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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Formgebungsarbeiten.
wird dem Durchbruche derselben vorgebeugt. Natürlich müssen bei solch großen
Stücken oft mehrere Eingüsse und zahlreiche Windpfeifen angewendet werden. Auch
Kanonen werden stehend gegossen. Hohlguß ist dabei nur dann nöthig, wenn nach
dem Vorschlage des Amerikaners Rodmann aus halbirtem Gußeisen Geschütze mit
harter Lauffläche und zäher Wandung dadurch erzeugt werden, daß man ein geschlossenes,
von Wasser durchströmtes Eisenblechrohr -- das also gewissermaßen als Coquille
wirkt -- in die Form einhängt. In ähnlicher Weise, durch Abschreckung, wirkt ein
eingehängter, die Wärme gut leitender Kupferstab, wie er bei der Stahlbronze von
[Abbildung] Fig. 75.

Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr (Röhrengießerei).

Uchatius in Anwendung kommt. Der Umfang der Form soll in beiden Fällen
durch Umgeben mit Kohlensäure warm gehalten werden, damit das Metall mög-
lichst langsam erstarre.

Bei ebenen Platten mit nur einseitiger Verziehrung wird der offene Herd-
guß bewerkstelligt. Hierbei wird das Modell in eine geebnete Formsandschicht ein-
geklopft. Soll aber auch die andere Seite scharf ausgegossen werden, so greift man
zum bedeckten Herdguß, indem man einen Formkasten mit geebneter Sandschicht
aufsetzt, der zugleich den Einguß aufnimmt. In gleicher Art werden massive
Kugeln, cylindrische oder konische Stäbe, kleine Räder u. s. w. zweitheilig ein-
geformt. Hohlgüsse von Granaten, Bomben u. s. w. erhalten die äußere Be-

Formgebungsarbeiten.
wird dem Durchbruche derſelben vorgebeugt. Natürlich müſſen bei ſolch großen
Stücken oft mehrere Eingüſſe und zahlreiche Windpfeifen angewendet werden. Auch
Kanonen werden ſtehend gegoſſen. Hohlguß iſt dabei nur dann nöthig, wenn nach
dem Vorſchlage des Amerikaners Rodmann aus halbirtem Gußeiſen Geſchütze mit
harter Lauffläche und zäher Wandung dadurch erzeugt werden, daß man ein geſchloſſenes,
von Waſſer durchſtrömtes Eiſenblechrohr — das alſo gewiſſermaßen als Coquille
wirkt — in die Form einhängt. In ähnlicher Weiſe, durch Abſchreckung, wirkt ein
eingehängter, die Wärme gut leitender Kupferſtab, wie er bei der Stahlbronze von
[Abbildung] Fig. 75.

Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr (Röhrengießerei).

Uchatius in Anwendung kommt. Der Umfang der Form ſoll in beiden Fällen
durch Umgeben mit Kohlenſäure warm gehalten werden, damit das Metall mög-
lichſt langſam erſtarre.

Bei ebenen Platten mit nur einſeitiger Verziehrung wird der offene Herd-
guß bewerkſtelligt. Hierbei wird das Modell in eine geebnete Formſandſchicht ein-
geklopft. Soll aber auch die andere Seite ſcharf ausgegoſſen werden, ſo greift man
zum bedeckten Herdguß, indem man einen Formkaſten mit geebneter Sandſchicht
aufſetzt, der zugleich den Einguß aufnimmt. In gleicher Art werden maſſive
Kugeln, cylindriſche oder koniſche Stäbe, kleine Räder u. ſ. w. zweitheilig ein-
geformt. Hohlgüſſe von Granaten, Bomben u. ſ. w. erhalten die äußere Be-

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[93/0115] Formgebungsarbeiten. wird dem Durchbruche derſelben vorgebeugt. Natürlich müſſen bei ſolch großen Stücken oft mehrere Eingüſſe und zahlreiche Windpfeifen angewendet werden. Auch Kanonen werden ſtehend gegoſſen. Hohlguß iſt dabei nur dann nöthig, wenn nach dem Vorſchlage des Amerikaners Rodmann aus halbirtem Gußeiſen Geſchütze mit harter Lauffläche und zäher Wandung dadurch erzeugt werden, daß man ein geſchloſſenes, von Waſſer durchſtrömtes Eiſenblechrohr — das alſo gewiſſermaßen als Coquille wirkt — in die Form einhängt. In ähnlicher Weiſe, durch Abſchreckung, wirkt ein eingehängter, die Wärme gut leitender Kupferſtab, wie er bei der Stahlbronze von [Abbildung Fig. 75. Friedrich Wilhelm-Hütte zu Mülheim a. d. Ruhr (Röhrengießerei).] Uchatius in Anwendung kommt. Der Umfang der Form ſoll in beiden Fällen durch Umgeben mit Kohlenſäure warm gehalten werden, damit das Metall mög- lichſt langſam erſtarre. Bei ebenen Platten mit nur einſeitiger Verziehrung wird der offene Herd- guß bewerkſtelligt. Hierbei wird das Modell in eine geebnete Formſandſchicht ein- geklopft. Soll aber auch die andere Seite ſcharf ausgegoſſen werden, ſo greift man zum bedeckten Herdguß, indem man einen Formkaſten mit geebneter Sandſchicht aufſetzt, der zugleich den Einguß aufnimmt. In gleicher Art werden maſſive Kugeln, cylindriſche oder koniſche Stäbe, kleine Räder u. ſ. w. zweitheilig ein- geformt. Hohlgüſſe von Granaten, Bomben u. ſ. w. erhalten die äußere Be-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/115>, abgerufen am 24.11.2024.