von je 140 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 70 Meter Spannweite. Die Röhren (eigentlich Kästen) haben eine Länge von 4313 Meter und ruhen, in- einander zusammengenietet, 40 Meter über dem Meeresspiegel. Das Eisengewicht dieser Brücke, welche zu den Großthaten der Technik unserer Zeit gehört, beträgt etwa 11.000 Tonnen.
Dicht neben der düsteren Riesenschöpfung Robert Stephenson's schwebt Telford's Kettenbrücke, "leicht und luftig, wie aus zu Eisen gewordenen Kräfte- strahlen gewebt", 34 Meter über dem Wasserspiegel. Das Werk fand einst die Bewunderung der Zeitgenossen und -- wie M. M. v. Weber erzählt -- bemäch- tigte sich der angesammelten ungeheuren Menge eine gewaltige Aufregung, genährt von den Zweiflern, ob das gigantische Werk gelingen werde. ... "Als aber die erste der 40 Ketten, an denen die Brücke hängt, mehr als 1000 Fuß lang, mehr als 1000 Centner schwer, genau nach den Arbeitsplänen des Meisters auf ihre luftige Höhe gehoben werden sollte und stolz, unter den taktgebenden Klängen weittragender Hörnermusik von hunderten exact zusammenwirkenden Händen empor- gewunden, hinaufstieg und endlich der sie festhaltende letzte Bogen eingeschlagen war und die versammelte Menge in nicht endenwollende Hurrahs für den kühnen Meister ausbrach, da war er selbst verschwunden, und die Glückwünsche bringenden Freunde fanden, in sein Arbeitscabinet stürmend, ihn auf seinen Knien dem dankend, dem der fromme Meister die Ehre alles Gelingens zu geben pflegte."
Neben Robert Stephenson und Thomas Telford glänzten in erster Zeit des eisernen Brückenbaues ferner: Fairbairn, Clark und Hodgkinson. Die erste Brücke, welche nach dem System der Gitterträger erbaut wurde (1845), ist jene Barton's über den Boynefluß bei Drogena. Sie hat eine Hauptöffnung von 81.4 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 43 Meter. Auch dieses System wurde zuerst in England vervollkommnet, und zwar durch die sogenannten Bowstring Girder, d. i. "Bogensehnenträger". Das erste Werk dieser Art war Brunel's Brücke über die Themse bei Windsor mit einer Oeffnung von 61 Meter Spann- weite. Das Werk wurde 1849 vollendet. Auf die Bogensehnenträger folgten die Parabelträger, durch welche das Gitterwerk seine größte Versteifung und Trag- fähigkeit erhielt. Es war wieder der geniale Brunel, der die neue Idee verwirk- lichte. In den Jahren 1850 bis 1852 erbaute er eine Brücke dieses Systems über den Wye bei Chepstow mit einer Hauptöffnung von 91.4 Meter und drei Neben- öffnungen von 30.5 Meter, ein Werk, das zum Muster für alle späterhin ausge- führten Bauwerke dieser Art wurde. Brunel erbaute noch eine zweite Gitterbrücke mit Parabelträgern, die gewaltige Saltäschbrücke über den Tamar, mit zwei Oeff- nungen zu je 138 Meter und 17 Oeffnungen von 21.2 bis 28.4 Meter Spann- weite. Ihre Länge beträgt 667.3 Meter. ... Andere ältere Meister im Brückenbau waren Cubitt, Turner, Fox, Genderson u. A.
In Deutschland boten die großen Ströme den einheimischen Technikern reich- lich Gelegenheit, ihr Wissen und Können zu bethätigen. Meister der Brückenbau-
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 18
Der eiſerne Brückenbau.
von je 140 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 70 Meter Spannweite. Die Röhren (eigentlich Käſten) haben eine Länge von 4313 Meter und ruhen, in- einander zuſammengenietet, 40 Meter über dem Meeresſpiegel. Das Eiſengewicht dieſer Brücke, welche zu den Großthaten der Technik unſerer Zeit gehört, beträgt etwa 11.000 Tonnen.
