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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung des eisernen Schiffbaues.
Frachtdampfer den Anfang machte. Die Schiffe der "Patria"-Classe waren in
ihren Verhältnissen glücklich gewählt und sicherten gleich in den ersten Jahren ihrer
Indienststellung guten pecuniären Gewinn. Sie waren gewissermaßen die Vor-
gänger der bei weitem größeren Lloydschiffe der "Barbarossa"-Classe. Der gute
Ausfall dieser Schiffe im Vereine mit den früheren guten Resultaten der Patria-
schiffe veranlaßte die Hamburger Unternehmung, in den Abmessungen noch weiter
zu gehen. So liefen im Jahre 1896 die "Pennsylvania" bei Haarland & Wolff
in Belfast (Irland), und am 9. October 1897 in Hamburg auf der Werft von
Blohm & Voß das zur Zeit größte in Hamburg gebaute Schiff, die "Pretoria"
(Schwesterschiff der "Pennsylvania"), vom Stapel.

Die "Pennsylvania" hat eine Länge von 178.3 Meter, eine Breite von
18.9 Meter und eine Raumtiefe vom Hauptdeck bis zum Kiel von 12.8 Meter.
Der Tiefgang beträgt bei voller Ladung rund 10 Meter. Das Schiff ist ein ganz
aus Stahl erbauter Doppelschraubendampfer, besitzt einen Doppelboden und ist
durch 12 Querschotte und ein im Maschinenraum vorhandenes Längsschott in
13 Abtheilungen getheilt. Die beiden Dampfmaschinen sind als Vierfach-Expansions-
maschinen construirt und entwickeln jede 3000 Pferdestärken. Die Geschwindigkeit beträgt
im Mittel 14 Knoten. Die hauptsächlichsten Maschinendimensionen sind: innerer Durch-
messer der 4 Dampfcylinder 0.59, 0.84, 1.22 und 1.75 Meter; Kolbenhub 1.38 Meter.
Vier große cylindrische doppelendige Kessel erzeugen den erforderlichen Dampf für
die Betriebsmaschinen und für die in großer Anzahl vorhandenen Hilfsmaschinen.
Die Ladefähigkeit des Schiffes beträgt über 12.000 Tonnen, das Eigengewicht, ein-
schließlich der 4 Kohlenbunker, 8000 Tonnen. Das Deplacement stellt sich auf
20.174 Tonnen, während der Rauminhalt Brutto 13.726 Registertonnen beträgt.

Das Schiff hat über dem Oberdeck einen mittleren hohen Aufbau, so daß
hier im Ganzen 8 Decks übereinander liegen; ferner sind vier verhältnißmäßig
kurze eiserne Pfahlmasten, die lediglich als Träger für vier Laderäume dienen,
vorhanden. Auf Besegelung ist verzichtet. Auf dem mittleren Aufbau erhebt sich
ein einziger Schornstein von 3.5 Meter Durchmesser. An Ladelucken sind im
Ganzen neun vorhanden, und zur schnelleren Güterbewältigung sind außer den mit je
einer Dampfwinde ausgerüsteten Laderäumen noch 8 Dampfdrehkrahne auf dem
Oberdeck angeordnet. Das Schiff kann in der I. Classe 200, in der II. Classe
150--200, im Zwischendeck bis 3000 Personen aufnehmen, doch wurde es vorerst
nur für 1500 Personen eingerichtet. An Rettungsbooten sind 22 vorhanden, und
zwar 12 große, 2 kleine und 8 Klappboote. Letztere sind besonders praktisch,
haben flachen Boden und Segeltuchseitenwände und nehmen wenig Raum ein,
besitzen aber wegen ihres geringen Eigengewichtes eine große Tragfähigkeit. Die Aus-
stattung der Salons etc. ist gediegen, dem Charakter des Schiffes entsprechend, aber
verhältnißmäßig einfach und zeigt nicht den verschwenderischen Luxus der Schnelldampfer.
Selbstverständlich sind bei diesem Schiffe auch alle Einrichtungen getroffen, um den
Koloß sicher zu leiten. Die elektrische Beleuchtung umfaßt 725 Glühlampen.

