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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Der eiserne Brückenbau.
müssen mehrere solche Brunnen, welche in entsprechenden Verbund kommen, her-
gestellt werden.

Bei bedeutenden Tiefen steigern sich die Schwierigkeiten der Brunnenfundirung
derart, daß an ihre Stelle die pneumatische tritt. Dieselbe wird mittelst Caissons
(Kästen, welche wie Taucherglocken an der unteren Seite offen sind) bewirkt. Sie
werden meist aus Eisenblech hergestellt, doch findet auch Holz (in Amerika) Ver-
wendung. Der Bauvorgang ist der folgende: An der oberen Fläche des an Gerüsten
befestigten Caissons wird der [Abbildung] Fig. 285.

Röhrenpfeiler.


unterste Theil des Pfeilerkörpers
aufgemauert, wobei jene Räume
frei bleiben, welche zur Aufnahme
der eisernen, mit der Oberseite der
Caissons verbundenen und durch
Luftschleusen geschlossenen Schachte
dienen. Durch diese Schachte er-
folgt theils der Materialtransport,
theils der Verkehr der Arbeiter
von und nach dem Innern der
Caissons. Ist letzterer sammt dem
Mauerwerk versenkt, so wird in
den Caisson comprimirte Luft
eingepumpt, wodurch das Wasser
aus dem Hohlraume herausgepreßt
wird. Die Arbeiter können als-
dann auf dem Baugrunde die
Materialablösung bewirken, mit
deren Fortschreiten Caisson und
Pfeilerkörper immer tiefer sinken,
bis sie die tragfähige Schicht er-
reicht haben. Zum Schlusse wird
der Hohlraum des Caissons mit Beton ausgefüllt und das Pfeilerfundament ist
fertig. ... Die pneumatische Fundirung hat ihre großartigste Anwendung zuerst
bei den Riesenbrücken in Nordamerika, später bei den gleich mächtigen Bauwerken
in Großbritannien (Taybrücke, Forthbrücke) gefunden.

Von den bisher beschriebenen Fundirungsmethoden unterscheiden sich diejenigen,
welche von der Herstellung eines Mauerwerkskörpers absehen und an dessen Stelle
ein Pfahlwerk oder sogenannte Röhrenpfeiler treten lassen. Bei der letztgenannten
Methode werden gußeiserne Röhren pneumatisch versenkt und von unten herauf mit
Beton angefüllt, auf den (den oberen Theil der Röhren füllend) ein solides Stein-
mauerwerk in Schichten gesetzt wird. Das Gewicht der Träger selbst wird lediglich
durch die Füllung auf den Untergrund übertragen, so daß die Röhren außer dem

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 23

Der eiſerne Brückenbau.
müſſen mehrere ſolche Brunnen, welche in entſprechenden Verbund kommen, her-
geſtellt werden.

Bei bedeutenden Tiefen ſteigern ſich die Schwierigkeiten der Brunnenfundirung
derart, daß an ihre Stelle die pneumatiſche tritt. Dieſelbe wird mittelſt Caiſſons
(Käſten, welche wie Taucherglocken an der unteren Seite offen ſind) bewirkt. Sie
werden meiſt aus Eiſenblech hergeſtellt, doch findet auch Holz (in Amerika) Ver-
wendung. Der Bauvorgang iſt der folgende: An der oberen Fläche des an Gerüſten
befeſtigten Caiſſons wird der [Abbildung] Fig. 285.

Röhrenpfeiler.


unterſte Theil des Pfeilerkörpers
aufgemauert, wobei jene Räume
frei bleiben, welche zur Aufnahme
der eiſernen, mit der Oberſeite der
Caiſſons verbundenen und durch
Luftſchleuſen geſchloſſenen Schachte
dienen. Durch dieſe Schachte er-
folgt theils der Materialtransport,
theils der Verkehr der Arbeiter
von und nach dem Innern der
Caiſſons. Iſt letzterer ſammt dem
Mauerwerk verſenkt, ſo wird in
den Caiſſon comprimirte Luft
eingepumpt, wodurch das Waſſer
aus dem Hohlraume herausgepreßt
wird. Die Arbeiter können als-
dann auf dem Baugrunde die
Materialablöſung bewirken, mit
deren Fortſchreiten Caiſſon und
Pfeilerkörper immer tiefer ſinken,
bis ſie die tragfähige Schicht er-
reicht haben. Zum Schluſſe wird
der Hohlraum des Caiſſons mit Beton ausgefüllt und das Pfeilerfundament iſt
fertig. ... Die pneumatiſche Fundirung hat ihre großartigſte Anwendung zuerſt
bei den Rieſenbrücken in Nordamerika, ſpäter bei den gleich mächtigen Bauwerken
in Großbritannien (Taybrücke, Forthbrücke) gefunden.