Dicht neben der düſteren Rieſenſchöpfung Robert Stephenſon's ſchwebt Telford's Kettenbrücke, »leicht und luftig, wie aus zu Eiſen gewordenen Kräfte- ſtrahlen gewebt«, 34 Meter über dem Waſſerſpiegel. Das Werk fand einſt die Bewunderung der Zeitgenoſſen und — wie M. M. v. Weber erzählt — bemäch- tigte ſich der angeſammelten ungeheuren Menge eine gewaltige Aufregung, genährt von den Zweiflern, ob das gigantiſche Werk gelingen werde. ... »Als aber die erſte der 40 Ketten, an denen die Brücke hängt, mehr als 1000 Fuß lang, mehr als 1000 Centner ſchwer, genau nach den Arbeitsplänen des Meiſters auf ihre luftige Höhe gehoben werden ſollte und ſtolz, unter den taktgebenden Klängen weittragender Hörnermuſik von hunderten exact zuſammenwirkenden Händen empor- gewunden, hinaufſtieg und endlich der ſie feſthaltende letzte Bogen eingeſchlagen war und die verſammelte Menge in nicht endenwollende Hurrahs für den kühnen Meiſter ausbrach, da war er ſelbſt verſchwunden, und die Glückwünſche bringenden Freunde fanden, in ſein Arbeitscabinet ſtürmend, ihn auf ſeinen Knien dem dankend, dem der fromme Meiſter die Ehre alles Gelingens zu geben pflegte.«
Neben Robert Stephenſon und Thomas Telford glänzten in erſter Zeit des eiſernen Brückenbaues ferner: Fairbairn, Clark und Hodgkinſon. Die erſte Brücke, welche nach dem Syſtem der Gitterträger erbaut wurde (1845), iſt jene Barton's über den Boynefluß bei Drogena. Sie hat eine Hauptöffnung von 81‧4 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 43 Meter. Auch dieſes Syſtem wurde zuerſt in England vervollkommnet, und zwar durch die ſogenannten Bowstring Girder, d. i. »Bogenſehnenträger«. Das erſte Werk dieſer Art war Brunel's Brücke über die Themſe bei Windſor mit einer Oeffnung von 61 Meter Spann- weite. Das Werk wurde 1849 vollendet. Auf die Bogenſehnenträger folgten die Parabelträger, durch welche das Gitterwerk ſeine größte Verſteifung und Trag- fähigkeit erhielt. Es war wieder der geniale Brunel, der die neue Idee verwirk- lichte. In den Jahren 1850 bis 1852 erbaute er eine Brücke dieſes Syſtems über den Wye bei Chepſtow mit einer Hauptöffnung von 91‧4 Meter und drei Neben- öffnungen von 30‧5 Meter, ein Werk, das zum Muſter für alle ſpäterhin ausge- führten Bauwerke dieſer Art wurde. Brunel erbaute noch eine zweite Gitterbrücke mit Parabelträgern, die gewaltige Saltäſchbrücke über den Tamar, mit zwei Oeff- nungen zu je 138 Meter und 17 Oeffnungen von 21‧2 bis 28‧4 Meter Spann- weite. Ihre Länge beträgt 667‧3 Meter. ... Andere ältere Meiſter im Brückenbau waren Cubitt, Turner, Fox, Genderſon u. A.
In Deutſchland boten die großen Ströme den einheimiſchen Technikern reich- lich Gelegenheit, ihr Wiſſen und Können zu bethätigen. Meiſter der Brückenbau-
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 18
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Der eiſerne Brückenbau.
von je 140 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 70 Meter Spannweite. Die
Röhren (eigentlich Käſten) haben eine Länge von 4313 Meter und ruhen, in-
einander zuſammengenietet, 40 Meter über dem Meeresſpiegel. Das Eiſengewicht
dieſer Brücke, welche zu den Großthaten der Technik unſerer Zeit gehört, beträgt
etwa 11.000 Tonnen.
