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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.

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Smyrna.
Klein-Asien: Feigen, Myrthen, Lorbeer, Orangen, Brodfrucht-
bäume, ganze Olivenwälder, Baumwollstauden, dazu ein tro-
pischer Blüthenflor in den Gärten, Eichen- und Buchenwälder
an den Bergesabdachungen. Nur gegen die Küste hin werden
die Berge kahler und schon in der hyrkanischen Ebene bei Ma-
gnesia, dem heutigen Manissa, hören sie ganz auf1. Auch die
unmittelbare Umgebung Smyrnas leidet, wie schon erwähnt, an
dieser Baumlosigkeit2. Was in Zukunft für diese bedeutende
Handelsstadt in hohem Grade bedenklich werden könnte, ist, daß
unmittelbar an der Hafeneinfahrt der Gedisfluß (Hermos) ins
Meer mündet und durch seine gewaltigen Schlammbildungen den
eigentlichen Schiffahrt-Canal mehr und mehr einengt3. Die
Schiffe sind in Folge dessen gezwungen, von der Rhede von
Vurla ab, welche noch dem eigentlichen Golfe angehört, möglichst
knapp an der Südküste des Hafens, bei der sogenannten Quaran-
täne-Bucht vorüber zu steuern, um nicht auf den Grund zu ge-
rathen. Im Sommer liegt das ziemlich weitläufige Delta-Land
des Hermos vollends trocken und der Fluß selbst gleicht dann
nur mehr einem kleinen Bächlein, das dem Golfe zuströmt.
Man scheint neuester Zeit Anstalten getroffen zu haben, um der
bedenklichen Eventualität einer bald möglichen gänzlichen Unnah-
barkeit des Smyrnaer Hafens mit aller Energie zu begegnen.
Freilich wird hiezu wieder ausländisches Capital vonnöthen sein,
denn nach der jüngsten Erschöpfung wird sich die Türkei zu derlei
Kosten kaum bereit finden ...



1 Vorher noch stößt man auf Sart, die Stätte des alten Sardes, in
gleichfalls öder, menschenleerer Gegend. Die alte Burg, welche seinerzeit
Alexander d. Gr. ohne Schwertstreich den Persern abnahm, wird theilweis
nur noch durch altes Gemäuer zusammengehalten und ist schwer zu er-
klettern. Von oben sieht man nordwärts über das öde, versumpfte und
verpestete Feld, das einst die "goldene" Sardes trug, und in der Ferne
noch den Spiegel des gygäischen Sees mit der Reihe der lydischen Königs-
gräber, jener ganz ungeheueren Grabhügel an seinem Rande. Im Rücken
haben wir das gewaltige Tmolus-Gebirge mit seinen Schneekuppen. Zu-
nächst unten zur Linken windet sich der einst goldführende Paktolus und
erheben sich an seinem Ufer noch zwei gewaltige Säulen aus dem Trümmer-
sturz des Cybele-Tempels. (J. Braun, "Historische Landschaften", 187 u. ff.
-- Vgl. auch Strauß, "Länder und Stätten d. hl. Schrift", 406 u. ff.)
2 Sperling, "Zeitschrift f. allg. Erdkunde", XVI.
3 C. v. Scherzer, a. a. O., 4, 10, 249.
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Smyrna.
Klein-Aſien: Feigen, Myrthen, Lorbeer, Orangen, Brodfrucht-
bäume, ganze Olivenwälder, Baumwollſtauden, dazu ein tro-
piſcher Blüthenflor in den Gärten, Eichen- und Buchenwälder
an den Bergesabdachungen. Nur gegen die Küſte hin werden
die Berge kahler und ſchon in der hyrkaniſchen Ebene bei Ma-
gneſia, dem heutigen Maniſſa, hören ſie ganz auf1. Auch die
unmittelbare Umgebung Smyrnas leidet, wie ſchon erwähnt, an
dieſer Baumloſigkeit2. Was in Zukunft für dieſe bedeutende
Handelsſtadt in hohem Grade bedenklich werden könnte, iſt, daß
unmittelbar an der Hafeneinfahrt der Gedisfluß (Hermos) ins
Meer mündet und durch ſeine gewaltigen Schlammbildungen den
eigentlichen Schiffahrt-Canal mehr und mehr einengt3. Die
Schiffe ſind in Folge deſſen gezwungen, von der Rhede von
Vurla ab, welche noch dem eigentlichen Golfe angehört, möglichſt
knapp an der Südküſte des Hafens, bei der ſogenannten Quaran-
täne-Bucht vorüber zu ſteuern, um nicht auf den Grund zu ge-
rathen. Im Sommer liegt das ziemlich weitläufige Delta-Land
des Hermos vollends trocken und der Fluß ſelbſt gleicht dann
nur mehr einem kleinen Bächlein, das dem Golfe zuſtrömt.
Man ſcheint neueſter Zeit Anſtalten getroffen zu haben, um der
bedenklichen Eventualität einer bald möglichen gänzlichen Unnah-
barkeit des Smyrnaer Hafens mit aller Energie zu begegnen.
Freilich wird hiezu wieder ausländiſches Capital vonnöthen ſein,
denn nach der jüngſten Erſchöpfung wird ſich die Türkei zu derlei
Koſten kaum bereit finden …