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Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues.
Frachtdampfer den Anfang machte. Die Schiffe der »Patria«-Claſſe waren in
ihren Verhältniſſen glücklich gewählt und ſicherten gleich in den erſten Jahren ihrer
Indienſtſtellung guten pecuniären Gewinn. Sie waren gewiſſermaßen die Vor-
gänger der bei weitem größeren Lloydſchiffe der »Barbaroſſa«-Claſſe. Der gute
Ausfall dieſer Schiffe im Vereine mit den früheren guten Reſultaten der Patria-
ſchiffe veranlaßte die Hamburger Unternehmung, in den Abmeſſungen noch weiter
zu gehen. So liefen im Jahre 1896 die »Pennſylvania« bei Haarland & Wolff
in Belfaſt (Irland), und am 9. October 1897 in Hamburg auf der Werft von
Blohm & Voß das zur Zeit größte in Hamburg gebaute Schiff, die »Pretoria«
(Schweſterſchiff der »Pennſylvania«), vom Stapel.

Die »Pennſylvania« hat eine Länge von 178‧3 Meter, eine Breite von
18‧9 Meter und eine Raumtiefe vom Hauptdeck bis zum Kiel von 12‧8 Meter.
Der Tiefgang beträgt bei voller Ladung rund 10 Meter. Das Schiff iſt ein ganz
aus Stahl erbauter Doppelſchraubendampfer, beſitzt einen Doppelboden und iſt
durch 12 Querſchotte und ein im Maſchinenraum vorhandenes Längsſchott in
13 Abtheilungen getheilt. Die beiden Dampfmaſchinen ſind als Vierfach-Expanſions-
maſchinen conſtruirt und entwickeln jede 3000 Pferdeſtärken. Die Geſchwindigkeit beträgt
im Mittel 14 Knoten. Die hauptſächlichſten Maſchinendimenſionen ſind: innerer Durch-
meſſer der 4 Dampfcylinder 0‧59, 0‧84, 1‧22 und 1‧75 Meter; Kolbenhub 1‧38 Meter.
Vier große cylindriſche doppelendige Keſſel erzeugen den erforderlichen Dampf für
die Betriebsmaſchinen und für die in großer Anzahl vorhandenen Hilfsmaſchinen.
Die Ladefähigkeit des Schiffes beträgt über 12.000 Tonnen, das Eigengewicht, ein-
ſchließlich der 4 Kohlenbunker, 8000 Tonnen. Das Deplacement ſtellt ſich auf
20.174 Tonnen, während der Rauminhalt Brutto 13.726 Regiſtertonnen beträgt.

Das Schiff hat über dem Oberdeck einen mittleren hohen Aufbau, ſo daß
hier im Ganzen 8 Decks übereinander liegen; ferner ſind vier verhältnißmäßig
kurze eiſerne Pfahlmaſten, die lediglich als Träger für vier Laderäume dienen,
vorhanden. Auf Beſegelung iſt verzichtet. Auf dem mittleren Aufbau erhebt ſich
ein einziger Schornſtein von 3‧5 Meter Durchmeſſer. An Ladelucken ſind im
Ganzen neun vorhanden, und zur ſchnelleren Güterbewältigung ſind außer den mit je
einer Dampfwinde ausgerüſteten Laderäumen noch 8 Dampfdrehkrahne auf dem
Oberdeck angeordnet. Das Schiff kann in der I. Claſſe 200, in der II. Claſſe
150—200, im Zwiſchendeck bis 3000 Perſonen aufnehmen, doch wurde es vorerſt
nur für 1500 Perſonen eingerichtet. An Rettungsbooten ſind 22 vorhanden, und
zwar 12 große, 2 kleine und 8 Klappboote. Letztere ſind beſonders praktiſch,
haben flachen Boden und Segeltuchſeitenwände und nehmen wenig Raum ein,
beſitzen aber wegen ihres geringen Eigengewichtes eine große Tragfähigkeit. Die Aus-
ſtattung der Salons ꝛc. iſt gediegen, dem Charakter des Schiffes entſprechend, aber
verhältnißmäßig einfach und zeigt nicht den verſchwenderiſchen Luxus der Schnelldampfer.
Selbſtverſtändlich ſind bei dieſem Schiffe auch alle Einrichtungen getroffen, um den
Koloß ſicher zu leiten. Die elektriſche Beleuchtung umfaßt 725 Glühlampen.