Dicht neben der düſteren Rieſenſchöpfung Robert Stephenſon's ſchwebt
Telford's Kettenbrücke, »leicht und luftig, wie aus zu Eiſen gewordenen Kräfte-
ſtrahlen gewebt«, 34 Meter über dem Waſſerſpiegel. Das Werk fand einſt die
Bewunderung der Zeitgenoſſen und — wie M. M. v. Weber erzählt — bemäch-
tigte ſich der angeſammelten ungeheuren Menge eine gewaltige Aufregung, genährt
von den Zweiflern, ob das gigantiſche Werk gelingen werde. ... »Als aber die
erſte der 40 Ketten, an denen die Brücke hängt, mehr als 1000 Fuß lang, mehr
als 1000 Centner ſchwer, genau nach den Arbeitsplänen des Meiſters auf ihre
luftige Höhe gehoben werden ſollte und ſtolz, unter den taktgebenden Klängen
weittragender Hörnermuſik von hunderten exact zuſammenwirkenden Händen empor-
gewunden, hinaufſtieg und endlich der ſie feſthaltende letzte Bogen eingeſchlagen
war und die verſammelte Menge in nicht endenwollende Hurrahs für den kühnen
Meiſter ausbrach, da war er ſelbſt verſchwunden, und die Glückwünſche bringenden
Freunde fanden, in ſein Arbeitscabinet ſtürmend, ihn auf ſeinen Knien dem dankend,
dem der fromme Meiſter die Ehre alles Gelingens zu geben pflegte.«
Neben Robert Stephenſon und Thomas Telford glänzten in erſter Zeit
des eiſernen Brückenbaues ferner: Fairbairn, Clark und Hodgkinſon. Die erſte
Brücke, welche nach dem Syſtem der Gitterträger erbaut wurde (1845), iſt jene
Barton's über den Boynefluß bei Drogena. Sie hat eine Hauptöffnung von
81‧4 Meter und zwei Nebenöffnungen von je 43 Meter. Auch dieſes Syſtem wurde
zuerſt in England vervollkommnet, und zwar durch die ſogenannten Bowstring
Girder, d. i. »Bogenſehnenträger«. Das erſte Werk dieſer Art war Brunel's
Brücke über die Themſe bei Windſor mit einer Oeffnung von 61 Meter Spann-
weite. Das Werk wurde 1849 vollendet. Auf die Bogenſehnenträger folgten die
Parabelträger, durch welche das Gitterwerk ſeine größte Verſteifung und Trag-
fähigkeit erhielt. Es war wieder der geniale Brunel, der die neue Idee verwirk-
lichte. In den Jahren 1850 bis 1852 erbaute er eine Brücke dieſes Syſtems über
den Wye bei Chepſtow mit einer Hauptöffnung von 91‧4 Meter und drei Neben-
öffnungen von 30‧5 Meter, ein Werk, das zum Muſter für alle ſpäterhin ausge-
führten Bauwerke dieſer Art wurde. Brunel erbaute noch eine zweite Gitterbrücke
mit Parabelträgern, die gewaltige Saltäſchbrücke über den Tamar, mit zwei Oeff-
nungen zu je 138 Meter und 17 Oeffnungen von 21‧2 bis 28‧4 Meter Spann-
weite. Ihre Länge beträgt 667‧3 Meter. ... Andere ältere Meiſter im Brückenbau
waren Cubitt, Turner, Fox, Genderſon u. A.
In Deutſchland boten die großen Ströme den einheimiſchen Technikern reich-
lich Gelegenheit, ihr Wiſſen und Können zu bethätigen. Meiſter der Brückenbau-
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 18
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/309>, abgerufen am 21.11.2024.
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