Dasselbe besteht im Wesentlichen darin, daß zwei -- eventuell auch drei -- Martin- öfen in der Weise zusammenarbeiten, daß die ganze Schmelz- und Frischarbeit einer Charge nicht in einem Ofen durchgeführt, sondern auf zwei oder drei Oefen ver- theilt wird, was ein schnelleres und energischeres Frischen bedingt. Das Zusammen-
[Abbildung]
Fig. 62.
Bertrand-Thiel-Ofen.
arbeiten wird dadurch ermöglicht, daß die einzelnen Oefen in ver- schiedenen Niveaus liegen, so daß der höherliegende seinen Inhalt, unter gleichzeitiger Entfernung der Schlacke, in den tieferliegenden Ofen entleeren kann, welch letzterer dazu bestimmt ist, die Charge fertig zu machen.
Die hier stehenden schematischen Darstellungen (Fig. 62 bis 65) werden diesen Sachverhalt klar machen. Bei Fig. 62 sind zwei Oefen in Betrieb, welche durch eine entsprechend lange Rinne miteinander verbunden sind. Der Betrieb erfolgt in der Weise, daß Ofen A das Roheisen, Ofen B den "Schrot" einsetzt. Soll mit sehr hohem Procentsatz an Roheisen gearbeitet werden, so muß auch der untere Ofen Roheisen enthalten, und zwar wird demselben in diesem Falle -- vorausgesetzt, daß man verschiedene
[Abbildung]
Fig. 63.
Bertrand-Thiel-Ofen.
Roheisenmarken zur Verfügung hat -- das silicium- und eventuell phosphor- ärmere Roheisen als Einsatz gegeben.
Hat nun Ofen A eingeschmolzen, so wird die Charge im Ofen B abgestochen, und zwar etwa zwei Stunden nach dem Einsetzen des letzteren. Das in Folge des theilweise durchgeführten Frischprocesses sehr hoch erhitzte Metall vom Ofen A gelangt auf den in Schmelzung begriffenen Einsatz vom Ofen B; es entsteht eine scharfe Reaction, wodurch die Schlacken- bildung und das Frischen ungemein gefördert werden. Nach ein bis zwei Stunden ist die im Ofen B vereinigte Charge fertig und wird in herkömmlicher Weise zu Ende geführt. Ofen A setzt nach dem Abstechen sofort wieder ein.
Die Fig. 63 und 64 veranschaulichen eine Martinanlage nach Bertrand- Thiel'schem Princip von fünf Oefen, von denen zwei immer in Reserve stehen,
Dritter Abſchnitt.
Dasſelbe beſteht im Weſentlichen darin, daß zwei — eventuell auch drei — Martin- öfen in der Weiſe zuſammenarbeiten, daß die ganze Schmelz- und Friſcharbeit einer Charge nicht in einem Ofen durchgeführt, ſondern auf zwei oder drei Oefen ver- theilt wird, was ein ſchnelleres und energiſcheres Friſchen bedingt. Das Zuſammen-
[Abbildung]
Fig. 62.
Bertrand-Thiel-Ofen.
arbeiten wird dadurch ermöglicht, daß die einzelnen Oefen in ver- ſchiedenen Niveaus liegen, ſo daß der höherliegende ſeinen Inhalt, unter gleichzeitiger Entfernung der Schlacke, in den tieferliegenden Ofen entleeren kann, welch letzterer dazu beſtimmt iſt, die Charge fertig zu machen.
Die hier ſtehenden ſchematiſchen Darſtellungen (Fig. 62 bis 65) werden dieſen Sachverhalt klar machen. Bei Fig. 62 ſind zwei Oefen in Betrieb, welche durch eine entſprechend lange Rinne miteinander verbunden ſind. Der Betrieb erfolgt in der Weiſe, daß Ofen A das Roheiſen, Ofen B den »Schrot« einſetzt. Soll mit ſehr hohem Procentſatz an Roheiſen gearbeitet werden, ſo muß auch der untere Ofen Roheiſen enthalten, und zwar wird demſelben in dieſem Falle — vorausgeſetzt, daß man verſchiedene
[Abbildung]
Fig. 63.