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[403/0451] Die Entwickelung des eiſernen Schiffbaues. Frachtdampfer den Anfang machte. Die Schiffe der »Patria«-Claſſe waren in ihren Verhältniſſen glücklich gewählt und ſicherten gleich in den erſten Jahren ihrer Indienſtſtellung guten pecuniären Gewinn. Sie waren gewiſſermaßen die Vor- gänger der bei weitem größeren Lloydſchiffe der »Barbaroſſa«-Claſſe. Der gute Ausfall dieſer Schiffe im Vereine mit den früheren guten Reſultaten der Patria- ſchiffe veranlaßte die Hamburger Unternehmung, in den Abmeſſungen noch weiter zu gehen. So liefen im Jahre 1896 die »Pennſylvania« bei Haarland & Wolff in Belfaſt (Irland), und am 9. October 1897 in Hamburg auf der Werft von Blohm & Voß das zur Zeit größte in Hamburg gebaute Schiff, die »Pretoria« (Schweſterſchiff der »Pennſylvania«), vom Stapel. Die »Pennſylvania« hat eine Länge von 178‧3 Meter, eine Breite von 18‧9 Meter und eine Raumtiefe vom Hauptdeck bis zum Kiel von 12‧8 Meter. Der Tiefgang beträgt bei voller Ladung rund 10 Meter. Das Schiff iſt ein ganz aus Stahl erbauter Doppelſchraubendampfer, beſitzt einen Doppelboden und iſt durch 12 Querſchotte und ein im Maſchinenraum vorhandenes Längsſchott in 13 Abtheilungen getheilt. Die beiden Dampfmaſchinen ſind als Vierfach-Expanſions- maſchinen conſtruirt und entwickeln jede 3000 Pferdeſtärken. Die Geſchwindigkeit beträgt im Mittel 14 Knoten. Die hauptſächlichſten Maſchinendimenſionen ſind: innerer Durch- meſſer der 4 Dampfcylinder 0‧59, 0‧84, 1‧22 und 1‧75 Meter; Kolbenhub 1‧38 Meter. Vier große cylindriſche doppelendige Keſſel erzeugen den erforderlichen Dampf für die Betriebsmaſchinen und für die in großer Anzahl vorhandenen Hilfsmaſchinen. Die Ladefähigkeit des Schiffes beträgt über 12.000 Tonnen, das Eigengewicht, ein- ſchließlich der 4 Kohlenbunker, 8000 Tonnen. Das Deplacement ſtellt ſich auf 20.174 Tonnen, während der Rauminhalt Brutto 13.726 Regiſtertonnen beträgt. Das Schiff hat über dem Oberdeck einen mittleren hohen Aufbau, ſo daß hier im Ganzen 8 Decks übereinander liegen; ferner ſind vier verhältnißmäßig kurze eiſerne Pfahlmaſten, die lediglich als Träger für vier Laderäume dienen, vorhanden. Auf Beſegelung iſt verzichtet. Auf dem mittleren Aufbau erhebt ſich ein einziger Schornſtein von 3‧5 Meter Durchmeſſer. An Ladelucken ſind im Ganzen neun vorhanden, und zur ſchnelleren Güterbewältigung ſind außer den mit je einer Dampfwinde ausgerüſteten Laderäumen noch 8 Dampfdrehkrahne auf dem Oberdeck angeordnet. Das Schiff kann in der I. Claſſe 200, in der II. Claſſe 150—200, im Zwiſchendeck bis 3000 Perſonen aufnehmen, doch wurde es vorerſt nur für 1500 Perſonen eingerichtet. An Rettungsbooten ſind 22 vorhanden, und zwar 12 große, 2 kleine und 8 Klappboote. Letztere ſind beſonders praktiſch, haben flachen Boden und Segeltuchſeitenwände und nehmen wenig Raum ein, beſitzen aber wegen ihres geringen Eigengewichtes eine große Tragfähigkeit. Die Aus- ſtattung der Salons ꝛc. iſt gediegen, dem Charakter des Schiffes entſprechend, aber verhältnißmäßig einfach und zeigt nicht den verſchwenderiſchen Luxus der Schnelldampfer. Selbſtverſtändlich ſind bei dieſem Schiffe auch alle Einrichtungen getroffen, um den Koloß ſicher zu leiten. Die elektriſche Beleuchtung umfaßt 725 Glühlampen. 26*

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/451>, abgerufen am 22.11.2024.