Trotz der unausgesetzten Vergrößerung, welche die Dampfhämmer erfahren, dürften sie schon jetzt an der Grenze der Leistungsfähigkeit angelangt sein. Ihre wuch-
[Abbildung]
Fig. 79.
tigen, die ganze Umge- bung weithin erschüttern- den Schläge wirken nur auf der Oberfläche der ungeheueren Gußstahl- blöcke. Die Folge davon ist, daß sich die großen Stahlwerke nach einem anderen, leistungsfähi- geren Hilfsmittel umsahen, und sie fanden dasselbe in der Schmiedepresse. Dieselben arbeiten mit dem enormen Druck von 5000 bis 12.000 Tonnen (und darüber), der selbst bei den größten Blöcken bis ins Innerste zu dringen vermag.
Das Krupp'sche Etablissement war eines der ersten, das eine Schmiedepresse größter Dimension in Betrieb setzte. Dieselbe wird -- wie alle derartigen Pressen -- hydraulisch betrieben, d. h. in der Weise, daß man Hochdruckwasser oben in einen Hohlcylinder treten läßt, wodurch der Kolben nach unten ge- drückt wird. Da der Kolben etwas über 1 Meter dick ist, muß bei der vorgesehenen Maximalpressung des Wassers von 600 Kilogramm pro Quadratcentimeter sich ein Druck von 5 Millionen Kilogramm (5000 Tonnen = 100.000 Centner) ergeben. Von der Größe dieser Kraft -- bemerkt Professor Friedr. C. G. Müller -- kann man sich schwer eine richtige Vorstellung machen; sie ver- möchte den Stamm einer zweihundertjährigen Eiche wie einen Bindfaden abzureißen.
Vierter Abſchnitt.
Trotz der unausgeſetzten Vergrößerung, welche die Dampfhämmer erfahren, dürften ſie ſchon jetzt an der Grenze der Leiſtungsfähigkeit angelangt ſein. Ihre wuch-
[Abbildung]
Fig. 79.
tigen, die ganze Umge- bung weithin erſchüttern- den Schläge wirken nur auf der Oberfläche der ungeheueren Gußſtahl- blöcke. Die Folge davon iſt, daß ſich die großen Stahlwerke nach einem anderen, leiſtungsfähi- geren Hilfsmittel umſahen, und ſie fanden dasſelbe in der Schmiedepreſſe. Dieſelben arbeiten mit dem enormen Druck von 5000 bis 12.000 Tonnen (und darüber), der ſelbſt bei den größten Blöcken bis ins Innerſte zu dringen vermag.
Das Krupp'ſche Etabliſſement war eines der erſten, das eine Schmiedepreſſe größter Dimenſion in Betrieb ſetzte. Dieſelbe wird — wie alle derartigen Preſſen — hydrauliſch betrieben, d. h. in der Weiſe, daß man Hochdruckwaſſer oben in einen Hohlcylinder treten läßt, wodurch der Kolben nach unten ge- drückt wird. Da der Kolben etwas über 1 Meter dick iſt, muß bei der vorgeſehenen Maximalpreſſung des Waſſers von 600 Kilogramm pro Quadratcentimeter ſich ein Druck von 5 Millionen Kilogramm (5000 Tonnen = 100.000 Centner) ergeben. Von der Größe dieſer Kraft — bemerkt Profeſſor Friedr. C. G. Müller — kann man ſich ſchwer eine richtige Vorſtellung machen; ſie ver- möchte den Stamm einer zweihundertjährigen Eiche wie einen Bindfaden abzureißen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0124"n="102"/><fwplace="top"type="header">Vierter Abſchnitt.</fw><lb/><p>Trotz der unausgeſetzten Vergrößerung, welche die Dampfhämmer erfahren,<lb/>
dürften ſie ſchon jetzt an der Grenze der Leiſtungsfähigkeit angelangt ſein. Ihre wuch-<lb/><figure><head>Fig. 79.</head><p> Hydrauliſche Luppenpreſſe (Kalker Werkzeugmaſchinen-Fabrik).</p></figure> tigen, die ganze Umge-<lb/>
