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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Formgebungsarbeiten.

Das Bemerkenswerthe bei dieser Einrichtung ist die Schnelligkeit der Be-
wegung. Angenommen, die Presse mache in der Minute nur 12 Hübe und drücke
das Schmiedestück jedesmal um 5 Centimeter zusammen, so wäre dies eine Leistung
gleich 666 Pferdestärken. Daraus läßt sich schließen, wie stark der Hohlcylinder
und das Gerüste sein müssen, um diesen ungeheueren Druck auszuhalten. Sie be-
stehen aus geschmiedetem Tiegelstahl: die Joche sind aus großen Stahlplatten mit
Schrauben und Nieten zusammengefügt. Kolossal ist das in die Erde versenkte
Rahmenwerk, das den Amboß trägt. Es ist berechnet worden, daß falls der
obere Cylinderdeckel bräche, ein Auftrieb des Wassers sich ergeben würde, der --
im luftleeren Raume gedacht -- eine Fontaine ergäbe, deren Steighöhe die Höhe
des Montblanc noch um tausend Meter überträfe!

In jüngster Zeit hat sich, veranlaßt durch zwingende Verhältnisse, der Fall
ergeben, auch die Luppenhämmer durch hydraulische Pressen zu ersetzen. Der erste
Versuch dieser Art wurde auf dem Huldschinsky'schen Hüttenwerke gemacht, und
zwar mit einem Erfolg, welcher die gehegten Erwartungen weit übertraf. Der
Gedanke, beim Puddeln an Stelle der Luppenhämmer anderer Vorrichtungen sich
zu bedienen, ist nicht neu. Man kennt von früherher das sogenannte "Krokodill",
dessen Anwendung aber heute entschieden einen Rückschritt bedeuten würde. In
Amerika steht vielfach die "Luppenmühle" in Gebrauch; sie besteht aus einer fest-
stehenden Trommel, innerhalb welcher sich eine excentrisch gelagerte Walze dreht.
Die Luppe wird hineingeworfen und etwa im halben Durchgang gequetscht. Dies
geschieht aber nur mangelhaft, denn die Walze muß Hörner haben, um die Luppe
herumreißen zu können. Dadurch wird diese zerrissen, an den Enden nicht gestaucht.

Wir wissen schon von der Beschreibung des Puddelns her, daß ein plötzlicher
Schlag den Eisenschwamm zerstückeln würde. Deshalb läßt man anfangs den
Dampfhammer langsam auf den Ballen drücken, wodurch die Schlacke regelrecht
ausfließt. Ist nun dieses langsame Drücken überhaupt von Vortheil, so ist nicht
einzusehen, weshalb nicht eine entsprechend eingerichtete Presse die ganze Schweiß-
arbeit übernehmen könnte. Das Problem ist in der That in der hydraulischen
Luppenpresse
, auf die weiter oben angespielt wurde, gelöst worden. Ihre An-
ordnung ist aus der Figur 79 zu ersehen und bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Es sei nur erwähnt, daß sowohl für den Bär als für den Amboß eine besondere
Wasserkühlung vorgesehen ist. Die Maschine macht 40 Hübe in der Minute und
arbeitet äußerst exact.

Es liegt auf der Hand, daß einer solchen Luppenpresse mancherlei Vorzüge
gegenüber dem Hammer zukommen. Zunächst das gleichmäßige Arbeiten durch
Druck statt durch Schlag; der Wegfall des schweren und kostspieligen Unterbaues,
der Bodenerschütterungen und des Lärmes, der Schutzvorrichtungen für den Ar-
beiter u. s. w. Die Luppenpresse kann unmittelbar an die Oefen und die Walzen-
strecken herangestellt werden. Da die Schweißung durch Druck schneller von Statten
geht, kommt die Luppe wärmer in die Walze, als bei der Bearbeitung durch den

Formgebungsarbeiten.

