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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Locomotiven.
mittelst vier Hängeeisen an den starken schmiedeeisernen Quertraversen aufgehängt
ist und dieser Art dem Gestelle eine seitliche und zugleich drehende Bewegung um
den vor der ersten Achse liegenden verticalen Drehzapfen erlaubt. Sowohl das
zweiachsige als das einachsige Gestell sind im Stande, durch ihre schwingende und
drehende Bewegung sich allen vorkommenden Curven auf das beste anzuschmiegen
und sie mit Sicherheit zu durchlaufen.

Die schweren amerikanischen Locomotiven sind durch die Type "Cosolidation"
vertreten. Sie hat vier Kuppelachsen und einen Ponnytruck. Bei Zehnkupplern
entfällt das einfache Drehgestell und die Rauchkammer überhängt, wie bei den
europäischen Locomotiven. Die Anordnung der Tenderlocomotiven, welche sehr
verbreitet sind, weicht von den herkömmlichen Constructionen insoferne ab, als die
Vorräthe nicht in besonderen Behältnissen untergebracht werden, sondern hierzu

[Abbildung] Fig. 805.

Nordamerikanische Tenderlocomotive. Dienstgewicht 72.4 Tonnen.

ein gewöhnlicher Schlepptender dient, die construciv mit der Locomotive zu einem
Ganzen vereinigt ist, also für die Adhäsion ausgenützt wird. Tender und Locomotive
erhalten je ein zweiachsiges oder dreiachsiges Truckgestell. Diese Maschinen sind
sehr leistungsfähig, haben in Folge ihres großen totalen Radstandes einen sehr
ruhigen Gang und vermöge der Anordnung zweier Trucks eine große Beweglichkeit
in den Curven. Neben dieser Type findet man auch abweichende Constructionen,
deren eine hierselbst abgebildet ist (Fig. 805).

Bezüglich des allgemeinen Eindruckes, den die amerikanischen Locomotiven
auf europäische Constructeure hervorrufen, ist wohl das Auffallendste die Con-
struction des Rahmens, bei der man vergeblich nach zwingenden Gründen sucht,
so daß man sich nur wundern kann, wie denn eine so schwere und überaus theuere
Construction eine so ausschließliche Anwendung finden konnte. Abgesehen von dem
ungünstigen Profile eines so wichtigen Trägers und abgesehen von der theueren
Herstellung, zeigt die Construction -- wie Ingenieur v. Feyrer hervorhebt --
den nicht unbedeutenden Nachtheil, den Platz zwischen dem Rahmen, namentlich


Die Locomotiven.
mittelſt vier Hängeeiſen an den ſtarken ſchmiedeeiſernen Quertraverſen aufgehängt
iſt und dieſer Art dem Geſtelle eine ſeitliche und zugleich drehende Bewegung um
den vor der erſten Achſe liegenden verticalen Drehzapfen erlaubt. Sowohl das
zweiachſige als das einachſige Geſtell ſind im Stande, durch ihre ſchwingende und
drehende Bewegung ſich allen vorkommenden Curven auf das beſte anzuſchmiegen
und ſie mit Sicherheit zu durchlaufen.

Die ſchweren amerikaniſchen Locomotiven ſind durch die Type »Coſolidation«
vertreten. Sie hat vier Kuppelachſen und einen Ponnytruck. Bei Zehnkupplern
entfällt das einfache Drehgeſtell und die Rauchkammer überhängt, wie bei den
europäiſchen Locomotiven. Die Anordnung der Tenderlocomotiven, welche ſehr
verbreitet ſind, weicht von den herkömmlichen Conſtructionen inſoferne ab, als die
Vorräthe nicht in beſonderen Behältniſſen untergebracht werden, ſondern hierzu

[Abbildung] Fig. 805.

