strahlen parallel macht und auf ein Linsen- und Prismensystem wirft, dessen Auf- gabe darin besteht, die Lichtstrahlen in ein flach-fächerartiges Bündel zu bringen, das nur die Wasserfläche beleuchtet, aber weder die eigene Mannschaft, noch die der anderen Schiffe blendet (Fig. 407). Diese Lampe ist sammt ihrem Projector in einem Käfig untergebracht, der noch Raum genug zur Aufnahme eines Mannes besitzt und am Vordertheile des Schiffes, möglichst nahe der Wasserfläche, befestigt wird. Die Lampe auf dem Maste ist mit einem Hohlspiegel versehen und wird nur dann in Thätigkeit gesetzt, wenn andere Schiffe oder Hindernisse zu passiren sind. Nach einer neueren Verordnung der Canal-Aufsichtsbehörde müssen seit October 1893 alle Schiffe einen Apparat anwenden, bei
[Abbildung]
Fig. 408.
Elektrischer Schein- werfer der Brush-Gesellschaft.
welchem das Licht des Reflectors in zwei divergirende Bündel getheilt wird. Auf diese Weise können die einander begegnenden Schiffe ihre Manöver ausführen, ohne ihre Steuerleute durch die directen Strahlen des Reflectors zu blenden.
Der größte zulässige Tiefgang eines den Canal passirenden Schiffes ist 7.8 Meter. Die Tiefe des Canales würde vielleicht Schiffen von noch größerem Tiefgang die Durchfahrt gestatten, allein die Canal-Compagnie ist in jeder Weise sehr vorsichtig und hat deshalb den zulässigen Tiefgang noch nicht erweitert. In den letzten Jahren ist übrigens der Canal verbreitert worden, um Schiffen zu er- möglichen, auch zwischen den Stationen festmachen zu können, und so andere Schiffe passiren zu lassen. Bisher hatte der Canal eine solche Breite nur bei den Stationen, wodurch Aufenthalt entstand. ... Für jede Tonne netto hat das Schiff eine Abgabe von 9.5 Francs an die Canal-Compagnie zu zahlen; leere Schiffe ohne Fahrgäste und Kriegsfahrzeuge zahlen 7 Francs für die Tonne. Für jeden Fahrgast von über 10 Jahre Alter sind 10 Francs, für jeden Fahrgast zwischen dem 3. und 10. Lebensjahr 5 Francs zu entrichten; Kinder unter 3 Jahren sind frei.
Dreißig Jahre hatte es gedauert, ehe die Idee des energischen Lesseps ihre Verwirklichung gefunden. Ein solcher Zeitabschnitt ist für unser rasch arbeitendes, seine Kräfte und Mittel vorzeitig abnützendes Jahrhundert ein sehr bedeutender. Aber der Canal wäre sicher auch heute noch unausgeführt, wenn die modernen technischen Hilsmittel, welche die Herstellung dieses Riesenwerkes überhaupt erst möglich gemacht hatten, nicht jene großartige Entwickelung genommen haben würden, wie wir sie dermalen bewundern. Das Gelingen des Suez-Durchstiches fachte längst eingeschlummerte Hoffnungen für die Ausführbarkeit ähnlicher Projecte wieder an, und der letzte Spatenstich in Aegypten war kaum geschehen, als auf Aller Lippen das Wort "Panama" erklang. ... Wenn beim Suezcanal die einzuschlagende
Schiffahrtscanäle.
ſtrahlen parallel macht und auf ein Linſen- und Prismenſyſtem wirft, deſſen Auf- gabe darin beſteht, die Lichtſtrahlen in ein flach-fächerartiges Bündel zu bringen, das nur die Waſſerfläche beleuchtet, aber weder die eigene Mannſchaft, noch die der anderen Schiffe blendet (Fig. 407). Dieſe Lampe iſt ſammt ihrem Projector in einem Käfig untergebracht, der noch Raum genug zur Aufnahme eines Mannes beſitzt und am Vordertheile des Schiffes, möglichſt nahe der Waſſerfläche, befeſtigt wird. Die Lampe auf dem Maſte iſt mit einem Hohlſpiegel verſehen und wird nur dann in Thätigkeit geſetzt, wenn andere Schiffe oder Hinderniſſe zu paſſiren ſind. Nach einer neueren Verordnung der Canal-Aufſichtsbehörde müſſen ſeit October 1893 alle Schiffe einen Apparat anwenden, bei
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Fig. 408.
Elektriſcher Schein- werfer der Bruſh-Geſellſchaft.
welchem das Licht des Reflectors in zwei divergirende Bündel getheilt wird. Auf dieſe Weiſe können die einander begegnenden Schiffe ihre Manöver ausführen, ohne ihre Steuerleute durch die directen Strahlen des Reflectors zu blenden.
Der größte zuläſſige Tiefgang eines den Canal paſſirenden Schiffes iſt 7‧8 Meter. Die Tiefe des Canales würde vielleicht Schiffen von noch größerem Tiefgang die Durchfahrt geſtatten, allein die Canal-Compagnie iſt in jeder Weiſe ſehr vorſichtig und hat deshalb den zuläſſigen Tiefgang noch nicht erweitert. In den letzten Jahren iſt übrigens der Canal verbreitert worden, um Schiffen zu er- möglichen, auch zwiſchen den Stationen feſtmachen zu können, und ſo andere Schiffe paſſiren zu laſſen. Bisher hatte der Canal eine ſolche Breite nur bei den Stationen, wodurch Aufenthalt entſtand. ... Für jede Tonne netto hat das Schiff eine Abgabe von 9‧5 Francs an die Canal-Compagnie zu zahlen; leere Schiffe ohne Fahrgäſte und Kriegsfahrzeuge zahlen 7 Francs für die Tonne. Für jeden Fahrgaſt von über 10 Jahre Alter ſind 10 Francs, für jeden Fahrgaſt zwiſchen dem 3. und 10. Lebensjahr 5 Francs zu entrichten; Kinder unter 3 Jahren ſind frei.
