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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Eisenarchitektur.
spannen 18 nebeneinander liegende, durch schmale Bahnsteige von einander getrennte
Geleise.

Von der Constructeurin dieses Riesenbaues wurden folgende Lieferungen
ausgeführt: Personenhalle: drei Spannweiten a 56 Meter = 19 Meter; Höhe
28.6 Meter, Länge 18.8 Meter, Gesammtgewicht 4225 Tonnen. Eingangshalle:
Spannweite 31 Meter, Länge 60 Meter, Gesammtgewicht 151.3 Tonnen. Aus-
gangshalle: Spannweite 16.5 Meter, Länge 22 Meter, Gesammtgewicht 73.5 Tonnen.
Städtische Straßenüberführung: Breite 14 Meter, Länge 265 Meter, Gesammt-
gewicht 1485 Tonnen. Reparaturwerkstätte: Länge 122.1 Meter, Breite 53 bis
66 Meter, Fläche 6940 Quadratmeter, Gesammtgewicht 565.5 Tonnen. Locomotiv-
schuppen: Länge 166.8 Meter, Breite 34 bis 65 Meter, Fläche 7693 Quadrat-
meter, Gesammtgewicht 612.2 Tonnen. Diverse kleine Bauwerke mit dem Gesammt-
gewichte von 115 Tonnen. Das Totalgewicht aller in Eisen ausgeführten Arbeiten
beziffert sich demnach mit der kolossalen Höhe von 7207 Tonnen. Außerdem expe-
dirte die Firma zwei Maschinen zu je 750 Pferdestärken für den Betrieb der elek-
trischen Beleuchtung und der Gepäck- und Wagenaufzüge. -- In jüngster Zeit ist
dieser kolossale Eisenbau noch übertroffen worden, und zwar durch den Central-
bahnhof zu Dresden
, bei welchem das Gesammtgewicht aller in Eisen aus-
geführten Arbeiten 8700 Tonnen beträgt.

In neuerer Zeit hat man Eisenconstructionen vielfach bei Leuchtthurm-
bauten
in Anwendung gebracht. Es ist bekannt, welch unsägliche Mühen diese
letzteren verursachen, da dieselben zumeist an Punkten aufgeführt werden, die dem
Wogengange der See ausgesetzt sind, wodurch langwierige Störungen in der Aus-
führung hervorgerufen werden.

Um vorläufig nur ein Beispiel anzugeben, gedenken wir des Leuchtthurmes
von Ar-Men, nahe der westlichen Spitze des Departements Finisterre, südlich
von Brest. Dort befindet sich die kleine Insel Sein, der an der Westseite eine
Schnur von Felsklippen vorliegt -- 8 Seemeilen -- wodurch eine Art natürliches
Wehr gegen die dortige sehr heftige Meeresströmung gebildet ist. Die meisten dieser
Klippen bleiben beständig unter Wasser: aber die Brandung ist so groß, daß die
Schifffahrt meilenweit gefährdet ist -- oder vielmehr gefährdet war, bis Abhilfe
geschaffen wurde.

Diese letztere bestand darin, daß man auf einer Klippe, welche bei den
größten Ebben zweimal des Jahres um etwa 1 1/2 Meter aufgedeckt wird, einen
Leuchtthurm errichtete. Die hierbei zu überwindenden Schwierigkeiten waren unge-
heuere. Um die Basirung des Baues zu ermöglichen, mußten auf der Felskuppe
in Entfernungen von je 1 Meter Bohrlöcher von 30 Centimeter Tiefe angelegt
werden. In dieselben wurden Stangen von je 1 Meter Länge gesteckt und durch
Ketten und Zugeisen miteinander verbunden, um zunächst eine Verankerung für
den späteren Sockel des Leuchtthurmes zu gewinnen und zugleich den Zusammen-
hang des Felsens zu sichern. Der Arbeitsvorgang war der folgende: Sowie das

Die Eiſenarchitektur.
ſpannen 18 nebeneinander liegende, durch ſchmale Bahnſteige von einander getrennte
Geleiſe.

