Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Armenien. Ein Bild seiner Natur und seiner Bewohner. Jena, 1878.Assyrier in Armenien. Zur Zeit des zweiten assyrischen Weltreiches (1244 bis 1 Daß beispielsweise Arbakes -- in der Form Arpag -- in einer armenischen Königsliste erscheint, darf uns nicht wundern, weil Diodor ausdrücklich meldet, nach Ninivehs Untergang habe er über ganz Asien (soll heißen Vorder-Asien) geherrscht. Zudem ist nach Mos. v. Chorene die alte Königsgeschichte der Armenier aus assyrischen Annalen geschöpft, so- mit mit der Assyriens in mancher Hinsicht identisch. (Vgl. J. Kruger, a. a. O., 113.) 2 II. Buch d. Könige, 19, 37. 3 Neumann, "Versuch einer armenischen Literatur". Bei der Wieder-
herstellung der alten byzantinischen Reichsgrenzen in Thrakien nach Unter- gang des ostbulgarischen Reiches (970 n. Chr.) war es nicht so sehr das hellenische Element, welches den Ausschwung herbeiführte, sondern das Aſſyrier in Armenien. Zur Zeit des zweiten aſſyriſchen Weltreiches (1244 bis 1 Daß beiſpielsweiſe Arbakes — in der Form Arpag — in einer armeniſchen Königsliſte erſcheint, darf uns nicht wundern, weil Diodor ausdrücklich meldet, nach Ninivehs Untergang habe er über ganz Aſien (ſoll heißen Vorder-Aſien) geherrſcht. Zudem iſt nach Moſ. v. Chorene die alte Königsgeſchichte der Armenier aus aſſyriſchen Annalen geſchöpft, ſo- mit mit der Aſſyriens in mancher Hinſicht identiſch. (Vgl. J. Kruger, a. a. O., 113.) 2 II. Buch d. Könige, 19, 37. 3 Neumann, „Verſuch einer armeniſchen Literatur“. Bei der Wieder-
herſtellung der alten byzantiniſchen Reichsgrenzen in Thrakien nach Unter- gang des oſtbulgariſchen Reiches (970 n. Chr.) war es nicht ſo ſehr das helleniſche Element, welches den Auſſchwung herbeiführte, ſondern das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0059" n="27"/> <fw place="top" type="header">Aſſyrier in Armenien.</fw><lb/> <p>Zur Zeit des zweiten aſſyriſchen Weltreiches (1244 bis<lb/> 725 v. Chr.) waren die Armenier politiſch bereits vollkommen<lb/> in demſelben aufgegangen<note place="foot" n="1">Daß beiſpielsweiſe Arbakes — in der Form Arpag — in einer<lb/> armeniſchen Königsliſte erſcheint, darf uns nicht wundern, weil Diodor<lb/> ausdrücklich meldet, nach Ninivehs Untergang habe er über ganz Aſien<lb/> (ſoll heißen Vorder-Aſien) geherrſcht. Zudem iſt nach Moſ. v. Chorene die<lb/> alte Königsgeſchichte der Armenier aus aſſyriſchen Annalen geſchöpft, ſo-<lb/> mit mit der Aſſyriens in mancher Hinſicht identiſch. (Vgl. J. Kruger,<lb/> a. a. O., 113.)</note>. Doch ſollte ein eigentliches Ein-<lb/> ſtrömen aſſyriſcher Elemente viel ſpäter, nämlich erſt unter<lb/> Sanherib, alſo bereits zur Zeit der Spaltung des früheren<lb/> Weltreiches in ein aſſyriſch-iraniſches Doppelreich, ſtattfinden.<lb/> Als nämlich Sanherib nach ſeiner vergeblichen Belagerung<lb/> Jeruſalems in Niniveh einzog, wurde er von ſeinen beiden<lb/> Söhnen im Tempel des Götzen Nisrochs ermordet, worauf dieſe,<lb/> Adramelech und Sarezer, in das „Land Ararat“ flüchteten<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">II.</hi> Buch d. Könige, 19, 37.</note>.<lb/> Daß ihr unmittelbarer Anhang mitemigrirte, ſcheint aus dem<lb/> Verlaufe der nächſten Ereigniſſe unzweifelhaft hervorzugehen,<lb/> denn die beiden Prinzen allein hätten ſich unmöglich ſo raſch<lb/> und ſicher in dem, ihnen vom armeniſchen Könige angewieſenen<lb/> Ländereien (Daron) zu inſtalliren vermocht, wenn nicht ſofort<lb/> aſſyriſche Elemente zur Hand geweſen wären. Beide Prinzen<lb/> waren die Begründer der aſſyriſch-armeniſchen Familiengeſchlechter<lb/> der Saſſunier und Arzdrunier, die ſogar häufig den Eigennamen<lb/> „Sanherib“ beibehielten. Beſonders hervorgethan haben ſich im<lb/> Verlaufe der Zeit die Arzdrunier, die „Adlerträger“ am Hofe<lb/> der armeniſchen Könige und nachmalige Begründer eines Königs-<lb/> geſchlechtes von Van, aus dem wunderlicher Weiſe auch ein<lb/> byzantiniſcher Kaiſer (Leo <hi rendition="#aq">V.