Das Bemerkenswerthe bei dieſer Einrichtung iſt die Schnelligkeit der Be-
wegung. Angenommen, die Preſſe mache in der Minute nur 12 Hübe und drücke
das Schmiedeſtück jedesmal um 5 Centimeter zuſammen, ſo wäre dies eine Leiſtung
gleich 666 Pferdeſtärken. Daraus läßt ſich ſchließen, wie ſtark der Hohlcylinder
und das Gerüſte ſein müſſen, um dieſen ungeheueren Druck auszuhalten. Sie be-
ſtehen aus geſchmiedetem Tiegelſtahl: die Joche ſind aus großen Stahlplatten mit
Schrauben und Nieten zuſammengefügt. Koloſſal iſt das in die Erde verſenkte
Rahmenwerk, das den Amboß trägt. Es iſt berechnet worden, daß falls der
obere Cylinderdeckel bräche, ein Auftrieb des Waſſers ſich ergeben würde, der —
im luftleeren Raume gedacht — eine Fontaine ergäbe, deren Steighöhe die Höhe
des Montblanc noch um tauſend Meter überträfe!

In jüngſter Zeit hat ſich, veranlaßt durch zwingende Verhältniſſe, der Fall
ergeben, auch die Luppenhämmer durch hydrauliſche Preſſen zu erſetzen. Der erſte
Verſuch dieſer Art wurde auf dem Huldſchinsky'ſchen Hüttenwerke gemacht, und
zwar mit einem Erfolg, welcher die gehegten Erwartungen weit übertraf. Der
Gedanke, beim Puddeln an Stelle der Luppenhämmer anderer Vorrichtungen ſich
zu bedienen, iſt nicht neu. Man kennt von früherher das ſogenannte »Krokodill«,
deſſen Anwendung aber heute entſchieden einen Rückſchritt bedeuten würde. In
Amerika ſteht vielfach die »Luppenmühle« in Gebrauch; ſie beſteht aus einer feſt-
ſtehenden Trommel, innerhalb welcher ſich eine excentriſch gelagerte Walze dreht.
Die Luppe wird hineingeworfen und etwa im halben Durchgang gequetſcht. Dies
geſchieht aber nur mangelhaft, denn die Walze muß Hörner haben, um die Luppe
herumreißen zu können. Dadurch wird dieſe zerriſſen, an den Enden nicht geſtaucht.

Wir wiſſen ſchon von der Beſchreibung des Puddelns her, daß ein plötzlicher
Schlag den Eiſenſchwamm zerſtückeln würde. Deshalb läßt man anfangs den
Dampfhammer langſam auf den Ballen drücken, wodurch die Schlacke regelrecht
ausfließt. Iſt nun dieſes langſame Drücken überhaupt von Vortheil, ſo iſt nicht
einzuſehen, weshalb nicht eine entſprechend eingerichtete Preſſe die ganze Schweiß-
arbeit übernehmen könnte. Das Problem iſt in der That in der hydrauliſchen
Luppenpreſſe
, auf die weiter oben angeſpielt wurde, gelöſt worden. Ihre An-
ordnung iſt aus der Figur 79 zu erſehen und bedarf keiner weiteren Erläuterung.
Es ſei nur erwähnt, daß ſowohl für den Bär als für den Amboß eine beſondere
Waſſerkühlung vorgeſehen iſt. Die Maſchine macht 40 Hübe in der Minute und
arbeitet äußerſt exact.

Es liegt auf der Hand, daß einer ſolchen Luppenpreſſe mancherlei Vorzüge
gegenüber dem Hammer zukommen. Zunächſt das gleichmäßige Arbeiten durch
Druck ſtatt durch Schlag; der Wegfall des ſchweren und koſtſpieligen Unterbaues,
der Bodenerſchütterungen und des Lärmes, der Schutzvorrichtungen für den Ar-
beiter u. ſ. w. Die Luppenpreſſe kann unmittelbar an die Oefen und die Walzen-
ſtrecken herangeſtellt werden. Da die Schweißung durch Druck ſchneller von Statten
geht, kommt die Luppe wärmer in die Walze, als bei der Bearbeitung durch den