Von der Conſtructeurin dieſes Rieſenbaues wurden folgende Lieferungen
ausgeführt: Perſonenhalle: drei Spannweiten à 56 Meter = 19 Meter; Höhe
28‧6 Meter, Länge 18‧8 Meter, Geſammtgewicht 4225 Tonnen. Eingangshalle:
Spannweite 31 Meter, Länge 60 Meter, Geſammtgewicht 151‧3 Tonnen. Aus-
gangshalle: Spannweite 16‧5 Meter, Länge 22 Meter, Geſammtgewicht 73‧5 Tonnen.
Städtiſche Straßenüberführung: Breite 14 Meter, Länge 265 Meter, Geſammt-
gewicht 1485 Tonnen. Reparaturwerkſtätte: Länge 122‧1 Meter, Breite 53 bis
66 Meter, Fläche 6940 Quadratmeter, Geſammtgewicht 565‧5 Tonnen. Locomotiv-
ſchuppen: Länge 166‧8 Meter, Breite 34 bis 65 Meter, Fläche 7693 Quadrat-
meter, Geſammtgewicht 612‧2 Tonnen. Diverſe kleine Bauwerke mit dem Geſammt-
gewichte von 115 Tonnen. Das Totalgewicht aller in Eiſen ausgeführten Arbeiten
beziffert ſich demnach mit der koloſſalen Höhe von 7207 Tonnen. Außerdem expe-
dirte die Firma zwei Maſchinen zu je 750 Pferdeſtärken für den Betrieb der elek-
triſchen Beleuchtung und der Gepäck- und Wagenaufzüge. — In jüngſter Zeit iſt
dieſer koloſſale Eiſenbau noch übertroffen worden, und zwar durch den Central-
bahnhof zu Dresden
, bei welchem das Geſammtgewicht aller in Eiſen aus-
geführten Arbeiten 8700 Tonnen beträgt.

In neuerer Zeit hat man Eiſenconſtructionen vielfach bei Leuchtthurm-
bauten
in Anwendung gebracht. Es iſt bekannt, welch unſägliche Mühen dieſe
letzteren verurſachen, da dieſelben zumeiſt an Punkten aufgeführt werden, die dem
Wogengange der See ausgeſetzt ſind, wodurch langwierige Störungen in der Aus-
führung hervorgerufen werden.

Um vorläufig nur ein Beiſpiel anzugeben, gedenken wir des Leuchtthurmes
von Ar-Men, nahe der weſtlichen Spitze des Departements Finistèrre, ſüdlich
von Breſt. Dort befindet ſich die kleine Inſel Sein, der an der Weſtſeite eine
Schnur von Felsklippen vorliegt — 8 Seemeilen — wodurch eine Art natürliches
Wehr gegen die dortige ſehr heftige Meeresſtrömung gebildet iſt. Die meiſten dieſer
Klippen bleiben beſtändig unter Waſſer: aber die Brandung iſt ſo groß, daß die
Schifffahrt meilenweit gefährdet iſt — oder vielmehr gefährdet war, bis Abhilfe
geſchaffen wurde.

Dieſe letztere beſtand darin, daß man auf einer Klippe, welche bei den
größten Ebben zweimal des Jahres um etwa 1 ½ Meter aufgedeckt wird, einen
Leuchtthurm errichtete. Die hierbei zu überwindenden Schwierigkeiten waren unge-
heuere. Um die Baſirung des Baues zu ermöglichen, mußten auf der Felskuppe
in Entfernungen von je 1 Meter Bohrlöcher von 30 Centimeter Tiefe angelegt
werden. In dieſelben wurden Stangen von je 1 Meter Länge geſteckt und durch
Ketten und Zugeiſen miteinander verbunden, um zunächſt eine Verankerung für
den ſpäteren Sockel des Leuchtthurmes zu gewinnen und zugleich den Zuſammen-
hang des Felſens zu ſichern. Der Arbeitsvorgang war der folgende: Sowie das

