zu gestalten. Die senkrechte Stellung der Fachwerkträger gegenüber der nothwendigen Schrägstellung der Bogenwände und Pfeilerlängswände (beide mit zum Loth) wurde wegen einfacher Gestaltung der Plattform und der oberen Horizontal- verbände als zweckmäßig erachtet.
Die Müngstenerbrücke verdankt man, wie wir gesehen haben, dem Wett- bewerbe mehrerer hervorragender deutscher Brückenbauanstalten. Seit dem Jahre 1881, wo behufs Erlangung von Plänen für eine Rheinbrücke bei Mainz zum erstenmale ein großer Wettbewerb stattfand, hat ein ähnlicher Vorgang sich bis zu dem Zeit- punkte, da die Ueberbrückung des Wupperthales in Fluß kam, nicht wiederholt. Bei diesem letzteren Anlasse zeigte es sich sofort, wie fruchtbringend sich der öffent- liche Wettbewerb um große monumentale Brückenbauten erweist. Es liegt dies in der Natur der Sache, da die großen Brückenbauanstalten, die sich ausschließlich mit diesem Zweige der Technik befassen, ausgezeichnete Kräfte zur Lösung solcher Aufgaben zur Verfügung haben müssen. Diese Kräfte können aber nur dann ihr Können bethätigen, wenn ihnen Gelegenheit geboten wird, Entwürfe zu liefern, welche die Leistungsfähigkeit der betreffenden Anstalten documentiren.
Daß dieser Vorgang der richtige ist, beweist die Thatsache, daß unmittelbar nach Inangriffnahme des Müngstener Werkes weitere Wettbewerbe ausgeschrieben wurden, bei welchen es sich um die Durchführung hervorragender brückentechnischer Aufgaben handelte. Es bezieht sich dies auf vier Werke: auf die Straßenbrücke, welche Bonn mit dem gegenüberliegenden Beuel verbindet; auf den Neubau der Düsseldorfer Brücke und zwei weitere Rheinbrücken bei Worms. Der zur Aus- führung gelangte Bonner Entwurf ging aus einem Wettbewerbe hervor, welcher am 10. Juli 1894 seitens der Stadtgemeinde Bonn (welche die Kosten für den Bau -- 3 Millionen Mark -- übernahm) ausgeschrieben wurde. Zur Verzinsung des Anlagecapitales bewilligte die preußische Regierung die Einhebung eines Brückenzolles.
In den Bedingungen für den Bonner Wettbewerb war eine Brücke von drei Stromöffnungen verlangt, deren mittlere mindestens 150 Meter Lichtweite aufweisen sollte, während die anschließenden Seitenöffnungen so zu entwerfen waren, daß die Constructionsunterkante mindestens auf 60 Meter Breite, 8.8 Meter über den höchsten schiffbaren Wasserstand zu liegen kam. Außerdem war die Anlage einer Fluthbrücke bedungen.
Der Bonner Wettbewerb fand eine sehr lebhafte Betheiligung, da im Ganzen 16 Entwürfe mit nahezu 400 Blatt Zeichnungen und farbigen Darstellungen ein- liefen. Der zur Ausführung gelangte Entwurf rührt von dem Director der "Gute- hoffnungshütte", Professor Krohn, her, in Gemeinschaft mit der Baufirma R. Schneider und dem Architekten Bruno Möhring (Berlin). Der Güte des Erstgenannten verdankt der Verfasser die hier stehenden Abbildungen dieses groß- artigen Baues, sowie die dazugehörigen textlichen Erläuterungen, welcher seinerzeit in der "Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure" abgedruckt waren. Wir können
Der eiſerne Brückenbau.
zu geſtalten. Die ſenkrechte Stellung der Fachwerkträger gegenüber der nothwendigen Schrägſtellung der Bogenwände und Pfeilerlängswände (beide mit ⅐ zum Loth) wurde wegen einfacher Geſtaltung der Plattform und der oberen Horizontal- verbände als zweckmäßig erachtet.
Die Müngſtenerbrücke verdankt man, wie wir geſehen haben, dem Wett- bewerbe mehrerer hervorragender deutſcher Brückenbauanſtalten. Seit dem Jahre 1881, wo behufs Erlangung von Plänen für eine Rheinbrücke bei Mainz zum erſtenmale ein großer Wettbewerb ſtattfand, hat ein ähnlicher Vorgang ſich bis zu dem Zeit- punkte, da die Ueberbrückung des Wupperthales in Fluß kam, nicht wiederholt. Bei dieſem letzteren Anlaſſe zeigte es ſich ſofort, wie fruchtbringend ſich der öffent- liche Wettbewerb um große monumentale Brückenbauten erweiſt. Es liegt dies in der Natur der Sache, da die großen Brückenbauanſtalten, die ſich ausſchließlich mit dieſem Zweige der Technik befaſſen, ausgezeichnete Kräfte zur Löſung ſolcher Aufgaben zur Verfügung haben müſſen. Dieſe Kräfte können aber nur dann ihr Können bethätigen, wenn ihnen Gelegenheit geboten wird, Entwürfe zu liefern, welche die Leiſtungsfähigkeit der betreffenden Anſtalten documentiren.
Daß dieſer Vorgang der richtige iſt, beweiſt die Thatſache, daß unmittelbar nach Inangriffnahme des Müngſtener Werkes weitere Wettbewerbe ausgeſchrieben wurden, bei welchen es ſich um die Durchführung hervorragender brückentechniſcher Aufgaben handelte. Es bezieht ſich dies auf vier Werke: auf die Straßenbrücke, welche Bonn mit dem gegenüberliegenden Beuel verbindet; auf den Neubau der Düſſeldorfer Brücke und zwei weitere Rheinbrücken bei Worms. Der zur Aus- führung gelangte Bonner Entwurf ging aus einem Wettbewerbe hervor, welcher am 10. Juli 1894 ſeitens der Stadtgemeinde Bonn (welche die Koſten für den Bau — 3 Millionen Mark — übernahm) ausgeſchrieben wurde. Zur Verzinſung des Anlagecapitales bewilligte die preußiſche Regierung die Einhebung eines Brückenzolles.