</hi>) hervorging. In den diesbezüg-<lb/> lichen Geſchichtsquellen iſt freilich immer nur von dem „Armeniſchen<lb/> Abkömmling“ die Rede, aber nicht nur in Leo, auch in Baſilius <hi rendition="#aq">I.</hi><lb/> und in ſeinem Enkel Conſtantinus „Porphyrogeneta“ floß un-<lb/> zweifelhaft aſſyriſches Blut<note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="3">Neumann, „Verſuch einer armeniſchen Literatur“. Bei der Wieder-<lb/> herſtellung der alten byzantiniſchen Reichsgrenzen in Thrakien nach Unter-<lb/> gang des oſtbulgariſchen Reiches (970 n. Chr.) war es nicht ſo ſehr das<lb/> helleniſche Element, welches den Auſſchwung herbeiführte, ſondern das</note>. Später gewannen die Enkel der<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0059]
Aſſyrier in Armenien.
Zur Zeit des zweiten aſſyriſchen Weltreiches (1244 bis
725 v. Chr.) waren die Armenier politiſch bereits vollkommen
in demſelben aufgegangen 1. Doch ſollte ein eigentliches Ein-
ſtrömen aſſyriſcher Elemente viel ſpäter, nämlich erſt unter
Sanherib, alſo bereits zur Zeit der Spaltung des früheren
Weltreiches in ein aſſyriſch-iraniſches Doppelreich, ſtattfinden.
Als nämlich Sanherib nach ſeiner vergeblichen Belagerung
Jeruſalems in Niniveh einzog, wurde er von ſeinen beiden
Söhnen im Tempel des Götzen Nisrochs ermordet, worauf dieſe,
Adramelech und Sarezer, in das „Land Ararat“ flüchteten 2.
Daß ihr unmittelbarer Anhang mitemigrirte, ſcheint aus dem
Verlaufe der nächſten Ereigniſſe unzweifelhaft hervorzugehen,
denn die beiden Prinzen allein hätten ſich unmöglich ſo raſch
und ſicher in dem, ihnen vom armeniſchen Könige angewieſenen
Ländereien (Daron) zu inſtalliren vermocht, wenn nicht ſofort
aſſyriſche Elemente zur Hand geweſen wären. Beide Prinzen
waren die Begründer der aſſyriſch-armeniſchen Familiengeſchlechter
der Saſſunier und Arzdrunier, die ſogar häufig den Eigennamen
„Sanherib“ beibehielten. Beſonders hervorgethan haben ſich im
Verlaufe der Zeit die Arzdrunier, die „Adlerträger“ am Hofe
der armeniſchen Könige und nachmalige Begründer eines Königs-
geſchlechtes von Van, aus dem wunderlicher Weiſe auch ein
byzantiniſcher Kaiſer (Leo V.) hervorging. In den diesbezüg-
lichen Geſchichtsquellen iſt freilich immer nur von dem „Armeniſchen
Abkömmling“ die Rede, aber nicht nur in Leo, auch in Baſilius I.
und in ſeinem Enkel Conſtantinus „Porphyrogeneta“ floß un-
zweifelhaft aſſyriſches Blut 3. Später gewannen die Enkel der
1 Daß beiſpielsweiſe Arbakes — in der Form Arpag — in einer
armeniſchen Königsliſte erſcheint, darf uns nicht wundern, weil Diodor
ausdrücklich meldet, nach Ninivehs Untergang habe er über ganz Aſien
(ſoll heißen Vorder-Aſien) geherrſcht. Zudem iſt nach Moſ. v. Chorene die
alte Königsgeſchichte der Armenier aus aſſyriſchen Annalen geſchöpft, ſo-
mit mit der Aſſyriens in mancher Hinſicht identiſch. (Vgl. J. Kruger,
a. a. O., 113.)
2 II. Buch d. Könige, 19, 37.
3 Neumann, „Verſuch einer armeniſchen Literatur“. Bei der Wieder-
herſtellung der alten byzantiniſchen Reichsgrenzen in Thrakien nach Unter-
gang des oſtbulgariſchen Reiches (970 n. Chr.) war es nicht ſo ſehr das
helleniſche Element, welches den Auſſchwung herbeiführte, ſondern das
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