wickelte Construction besitzt, was begreiflich erscheint, wenn man erfährt, daß es die erste Anlage dieser Art war und an die früheste Thätigkeit Alfred Krupp's erinnert. Viel einfacher ist das zweite Walzwerk, dessen Einrichtung die Folgende ist. "Eine unverrückbare verticale Stahlwelle ragt mit ihrem cylindrischen oberen Zapfen über eine feste Plattform hervor und trägt eine Stahlwalze, deren Profil demjenigen entspricht, welches der fertige Radreifen außen erhalten soll. Eine zweite parallele Welle ist verstellbar und kann mittelst einer hydraulischen Presse der
[Abbildung]
Fig. 126.
Speichenradstern in Stahlformguß unter der hydraulischen Presse verbogen und verdreht.
ersteren genähert werden. Ihr oberer Zapfen trägt gleichfalls eine Stahl- walze, die das Profil ein- geschnitten hat, welches der fertige Radreifen in- wendig erhalten soll."
Der weitere Vorgang ist kurz der Folgende. Der auf die bewegliche Achse aufgelegte Ring wird durch hydraulischen Druck, welcher die erstere gegen den zweiten Cylinder anpreßt, als Walzstück zwischen den beiden Cylindern calibrirt und erhält nach und nach die Größe und
[Abbildung]
Fig. 127.
Speichenradstern in Stahlformguß unter der hydraulischen Presse verbogen und verdreht.
Form, welche ihm zukommen soll. Eine besondere Vorrichtung giebt bis auf den Bruchtheil eines Millimeters genau die Größe des Reifens an. Die Bandagen verlassen dieses Walz- werk völlig kreisrund, während sie beim älteren Werke noch glühend auf die Contourirpresse gebracht werden müssen, um die genaue Kreisform zu erhalten.
Die Bandagenfabrikation bildet einen der Hauptzweige des Krupp'schen Etablissements, und es gehen bedeutende Mengen hiervon in die verschiedenen Eisen- bahnwerkstätten, wo sie auf die Räder aufgezogen werden. Der Vorgang hierbei ist der Folgende: Der Durchmesser des Radreifens ist etwas kleiner als der des Radsternes (mit der Felge); vor dem Aufziehen wird ersterer so weit erwärmt, daß er bequem über letzteren geschoben werden kann. In Folge des Erkaltens preßt sich der Radreif fest auf das Rad an, und es bedürfte eigentlich keiner weiteren Befestigung beider Theile, da die Reibung eine so innige ist, daß eine Trennung nicht stattfinden kann. Indeß sind die Radreifen entweder in Folge der mechanischen Angriffe, denen
Erſter Abſchnitt.
wickelte Conſtruction beſitzt, was begreiflich erſcheint, wenn man erfährt, daß es die erſte Anlage dieſer Art war und an die früheſte Thätigkeit Alfred Krupp's erinnert. Viel einfacher iſt das zweite Walzwerk, deſſen Einrichtung die Folgende iſt. »Eine unverrückbare verticale Stahlwelle ragt mit ihrem cylindriſchen oberen Zapfen über eine feſte Plattform hervor und trägt eine Stahlwalze, deren Profil demjenigen entſpricht, welches der fertige Radreifen außen erhalten ſoll. Eine zweite parallele Welle iſt verſtellbar und kann mittelſt einer hydrauliſchen Preſſe der
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Fig. 126.
Speichenradſtern in Stahlformguß unter der hydrauliſchen Preſſe verbogen und verdreht.
erſteren genähert werden. Ihr oberer Zapfen trägt gleichfalls eine Stahl- walze, die das Profil ein- geſchnitten hat, welches der fertige Radreifen in- wendig erhalten ſoll.«
Der weitere Vorgang iſt kurz der Folgende. Der auf die bewegliche Achſe aufgelegte Ring wird durch hydrauliſchen Druck, welcher die erſtere gegen den zweiten Cylinder anpreßt, als Walzſtück zwiſchen den beiden Cylindern calibrirt und erhält nach und nach die Größe und
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Fig. 127.
Speichenradſtern in Stahlformguß unter der hydrauliſchen Preſſe verbogen und verdreht.