Nordamerikaniſche Tenderlocomotive. Dienſtgewicht 72‧4 Tonnen.

ein gewöhnlicher Schlepptender dient, die conſtruciv mit der Locomotive zu einem
Ganzen vereinigt iſt, alſo für die Adhäſion ausgenützt wird. Tender und Locomotive
erhalten je ein zweiachſiges oder dreiachſiges Truckgeſtell. Dieſe Maſchinen ſind
ſehr leiſtungsfähig, haben in Folge ihres großen totalen Radſtandes einen ſehr
ruhigen Gang und vermöge der Anordnung zweier Trucks eine große Beweglichkeit
in den Curven. Neben dieſer Type findet man auch abweichende Conſtructionen,
deren eine hierſelbſt abgebildet iſt (Fig. 805).

Bezüglich des allgemeinen Eindruckes, den die amerikaniſchen Locomotiven
auf europäiſche Conſtructeure hervorrufen, iſt wohl das Auffallendſte die Con-
ſtruction des Rahmens, bei der man vergeblich nach zwingenden Gründen ſucht,
ſo daß man ſich nur wundern kann, wie denn eine ſo ſchwere und überaus theuere
Conſtruction eine ſo ausſchließliche Anwendung finden konnte. Abgeſehen von dem
ungünſtigen Profile eines ſo wichtigen Trägers und abgeſehen von der theueren
Herſtellung, zeigt die Conſtruction — wie Ingenieur v. Feyrer hervorhebt —
den nicht unbedeutenden Nachtheil, den Platz zwiſchen dem Rahmen, namentlich

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[919/1001] Die Locomotiven. mittelſt vier Hängeeiſen an den ſtarken ſchmiedeeiſernen Quertraverſen aufgehängt iſt und dieſer Art dem Geſtelle eine ſeitliche und zugleich drehende Bewegung um den vor der erſten Achſe liegenden verticalen Drehzapfen erlaubt. Sowohl das zweiachſige als das einachſige Geſtell ſind im Stande, durch ihre ſchwingende und drehende Bewegung ſich allen vorkommenden Curven auf das beſte anzuſchmiegen und ſie mit Sicherheit zu durchlaufen. Die ſchweren amerikaniſchen Locomotiven ſind durch die Type »Coſolidation« vertreten. Sie hat vier Kuppelachſen und einen Ponnytruck. Bei Zehnkupplern entfällt das einfache Drehgeſtell und die Rauchkammer überhängt, wie bei den europäiſchen Locomotiven. Die Anordnung der Tenderlocomotiven, welche ſehr verbreitet ſind, weicht von den herkömmlichen Conſtructionen inſoferne ab, als die Vorräthe nicht in beſonderen Behältniſſen untergebracht werden, ſondern hierzu [Abbildung Fig. 805. Nordamerikaniſche Tenderlocomotive. Dienſtgewicht 72‧4 Tonnen.] ein gewöhnlicher Schlepptender dient, die conſtruciv mit der Locomotive zu einem Ganzen vereinigt iſt, alſo für die Adhäſion ausgenützt wird. Tender und Locomotive erhalten je ein zweiachſiges oder dreiachſiges Truckgeſtell. Dieſe Maſchinen ſind ſehr leiſtungsfähig, haben in Folge ihres großen totalen Radſtandes einen ſehr ruhigen Gang und vermöge der Anordnung zweier Trucks eine große Beweglichkeit in den Curven. Neben dieſer Type findet man auch abweichende Conſtructionen, deren eine hierſelbſt abgebildet iſt (Fig. 805). Bezüglich des allgemeinen Eindruckes, den die amerikaniſchen Locomotiven auf europäiſche Conſtructeure hervorrufen, iſt wohl das Auffallendſte die Con- ſtruction des Rahmens, bei der man vergeblich nach zwingenden Gründen ſucht, ſo daß man ſich nur wundern kann, wie denn eine ſo ſchwere und überaus theuere Conſtruction eine ſo ausſchließliche Anwendung finden konnte. Abgeſehen von dem ungünſtigen Profile eines ſo wichtigen Trägers und abgeſehen von der theueren Herſtellung, zeigt die Conſtruction — wie Ingenieur v. Feyrer hervorhebt — den nicht unbedeutenden Nachtheil, den Platz zwiſchen dem Rahmen, namentlich

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 919. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/1001>, abgerufen am 23.11.2024.