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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Fünfter Abschnitt.
Hier treten die Verschiebungen der Stahltheilchen in Folge der kurzen und heftigen
stoßweisen Erschütterungen gleichfalls in Form von strichartigen Trennungen auf.
Die senkrecht nach dem Innern verlaufenden Haarrisse treten vornehmlich in
Fig. 119 in die Erscheinung und zeigen, daß derartige Structurveränderungen
in bedenklichem Grade die Festigkeit der betreffenden Gebrauchsstücke zu beeinflussen
vermögen.

Bezüglich der Fig. 123, welche mit den vorstehenden Untersuchungen nichts
zu schaffen hat, sei bemerkt, daß dieselbe den Querschnitt einer Schiene zeigt, deren
Betriebsleistung in den 12 Jahren, die sie in der Strecke lag, mit der Abrollung
von 119.300 Zügen mit 80.46 Millionen Tonnen gekennzeichnet ist. Die Probe
rührt von Eisenbahndirector Ast (Wien) her, der sie gelegentlich der Wanderver-
sammlung des "Internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik"
vom 23. bis 25. August 1897 in Stockholm in einem Vortrage zur Sprache
brachte.

Damit leiten wir zu einer brennenden Frage hinüber, welche zur Zeit alle
Eisentechniker lebhaft beschäftigt und in der es sich darum handelt, die Mittel und
Wege zur Einführung einheitlicher Vorschriften für Qualität, Prüfung und Ab-
nahme von Eisen- und Stahlmaterial aller Art zu suchen. Es wäre dies die
Krönung jener Bestrebungen, die in den bereits bestehenden Institutionen
dieser Art mit beschränktem Thätigkeitsgebiet angebahnt wurden, z. B. durch den
"Deutschen Verband für Materialprüfung der Technik", der französischen "Com-
mission für Erprobungsmethoden", der "Königlich mechanisch-technischen Versuchs-
anstalt" zu Charlottenburg u. s. w.

Es wurde schon früher einmal erwähnt, daß zwei Eisensorten von ganz
gleicher chemischer Zusammensetzung ein ganz verschiedenes physikalisches Verhalten
zeigen, mithin der Beweis erbracht war, daß die Verschiedenheit auch auf dem
Mangel an Homogenität beruhen könnte. Die Feststellung und Prüfung der-
selben ist nun in der That durch die mikrophotographischen Aetzproben gelungen
und es erübrigt weiter nichts, als durch einfache, praktische und zweckmäßige Er-
probungsmethoden bezüglich der physikalischen Eigenschaften des Eisens ein gewisses
Gleichmaß in den Anforderungen des Constructeurs einerseits und jenen des Er-
zeugers andererseits herzustellen.

Es sind dies die Reiß- und Schlagproben mit eingekerbten Stäben,
welche Ingenieur Borba (Paris) in Vorschlag gebracht hat und die berufen zu
sein scheinen, weit sicherere Aufschlüsse über die Natur des Materiales zu geben,
als sie auf Grund der jetzt üblichen, von uns eingehend besprochenen Methoden
zu erzielen sind. Der Borba'schen Methode kommt überdies der Vorzug großer
Einfachheit zu, wodurch die im Gebrauche stehenden Zerreißmaschinen modificirt,
eventuell gänzlich entbehrlich würden.

Die üblichen Proben gründen sich, wie wir gesehen haben, auf die Defor-
mation der Probestücke unter verschiedenen Verhältnissen und unter der Einwirkung

Fünfter Abſchnitt.
Hier treten die Verſchiebungen der Stahltheilchen in Folge der kurzen und heftigen
ſtoßweiſen Erſchütterungen gleichfalls in Form von ſtrichartigen Trennungen auf.
Die ſenkrecht nach dem Innern verlaufenden Haarriſſe treten vornehmlich in
Fig. 119 in die Erſcheinung und zeigen, daß derartige Structurveränderungen
in bedenklichem Grade die Feſtigkeit der betreffenden Gebrauchsſtücke zu beeinfluſſen
vermögen.

Bezüglich der Fig. 123, welche mit den vorſtehenden Unterſuchungen nichts
zu ſchaffen hat, ſei bemerkt, daß dieſelbe den Querſchnitt einer Schiene zeigt, deren
Betriebsleiſtung in den 12 Jahren, die ſie in der Strecke lag, mit der Abrollung
von 119.300 Zügen mit 80‧46 Millionen Tonnen gekennzeichnet iſt. Die Probe
rührt von Eiſenbahndirector Aſt (Wien) her, der ſie gelegentlich der Wanderver-
ſammlung des »Internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik«
vom 23. bis 25. Auguſt 1897 in Stockholm in einem Vortrage zur Sprache
brachte.

Damit leiten wir zu einer brennenden Frage hinüber, welche zur Zeit alle
Eiſentechniker lebhaft beſchäftigt und in der es ſich darum handelt, die Mittel und
Wege zur Einführung einheitlicher Vorſchriften für Qualität, Prüfung und Ab-
nahme von Eiſen- und Stahlmaterial aller Art zu ſuchen. Es wäre dies die
Krönung jener Beſtrebungen, die in den bereits beſtehenden Inſtitutionen
dieſer Art mit beſchränktem Thätigkeitsgebiet angebahnt wurden, z. B. durch den
»Deutſchen Verband für Materialprüfung der Technik«, der franzöſiſchen »Com-
miſſion für Erprobungsmethoden«, der »Königlich mechaniſch-techniſchen Verſuchs-
anſtalt« zu Charlottenburg u. ſ. w.

