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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Schiffahrtscanäle.
zu verpflegen, mit Kleidung und Obdach u. s. w. zu versehen waren. Hierzu gesellen
sich noch politische Schwierigkeiten, Epidemien unter den Arbeitern und sonstige
Hindernisse. Den Mittelpunkt der Arbeiten im Hafen von Port Said bildete die
große Maschinenwerkstatt der Firma Borel, Lavalley u. Co., welche die Aus-
tiefung des Canals übernommen hatte. Sie besorgte auch die Zusammenstellung
und Reparatur aller aus Frankreich und Aegypten gebrachten Bagger, Dampfer,
Elevatoren und sonstigen Maschinen. Um einen Begriff von dieser großartigen
Werkstätte zu erhalten, muß man wissen, daß die genannte Firma im Jahre 1868
außer 12.000 Menschen noch 10.000 Pferdekräfte Dampf mit einem täglichen
Verbrauch von 600.000 Kilogramm Kohlen verwendete, die sich auf 10 mechanische
Zermalmer, 4 Hand-Bagger, 18 kleine und 58 große Baggermaschinen, 30 Schütt-
dampfschiffe mit Plätten, 79 Schüttdampfschiffe mit Grundklappen, 68 Elevatoren,
90 Barken mit Schüttkisten, 30 Dampfwidder, 15 Dampfbarken, 60 Locomobilen,
15 Locomotiven, 20 Dampferdheber für trockenen und nassen Boden, 1800 Erd-
wagen, 25 Dampfcanots und Remorquers und 200 eiserne Barken vertheilten.
Sie alle, sowie noch zahlreiche kleinere Geräthe waren aus jener Maschinenwerk-
stätte hervorgegangen. ... Ein anderes hochwichtiges Etablissement zu Port Said
war die Steinfabrik der Gebrüder Dussaud, in welcher jene riesigen künstlichen
Steinblöcke erzeugt wurden, die zur Herstellung der Moli dienten. Jeder dieser
Blöcke (aus Wüstensand und hydraulischem Kalk) maß 10 Cubikmeter, wog
20.000 Kilogramm und kostete ungefähr 300 Francs.

Die Eröffnung des Suezcanals erfolgte am 16. November 1869, und sollen
die hierbei vom Khedive veranstalteten Festlichkeiten die enorme Summe von rund
100 Millionen Francs verschlungen haben. Die Richtung des Canals ist vom
Mittelmeer bis zu dem Ballahsee genau südlich, wobei er den Ostrand des zum
Theil trockengelegten Menzalehsees streift. Sodann passirt er den schmäleren südlichen
Theil des Ballahsees und zieht, nach einer östlichen Ausbiegung, durch die höchste
Erhebung (16 Meter) von El Gisr nach dem Timsahsee. An der Südseite dieses
Sees setzt sich der Canal in südöstlicher Richtung zu den Bitterseen fort. Letztere
bestehen aus einem großen und einem kleinen Bassin. Nachdem der Canal das
letztere durchquert hat, hält er bis zu seiner Einmündung in den Meerbusen von
Suez bei Port Ibrahim wieder eine ausgesprochen südliche Richtung ein.

Ueber die Navigationseinrichtungen am Canal finden wir in Lindemann's
"Geschichte und Handbuch des Norddeutschen Lloyd" folgende interessante Daten: Die
Länge des Suezcanals beträgt vom großen Feuerthurme zu Port Said bis zu seinem
Ende in Suez 161 Kilometer (87 Seemeilen), die größte Breite am Wasserspiegel ist
58--100 Meter, die Breite an der Sohle 22 Meter. Die Entfernungen sind auf
schwarzen Tafeln an den Canalufern bezeichnet, und zwar auf der einen Seite in
Seemeilen, auf der anderen in Kilometern von zu . Die größte Fahr-
geschwindigkeit im Canal darf 10 Kilometer (5 1/3 Seemeilen) in der Stunde nicht
überschreiten; in den Bitterseen darf jedoch mit voller Kraft gefahren werden. Bei

