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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Erster Abschnitt.
den, oscillirenden Cylindermaschinen in Anwendung brachte. Ein weiterer Fort-
schritt bestand in der Nutzbarmachung des von Samuel Hall erfundenen Systems
der Oberflächen-Condensation für Marinemaschinen. Bei diesem System wird der
verbrauchte Dampf in einen von tausenden von Röhren durchkreuzten Con-
densator geleitet, anstatt nutzlos, wie bei den Locomotiven, in die Luft zu ver-
puffen. Der Dampf wird durch das die Röhren durchströmende kalte Wasser ab-
gekühlt und auf diese Weise condensirt den Kesseln zur Speisung wieder zugeführt.
John Edler in Glasgow verstand es, eine deutsche Erfindung -- das Carl-
sund
'sche System -- für Marinemaschinen auszunützen, und dies ist ein anderer
[Abbildung] Fig. 318.

Blick in den Maschinenraum eines amerikanischen Passagierdampfers.
(Oberansicht der Cylinder.)

großer Fortschritt, welcher nach und nach außergewöhnliche Verbesserungen in der
Construction der Maschinen für Seedampfer zur Folge hatte.

Wenn 100 Kilogramm Kohlen nöthig sind, das Wasser in Dampf zu ver-
wandeln, so genügt ein weiteres Kilogramm Kohle, um dem Dampfe Spannung
zu geben. Dies ist das große Geheimniß des sogenannten Compound- oder
Hoch- und Niederdrucksystems. Der Dampf wird dermalen mit weniger Kosten
viel besser von den Kesseln geliefert, woraus der große Nutzen des Systems
resultirt. Anstatt mit 10 Kilogramm Stärke pro Flächeneinheit auf den Kolben
im Cylinder zu wirken, wird er jetzt mit vierfacher Stärke benützt, und die
Intensität dieses Dampfes erlaubt zugleich ein viel geringeres Quantum, welches
im Hochdruckcylinder expansirend, von da weiter in den Niederdruckcylinder geht,

Erſter Abſchnitt.
den, oscillirenden Cylindermaſchinen in Anwendung brachte. Ein weiterer Fort-
ſchritt beſtand in der Nutzbarmachung des von Samuel Hall erfundenen Syſtems
der Oberflächen-Condenſation für Marinemaſchinen. Bei dieſem Syſtem wird der
verbrauchte Dampf in einen von tauſenden von Röhren durchkreuzten Con-
denſator geleitet, anſtatt nutzlos, wie bei den Locomotiven, in die Luft zu ver-
puffen. Der Dampf wird durch das die Röhren durchſtrömende kalte Waſſer ab-
gekühlt und auf dieſe Weiſe condenſirt den Keſſeln zur Speiſung wieder zugeführt.
John Edler in Glasgow verſtand es, eine deutſche Erfindung — das Carl-
ſund
'ſche Syſtem — für Marinemaſchinen auszunützen, und dies iſt ein anderer
[Abbildung] Fig. 318.

Blick in den Maſchinenraum eines amerikaniſchen Paſſagierdampfers.
(Oberanſicht der Cylinder.)

großer Fortſchritt, welcher nach und nach außergewöhnliche Verbeſſerungen in der
Conſtruction der Maſchinen für Seedampfer zur Folge hatte.

Wenn 100 Kilogramm Kohlen nöthig ſind, das Waſſer in Dampf zu ver-
wandeln, ſo genügt ein weiteres Kilogramm Kohle, um dem Dampfe Spannung
zu geben. Dies iſt das große Geheimniß des ſogenannten Compound- oder
Hoch- und Niederdruckſyſtems. Der Dampf wird dermalen mit weniger Koſten
viel beſſer von den Keſſeln geliefert, woraus der große Nutzen des Syſtems
reſultirt. Anſtatt mit 10 Kilogramm Stärke pro Flächeneinheit auf den Kolben
im Cylinder zu wirken, wird er jetzt mit vierfacher Stärke benützt, und die
Intenſität dieſes Dampfes erlaubt zugleich ein viel geringeres Quantum, welches
im Hochdruckcylinder expanſirend, von da weiter in den Niederdruckcylinder geht,

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[388/0430] Erſter Abſchnitt. den, oscillirenden Cylindermaſchinen in Anwendung brachte. Ein weiterer Fort- ſchritt beſtand in der Nutzbarmachung des von Samuel Hall erfundenen Syſtems der Oberflächen-Condenſation für Marinemaſchinen. Bei dieſem Syſtem wird der verbrauchte Dampf in einen von tauſenden von Röhren durchkreuzten Con- denſator geleitet, anſtatt nutzlos, wie bei den Locomotiven, in die Luft zu ver- puffen. Der Dampf wird durch das die Röhren durchſtrömende kalte Waſſer ab- gekühlt und auf dieſe Weiſe condenſirt den Keſſeln zur Speiſung wieder zugeführt. John Edler in Glasgow verſtand es, eine deutſche Erfindung — das Carl- ſund'ſche Syſtem — für Marinemaſchinen auszunützen, und dies iſt ein anderer [Abbildung Fig. 318. Blick in den Maſchinenraum eines amerikaniſchen Paſſagierdampfers. (Oberanſicht der Cylinder.)] großer Fortſchritt, welcher nach und nach außergewöhnliche Verbeſſerungen in der Conſtruction der Maſchinen für Seedampfer zur Folge hatte. Wenn 100 Kilogramm Kohlen nöthig ſind, das Waſſer in Dampf zu ver- wandeln, ſo genügt ein weiteres Kilogramm Kohle, um dem Dampfe Spannung zu geben. Dies iſt das große Geheimniß des ſogenannten Compound- oder Hoch- und Niederdruckſyſtems. Der Dampf wird dermalen mit weniger Koſten viel beſſer von den Keſſeln geliefert, woraus der große Nutzen des Syſtems reſultirt. Anſtatt mit 10 Kilogramm Stärke pro Flächeneinheit auf den Kolben im Cylinder zu wirken, wird er jetzt mit vierfacher Stärke benützt, und die Intenſität dieſes Dampfes erlaubt zugleich ein viel geringeres Quantum, welches im Hochdruckcylinder expanſirend, von da weiter in den Niederdruckcylinder geht,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/430>, abgerufen am 22.11.2024.