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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Zweiter Abschnitt.
Gangsteig. Die Gesammtbreite zwischen den äußeren Geländern beläuft sich also auf
fast 26 Meter. Da die Brückenbahn in der Mitte 41, an den Pfeilern 36 1/2 Meter
hoch liegt, war die Anlage ziemlich langer Zufahrtsstraßen nothwendig (476 1/2 und
296 Meter), die sich überdies im bedeutenden Steigungsverhältniß, 32 pro Mille,
an die eigentliche Brückenbahn anschließen.

Jedes der vier riesigen Drahtseile besteht aus 19 Bündeln. Die Drähte sind,
wie erwähnt, aus Stahl und verzinkt. Sie haben einen Durchmesser von 4.3 Milli-
meter. Die Zerreißungsfähigkeit dürfte nicht unter 1.5 Tonnen betragen, was einer
Inanspruchnahme von 7.4 Tonnen für den Quadratcentimeter gleichkommt. Der
Durchmesser des Drahtes wurde mit Rücksicht auf den Umstand größer gewählt,
als bei anderen bedeutenden Hängebrücken, weil sich hierdurch die Arbeit reducirte,
ein schwererer Draht dem Winde mehr Widerstand und dem Roste eine kleinere
Oberfläche darbietet. Andererseits aber bildete das gewählte Maß gerade die Grenze,
bei welcher es mit Rücksicht auf die Steifigkeit noch handlich erscheint. Die Ver-
zinkung erfolgte deshalb, weil sie das beste Schutzmittel gegen die sich anhängenden
Salzkrystalle bildet.

Die vier Kabel, welche je aus 6000 Drähten bestehen, haben den enormen
Durchmesser von 4 Decimeter; das Gewicht pro laufenden Meter beträgt 2.8 Tonnen,
das Gewicht der Fahrbahn pro laufenden Meter 10 Tonnen. Die Kabel haben
ein Tragvermögen von 10.000 Tonnen, doch wird dasselbe kaum für den zehnten
Theil dieser Last in Anspruch genommen. Die beiden Pfeiler, welche noch um ein
Bedeutendes die Fahrbahn überragen, haben eine Gesammthöhe von je 87 Meter,
so daß sie die höchsten Kirchthürme von New-York überragen. Jeder Pfeiler hat
annähernd ein Gewicht von 75.000 Tonnen. Die Mauerpfeiler für die Verankerung
sind etwa 27 Meter hoch. Jeder der beiden Thürme ist auf einer Grundfläche von
1590 Quadratmeter fundirt und beträgt der Druck auf dieselbe pro Quadratmeter
71 Tonnen.

Die Bohrungen, welche lange vor Beginn des Brückenbaues in Angriff ge-
nommen wurden, ergaben auf der Brooklyner Seite in 24 bis 30 Meter Tiefe
Gneisfelsen mit wechselnden Schichten von Sand, grobem Kies und Thon, in welchem
Findlinge eingebettet waren, überlagert. Das Material erwies sich indeß schon in
einer Tiefe von 15 Meter so compact, daß man sich gleich von vornher entschied,
mit der Fundirung nicht unter diese Tiefe zu gehen. Weniger günstig lagen die
Verhältnisse auf der New-Yorker Seite, wo das Material aus zum Theil mächtigen
Schlamm-, Sand- und Schwemmsandschichten bestand, denen erst in 24 bis 28 Meter
Tiefe Felsboden folgte.

Von besonderem Interesse sind die Daten und Mittheilungen, welche Ingenieur
Steiner über die zu den Fundirungsarbeiten hergestellten Caissons giebt. Dieselben
erhielten eine rechteckige Grundrißform mit 52.5 Meter Länge und 31.5 Meter
Breite. Die Decke war aus starken, sich rechtwinkelig kreuzenden Balkenlagen con-
struirt, welche eine solide Masse von 4.6 Meter Dicke beim Brooklyner und 6.7 Meter

Zweiter Abſchnitt.
Gangſteig. Die Geſammtbreite zwiſchen den äußeren Geländern beläuft ſich alſo auf
faſt 26 Meter. Da die Brückenbahn in der Mitte 41, an den Pfeilern 36 ½ Meter
hoch liegt, war die Anlage ziemlich langer Zufahrtsſtraßen nothwendig (476 ½ und
296 Meter), die ſich überdies im bedeutenden Steigungsverhältniß, 32 pro Mille,
an die eigentliche Brückenbahn anſchließen.