Form, welche ihm zukommen ſoll. Eine beſondere Vorrichtung giebt bis auf den Bruchtheil eines Millimeters genau die Größe des Reifens an. Die Bandagen verlaſſen dieſes Walz- werk völlig kreisrund, während ſie beim älteren Werke noch glühend auf die Contourirpreſſe gebracht werden müſſen, um die genaue Kreisform zu erhalten.
Die Bandagenfabrikation bildet einen der Hauptzweige des Krupp'ſchen Etabliſſements, und es gehen bedeutende Mengen hiervon in die verſchiedenen Eiſen- bahnwerkſtätten, wo ſie auf die Räder aufgezogen werden. Der Vorgang hierbei iſt der Folgende: Der Durchmeſſer des Radreifens iſt etwas kleiner als der des Radſternes (mit der Felge); vor dem Aufziehen wird erſterer ſo weit erwärmt, daß er bequem über letzteren geſchoben werden kann. In Folge des Erkaltens preßt ſich der Radreif feſt auf das Rad an, und es bedürfte eigentlich keiner weiteren Befeſtigung beider Theile, da die Reibung eine ſo innige iſt, daß eine Trennung nicht ſtattfinden kann. Indeß ſind die Radreifen entweder in Folge der mechaniſchen Angriffe, denen
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Erſter Abſchnitt.
wickelte Conſtruction beſitzt, was begreiflich erſcheint, wenn man erfährt, daß es
die erſte Anlage dieſer Art war und an die früheſte Thätigkeit Alfred Krupp's
erinnert. Viel einfacher iſt das zweite Walzwerk, deſſen Einrichtung die Folgende
iſt. »Eine unverrückbare verticale Stahlwelle ragt mit ihrem cylindriſchen oberen
Zapfen über eine feſte Plattform hervor und trägt eine Stahlwalze, deren Profil
demjenigen entſpricht, welches der fertige Radreifen außen erhalten ſoll. Eine zweite
parallele Welle iſt verſtellbar und kann mittelſt einer hydrauliſchen Preſſe der
[Abbildung Fig. 126. Speichenradſtern in Stahlformguß unter der hydrauliſchen Preſſe
verbogen und verdreht.]
erſteren genähert werden.
Ihr oberer Zapfen trägt
gleichfalls eine Stahl-
walze, die das Profil ein-
geſchnitten hat, welches
der fertige Radreifen in-
wendig erhalten ſoll.«
Der weitere Vorgang
iſt kurz der Folgende.
Der auf die bewegliche
Achſe aufgelegte Ring
wird durch hydrauliſchen
Druck, welcher die erſtere gegen den zweiten Cylinder anpreßt, als Walzſtück
zwiſchen den beiden Cylindern calibrirt und erhält nach und nach die Größe und
[Abbildung Fig. 127. Speichenradſtern in Stahlformguß unter der
hydrauliſchen Preſſe verbogen und verdreht.]
Form, welche ihm zukommen ſoll. Eine
beſondere Vorrichtung giebt bis auf
den Bruchtheil eines Millimeters
genau die Größe des Reifens an.
Die Bandagen verlaſſen dieſes Walz-
werk völlig kreisrund, während ſie
beim älteren Werke noch glühend auf
die Contourirpreſſe gebracht werden
müſſen, um die genaue Kreisform zu
erhalten.
Die Bandagenfabrikation bildet
einen der Hauptzweige des Krupp'ſchen
Etabliſſements, und es gehen bedeutende Mengen hiervon in die verſchiedenen Eiſen-
bahnwerkſtätten, wo ſie auf die Räder aufgezogen werden. Der Vorgang hierbei iſt
der Folgende: Der Durchmeſſer des Radreifens iſt etwas kleiner als der des Radſternes
(mit der Felge); vor dem Aufziehen wird erſterer ſo weit erwärmt, daß er bequem
über letzteren geſchoben werden kann. In Folge des Erkaltens preßt ſich der Radreif
feſt auf das Rad an, und es bedürfte eigentlich keiner weiteren Befeſtigung beider
Theile, da die Reibung eine ſo innige iſt, daß eine Trennung nicht ſtattfinden
kann. Indeß ſind die Radreifen entweder in Folge der mechaniſchen Angriffe, denen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/178>, abgerufen am 24.11.2024.
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