bung weithin erſchüttern-<lb/>
den Schläge wirken nur<lb/>
auf der Oberfläche der<lb/>
ungeheueren Gußſtahl-<lb/>
blöcke. Die Folge davon<lb/>
iſt, daß ſich die großen<lb/>
Stahlwerke nach einem<lb/>
anderen, leiſtungsfähi-<lb/>
geren Hilfsmittel umſahen,<lb/>
und ſie fanden dasſelbe<lb/>
in der <hirendition="#g">Schmiedepreſſe</hi>.<lb/>
Dieſelben arbeiten mit<lb/>
dem enormen Druck von<lb/>
5000 bis 12.000 Tonnen<lb/>
(und darüber), der ſelbſt<lb/>
bei den größten Blöcken<lb/>
bis ins Innerſte zu<lb/>
dringen vermag.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Krupp</hi>'ſche<lb/>
Etabliſſement war eines<lb/>
der erſten, das eine<lb/>
Schmiedepreſſe größter<lb/>
Dimenſion in Betrieb<lb/>ſetzte. Dieſelbe wird —<lb/>
wie alle derartigen Preſſen<lb/>— hydrauliſch betrieben,<lb/>
d. h. in der Weiſe, daß<lb/>
man Hochdruckwaſſer oben<lb/>
in einen Hohlcylinder<lb/>
treten läßt, wodurch der<lb/>
Kolben nach unten ge-<lb/>
drückt wird. Da der Kolben<lb/>
etwas über 1 Meter dick<lb/>
iſt, muß bei der vorgeſehenen Maximalpreſſung des Waſſers von 600 Kilogramm pro<lb/>
Quadratcentimeter ſich ein Druck von 5 Millionen Kilogramm (5000 Tonnen =<lb/>
100.000 Centner) ergeben. Von der Größe dieſer Kraft — bemerkt Profeſſor Friedr.<lb/>
C. G. <hirendition="#g">Müller</hi>— kann man ſich ſchwer eine richtige Vorſtellung machen; ſie ver-<lb/>
möchte den Stamm einer zweihundertjährigen Eiche wie einen Bindfaden abzureißen.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[102/0124]
Vierter Abſchnitt.
Trotz der unausgeſetzten Vergrößerung, welche die Dampfhämmer erfahren,
dürften ſie ſchon jetzt an der Grenze der Leiſtungsfähigkeit angelangt ſein. Ihre wuch-
[Abbildung Fig. 79. Hydrauliſche Luppenpreſſe (Kalker Werkzeugmaſchinen-Fabrik).]
tigen, die ganze Umge-
bung weithin erſchüttern-
den Schläge wirken nur
auf der Oberfläche der
ungeheueren Gußſtahl-
blöcke. Die Folge davon
iſt, daß ſich die großen
Stahlwerke nach einem
anderen, leiſtungsfähi-
geren Hilfsmittel umſahen,
und ſie fanden dasſelbe
in der Schmiedepreſſe.
Dieſelben arbeiten mit
dem enormen Druck von
5000 bis 12.000 Tonnen
(und darüber), der ſelbſt
bei den größten Blöcken
bis ins Innerſte zu
dringen vermag.
Das Krupp'ſche
Etabliſſement war eines
der erſten, das eine
Schmiedepreſſe größter
Dimenſion in Betrieb
ſetzte. Dieſelbe wird —
wie alle derartigen Preſſen
— hydrauliſch betrieben,
d. h. in der Weiſe, daß
man Hochdruckwaſſer oben
in einen Hohlcylinder
treten läßt, wodurch der
Kolben nach unten ge-
drückt wird. Da der Kolben
etwas über 1 Meter dick
iſt, muß bei der vorgeſehenen Maximalpreſſung des Waſſers von 600 Kilogramm pro
Quadratcentimeter ſich ein Druck von 5 Millionen Kilogramm (5000 Tonnen =
100.000 Centner) ergeben. Von der Größe dieſer Kraft — bemerkt Profeſſor Friedr.
C. G. Müller — kann man ſich ſchwer eine richtige Vorſtellung machen; ſie ver-
möchte den Stamm einer zweihundertjährigen Eiche wie einen Bindfaden abzureißen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/124>, abgerufen am 18.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.