Jedes der vier rieſigen Drahtſeile beſteht aus 19 Bündeln. Die Drähte ſind,
wie erwähnt, aus Stahl und verzinkt. Sie haben einen Durchmeſſer von 4‧3 Milli-
meter. Die Zerreißungsfähigkeit dürfte nicht unter 1‧5 Tonnen betragen, was einer
Inanſpruchnahme von 7‧4 Tonnen für den Quadratcentimeter gleichkommt. Der
Durchmeſſer des Drahtes wurde mit Rückſicht auf den Umſtand größer gewählt,
als bei anderen bedeutenden Hängebrücken, weil ſich hierdurch die Arbeit reducirte,
ein ſchwererer Draht dem Winde mehr Widerſtand und dem Roſte eine kleinere
Oberfläche darbietet. Andererſeits aber bildete das gewählte Maß gerade die Grenze,
bei welcher es mit Rückſicht auf die Steifigkeit noch handlich erſcheint. Die Ver-
zinkung erfolgte deshalb, weil ſie das beſte Schutzmittel gegen die ſich anhängenden
Salzkryſtalle bildet.

Die vier Kabel, welche je aus 6000 Drähten beſtehen, haben den enormen
Durchmeſſer von 4 Decimeter; das Gewicht pro laufenden Meter beträgt 2‧8 Tonnen,
das Gewicht der Fahrbahn pro laufenden Meter 10 Tonnen. Die Kabel haben
ein Tragvermögen von 10.000 Tonnen, doch wird dasſelbe kaum für den zehnten
Theil dieſer Laſt in Anſpruch genommen. Die beiden Pfeiler, welche noch um ein
Bedeutendes die Fahrbahn überragen, haben eine Geſammthöhe von je 87 Meter,
ſo daß ſie die höchſten Kirchthürme von New-York überragen. Jeder Pfeiler hat
annähernd ein Gewicht von 75.000 Tonnen. Die Mauerpfeiler für die Verankerung
ſind etwa 27 Meter hoch. Jeder der beiden Thürme iſt auf einer Grundfläche von
1590 Quadratmeter fundirt und beträgt der Druck auf dieſelbe pro Quadratmeter
71 Tonnen.

Die Bohrungen, welche lange vor Beginn des Brückenbaues in Angriff ge-
nommen wurden, ergaben auf der Brooklyner Seite in 24 bis 30 Meter Tiefe
Gneisfelſen mit wechſelnden Schichten von Sand, grobem Kies und Thon, in welchem
Findlinge eingebettet waren, überlagert. Das Material erwies ſich indeß ſchon in
einer Tiefe von 15 Meter ſo compact, daß man ſich gleich von vornher entſchied,
mit der Fundirung nicht unter dieſe Tiefe zu gehen. Weniger günſtig lagen die
Verhältniſſe auf der New-Yorker Seite, wo das Material aus zum Theil mächtigen
Schlamm-, Sand- und Schwemmſandſchichten beſtand, denen erſt in 24 bis 28 Meter
Tiefe Felsboden folgte.

Von beſonderem Intereſſe ſind die Daten und Mittheilungen, welche Ingenieur
Steiner über die zu den Fundirungsarbeiten hergeſtellten Caiſſons giebt. Dieſelben
erhielten eine rechteckige Grundrißform mit 52‧5 Meter Länge und 31‧5 Meter
Breite. Die Decke war aus ſtarken, ſich rechtwinkelig kreuzenden Balkenlagen con-
ſtruirt, welche eine ſolide Maſſe von 4‧6 Meter Dicke beim Brooklyner und 6‧7 Meter

