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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
Schiff in die Kammer einfährt. Hierauf wird das Thor der oberen Schleuse
geschlossen, jenes der unteren hingegen geöffnet, und mit dem sinkenden Wasser
erreicht das Schiff schließlich das Niveau der tieferliegenden Canalstrecke.

Das Princip der Kammerschleuse hat eine sehr wesentliche Ausgestaltung in
den Schiffshebewerken gefunden. Dieselben werden mittelst Maschinen betrieben
und führen wir als Typus einer solchen Anlage jene am Great Western-Canal
in England vor, welche in den Dreißigerjahren erbaut wurde. Diese Construction
beruht darauf, daß die sinkende Kammer einen um 5 Centimeter höheren Wasser-

[Abbildung] Fig. 384.

Hydraulisches Schiffshebewerk. [Querschnitt]. (Entwurf von E. Hoppe, Maschinenbauanstalt in Berlin.)

stand erhält als die steigende. Dieses Mehrgewicht bildet die Betriebskraft, so daß
nur noch eine Bremse zur Regulirung der Bewegung nöthig ist. Die unter den
Kammern sichtbaren Ketten dienen zur Gewichtsausgleichung. Jede Kammmer hängt
an drei Ketten, so daß also auch drei Schleusen vorhanden sind. Eine Schleusung
dauert drei Minuten. Zu bemerken ist noch, daß mittelst dieser Hebevorrichtung
Schiffe von nur 8 Tonnen Tragfähigkeit befördert werden können. Die zu über-
windende Niveaudifferenz beträgt 14 Meter. (Fig. 383.)

Eine weit größere Leistungsfähigkeit kommt dem hydraulischen Schiffs-
hebewerke
zu, das zum erstenmale von Anderson am Trent and Mersey-Canal
im Jahre 1875 angewendet wurde. Die aus Eisen erbauten Kammern, welche,

Dritter Abſchnitt.
Schiff in die Kammer einfährt. Hierauf wird das Thor der oberen Schleuſe
geſchloſſen, jenes der unteren hingegen geöffnet, und mit dem ſinkenden Waſſer
erreicht das Schiff ſchließlich das Niveau der tieferliegenden Canalſtrecke.

Das Princip der Kammerſchleuſe hat eine ſehr weſentliche Ausgeſtaltung in
den Schiffshebewerken gefunden. Dieſelben werden mittelſt Maſchinen betrieben
und führen wir als Typus einer ſolchen Anlage jene am Great Western-Canal
in England vor, welche in den Dreißigerjahren erbaut wurde. Dieſe Conſtruction
beruht darauf, daß die ſinkende Kammer einen um 5 Centimeter höheren Waſſer-

[Abbildung] Fig. 384.

Hydrauliſches Schiffshebewerk. [Querſchnitt]. (Entwurf von E. Hoppe, Maſchinenbauanſtalt in Berlin.)

ſtand erhält als die ſteigende. Dieſes Mehrgewicht bildet die Betriebskraft, ſo daß
nur noch eine Bremſe zur Regulirung der Bewegung nöthig iſt. Die unter den
Kammern ſichtbaren Ketten dienen zur Gewichtsausgleichung. Jede Kammmer hängt
an drei Ketten, ſo daß alſo auch drei Schleuſen vorhanden ſind. Eine Schleuſung
dauert drei Minuten. Zu bemerken iſt noch, daß mittelſt dieſer Hebevorrichtung
Schiffe von nur 8 Tonnen Tragfähigkeit befördert werden können. Die zu über-
windende Niveaudifferenz beträgt 14 Meter. (Fig. 383.)

Eine weit größere Leiſtungsfähigkeit kommt dem hydrauliſchen Schiffs-
hebewerke
zu, das zum erſtenmale von Anderſon am Trent and Mersey-Canal
im Jahre 1875 angewendet wurde. Die aus Eiſen erbauten Kammern, welche,

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[496/0554] Dritter Abſchnitt. Schiff in die Kammer einfährt. Hierauf wird das Thor der oberen Schleuſe geſchloſſen, jenes der unteren hingegen geöffnet, und mit dem ſinkenden Waſſer erreicht das Schiff ſchließlich das Niveau der tieferliegenden Canalſtrecke. Das Princip der Kammerſchleuſe hat eine ſehr weſentliche Ausgeſtaltung in den Schiffshebewerken gefunden. Dieſelben werden mittelſt Maſchinen betrieben und führen wir als Typus einer ſolchen Anlage jene am Great Western-Canal in England vor, welche in den Dreißigerjahren erbaut wurde. Dieſe Conſtruction beruht darauf, daß die ſinkende Kammer einen um 5 Centimeter höheren Waſſer- [Abbildung Fig. 384. Hydrauliſches Schiffshebewerk. [Querſchnitt]. (Entwurf von E. Hoppe, Maſchinenbauanſtalt in Berlin.)] ſtand erhält als die ſteigende. Dieſes Mehrgewicht bildet die Betriebskraft, ſo daß nur noch eine Bremſe zur Regulirung der Bewegung nöthig iſt. Die unter den Kammern ſichtbaren Ketten dienen zur Gewichtsausgleichung. Jede Kammmer hängt an drei Ketten, ſo daß alſo auch drei Schleuſen vorhanden ſind. Eine Schleuſung dauert drei Minuten. Zu bemerken iſt noch, daß mittelſt dieſer Hebevorrichtung Schiffe von nur 8 Tonnen Tragfähigkeit befördert werden können. Die zu über- windende Niveaudifferenz beträgt 14 Meter. (Fig. 383.) Eine weit größere Leiſtungsfähigkeit kommt dem hydrauliſchen Schiffs- hebewerke zu, das zum erſtenmale von Anderſon am Trent and Mersey-Canal im Jahre 1875 angewendet wurde. Die aus Eiſen erbauten Kammern, welche,

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 496. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/554>, abgerufen am 23.11.2024.