einzelnen Cabinen. So wurde zum ersten Male den Passagieren Gelegenheit gegeben, auch an Bord des Schiffes sich in einen eigenen Raum zurückzuziehen und ungestört der Ruhe oder der Arbeit obliegen zu können. Wie wesentlich dies besonders für diejenigen Reisenden ist, die häufiger den Ocean kreuzen, braucht nicht besonders hervorgehoben zu werden.
In ähnlicher Weise wie die Vervollkommnung der Saloneinrichtung und die Fürsorge für die Kajütpassagiere vorschritt, sind die Zwischendeckspassagiere heute derart untergebracht und gepflegt, daß ein Vergleich mit früheren Zeiten gar nicht mehr gezogen werden kann. Die Grundeintheilung im Zwischendeck ist von selbst gegeben durch die Sonderung der Geschlechter. Allein weilende Frauen und Mädchen haben ihre eigenen Abtheilungen, ebenso allein reisende männliche Personen, endlich Familien. Bei den neuesten Schnelldampfern des Lloyd ist ein besonderes Gewicht darauf gelegt worden, eine nicht zu große Zahl von Passagieren zu vereinigen. Die Zwischendeckräume sind ungewöhnlich hoch, die Betten sind von Eisen mit eisernen Sprungfedern versehen, so daß eine außerordentlich leichte Reinigung der- selben möglich ist. Endlich sind zum Einnehmen der Mahlzeiten Tische und Bänke in ausreichendem Maße vorhanden. Eine Reihe von Hospitälern, einige Isolir- hospitäler für ansteckende Krankheiten, ausreichende Badeeinrichtungen sorgen im Vereine mit der Thätigkeit des Arztes und des Gehilfen für ausreichende hygienische Beaufsichtigung.
Die im Vorstehenden gegebenen Darlegungen über den Schnelldampferdienst haben uns der chronologischen Entwickelung des Lloyd um einige Jahre voraus- geführt. Im Jahre 1885 schrieb die deutsche Reichsregierung eine Concurrenz für die zu errichtenden Reichspostlinien aus. Die Entscheidung fiel zu Gunsten des Norddeutschen Lloyd aus, als einzige Schiffahrtsgesellschaft, welche in der Lage war, die fünf verlangten Linien in einer Hand und Verwaltung zu vereinigen und ohne Zeitverlust mit den Fahrten zu beginnen. Am 30. Juni 1886 trug die "Oder" als erster deutscher Reichspostdampfer die Flagge des norddeutschen Lloyd nach Ostasien, am 14. Juli der "Salier" nach Australien. Die Dampfer für die Zweiglinien waren bereits seit längerer Zeit vorausgegangen.
Schon das folgende Jahr brachte abermals eine ganz bedeutende Vergröße- rung der Flotte des Lloyd, zugleich aber die Einschaltung eines ganz neuen Schiffstypus, für welchen die Anforderungen des Zwischendecks und Frachtverkehrs maßgebend waren. Der Lloyd contrahirte den Bau von acht neuen Dampfern, welche einen Tonnengehalt von 5000 bis 5600 hatten. Sie bieten Platz für 80 Kajütspassagiere und nicht weniger als 2000 Zwischendecker, neben einem Lade- raum von immer noch mehr als 3000 Tonnen. Die Zwischendeckseinrichtungen können leicht und sehr schnell entfernt werden, so daß dann ein Laderaum von circa 6000 Cubikmeter zur Verfügung steht. Es sind dies die Schiffe der "München"- Classe, so genannt nach dem ersten fertiggestellten Dampfer dieses Typus. Im Jahre 1891 errichtete der Lloyd abermals eine neue Schnelldampferlinie zwischen
Erſter Abſchnitt.
einzelnen Cabinen. So wurde zum erſten Male den Paſſagieren Gelegenheit gegeben, auch an Bord des Schiffes ſich in einen eigenen Raum zurückzuziehen und ungeſtört der Ruhe oder der Arbeit obliegen zu können. Wie weſentlich dies beſonders für diejenigen Reiſenden iſt, die häufiger den Ocean kreuzen, braucht nicht beſonders hervorgehoben zu werden.