1 Vorher noch ſtößt man auf Sart, die Stätte des alten Sardes, in
gleichfalls öder, menſchenleerer Gegend. Die alte Burg, welche ſeinerzeit
Alexander d. Gr. ohne Schwertſtreich den Perſern abnahm, wird theilweis
nur noch durch altes Gemäuer zuſammengehalten und iſt ſchwer zu er-
klettern. Von oben ſieht man nordwärts über das öde, verſumpfte und
verpeſtete Feld, das einſt die „goldene“ Sardes trug, und in der Ferne
noch den Spiegel des gygäiſchen Sees mit der Reihe der lydiſchen Königs-
gräber, jener ganz ungeheueren Grabhügel an ſeinem Rande. Im Rücken
haben wir das gewaltige Tmolus-Gebirge mit ſeinen Schneekuppen. Zu-
nächſt unten zur Linken windet ſich der einſt goldführende Paktolus und
erheben ſich an ſeinem Ufer noch zwei gewaltige Säulen aus dem Trümmer-
ſturz des Cybele-Tempels. (J. Braun, „Hiſtoriſche Landſchaften“, 187 u. ff.
— Vgl. auch Strauß, „Länder und Stätten d. hl. Schrift“, 406 u. ff.)
2 Sperling, „Zeitſchrift f. allg. Erdkunde“, XVI.
3 C. v. Scherzer, a. a. O., 4, 10, 249.
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[179/0211] Smyrna. Klein-Aſien: Feigen, Myrthen, Lorbeer, Orangen, Brodfrucht- bäume, ganze Olivenwälder, Baumwollſtauden, dazu ein tro- piſcher Blüthenflor in den Gärten, Eichen- und Buchenwälder an den Bergesabdachungen. Nur gegen die Küſte hin werden die Berge kahler und ſchon in der hyrkaniſchen Ebene bei Ma- gneſia, dem heutigen Maniſſa, hören ſie ganz auf 1. Auch die unmittelbare Umgebung Smyrnas leidet, wie ſchon erwähnt, an dieſer Baumloſigkeit 2. Was in Zukunft für dieſe bedeutende Handelsſtadt in hohem Grade bedenklich werden könnte, iſt, daß unmittelbar an der Hafeneinfahrt der Gedisfluß (Hermos) ins Meer mündet und durch ſeine gewaltigen Schlammbildungen den eigentlichen Schiffahrt-Canal mehr und mehr einengt 3. Die Schiffe ſind in Folge deſſen gezwungen, von der Rhede von Vurla ab, welche noch dem eigentlichen Golfe angehört, möglichſt knapp an der Südküſte des Hafens, bei der ſogenannten Quaran- täne-Bucht vorüber zu ſteuern, um nicht auf den Grund zu ge- rathen. Im Sommer liegt das ziemlich weitläufige Delta-Land des Hermos vollends trocken und der Fluß ſelbſt gleicht dann nur mehr einem kleinen Bächlein, das dem Golfe zuſtrömt. Man ſcheint neueſter Zeit Anſtalten getroffen zu haben, um der bedenklichen Eventualität einer bald möglichen gänzlichen Unnah- barkeit des Smyrnaer Hafens mit aller Energie zu begegnen. Freilich wird hiezu wieder ausländiſches Capital vonnöthen ſein, denn nach der jüngſten Erſchöpfung wird ſich die Türkei zu derlei Koſten kaum bereit finden … 1 Vorher noch ſtößt man auf Sart, die Stätte des alten Sardes, in gleichfalls öder, menſchenleerer Gegend. Die alte Burg, welche ſeinerzeit Alexander d. Gr. ohne Schwertſtreich den Perſern abnahm, wird theilweis nur noch durch altes Gemäuer zuſammengehalten und iſt ſchwer zu er- klettern. Von oben ſieht man nordwärts über das öde, verſumpfte und verpeſtete Feld, das einſt die „goldene“ Sardes trug, und in der Ferne noch den Spiegel des gygäiſchen Sees mit der Reihe der lydiſchen Königs- gräber, jener ganz ungeheueren Grabhügel an ſeinem Rande. Im Rücken haben wir das gewaltige Tmolus-Gebirge mit ſeinen Schneekuppen. Zu- nächſt unten zur Linken windet ſich der einſt goldführende Paktolus und erheben ſich an ſeinem Ufer noch zwei gewaltige Säulen aus dem Trümmer- ſturz des Cybele-Tempels. (J. Braun, „Hiſtoriſche Landſchaften“, 187 u. ff. — Vgl. auch Strauß, „Länder und Stätten d. hl. Schrift“, 406 u. ff.) 2 Sperling, „Zeitſchrift f. allg. Erdkunde“, XVI. 3 C. v. Scherzer, a. a. O., 4, 10, 249. 12*

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_armenien_1878/211>, abgerufen am 21.11.2024.