In den Bedingungen für den Bonner Wettbewerb war eine Brücke von drei Stromöffnungen verlangt, deren mittlere mindeſtens 150 Meter Lichtweite aufweiſen ſollte, während die anſchließenden Seitenöffnungen ſo zu entwerfen waren, daß die Conſtructionsunterkante mindeſtens auf 60 Meter Breite, 8‧8 Meter über den höchſten ſchiffbaren Waſſerſtand zu liegen kam. Außerdem war die Anlage einer Fluthbrücke bedungen.
Der Bonner Wettbewerb fand eine ſehr lebhafte Betheiligung, da im Ganzen 16 Entwürfe mit nahezu 400 Blatt Zeichnungen und farbigen Darſtellungen ein- liefen. Der zur Ausführung gelangte Entwurf rührt von dem Director der »Gute- hoffnungshütte«, Profeſſor Krohn, her, in Gemeinſchaft mit der Baufirma R. Schneider und dem Architekten Bruno Möhring (Berlin). Der Güte des Erſtgenannten verdankt der Verfaſſer die hier ſtehenden Abbildungen dieſes groß- artigen Baues, ſowie die dazugehörigen textlichen Erläuterungen, welcher ſeinerzeit in der »Zeitſchrift des Vereines deutſcher Ingenieure« abgedruckt waren. Wir können
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Der eiſerne Brückenbau.
zu geſtalten. Die ſenkrechte Stellung der Fachwerkträger gegenüber der nothwendigen
Schrägſtellung der Bogenwände und Pfeilerlängswände (beide mit ⅐ zum Loth)
wurde wegen einfacher Geſtaltung der Plattform und der oberen Horizontal-
verbände als zweckmäßig erachtet.
Die Müngſtenerbrücke verdankt man, wie wir geſehen haben, dem Wett-
bewerbe mehrerer hervorragender deutſcher Brückenbauanſtalten. Seit dem Jahre 1881,
wo behufs Erlangung von Plänen für eine Rheinbrücke bei Mainz zum erſtenmale
ein großer Wettbewerb ſtattfand, hat ein ähnlicher Vorgang ſich bis zu dem Zeit-
punkte, da die Ueberbrückung des Wupperthales in Fluß kam, nicht wiederholt.
Bei dieſem letzteren Anlaſſe zeigte es ſich ſofort, wie fruchtbringend ſich der öffent-
liche Wettbewerb um große monumentale Brückenbauten erweiſt. Es liegt dies in
der Natur der Sache, da die großen Brückenbauanſtalten, die ſich ausſchließlich
mit dieſem Zweige der Technik befaſſen, ausgezeichnete Kräfte zur Löſung ſolcher
Aufgaben zur Verfügung haben müſſen. Dieſe Kräfte können aber nur dann ihr
Können bethätigen, wenn ihnen Gelegenheit geboten wird, Entwürfe zu liefern,
welche die Leiſtungsfähigkeit der betreffenden Anſtalten documentiren.
Daß dieſer Vorgang der richtige iſt, beweiſt die Thatſache, daß unmittelbar
nach Inangriffnahme des Müngſtener Werkes weitere Wettbewerbe ausgeſchrieben
wurden, bei welchen es ſich um die Durchführung hervorragender brückentechniſcher
Aufgaben handelte. Es bezieht ſich dies auf vier Werke: auf die Straßenbrücke,
welche Bonn mit dem gegenüberliegenden Beuel verbindet; auf den Neubau der
Düſſeldorfer Brücke und zwei weitere Rheinbrücken bei Worms. Der zur Aus-
führung gelangte Bonner Entwurf ging aus einem Wettbewerbe hervor, welcher
am 10. Juli 1894 ſeitens der Stadtgemeinde Bonn (welche die Koſten für den
Bau — 3 Millionen Mark — übernahm) ausgeſchrieben wurde. Zur Verzinſung
des Anlagecapitales bewilligte die preußiſche Regierung die Einhebung eines
Brückenzolles.
In den Bedingungen für den Bonner Wettbewerb war eine Brücke von
drei Stromöffnungen verlangt, deren mittlere mindeſtens 150 Meter Lichtweite
aufweiſen ſollte, während die anſchließenden Seitenöffnungen ſo zu entwerfen waren,
daß die Conſtructionsunterkante mindeſtens auf 60 Meter Breite, 8‧8 Meter über
den höchſten ſchiffbaren Waſſerſtand zu liegen kam. Außerdem war die Anlage einer
Fluthbrücke bedungen.
Der Bonner Wettbewerb fand eine ſehr lebhafte Betheiligung, da im Ganzen
16 Entwürfe mit nahezu 400 Blatt Zeichnungen und farbigen Darſtellungen ein-
liefen. Der zur Ausführung gelangte Entwurf rührt von dem Director der »Gute-
hoffnungshütte«, Profeſſor Krohn, her, in Gemeinſchaft mit der Baufirma
R. Schneider und dem Architekten Bruno Möhring (Berlin). Der Güte des
Erſtgenannten verdankt der Verfaſſer die hier ſtehenden Abbildungen dieſes groß-
artigen Baues, ſowie die dazugehörigen textlichen Erläuterungen, welcher ſeinerzeit
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/323>, abgerufen am 21.11.2024.
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