Dreißig Jahre hatte es gedauert, ehe die Idee des energiſchen Leſſeps ihre Verwirklichung gefunden. Ein ſolcher Zeitabſchnitt iſt für unſer raſch arbeitendes, ſeine Kräfte und Mittel vorzeitig abnützendes Jahrhundert ein ſehr bedeutender. Aber der Canal wäre ſicher auch heute noch unausgeführt, wenn die modernen techniſchen Hilsmittel, welche die Herſtellung dieſes Rieſenwerkes überhaupt erſt möglich gemacht hatten, nicht jene großartige Entwickelung genommen haben würden, wie wir ſie dermalen bewundern. Das Gelingen des Suez-Durchſtiches fachte längſt eingeſchlummerte Hoffnungen für die Ausführbarkeit ähnlicher Projecte wieder an, und der letzte Spatenſtich in Aegypten war kaum geſchehen, als auf Aller Lippen das Wort »Panama« erklang. ... Wenn beim Suezcanal die einzuſchlagende
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Schiffahrtscanäle.
ſtrahlen parallel macht und auf ein Linſen- und Prismenſyſtem wirft, deſſen Auf-
gabe darin beſteht, die Lichtſtrahlen in ein flach-fächerartiges Bündel zu bringen,
das nur die Waſſerfläche beleuchtet, aber weder die eigene Mannſchaft, noch die
der anderen Schiffe blendet (Fig. 407). Dieſe Lampe iſt ſammt ihrem Projector in
einem Käfig untergebracht, der noch Raum genug zur Aufnahme eines Mannes
beſitzt und am Vordertheile des Schiffes, möglichſt nahe der Waſſerfläche, befeſtigt
wird. Die Lampe auf dem Maſte iſt mit einem Hohlſpiegel verſehen und wird
nur dann in Thätigkeit geſetzt, wenn andere Schiffe oder Hinderniſſe zu paſſiren
ſind. Nach einer neueren Verordnung der Canal-Aufſichtsbehörde müſſen ſeit
October 1893 alle Schiffe einen Apparat anwenden, bei
[Abbildung Fig. 408. Elektriſcher Schein-
werfer der Bruſh-Geſellſchaft.]
welchem das Licht des Reflectors in zwei divergirende
Bündel getheilt wird. Auf dieſe Weiſe können die einander
begegnenden Schiffe ihre Manöver ausführen, ohne ihre
Steuerleute durch die directen Strahlen des Reflectors zu
blenden.
Der größte zuläſſige Tiefgang eines den Canal
paſſirenden Schiffes iſt 7‧8 Meter. Die Tiefe des Canales
würde vielleicht Schiffen von noch größerem Tiefgang die
Durchfahrt geſtatten, allein die Canal-Compagnie iſt in
jeder Weiſe ſehr vorſichtig und hat deshalb den zuläſſigen
Tiefgang noch nicht erweitert. In den letzten Jahren iſt
übrigens der Canal verbreitert worden, um Schiffen zu er-
möglichen, auch zwiſchen den Stationen feſtmachen zu können,
und ſo andere Schiffe paſſiren zu laſſen. Bisher hatte der
Canal eine ſolche Breite nur bei den Stationen, wodurch
Aufenthalt entſtand. ... Für jede Tonne netto hat das
Schiff eine Abgabe von 9‧5 Francs an die Canal-Compagnie
zu zahlen; leere Schiffe ohne Fahrgäſte und Kriegsfahrzeuge zahlen 7 Francs für
die Tonne. Für jeden Fahrgaſt von über 10 Jahre Alter ſind 10 Francs, für jeden
Fahrgaſt zwiſchen dem 3. und 10. Lebensjahr 5 Francs zu entrichten; Kinder
unter 3 Jahren ſind frei.
Dreißig Jahre hatte es gedauert, ehe die Idee des energiſchen Leſſeps ihre
Verwirklichung gefunden. Ein ſolcher Zeitabſchnitt iſt für unſer raſch arbeitendes,
ſeine Kräfte und Mittel vorzeitig abnützendes Jahrhundert ein ſehr bedeutender.
Aber der Canal wäre ſicher auch heute noch unausgeführt, wenn die modernen
techniſchen Hilsmittel, welche die Herſtellung dieſes Rieſenwerkes überhaupt erſt
möglich gemacht hatten, nicht jene großartige Entwickelung genommen haben würden,
wie wir ſie dermalen bewundern. Das Gelingen des Suez-Durchſtiches fachte längſt
eingeſchlummerte Hoffnungen für die Ausführbarkeit ähnlicher Projecte wieder an,
und der letzte Spatenſtich in Aegypten war kaum geſchehen, als auf Aller Lippen
das Wort »Panama« erklang. ... Wenn beim Suezcanal die einzuſchlagende
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/595>, abgerufen am 24.11.2024.
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