In ähnlicher Weiſe wie die Vervollkommnung der Saloneinrichtung und die Fürſorge für die Kajütpaſſagiere vorſchritt, ſind die Zwiſchendeckspaſſagiere heute derart untergebracht und gepflegt, daß ein Vergleich mit früheren Zeiten gar nicht mehr gezogen werden kann. Die Grundeintheilung im Zwiſchendeck iſt von ſelbſt gegeben durch die Sonderung der Geſchlechter. Allein weilende Frauen und Mädchen haben ihre eigenen Abtheilungen, ebenſo allein reiſende männliche Perſonen, endlich Familien. Bei den neueſten Schnelldampfern des Lloyd iſt ein beſonderes Gewicht darauf gelegt worden, eine nicht zu große Zahl von Paſſagieren zu vereinigen. Die Zwiſchendeckräume ſind ungewöhnlich hoch, die Betten ſind von Eiſen mit eiſernen Sprungfedern verſehen, ſo daß eine außerordentlich leichte Reinigung der- ſelben möglich iſt. Endlich ſind zum Einnehmen der Mahlzeiten Tiſche und Bänke in ausreichendem Maße vorhanden. Eine Reihe von Hoſpitälern, einige Iſolir- hoſpitäler für anſteckende Krankheiten, ausreichende Badeeinrichtungen ſorgen im Vereine mit der Thätigkeit des Arztes und des Gehilfen für ausreichende hygieniſche Beaufſichtigung.
Die im Vorſtehenden gegebenen Darlegungen über den Schnelldampferdienſt haben uns der chronologiſchen Entwickelung des Lloyd um einige Jahre voraus- geführt. Im Jahre 1885 ſchrieb die deutſche Reichsregierung eine Concurrenz für die zu errichtenden Reichspoſtlinien aus. Die Entſcheidung fiel zu Gunſten des Norddeutſchen Lloyd aus, als einzige Schiffahrtsgeſellſchaft, welche in der Lage war, die fünf verlangten Linien in einer Hand und Verwaltung zu vereinigen und ohne Zeitverluſt mit den Fahrten zu beginnen. Am 30. Juni 1886 trug die »Oder« als erſter deutſcher Reichspoſtdampfer die Flagge des norddeutſchen Lloyd nach Oſtaſien, am 14. Juli der »Salier« nach Auſtralien. Die Dampfer für die Zweiglinien waren bereits ſeit längerer Zeit vorausgegangen.
Schon das folgende Jahr brachte abermals eine ganz bedeutende Vergröße- rung der Flotte des Lloyd, zugleich aber die Einſchaltung eines ganz neuen Schiffstypus, für welchen die Anforderungen des Zwiſchendecks und Frachtverkehrs maßgebend waren. Der Lloyd contrahirte den Bau von acht neuen Dampfern, welche einen Tonnengehalt von 5000 bis 5600 hatten. Sie bieten Platz für 80 Kajütspaſſagiere und nicht weniger als 2000 Zwiſchendecker, neben einem Lade- raum von immer noch mehr als 3000 Tonnen. Die Zwiſchendeckseinrichtungen können leicht und ſehr ſchnell entfernt werden, ſo daß dann ein Laderaum von circa 6000 Cubikmeter zur Verfügung ſteht. Es ſind dies die Schiffe der »München«- Claſſe, ſo genannt nach dem erſten fertiggeſtellten Dampfer dieſes Typus. Im Jahre 1891 errichtete der Lloyd abermals eine neue Schnelldampferlinie zwiſchen
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einzelnen Cabinen. So wurde zum erſten Male den Paſſagieren Gelegenheit
gegeben, auch an Bord des Schiffes ſich in einen eigenen Raum zurückzuziehen
und ungeſtört der Ruhe oder der Arbeit obliegen zu können. Wie weſentlich dies
beſonders für diejenigen Reiſenden iſt, die häufiger den Ocean kreuzen, braucht
nicht beſonders hervorgehoben zu werden.