Schiffahrtscanäle.
zu verpflegen, mit Kleidung und Obdach u. ſ. w. zu verſehen waren. Hierzu geſellen
ſich noch politiſche Schwierigkeiten, Epidemien unter den Arbeitern und ſonſtige
Hinderniſſe. Den Mittelpunkt der Arbeiten im Hafen von Port Said bildete die
große Maſchinenwerkſtatt der Firma Borel, Lavalley u. Co., welche die Aus-
tiefung des Canals übernommen hatte. Sie beſorgte auch die Zuſammenſtellung
und Reparatur aller aus Frankreich und Aegypten gebrachten Bagger, Dampfer,
Elevatoren und ſonſtigen Maſchinen. Um einen Begriff von dieſer großartigen
Werkſtätte zu erhalten, muß man wiſſen, daß die genannte Firma im Jahre 1868
außer 12.000 Menſchen noch 10.000 Pferdekräfte Dampf mit einem täglichen
Verbrauch von 600.000 Kilogramm Kohlen verwendete, die ſich auf 10 mechaniſche
Zermalmer, 4 Hand-Bagger, 18 kleine und 58 große Baggermaſchinen, 30 Schütt-
dampfſchiffe mit Plätten, 79 Schüttdampfſchiffe mit Grundklappen, 68 Elevatoren,
90 Barken mit Schüttkiſten, 30 Dampfwidder, 15 Dampfbarken, 60 Locomobilen,
15 Locomotiven, 20 Dampferdheber für trockenen und naſſen Boden, 1800 Erd-
wagen, 25 Dampfcanots und Remorquers und 200 eiſerne Barken vertheilten.
Sie alle, ſowie noch zahlreiche kleinere Geräthe waren aus jener Maſchinenwerk-
ſtätte hervorgegangen. ... Ein anderes hochwichtiges Etabliſſement zu Port Said
war die Steinfabrik der Gebrüder Duſſaud, in welcher jene rieſigen künſtlichen
Steinblöcke erzeugt wurden, die zur Herſtellung der Moli dienten. Jeder dieſer
Blöcke (aus Wüſtenſand und hydrauliſchem Kalk) maß 10 Cubikmeter, wog
20.000 Kilogramm und koſtete ungefähr 300 Francs.

Die Eröffnung des Suezcanals erfolgte am 16. November 1869, und ſollen
die hierbei vom Khedive veranſtalteten Feſtlichkeiten die enorme Summe von rund
100 Millionen Francs verſchlungen haben. Die Richtung des Canals iſt vom
Mittelmeer bis zu dem Ballahſee genau ſüdlich, wobei er den Oſtrand des zum
Theil trockengelegten Menzalehſees ſtreift. Sodann paſſirt er den ſchmäleren ſüdlichen
Theil des Ballahſees und zieht, nach einer öſtlichen Ausbiegung, durch die höchſte
Erhebung (16 Meter) von El Gisr nach dem Timſahſee. An der Südſeite dieſes
Sees ſetzt ſich der Canal in ſüdöſtlicher Richtung zu den Bitterſeen fort. Letztere
beſtehen aus einem großen und einem kleinen Baſſin. Nachdem der Canal das
letztere durchquert hat, hält er bis zu ſeiner Einmündung in den Meerbuſen von
Suez bei Port Ibrahim wieder eine ausgeſprochen ſüdliche Richtung ein.

Ueber die Navigationseinrichtungen am Canal finden wir in Lindemann's
»Geſchichte und Handbuch des Norddeutſchen Lloyd« folgende intereſſante Daten: Die
Länge des Suezcanals beträgt vom großen Feuerthurme zu Port Said bis zu ſeinem
Ende in Suez 161 Kilometer (87 Seemeilen), die größte Breite am Waſſerſpiegel iſt
58—100 Meter, die Breite an der Sohle 22 Meter. Die Entfernungen ſind auf
ſchwarzen Tafeln an den Canalufern bezeichnet, und zwar auf der einen Seite in
Seemeilen, auf der anderen in Kilometern von ⅒ zu ⅒. Die größte Fahr-
geſchwindigkeit im Canal darf 10 Kilometer (5 ⅓ Seemeilen) in der Stunde nicht
überſchreiten; in den Bitterſeen darf jedoch mit voller Kraft gefahren werden. Bei