Bertrand-Thiel-Ofen.
Roheiſenmarken zur Verfügung hat — das ſilicium- und eventuell phosphor- ärmere Roheiſen als Einſatz gegeben.
Hat nun Ofen A eingeſchmolzen, ſo wird die Charge im Ofen B abgeſtochen, und zwar etwa zwei Stunden nach dem Einſetzen des letzteren. Das in Folge des theilweiſe durchgeführten Friſchproceſſes ſehr hoch erhitzte Metall vom Ofen A gelangt auf den in Schmelzung begriffenen Einſatz vom Ofen B; es entſteht eine ſcharfe Reaction, wodurch die Schlacken- bildung und das Friſchen ungemein gefördert werden. Nach ein bis zwei Stunden iſt die im Ofen B vereinigte Charge fertig und wird in herkömmlicher Weiſe zu Ende geführt. Ofen A ſetzt nach dem Abſtechen ſofort wieder ein.
Die Fig. 63 und 64 veranſchaulichen eine Martinanlage nach Bertrand- Thiel'ſchem Princip von fünf Oefen, von denen zwei immer in Reſerve ſtehen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0100"n="78"/><fwplace="top"type="header">Dritter Abſchnitt.</fw><lb/>
Dasſelbe beſteht im Weſentlichen darin, daß zwei — eventuell auch drei — Martin-<lb/>
öfen in der Weiſe zuſammenarbeiten, daß die ganze Schmelz- und Friſcharbeit einer<lb/>
Charge nicht in <hirendition="#g">einem</hi> Ofen durchgeführt, ſondern auf zwei oder drei Oefen ver-<lb/>
theilt wird, was ein ſchnelleres und energiſcheres Friſchen bedingt. Das Zuſammen-<lb/><figure><head>Fig. 62.</head><p> Bertrand-Thiel-Ofen.</p></figure> arbeiten wird dadurch ermöglicht,<lb/>
daß die einzelnen Oefen in ver-<lb/>ſchiedenen Niveaus liegen, ſo daß<lb/>
der höherliegende ſeinen Inhalt,<lb/>
unter gleichzeitiger Entfernung der<lb/>
Schlacke, in den tieferliegenden<lb/>
Ofen entleeren kann, welch letzterer<lb/>
dazu beſtimmt iſt, die Charge fertig<lb/>
zu machen.</p><lb/><p>Die hier ſtehenden ſchematiſchen<lb/>
Darſtellungen (Fig. 62 bis 65)<lb/>
werden dieſen Sachverhalt klar<lb/>
machen. Bei Fig. 62 ſind zwei Oefen in Betrieb, welche durch eine entſprechend<lb/>
lange Rinne miteinander verbunden ſind. Der Betrieb erfolgt in der Weiſe, daß<lb/>
Ofen <hirendition="#aq">A</hi> das Roheiſen, Ofen <hirendition="#aq">B</hi> den »Schrot« einſetzt. Soll mit ſehr hohem Procentſatz<lb/>
an Roheiſen gearbeitet werden, ſo muß auch der untere Ofen Roheiſen enthalten,<lb/>
und zwar wird demſelben in dieſem Falle — vorausgeſetzt, daß man verſchiedene<lb/><figure><head>Fig. 63.</head><p> Bertrand-Thiel-Ofen.</p></figure> Roheiſenmarken zur<lb/>
Verfügung hat —<lb/>
das ſilicium- und<lb/>
eventuell phosphor-<lb/>
ärmere Roheiſen als<lb/>
Einſatz gegeben.</p><lb/><p>Hat nun Ofen <hirendition="#aq">A</hi><lb/>
eingeſchmolzen, ſo<lb/>
wird die Charge im<lb/>
Ofen <hirendition="#aq">B</hi> abgeſtochen,<lb/>
und zwar etwa zwei<lb/>
Stunden nach dem<lb/>
Einſetzen des letzteren. Das in Folge des theilweiſe durchgeführten Friſchproceſſes<lb/>ſehr hoch erhitzte Metall vom Ofen <hirendition="#aq">A</hi> gelangt auf den in Schmelzung begriffenen<lb/>
Einſatz vom Ofen <hirendition="#aq">B</hi>; es entſteht eine ſcharfe Reaction, wodurch die Schlacken-<lb/>
bildung und das Friſchen ungemein gefördert werden. Nach ein bis zwei Stunden<lb/>
iſt die im Ofen <hirendition="#aq">B</hi> vereinigte Charge fertig und wird in herkömmlicher Weiſe zu<lb/>
Ende geführt. Ofen <hirendition="#aq">A</hi>ſetzt nach dem Abſtechen ſofort wieder ein.</p><lb/><p>Die Fig. 63 und 64 veranſchaulichen eine Martinanlage nach <hirendition="#g">Bertrand-<lb/>
Thiel</hi>'ſchem Princip von fünf Oefen, von denen zwei immer in Reſerve ſtehen,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[78/0100]
Dritter Abſchnitt.