Es wurde ſchon früher einmal erwähnt, daß zwei Eiſenſorten von ganz
gleicher chemiſcher Zuſammenſetzung ein ganz verſchiedenes phyſikaliſches Verhalten
zeigen, mithin der Beweis erbracht war, daß die Verſchiedenheit auch auf dem
Mangel an Homogenität beruhen könnte. Die Feſtſtellung und Prüfung der-
ſelben iſt nun in der That durch die mikrophotographiſchen Aetzproben gelungen
und es erübrigt weiter nichts, als durch einfache, praktiſche und zweckmäßige Er-
probungsmethoden bezüglich der phyſikaliſchen Eigenſchaften des Eiſens ein gewiſſes
Gleichmaß in den Anforderungen des Conſtructeurs einerſeits und jenen des Er-
zeugers andererſeits herzuſtellen.

Es ſind dies die Reiß- und Schlagproben mit eingekerbten Stäben,
welche Ingenieur Borba (Paris) in Vorſchlag gebracht hat und die berufen zu
ſein ſcheinen, weit ſicherere Aufſchlüſſe über die Natur des Materiales zu geben,
als ſie auf Grund der jetzt üblichen, von uns eingehend beſprochenen Methoden
zu erzielen ſind. Der Borba'ſchen Methode kommt überdies der Vorzug großer
Einfachheit zu, wodurch die im Gebrauche ſtehenden Zerreißmaſchinen modificirt,
eventuell gänzlich entbehrlich würden.

Die üblichen Proben gründen ſich, wie wir geſehen haben, auf die Defor-
mation der Probeſtücke unter verſchiedenen Verhältniſſen und unter der Einwirkung

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[130/0156] Fünfter Abſchnitt. Hier treten die Verſchiebungen der Stahltheilchen in Folge der kurzen und heftigen ſtoßweiſen Erſchütterungen gleichfalls in Form von ſtrichartigen Trennungen auf. Die ſenkrecht nach dem Innern verlaufenden Haarriſſe treten vornehmlich in Fig. 119 in die Erſcheinung und zeigen, daß derartige Structurveränderungen in bedenklichem Grade die Feſtigkeit der betreffenden Gebrauchsſtücke zu beeinfluſſen vermögen. Bezüglich der Fig. 123, welche mit den vorſtehenden Unterſuchungen nichts zu ſchaffen hat, ſei bemerkt, daß dieſelbe den Querſchnitt einer Schiene zeigt, deren Betriebsleiſtung in den 12 Jahren, die ſie in der Strecke lag, mit der Abrollung von 119.300 Zügen mit 80‧46 Millionen Tonnen gekennzeichnet iſt. Die Probe rührt von Eiſenbahndirector Aſt (Wien) her, der ſie gelegentlich der Wanderver- ſammlung des »Internationalen Verbandes für die Materialprüfung der Technik« vom 23. bis 25. Auguſt 1897 in Stockholm in einem Vortrage zur Sprache brachte. Damit leiten wir zu einer brennenden Frage hinüber, welche zur Zeit alle Eiſentechniker lebhaft beſchäftigt und in der es ſich darum handelt, die Mittel und Wege zur Einführung einheitlicher Vorſchriften für Qualität, Prüfung und Ab- nahme von Eiſen- und Stahlmaterial aller Art zu ſuchen. Es wäre dies die Krönung jener Beſtrebungen, die in den bereits beſtehenden Inſtitutionen dieſer Art mit beſchränktem Thätigkeitsgebiet angebahnt wurden, z. B. durch den »Deutſchen Verband für Materialprüfung der Technik«, der franzöſiſchen »Com- miſſion für Erprobungsmethoden«, der »Königlich mechaniſch-techniſchen Verſuchs- anſtalt« zu Charlottenburg u. ſ. w. Es wurde ſchon früher einmal erwähnt, daß zwei Eiſenſorten von ganz gleicher chemiſcher Zuſammenſetzung ein ganz verſchiedenes phyſikaliſches Verhalten zeigen, mithin der Beweis erbracht war, daß die Verſchiedenheit auch auf dem Mangel an Homogenität beruhen könnte. Die Feſtſtellung und Prüfung der- ſelben iſt nun in der That durch die mikrophotographiſchen Aetzproben gelungen und es erübrigt weiter nichts, als durch einfache, praktiſche und zweckmäßige Er- probungsmethoden bezüglich der phyſikaliſchen Eigenſchaften des Eiſens ein gewiſſes Gleichmaß in den Anforderungen des Conſtructeurs einerſeits und jenen des Er- zeugers andererſeits herzuſtellen. Es ſind dies die Reiß- und Schlagproben mit eingekerbten Stäben, welche Ingenieur Borba (Paris) in Vorſchlag gebracht hat und die berufen zu ſein ſcheinen, weit ſicherere Aufſchlüſſe über die Natur des Materiales zu geben, als ſie auf Grund der jetzt üblichen, von uns eingehend beſprochenen Methoden zu erzielen ſind. Der Borba'ſchen Methode kommt überdies der Vorzug großer Einfachheit zu, wodurch die im Gebrauche ſtehenden Zerreißmaſchinen modificirt, eventuell gänzlich entbehrlich würden. Die üblichen Proben gründen ſich, wie wir geſehen haben, auf die Defor- mation der Probeſtücke unter verſchiedenen Verhältniſſen und unter der Einwirkung

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/156>, abgerufen am 09.11.2024.