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[326/0366] Zweiter Abſchnitt. Gangſteig. Die Geſammtbreite zwiſchen den äußeren Geländern beläuft ſich alſo auf faſt 26 Meter. Da die Brückenbahn in der Mitte 41, an den Pfeilern 36 ½ Meter hoch liegt, war die Anlage ziemlich langer Zufahrtsſtraßen nothwendig (476 ½ und 296 Meter), die ſich überdies im bedeutenden Steigungsverhältniß, 32 pro Mille, an die eigentliche Brückenbahn anſchließen. Jedes der vier rieſigen Drahtſeile beſteht aus 19 Bündeln. Die Drähte ſind, wie erwähnt, aus Stahl und verzinkt. Sie haben einen Durchmeſſer von 4‧3 Milli- meter. Die Zerreißungsfähigkeit dürfte nicht unter 1‧5 Tonnen betragen, was einer Inanſpruchnahme von 7‧4 Tonnen für den Quadratcentimeter gleichkommt. Der Durchmeſſer des Drahtes wurde mit Rückſicht auf den Umſtand größer gewählt, als bei anderen bedeutenden Hängebrücken, weil ſich hierdurch die Arbeit reducirte, ein ſchwererer Draht dem Winde mehr Widerſtand und dem Roſte eine kleinere Oberfläche darbietet. Andererſeits aber bildete das gewählte Maß gerade die Grenze, bei welcher es mit Rückſicht auf die Steifigkeit noch handlich erſcheint. Die Ver- zinkung erfolgte deshalb, weil ſie das beſte Schutzmittel gegen die ſich anhängenden Salzkryſtalle bildet. Die vier Kabel, welche je aus 6000 Drähten beſtehen, haben den enormen Durchmeſſer von 4 Decimeter; das Gewicht pro laufenden Meter beträgt 2‧8 Tonnen, das Gewicht der Fahrbahn pro laufenden Meter 10 Tonnen. Die Kabel haben ein Tragvermögen von 10.000 Tonnen, doch wird dasſelbe kaum für den zehnten Theil dieſer Laſt in Anſpruch genommen. Die beiden Pfeiler, welche noch um ein Bedeutendes die Fahrbahn überragen, haben eine Geſammthöhe von je 87 Meter, ſo daß ſie die höchſten Kirchthürme von New-York überragen. Jeder Pfeiler hat annähernd ein Gewicht von 75.000 Tonnen. Die Mauerpfeiler für die Verankerung ſind etwa 27 Meter hoch. Jeder der beiden Thürme iſt auf einer Grundfläche von 1590 Quadratmeter fundirt und beträgt der Druck auf dieſelbe pro Quadratmeter 71 Tonnen. Die Bohrungen, welche lange vor Beginn des Brückenbaues in Angriff ge- nommen wurden, ergaben auf der Brooklyner Seite in 24 bis 30 Meter Tiefe Gneisfelſen mit wechſelnden Schichten von Sand, grobem Kies und Thon, in welchem Findlinge eingebettet waren, überlagert. Das Material erwies ſich indeß ſchon in einer Tiefe von 15 Meter ſo compact, daß man ſich gleich von vornher entſchied, mit der Fundirung nicht unter dieſe Tiefe zu gehen. Weniger günſtig lagen die Verhältniſſe auf der New-Yorker Seite, wo das Material aus zum Theil mächtigen Schlamm-, Sand- und Schwemmſandſchichten beſtand, denen erſt in 24 bis 28 Meter Tiefe Felsboden folgte. Von beſonderem Intereſſe ſind die Daten und Mittheilungen, welche Ingenieur Steiner über die zu den Fundirungsarbeiten hergeſtellten Caiſſons giebt. Dieſelben erhielten eine rechteckige Grundrißform mit 52‧5 Meter Länge und 31‧5 Meter Breite. Die Decke war aus ſtarken, ſich rechtwinkelig kreuzenden Balkenlagen con- ſtruirt, welche eine ſolide Maſſe von 4‧6 Meter Dicke beim Brooklyner und 6‧7 Meter

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/366>, abgerufen am 21.11.2024.