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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
aufzunehmen im Stande war. Damit öffnete sich der Schiffahrt ein neuer Weg.
Die große Schnelldampferflotte ermöglichte es, die Fahrten dieser Art zu ver-
mehren; außerdem wurde das alte System der Schiffsausstattung verlassen. An
Stelle der hergebrachten schematischen Saloneinrichtung mit einer Reihe von Tischen
hintereinander, zu deren beiden Seiten unbequeme Bänke angebracht waren, traten
jetzt Säle von einer derart ausgesuchten Pracht und Eleganz, daß ein Vergleich
für dieselbe sich kaum finden läßt. Möbel, Teppiche, Vorhänge, Gemälde bilden
mit der architektonischen Gesammtanlage der Salons ein einheitliches Ganzes
[Abbildung] Fig. 311.

Speisesaal des Bremer Lloyddampfers "Kaiser Wilhelm II.".

und lassen kaum den Gedanken daran aufkommen, daß man sich an Bord eines
Schiffes befindet.

Mit der künstlerischen Entwickelung der Salonausstattung hielt die Einrichtung
der Cabinen gleichen Schritt. An Stelle der früheren engen, verhältnißmäßig
niedrigen, nur mit einem harten Lager und vielleicht mit einer Art Sopha aus-
gestatteten Wohnräume für die Passagiere, traten Cabinen von dem Umfange
kleiner Zimmer bis zur Höhe von 3 Meter und mit einer Ausstattung, welche
allen denkbaren Wünschen entspricht. Die Kojen selbst sind ausziehbar und mit
Federmatratzen versehen. Waschtische mit Wasserleitung, welche nach dem Gebrauche
an der Wand in die Höhe geklappt werden und so gut wie keinen Raum einnehmen,
Kleiderschränke, Divans, bequeme Arbeitstische vervollständigen das Mobiliar der

Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
aufzunehmen im Stande war. Damit öffnete ſich der Schiffahrt ein neuer Weg.
Die große Schnelldampferflotte ermöglichte es, die Fahrten dieſer Art zu ver-
mehren; außerdem wurde das alte Syſtem der Schiffsausſtattung verlaſſen. An
Stelle der hergebrachten ſchematiſchen Saloneinrichtung mit einer Reihe von Tiſchen
hintereinander, zu deren beiden Seiten unbequeme Bänke angebracht waren, traten
jetzt Säle von einer derart ausgeſuchten Pracht und Eleganz, daß ein Vergleich
für dieſelbe ſich kaum finden läßt. Möbel, Teppiche, Vorhänge, Gemälde bilden
mit der architektoniſchen Geſammtanlage der Salons ein einheitliches Ganzes
[Abbildung] Fig. 311.

Speiſeſaal des Bremer Lloyddampfers »Kaiſer Wilhelm II.«.

und laſſen kaum den Gedanken daran aufkommen, daß man ſich an Bord eines
Schiffes befindet.

Mit der künſtleriſchen Entwickelung der Salonausſtattung hielt die Einrichtung
der Cabinen gleichen Schritt. An Stelle der früheren engen, verhältnißmäßig
niedrigen, nur mit einem harten Lager und vielleicht mit einer Art Sopha aus-
geſtatteten Wohnräume für die Paſſagiere, traten Cabinen von dem Umfange
kleiner Zimmer bis zur Höhe von 3 Meter und mit einer Ausſtattung, welche
allen denkbaren Wünſchen entſpricht. Die Kojen ſelbſt ſind ausziehbar und mit
Federmatratzen verſehen. Waſchtiſche mit Waſſerleitung, welche nach dem Gebrauche
an der Wand in die Höhe geklappt werden und ſo gut wie keinen Raum einnehmen,
Kleiderſchränke, Divans, bequeme Arbeitstiſche vervollſtändigen das Mobiliar der

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[377/0419] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. aufzunehmen im Stande war. Damit öffnete ſich der Schiffahrt ein neuer Weg. Die große Schnelldampferflotte ermöglichte es, die Fahrten dieſer Art zu ver- mehren; außerdem wurde das alte Syſtem der Schiffsausſtattung verlaſſen. An Stelle der hergebrachten ſchematiſchen Saloneinrichtung mit einer Reihe von Tiſchen hintereinander, zu deren beiden Seiten unbequeme Bänke angebracht waren, traten jetzt Säle von einer derart ausgeſuchten Pracht und Eleganz, daß ein Vergleich für dieſelbe ſich kaum finden läßt. Möbel, Teppiche, Vorhänge, Gemälde bilden mit der architektoniſchen Geſammtanlage der Salons ein einheitliches Ganzes [Abbildung Fig. 311. Speiſeſaal des Bremer Lloyddampfers »Kaiſer Wilhelm II.«.] und laſſen kaum den Gedanken daran aufkommen, daß man ſich an Bord eines Schiffes befindet. Mit der künſtleriſchen Entwickelung der Salonausſtattung hielt die Einrichtung der Cabinen gleichen Schritt. An Stelle der früheren engen, verhältnißmäßig niedrigen, nur mit einem harten Lager und vielleicht mit einer Art Sopha aus- geſtatteten Wohnräume für die Paſſagiere, traten Cabinen von dem Umfange kleiner Zimmer bis zur Höhe von 3 Meter und mit einer Ausſtattung, welche allen denkbaren Wünſchen entſpricht. Die Kojen ſelbſt ſind ausziehbar und mit Federmatratzen verſehen. Waſchtiſche mit Waſſerleitung, welche nach dem Gebrauche an der Wand in die Höhe geklappt werden und ſo gut wie keinen Raum einnehmen, Kleiderſchränke, Divans, bequeme Arbeitstiſche vervollſtändigen das Mobiliar der

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/419>, abgerufen am 22.11.2024.