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[533/0593] Schiffahrtscanäle. zu verpflegen, mit Kleidung und Obdach u. ſ. w. zu verſehen waren. Hierzu geſellen ſich noch politiſche Schwierigkeiten, Epidemien unter den Arbeitern und ſonſtige Hinderniſſe. Den Mittelpunkt der Arbeiten im Hafen von Port Said bildete die große Maſchinenwerkſtatt der Firma Borel, Lavalley u. Co., welche die Aus- tiefung des Canals übernommen hatte. Sie beſorgte auch die Zuſammenſtellung und Reparatur aller aus Frankreich und Aegypten gebrachten Bagger, Dampfer, Elevatoren und ſonſtigen Maſchinen. Um einen Begriff von dieſer großartigen Werkſtätte zu erhalten, muß man wiſſen, daß die genannte Firma im Jahre 1868 außer 12.000 Menſchen noch 10.000 Pferdekräfte Dampf mit einem täglichen Verbrauch von 600.000 Kilogramm Kohlen verwendete, die ſich auf 10 mechaniſche Zermalmer, 4 Hand-Bagger, 18 kleine und 58 große Baggermaſchinen, 30 Schütt- dampfſchiffe mit Plätten, 79 Schüttdampfſchiffe mit Grundklappen, 68 Elevatoren, 90 Barken mit Schüttkiſten, 30 Dampfwidder, 15 Dampfbarken, 60 Locomobilen, 15 Locomotiven, 20 Dampferdheber für trockenen und naſſen Boden, 1800 Erd- wagen, 25 Dampfcanots und Remorquers und 200 eiſerne Barken vertheilten. Sie alle, ſowie noch zahlreiche kleinere Geräthe waren aus jener Maſchinenwerk- ſtätte hervorgegangen. ... Ein anderes hochwichtiges Etabliſſement zu Port Said war die Steinfabrik der Gebrüder Duſſaud, in welcher jene rieſigen künſtlichen Steinblöcke erzeugt wurden, die zur Herſtellung der Moli dienten. Jeder dieſer Blöcke (aus Wüſtenſand und hydrauliſchem Kalk) maß 10 Cubikmeter, wog 20.000 Kilogramm und koſtete ungefähr 300 Francs. Die Eröffnung des Suezcanals erfolgte am 16. November 1869, und ſollen die hierbei vom Khedive veranſtalteten Feſtlichkeiten die enorme Summe von rund 100 Millionen Francs verſchlungen haben. Die Richtung des Canals iſt vom Mittelmeer bis zu dem Ballahſee genau ſüdlich, wobei er den Oſtrand des zum Theil trockengelegten Menzalehſees ſtreift. Sodann paſſirt er den ſchmäleren ſüdlichen Theil des Ballahſees und zieht, nach einer öſtlichen Ausbiegung, durch die höchſte Erhebung (16 Meter) von El Gisr nach dem Timſahſee. An der Südſeite dieſes Sees ſetzt ſich der Canal in ſüdöſtlicher Richtung zu den Bitterſeen fort. Letztere beſtehen aus einem großen und einem kleinen Baſſin. Nachdem der Canal das letztere durchquert hat, hält er bis zu ſeiner Einmündung in den Meerbuſen von Suez bei Port Ibrahim wieder eine ausgeſprochen ſüdliche Richtung ein. Ueber die Navigationseinrichtungen am Canal finden wir in Lindemann's »Geſchichte und Handbuch des Norddeutſchen Lloyd« folgende intereſſante Daten: Die Länge des Suezcanals beträgt vom großen Feuerthurme zu Port Said bis zu ſeinem Ende in Suez 161 Kilometer (87 Seemeilen), die größte Breite am Waſſerſpiegel iſt 58—100 Meter, die Breite an der Sohle 22 Meter. Die Entfernungen ſind auf ſchwarzen Tafeln an den Canalufern bezeichnet, und zwar auf der einen Seite in Seemeilen, auf der anderen in Kilometern von ⅒ zu ⅒. Die größte Fahr- geſchwindigkeit im Canal darf 10 Kilometer (5 ⅓ Seemeilen) in der Stunde nicht überſchreiten; in den Bitterſeen darf jedoch mit voller Kraft gefahren werden. Bei

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/593>, abgerufen am 24.11.2024.