Dasſelbe beſteht im Weſentlichen darin, daß zwei — eventuell auch drei — Martin-
öfen in der Weiſe zuſammenarbeiten, daß die ganze Schmelz- und Friſcharbeit einer
Charge nicht in einem Ofen durchgeführt, ſondern auf zwei oder drei Oefen ver-
theilt wird, was ein ſchnelleres und energiſcheres Friſchen bedingt. Das Zuſammen-
[Abbildung Fig. 62. Bertrand-Thiel-Ofen.]
arbeiten wird dadurch ermöglicht,
daß die einzelnen Oefen in ver-
ſchiedenen Niveaus liegen, ſo daß
der höherliegende ſeinen Inhalt,
unter gleichzeitiger Entfernung der
Schlacke, in den tieferliegenden
Ofen entleeren kann, welch letzterer
dazu beſtimmt iſt, die Charge fertig
zu machen.
Die hier ſtehenden ſchematiſchen
Darſtellungen (Fig. 62 bis 65)
werden dieſen Sachverhalt klar
machen. Bei Fig. 62 ſind zwei Oefen in Betrieb, welche durch eine entſprechend
lange Rinne miteinander verbunden ſind. Der Betrieb erfolgt in der Weiſe, daß
Ofen A das Roheiſen, Ofen B den »Schrot« einſetzt. Soll mit ſehr hohem Procentſatz
an Roheiſen gearbeitet werden, ſo muß auch der untere Ofen Roheiſen enthalten,
und zwar wird demſelben in dieſem Falle — vorausgeſetzt, daß man verſchiedene
[Abbildung Fig. 63. Bertrand-Thiel-Ofen.]
Roheiſenmarken zur
Verfügung hat —
das ſilicium- und
eventuell phosphor-
ärmere Roheiſen als
Einſatz gegeben.
Hat nun Ofen A
eingeſchmolzen, ſo
wird die Charge im
Ofen B abgeſtochen,
und zwar etwa zwei
Stunden nach dem
Einſetzen des letzteren. Das in Folge des theilweiſe durchgeführten Friſchproceſſes
ſehr hoch erhitzte Metall vom Ofen A gelangt auf den in Schmelzung begriffenen
Einſatz vom Ofen B; es entſteht eine ſcharfe Reaction, wodurch die Schlacken-
bildung und das Friſchen ungemein gefördert werden. Nach ein bis zwei Stunden
iſt die im Ofen B vereinigte Charge fertig und wird in herkömmlicher Weiſe zu
Ende geführt. Ofen A ſetzt nach dem Abſtechen ſofort wieder ein.
Die Fig. 63 und 64 veranſchaulichen eine Martinanlage nach Bertrand-
Thiel'ſchem Princip von fünf Oefen, von denen zwei immer in Reſerve ſtehen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/100>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.