Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.Die Umgebung Batums. -- Batum. glänzendsten Aussichten auf diesem Lebenswege einschwatzen, undthatsächlich waren diese Schönen auch stets die größten Intri- guantinnen in den sultanischen Harems am Bospor. Wir wollen indeß nicht in das Land der Adjaren eindringen, Begehrenswerth ist der Punkt von maritimen Gesichtspunkten Die Umgebung Batums. — Batum. glänzendſten Ausſichten auf dieſem Lebenswege einſchwatzen, undthatſächlich waren dieſe Schönen auch ſtets die größten Intri- guantinnen in den ſultaniſchen Harems am Bospor. Wir wollen indeß nicht in das Land der Adjaren eindringen, Begehrenswerth iſt der Punkt von maritimen Geſichtspunkten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="91"/><fw place="top" type="header">Die Umgebung Batums. — Batum.</fw><lb/> glänzendſten Ausſichten auf dieſem Lebenswege einſchwatzen, und<lb/> thatſächlich waren dieſe Schönen auch ſtets die größten Intri-<lb/> guantinnen in den ſultaniſchen Harems am Bospor.</p><lb/> <p>Wir wollen indeß nicht in das Land der Adjaren eindringen,<lb/> ſondern ſetzen unſeren Weg ſüdwärts von Kindriſchi fort. Die<lb/> Landſchaft wird bald coupirter, hin und wieder ſetzt auch einige<lb/> Vegetation an, die ſich freilich kaum über ſtachliges Strauchwerk<lb/> erhebt, aber für den, der die Todesſtätten am Tſcholoch und um<lb/> St. Nicolaj geſehen, bildet ſie immerhin eine angenehme Unter-<lb/> brechung in der unheimlichen Oede. So geht es fünf bis ſechs<lb/> Stunden fort, bis nach Paſſirung der muthmaßlichen Stelle. des<lb/> alten Petra plötzlich eine weitläufige Ebene den Wanderer auf-<lb/> nimmt. Das iſt die Ebene von Kahaber, zum Theile ſpärliches<lb/> Culturland, anderntheils graſige Niederung, weit im Hinter-<lb/> grunde von abſtürzenden Gebirgszinnen — des früher durch-<lb/> wanderten Lazenlandes — begrenzt, deren höchſte Häupter bereits<lb/> in das wildromantiſche Wald- und Felſenthal des großen Tſchu-<lb/> rukfluſſes hinabſehen … Am Küſtenrande dieſer Ebene liegt<lb/> an geräumiger, tiefer Bucht das vielgenannte Batum.</p><lb/> <p>Begehrenswerth iſt der Punkt von maritimen Geſichtspunkten<lb/> allerdings im hohen Grade, aber ſonſt trifft man hier auch nicht<lb/> das Geringſte, was dem Orte in irgend einer Richtung zu gute<lb/> geſchrieben werden könnte. In den elenden Baracken wohnen<lb/> keine tauſend Menſchen, will man die flottante Bevölkerung ab-<lb/> rechnen, die allerdings nicht unbedeutend iſt, denn Batum iſt der<lb/> Abzugscanal all’ jener, wenn auch nicht ſehr gewichtigen Handels-<lb/> Intereſſen, welche die dahinter liegenden Bergvölker vertreten.<lb/> Batum hat weitaus den beſten Hafen auf der ganzen Küſten-<lb/> ausdehnung von Sinope über Trapezunt und Poti bis zur Krim<lb/> hinauf. Der Ort ſelbſt beſitzt etwa 200 Holzhäuſer, meiſt Kauf-<lb/> buden, die bisher nahezu während des ganzen Jahres geſchloſſen<lb/> und von ihren Beſitzern verlaſſen waren, da es nur an den all-<lb/> jährlichen Bazartagen etwas umzuſetzen gab. Dann wurde es<lb/> allerdings lebendig in dem kleinen ſchmutzigen Orte und das<lb/> Völkergemiſch von Tſcherkeſſen, Lesghiern, Georgiern, Armeniern,<lb/> Lazen, Kurden und Türken mag nicht ohne orientaliſch feſſelnden<lb/> Anſtrich geweſen ſein. Dafür aber ſah es die übrige Zeit troſt-<lb/> los im Deltalande des Tſchuruk aus. Wenn im Frühjahre der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [91/0123]
Die Umgebung Batums. — Batum.
glänzendſten Ausſichten auf dieſem Lebenswege einſchwatzen, und
thatſächlich waren dieſe Schönen auch ſtets die größten Intri-
guantinnen in den ſultaniſchen Harems am Bospor.
Wir wollen indeß nicht in das Land der Adjaren eindringen,
ſondern ſetzen unſeren Weg ſüdwärts von Kindriſchi fort. Die
Landſchaft wird bald coupirter, hin und wieder ſetzt auch einige
Vegetation an, die ſich freilich kaum über ſtachliges Strauchwerk
erhebt, aber für den, der die Todesſtätten am Tſcholoch und um
St. Nicolaj geſehen, bildet ſie immerhin eine angenehme Unter-
brechung in der unheimlichen Oede. So geht es fünf bis ſechs
Stunden fort, bis nach Paſſirung der muthmaßlichen Stelle. des
alten Petra plötzlich eine weitläufige Ebene den Wanderer auf-
nimmt. Das iſt die Ebene von Kahaber, zum Theile ſpärliches
Culturland, anderntheils graſige Niederung, weit im Hinter-
grunde von abſtürzenden Gebirgszinnen — des früher durch-
wanderten Lazenlandes — begrenzt, deren höchſte Häupter bereits
in das wildromantiſche Wald- und Felſenthal des großen Tſchu-
rukfluſſes hinabſehen … Am Küſtenrande dieſer Ebene liegt
an geräumiger, tiefer Bucht das vielgenannte Batum.
Begehrenswerth iſt der Punkt von maritimen Geſichtspunkten
allerdings im hohen Grade, aber ſonſt trifft man hier auch nicht
das Geringſte, was dem Orte in irgend einer Richtung zu gute
geſchrieben werden könnte. In den elenden Baracken wohnen
keine tauſend Menſchen, will man die flottante Bevölkerung ab-
rechnen, die allerdings nicht unbedeutend iſt, denn Batum iſt der
Abzugscanal all’ jener, wenn auch nicht ſehr gewichtigen Handels-
Intereſſen, welche die dahinter liegenden Bergvölker vertreten.
Batum hat weitaus den beſten Hafen auf der ganzen Küſten-
ausdehnung von Sinope über Trapezunt und Poti bis zur Krim
hinauf. Der Ort ſelbſt beſitzt etwa 200 Holzhäuſer, meiſt Kauf-
buden, die bisher nahezu während des ganzen Jahres geſchloſſen
und von ihren Beſitzern verlaſſen waren, da es nur an den all-
jährlichen Bazartagen etwas umzuſetzen gab. Dann wurde es
allerdings lebendig in dem kleinen ſchmutzigen Orte und das
Völkergemiſch von Tſcherkeſſen, Lesghiern, Georgiern, Armeniern,
Lazen, Kurden und Türken mag nicht ohne orientaliſch feſſelnden
Anſtrich geweſen ſein. Dafür aber ſah es die übrige Zeit troſt-
los im Deltalande des Tſchuruk aus. Wenn im Frühjahre der
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