Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite


Schiffahrtscanäle.
aufgriff, aber auf großen Widerstand stieß, namentlich seitens Englands (das
nachmals den größten Nutzen aus dem Canal zog), bis es ihm gelang, von dem
damaligen Vicekönig von Aegypten, Said Pascha, im Jahre 1854 die Concession
zu dem Riesenunternehmen zu erhalten. Daraufhin gründete Lesseps die Compagnie
universelle du canal maritime de Suez
. Es wurde zunächst eine Summe von
200 Millionen Francs in 400.000 Actien (a 500 Francs) gezeichnet, eine Summe,
die sich nachmals als [Abbildung] Fig. 404.

Das Nil-Delta. Oestliche Hälfte mit Kairo und dem Suezcanal.


unzulänglich erwies und
namhaft erhöht werden
mußte. Den ersten größten
Bauzuschuß erhielt die
Gesellschaft in Folge einer
merkwürdigen Verkettung
von Umständen. Said
Pascha hatte nämlich der
Gesellschaft 63.000 Hektar
Ländereien überlassen und
sich überdies zur Bei-
stellung von 20.000
Frohnarbeitern verpflich-
tet. Als aber die Arbeiten
ihren Anfang genommen
hatten (seit 1859), war
die Unternehmung sehr ent-
täuscht von der Leistungs-
fähigkeit der arabischen
Arbeiter. Da überdies
Lord Palmerston im In-
teresse der Humanität gegen
diese Ausnützung von
Sclavenhänden seitens
europäischer Unternehmer
protestirte, lenkte die Ge-
sellschaft ein und zeigte sich zu einer entsprechenden Abänderung der früheren
Bedingungen bereit.

Sie erfolgte im Jahre 1863, als der neue Vicekönig Ismail Pascha sich ins
Mittel gelegt hatte. Es schien ihm zunächst ein arger Mißgriff gewesen zu sein,
daß man der Gesellschaft 63.000 Hektar Land abgetreten hatte, da sie thatsächlich
höchstens 3000 zur Anlage des Canals benöthigte. Die Gesellschaft willigte in die
Forderung des Vicekönigs, forderte aber allein für den Nachlaß der Frohnarbeit
54 Millionen Francs. Die Gesammtentschädigung ging noch viel höher, denn sie

34*


Schiffahrtscanäle.
aufgriff, aber auf großen Widerſtand ſtieß, namentlich ſeitens Englands (das
nachmals den größten Nutzen aus dem Canal zog), bis es ihm gelang, von dem
damaligen Vicekönig von Aegypten, Said Paſcha, im Jahre 1854 die Conceſſion
zu dem Rieſenunternehmen zu erhalten. Daraufhin gründete Leſſeps die Compagnie
universelle du canal maritime de Suez
. Es wurde zunächſt eine Summe von
200 Millionen Francs in 400.000 Actien (à 500 Francs) gezeichnet, eine Summe,
die ſich nachmals als [Abbildung] Fig. 404.

Das Nil-Delta. Oeſtliche Hälfte mit Kairo und dem Suezcanal.


unzulänglich erwies und
namhaft erhöht werden
mußte. Den erſten größten
Bauzuſchuß erhielt die
Geſellſchaft in Folge einer
merkwürdigen Verkettung
von Umſtänden. Said
Paſcha hatte nämlich der
Geſellſchaft 63.000 Hektar
Ländereien überlaſſen und
ſich überdies zur Bei-
ſtellung von 20.000
Frohnarbeitern verpflich-
tet. Als aber die Arbeiten
ihren Anfang genommen
hatten (ſeit 1859), war
die Unternehmung ſehr ent-
täuſcht von der Leiſtungs-
fähigkeit der arabiſchen
Arbeiter. Da überdies
Lord Palmerſton im In-
tereſſe der Humanität gegen
dieſe Ausnützung von
Sclavenhänden ſeitens
europäiſcher Unternehmer
proteſtirte, lenkte die Ge-
ſellſchaft ein und zeigte ſich zu einer entſprechenden Abänderung der früheren
Bedingungen bereit.

Sie erfolgte im Jahre 1863, als der neue Vicekönig Ismail Paſcha ſich ins
Mittel gelegt hatte. Es ſchien ihm zunächſt ein arger Mißgriff geweſen zu ſein,
daß man der Geſellſchaft 63.000 Hektar Land abgetreten hatte, da ſie thatſächlich
höchſtens 3000 zur Anlage des Canals benöthigte. Die Geſellſchaft willigte in die
Forderung des Vicekönigs, forderte aber allein für den Nachlaß der Frohnarbeit
54 Millionen Francs. Die Geſammtentſchädigung ging noch viel höher, denn ſie

