil- lionen M.; der jährliche Gesamtertrag der Fischereidampferflotte wird unter günstigen Verhältnissen zu etwa 4¼ Millionen veranschlagt. 1) Bei richtigem Betriebe der Karpfenwirtschaft soll ein Hektar Teichfläche den- selben Reinertrag abwerfen, wie ein Hektar besten Weizenbodens. Nach Metzger standen im Jahre 1880: 11909 km Flüsse und Bäche sowie 139147 ha Seen und Teiche unter forst- und domänenfiskalischer Verwaltung, welche einen gesamten Pachtertrag von 470308 M. einbrachten. Auf Fluſsfischerei kommen 99134 M. für 8912 km. 2) Nach der Berufsstatistik vom 5. Juni 1882 war die Beteiligung der Bevölkerung am Fischereigewerbe folgende:

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Zitationshilfe: Schwappach, Adam: Forstpolitik, Jagd- und Fischereipolitik. Leipzig, 1894, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schwappach_forstpolitik_1894/348>, abgerufen am 30.11.2024.