Von den bisher beſchriebenen Fundirungsmethoden unterſcheiden ſich diejenigen,
welche von der Herſtellung eines Mauerwerkskörpers abſehen und an deſſen Stelle
ein Pfahlwerk oder ſogenannte Röhrenpfeiler treten laſſen. Bei der letztgenannten
Methode werden gußeiſerne Röhren pneumatiſch verſenkt und von unten herauf mit
Beton angefüllt, auf den (den oberen Theil der Röhren füllend) ein ſolides Stein-
mauerwerk in Schichten geſetzt wird. Das Gewicht der Träger ſelbſt wird lediglich
durch die Füllung auf den Untergrund übertragen, ſo daß die Röhren außer dem

Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 23
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[353/0395] Der eiſerne Brückenbau. müſſen mehrere ſolche Brunnen, welche in entſprechenden Verbund kommen, her- geſtellt werden. Bei bedeutenden Tiefen ſteigern ſich die Schwierigkeiten der Brunnenfundirung derart, daß an ihre Stelle die pneumatiſche tritt. Dieſelbe wird mittelſt Caiſſons (Käſten, welche wie Taucherglocken an der unteren Seite offen ſind) bewirkt. Sie werden meiſt aus Eiſenblech hergeſtellt, doch findet auch Holz (in Amerika) Ver- wendung. Der Bauvorgang iſt der folgende: An der oberen Fläche des an Gerüſten befeſtigten Caiſſons wird der [Abbildung Fig. 285. Röhrenpfeiler.] unterſte Theil des Pfeilerkörpers aufgemauert, wobei jene Räume frei bleiben, welche zur Aufnahme der eiſernen, mit der Oberſeite der Caiſſons verbundenen und durch Luftſchleuſen geſchloſſenen Schachte dienen. Durch dieſe Schachte er- folgt theils der Materialtransport, theils der Verkehr der Arbeiter von und nach dem Innern der Caiſſons. Iſt letzterer ſammt dem Mauerwerk verſenkt, ſo wird in den Caiſſon comprimirte Luft eingepumpt, wodurch das Waſſer aus dem Hohlraume herausgepreßt wird. Die Arbeiter können als- dann auf dem Baugrunde die Materialablöſung bewirken, mit deren Fortſchreiten Caiſſon und Pfeilerkörper immer tiefer ſinken, bis ſie die tragfähige Schicht er- reicht haben. Zum Schluſſe wird der Hohlraum des Caiſſons mit Beton ausgefüllt und das Pfeilerfundament iſt fertig. ... Die pneumatiſche Fundirung hat ihre großartigſte Anwendung zuerſt bei den Rieſenbrücken in Nordamerika, ſpäter bei den gleich mächtigen Bauwerken in Großbritannien (Taybrücke, Forthbrücke) gefunden. Von den bisher beſchriebenen Fundirungsmethoden unterſcheiden ſich diejenigen, welche von der Herſtellung eines Mauerwerkskörpers abſehen und an deſſen Stelle ein Pfahlwerk oder ſogenannte Röhrenpfeiler treten laſſen. Bei der letztgenannten Methode werden gußeiſerne Röhren pneumatiſch verſenkt und von unten herauf mit Beton angefüllt, auf den (den oberen Theil der Röhren füllend) ein ſolides Stein- mauerwerk in Schichten geſetzt wird. Das Gewicht der Träger ſelbſt wird lediglich durch die Füllung auf den Untergrund übertragen, ſo daß die Röhren außer dem Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 23

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/395>, abgerufen am 21.11.2024.