34*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0591" n="531"/><lb/>
<fw place="top" type="header">Schiffahrtscanäle.</fw><lb/>
aufgriff, aber auf großen Wider&#x017F;tand &#x017F;tieß, namentlich &#x017F;eitens Englands (das<lb/>
nachmals den größten Nutzen aus dem Canal zog), bis es ihm gelang, von dem<lb/>
damaligen Vicekönig von Aegypten, Said Pa&#x017F;cha, im Jahre 1854 die Conce&#x017F;&#x017F;ion<lb/>
zu dem Rie&#x017F;enunternehmen zu erhalten. Daraufhin gründete Le&#x017F;&#x017F;eps die <hi rendition="#aq">Compagnie<lb/>
universelle du canal maritime de Suez</hi>. Es wurde zunäch&#x017F;t eine Summe von<lb/>
200 Millionen Francs in 400.000 Actien (<hi rendition="#aq">à</hi> 500 Francs) gezeichnet, eine Summe,<lb/>
die &#x017F;ich nachmals als  <figure><head>Fig. 404.</head><p> Das Nil-Delta. Oe&#x017F;tliche Hälfte mit Kairo und dem Suezcanal.</p></figure><lb/>
unzulänglich erwies und<lb/>
namhaft erhöht werden<lb/>
mußte. Den er&#x017F;ten größten<lb/>
Bauzu&#x017F;chuß erhielt die<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft in Folge einer<lb/>
merkwürdigen Verkettung<lb/>
von Um&#x017F;tänden. Said<lb/>
Pa&#x017F;cha hatte nämlich der<lb/>
Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft 63.000 Hektar<lb/>
Ländereien überla&#x017F;&#x017F;en und<lb/>
&#x017F;ich überdies zur Bei-<lb/>
&#x017F;tellung von 20.000<lb/>
Frohnarbeitern verpflich-<lb/>
tet. Als aber die Arbeiten<lb/>
ihren Anfang genommen<lb/>
hatten (&#x017F;eit 1859), war<lb/>
die Unternehmung &#x017F;ehr ent-<lb/>
täu&#x017F;cht von der Lei&#x017F;tungs-<lb/>
fähigkeit der arabi&#x017F;chen<lb/>
Arbeiter. Da überdies<lb/>
Lord Palmer&#x017F;ton im In-<lb/>
tere&#x017F;&#x017F;e der Humanität gegen<lb/>
die&#x017F;e Ausnützung von<lb/>
Sclavenhänden &#x017F;eitens<lb/>
europäi&#x017F;cher Unternehmer<lb/>
prote&#x017F;tirte, lenkte die Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft ein und zeigte &#x017F;ich zu einer ent&#x017F;prechenden Abänderung der früheren<lb/>
Bedingungen bereit.</p><lb/>
              <p>Sie erfolgte im Jahre 1863, als der neue Vicekönig Ismail Pa&#x017F;cha &#x017F;ich ins<lb/>
Mittel gelegt hatte. Es &#x017F;chien ihm zunäch&#x017F;t ein arger Mißgriff gewe&#x017F;en zu &#x017F;ein,<lb/>
daß man der Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft 63.000 Hektar Land abgetreten hatte, da &#x017F;ie that&#x017F;ächlich<lb/>
höch&#x017F;tens 3000 zur Anlage des Canals benöthigte. Die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft willigte in die<lb/>
Forderung des Vicekönigs, forderte aber allein für den Nachlaß der Frohnarbeit<lb/>
54 Millionen Francs. Die Ge&#x017F;ammtent&#x017F;chädigung ging noch viel höher, denn &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">34*</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[531/0591] Schiffahrtscanäle. aufgriff, aber auf großen Widerſtand ſtieß, namentlich ſeitens Englands (das nachmals den größten Nutzen aus dem Canal zog), bis es ihm gelang, von dem damaligen Vicekönig von Aegypten, Said Paſcha, im Jahre 1854 die Conceſſion zu dem Rieſenunternehmen zu erhalten. Daraufhin gründete Leſſeps die Compagnie universelle du canal maritime de Suez. Es wurde zunächſt eine Summe von 200 Millionen Francs in 400.000 Actien (à 500 Francs) gezeichnet, eine Summe, die ſich nachmals als [Abbildung Fig. 404. Das Nil-Delta. Oeſtliche Hälfte mit Kairo und dem Suezcanal.] unzulänglich erwies und namhaft erhöht werden mußte. Den erſten größten Bauzuſchuß erhielt die Geſellſchaft in Folge einer merkwürdigen Verkettung von Umſtänden. Said Paſcha hatte nämlich der Geſellſchaft 63.000 Hektar Ländereien überlaſſen und ſich überdies zur Bei- ſtellung von 20.000 Frohnarbeitern verpflich- tet. Als aber die Arbeiten ihren Anfang genommen hatten (ſeit 1859), war die Unternehmung ſehr ent- täuſcht von der Leiſtungs- fähigkeit der arabiſchen Arbeiter. Da überdies Lord Palmerſton im In- tereſſe der Humanität gegen dieſe Ausnützung von Sclavenhänden ſeitens europäiſcher Unternehmer proteſtirte, lenkte die Ge- ſellſchaft ein und zeigte ſich zu einer entſprechenden Abänderung der früheren Bedingungen bereit. Sie erfolgte im Jahre 1863, als der neue Vicekönig Ismail Paſcha ſich ins Mittel gelegt hatte. Es ſchien ihm zunächſt ein arger Mißgriff geweſen zu ſein, daß man der Geſellſchaft 63.000 Hektar Land abgetreten hatte, da ſie thatſächlich höchſtens 3000 zur Anlage des Canals benöthigte. Die Geſellſchaft willigte in die Forderung des Vicekönigs, forderte aber allein für den Nachlaß der Frohnarbeit 54 Millionen Francs. Die Geſammtentſchädigung ging noch viel höher, denn ſie 34*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/591
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/591>, abgerufen am 24.11.2024.