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[253/0289] Die Eiſenarchitektur. ſpannen 18 nebeneinander liegende, durch ſchmale Bahnſteige von einander getrennte Geleiſe. Von der Conſtructeurin dieſes Rieſenbaues wurden folgende Lieferungen ausgeführt: Perſonenhalle: drei Spannweiten à 56 Meter = 19 Meter; Höhe 28‧6 Meter, Länge 18‧8 Meter, Geſammtgewicht 4225 Tonnen. Eingangshalle: Spannweite 31 Meter, Länge 60 Meter, Geſammtgewicht 151‧3 Tonnen. Aus- gangshalle: Spannweite 16‧5 Meter, Länge 22 Meter, Geſammtgewicht 73‧5 Tonnen. Städtiſche Straßenüberführung: Breite 14 Meter, Länge 265 Meter, Geſammt- gewicht 1485 Tonnen. Reparaturwerkſtätte: Länge 122‧1 Meter, Breite 53 bis 66 Meter, Fläche 6940 Quadratmeter, Geſammtgewicht 565‧5 Tonnen. Locomotiv- ſchuppen: Länge 166‧8 Meter, Breite 34 bis 65 Meter, Fläche 7693 Quadrat- meter, Geſammtgewicht 612‧2 Tonnen. Diverſe kleine Bauwerke mit dem Geſammt- gewichte von 115 Tonnen. Das Totalgewicht aller in Eiſen ausgeführten Arbeiten beziffert ſich demnach mit der koloſſalen Höhe von 7207 Tonnen. Außerdem expe- dirte die Firma zwei Maſchinen zu je 750 Pferdeſtärken für den Betrieb der elek- triſchen Beleuchtung und der Gepäck- und Wagenaufzüge. — In jüngſter Zeit iſt dieſer koloſſale Eiſenbau noch übertroffen worden, und zwar durch den Central- bahnhof zu Dresden, bei welchem das Geſammtgewicht aller in Eiſen aus- geführten Arbeiten 8700 Tonnen beträgt. In neuerer Zeit hat man Eiſenconſtructionen vielfach bei Leuchtthurm- bauten in Anwendung gebracht. Es iſt bekannt, welch unſägliche Mühen dieſe letzteren verurſachen, da dieſelben zumeiſt an Punkten aufgeführt werden, die dem Wogengange der See ausgeſetzt ſind, wodurch langwierige Störungen in der Aus- führung hervorgerufen werden. Um vorläufig nur ein Beiſpiel anzugeben, gedenken wir des Leuchtthurmes von Ar-Men, nahe der weſtlichen Spitze des Departements Finistèrre, ſüdlich von Breſt. Dort befindet ſich die kleine Inſel Sein, der an der Weſtſeite eine Schnur von Felsklippen vorliegt — 8 Seemeilen — wodurch eine Art natürliches Wehr gegen die dortige ſehr heftige Meeresſtrömung gebildet iſt. Die meiſten dieſer Klippen bleiben beſtändig unter Waſſer: aber die Brandung iſt ſo groß, daß die Schifffahrt meilenweit gefährdet iſt — oder vielmehr gefährdet war, bis Abhilfe geſchaffen wurde. Dieſe letztere beſtand darin, daß man auf einer Klippe, welche bei den größten Ebben zweimal des Jahres um etwa 1 ½ Meter aufgedeckt wird, einen Leuchtthurm errichtete. Die hierbei zu überwindenden Schwierigkeiten waren unge- heuere. Um die Baſirung des Baues zu ermöglichen, mußten auf der Felskuppe in Entfernungen von je 1 Meter Bohrlöcher von 30 Centimeter Tiefe angelegt werden. In dieſelben wurden Stangen von je 1 Meter Länge geſteckt und durch Ketten und Zugeiſen miteinander verbunden, um zunächſt eine Verankerung für den ſpäteren Sockel des Leuchtthurmes zu gewinnen und zugleich den Zuſammen- hang des Felſens zu ſichern. Der Arbeitsvorgang war der folgende: Sowie das

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/289>, abgerufen am 21.11.2024.