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[103/0125] Formgebungsarbeiten. Das Bemerkenswerthe bei dieſer Einrichtung iſt die Schnelligkeit der Be- wegung. Angenommen, die Preſſe mache in der Minute nur 12 Hübe und drücke das Schmiedeſtück jedesmal um 5 Centimeter zuſammen, ſo wäre dies eine Leiſtung gleich 666 Pferdeſtärken. Daraus läßt ſich ſchließen, wie ſtark der Hohlcylinder und das Gerüſte ſein müſſen, um dieſen ungeheueren Druck auszuhalten. Sie be- ſtehen aus geſchmiedetem Tiegelſtahl: die Joche ſind aus großen Stahlplatten mit Schrauben und Nieten zuſammengefügt. Koloſſal iſt das in die Erde verſenkte Rahmenwerk, das den Amboß trägt. Es iſt berechnet worden, daß falls der obere Cylinderdeckel bräche, ein Auftrieb des Waſſers ſich ergeben würde, der — im luftleeren Raume gedacht — eine Fontaine ergäbe, deren Steighöhe die Höhe des Montblanc noch um tauſend Meter überträfe! In jüngſter Zeit hat ſich, veranlaßt durch zwingende Verhältniſſe, der Fall ergeben, auch die Luppenhämmer durch hydrauliſche Preſſen zu erſetzen. Der erſte Verſuch dieſer Art wurde auf dem Huldſchinsky'ſchen Hüttenwerke gemacht, und zwar mit einem Erfolg, welcher die gehegten Erwartungen weit übertraf. Der Gedanke, beim Puddeln an Stelle der Luppenhämmer anderer Vorrichtungen ſich zu bedienen, iſt nicht neu. Man kennt von früherher das ſogenannte »Krokodill«, deſſen Anwendung aber heute entſchieden einen Rückſchritt bedeuten würde. In Amerika ſteht vielfach die »Luppenmühle« in Gebrauch; ſie beſteht aus einer feſt- ſtehenden Trommel, innerhalb welcher ſich eine excentriſch gelagerte Walze dreht. Die Luppe wird hineingeworfen und etwa im halben Durchgang gequetſcht. Dies geſchieht aber nur mangelhaft, denn die Walze muß Hörner haben, um die Luppe herumreißen zu können. Dadurch wird dieſe zerriſſen, an den Enden nicht geſtaucht. Wir wiſſen ſchon von der Beſchreibung des Puddelns her, daß ein plötzlicher Schlag den Eiſenſchwamm zerſtückeln würde. Deshalb läßt man anfangs den Dampfhammer langſam auf den Ballen drücken, wodurch die Schlacke regelrecht ausfließt. Iſt nun dieſes langſame Drücken überhaupt von Vortheil, ſo iſt nicht einzuſehen, weshalb nicht eine entſprechend eingerichtete Preſſe die ganze Schweiß- arbeit übernehmen könnte. Das Problem iſt in der That in der hydrauliſchen Luppenpreſſe, auf die weiter oben angeſpielt wurde, gelöſt worden. Ihre An- ordnung iſt aus der Figur 79 zu erſehen und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Es ſei nur erwähnt, daß ſowohl für den Bär als für den Amboß eine beſondere Waſſerkühlung vorgeſehen iſt. Die Maſchine macht 40 Hübe in der Minute und arbeitet äußerſt exact. Es liegt auf der Hand, daß einer ſolchen Luppenpreſſe mancherlei Vorzüge gegenüber dem Hammer zukommen. Zunächſt das gleichmäßige Arbeiten durch Druck ſtatt durch Schlag; der Wegfall des ſchweren und koſtſpieligen Unterbaues, der Bodenerſchütterungen und des Lärmes, der Schutzvorrichtungen für den Ar- beiter u. ſ. w. Die Luppenpreſſe kann unmittelbar an die Oefen und die Walzen- ſtrecken herangeſtellt werden. Da die Schweißung durch Druck ſchneller von Statten geht, kommt die Luppe wärmer in die Walze, als bei der Bearbeitung durch den

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/125>, abgerufen am 21.11.2024.