In ähnlicher Weiſe wie die Vervollkommnung der Saloneinrichtung und
die Fürſorge für die Kajütpaſſagiere vorſchritt, ſind die Zwiſchendeckspaſſagiere heute
derart untergebracht und gepflegt, daß ein Vergleich mit früheren Zeiten gar nicht
mehr gezogen werden kann. Die Grundeintheilung im Zwiſchendeck iſt von ſelbſt
gegeben durch die Sonderung der Geſchlechter. Allein weilende Frauen und Mädchen
haben ihre eigenen Abtheilungen, ebenſo allein reiſende männliche Perſonen, endlich
Familien. Bei den neueſten Schnelldampfern des Lloyd iſt ein beſonderes Gewicht
darauf gelegt worden, eine nicht zu große Zahl von Paſſagieren zu vereinigen.
Die Zwiſchendeckräume ſind ungewöhnlich hoch, die Betten ſind von Eiſen mit
eiſernen Sprungfedern verſehen, ſo daß eine außerordentlich leichte Reinigung der-
ſelben möglich iſt. Endlich ſind zum Einnehmen der Mahlzeiten Tiſche und Bänke
in ausreichendem Maße vorhanden. Eine Reihe von Hoſpitälern, einige Iſolir-
hoſpitäler für anſteckende Krankheiten, ausreichende Badeeinrichtungen ſorgen im
Vereine mit der Thätigkeit des Arztes und des Gehilfen für ausreichende hygieniſche
Beaufſichtigung.
Die im Vorſtehenden gegebenen Darlegungen über den Schnelldampferdienſt
haben uns der chronologiſchen Entwickelung des Lloyd um einige Jahre voraus-
geführt. Im Jahre 1885 ſchrieb die deutſche Reichsregierung eine Concurrenz für
die zu errichtenden Reichspoſtlinien aus. Die Entſcheidung fiel zu Gunſten des
Norddeutſchen Lloyd aus, als einzige Schiffahrtsgeſellſchaft, welche in der Lage
war, die fünf verlangten Linien in einer Hand und Verwaltung zu vereinigen
und ohne Zeitverluſt mit den Fahrten zu beginnen. Am 30. Juni 1886 trug
die »Oder« als erſter deutſcher Reichspoſtdampfer die Flagge des norddeutſchen
Lloyd nach Oſtaſien, am 14. Juli der »Salier« nach Auſtralien. Die Dampfer
für die Zweiglinien waren bereits ſeit längerer Zeit vorausgegangen.
Schon das folgende Jahr brachte abermals eine ganz bedeutende Vergröße-
rung der Flotte des Lloyd, zugleich aber die Einſchaltung eines ganz neuen
Schiffstypus, für welchen die Anforderungen des Zwiſchendecks und Frachtverkehrs
maßgebend waren. Der Lloyd contrahirte den Bau von acht neuen Dampfern,
welche einen Tonnengehalt von 5000 bis 5600 hatten. Sie bieten Platz für
80 Kajütspaſſagiere und nicht weniger als 2000 Zwiſchendecker, neben einem Lade-
raum von immer noch mehr als 3000 Tonnen. Die Zwiſchendeckseinrichtungen
können leicht und ſehr ſchnell entfernt werden, ſo daß dann ein Laderaum von
circa 6000 Cubikmeter zur Verfügung ſteht. Es ſind dies die Schiffe der »München«-
Claſſe, ſo genannt nach dem erſten fertiggeſtellten Dampfer dieſes Typus. Im
Jahre 1891 errichtete der Lloyd abermals eine neue Schnelldampferlinie zwiſchen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/420>, abgerufen am 22.11.2024.
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