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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
beschränkten Innenraum erhielten, entweder in der Kielrichtung hintereinander, oder
in der Diagonalrichtung des mittleren Schiffstheiles (der eine gegen die Backbord-,
der andere gegen die Steuerbordseite gerückt) aufgestellt wurden, und zwar ent-
weder fest mit der Schiffsconstruction verwachsen oder drehbar. Im ersteren Falle
feuerten die Geschütze "über Bank" (Barbette-Geschütze), mußten daher drehbar sein;
im zweiten Falle hatten sie Schüsse durch Schießscharten abzugeben, waren also
selbst nicht drehbar.

Derlei Schlachtschiffe heißen Thurmschiffe. Beide Systeme haben ihre Vor-
und Nachtheile, welche bei den fixen Thürmen darin bestehen, daß diese wohl weniger
verletzbar, die Geschütze dagegen nur theilweise gegen das Angriffsfeuer geschützt
sind, während die beweglichen Thürme im Kampfe leicht durch feindliche Projectile

[Abbildung] Fig. 422.

Italienisches Citadellschiff "Italia".

"verkeilt", d. h. der Drehmechanismus verletzt werden kann, indeß die Geschütze
hier sehr gut gedeckt sind.

Das erste nach diesem Typ gebaute Schlachtschiff war der "Royal Sovereign",
welcher 1864 vom Stapel lief. Der vorstehend erwähnte Uebelstand, der bei den
Drehthürmen zur Geltung kommt, daß der Drehmechanismus im Geschützkampfe
verkeilt werden kann, hat Anlaß zu einer abermaligen Verbesserung gegeben und
auf diese Weise den Kriegsmarinen einen neuen Typ von Schlachtschiffen verschafft.
Um nämlich den Drehmechanismus und überhaupt die Constructionstheile der
Thürme zu schützen, wurde der Centralpanzer bis zum Oberdeck emporgezogen, so
daß er eine Art Brustwehr rings um die Thürme bildet. ... Es sind dies die
sogenannten Brustwehr-Thurmschiffe. Bei den inneren Thürmen feuern die
Geschütze aus Scharten, bei den äußeren über Bank. Zu dieser Classe gehören jene
Schiffe, welche, obgleich Hochseeschiffe, dennoch keine Takelung haben.

Die neuesten Thurmschiffe haben nicht mehr einen vollen Gürtelpanzer in der
Wasserlinie, sondern nur beiläufig ein Drittel der Schiffslänge gepanzert. Die
Panzerwände sind bis zum Oberdeck hinaufgeführt und bilden eine geschlossene

Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
beſchränkten Innenraum erhielten, entweder in der Kielrichtung hintereinander, oder
in der Diagonalrichtung des mittleren Schiffstheiles (der eine gegen die Backbord-,
der andere gegen die Steuerbordſeite gerückt) aufgeſtellt wurden, und zwar ent-
weder feſt mit der Schiffsconſtruction verwachſen oder drehbar. Im erſteren Falle
feuerten die Geſchütze »über Bank« (Barbette-Geſchütze), mußten daher drehbar ſein;
im zweiten Falle hatten ſie Schüſſe durch Schießſcharten abzugeben, waren alſo
ſelbſt nicht drehbar.

Derlei Schlachtſchiffe heißen Thurmſchiffe. Beide Syſteme haben ihre Vor-
und Nachtheile, welche bei den fixen Thürmen darin beſtehen, daß dieſe wohl weniger
verletzbar, die Geſchütze dagegen nur theilweiſe gegen das Angriffsfeuer geſchützt
ſind, während die beweglichen Thürme im Kampfe leicht durch feindliche Projectile

[Abbildung] Fig. 422.

Italieniſches Citadellſchiff »Italia«.

»verkeilt«, d. h. der Drehmechanismus verletzt werden kann, indeß die Geſchütze
hier ſehr gut gedeckt ſind.

Das erſte nach dieſem Typ gebaute Schlachtſchiff war der »Royal Sovereign«,
welcher 1864 vom Stapel lief. Der vorſtehend erwähnte Uebelſtand, der bei den
Drehthürmen zur Geltung kommt, daß der Drehmechanismus im Geſchützkampfe
verkeilt werden kann, hat Anlaß zu einer abermaligen Verbeſſerung gegeben und
auf dieſe Weiſe den Kriegsmarinen einen neuen Typ von Schlachtſchiffen verſchafft.
Um nämlich den Drehmechanismus und überhaupt die Conſtructionstheile der
Thürme zu ſchützen, wurde der Centralpanzer bis zum Oberdeck emporgezogen, ſo
daß er eine Art Bruſtwehr rings um die Thürme bildet. ... Es ſind dies die
ſogenannten Bruſtwehr-Thurmſchiffe. Bei den inneren Thürmen feuern die
Geſchütze aus Scharten, bei den äußeren über Bank. Zu dieſer Claſſe gehören jene
Schiffe, welche, obgleich Hochſeeſchiffe, dennoch keine Takelung haben.

Die neueſten Thurmſchiffe haben nicht mehr einen vollen Gürtelpanzer in der
Waſſerlinie, ſondern nur beiläufig ein Drittel der Schiffslänge gepanzert. Die
Panzerwände ſind bis zum Oberdeck hinaufgeführt und bilden eine geſchloſſene

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[557/0619] Die Entwickelung der Kriegsmarinen. beſchränkten Innenraum erhielten, entweder in der Kielrichtung hintereinander, oder in der Diagonalrichtung des mittleren Schiffstheiles (der eine gegen die Backbord-, der andere gegen die Steuerbordſeite gerückt) aufgeſtellt wurden, und zwar ent- weder feſt mit der Schiffsconſtruction verwachſen oder drehbar. Im erſteren Falle feuerten die Geſchütze »über Bank« (Barbette-Geſchütze), mußten daher drehbar ſein; im zweiten Falle hatten ſie Schüſſe durch Schießſcharten abzugeben, waren alſo ſelbſt nicht drehbar. Derlei Schlachtſchiffe heißen Thurmſchiffe. Beide Syſteme haben ihre Vor- und Nachtheile, welche bei den fixen Thürmen darin beſtehen, daß dieſe wohl weniger verletzbar, die Geſchütze dagegen nur theilweiſe gegen das Angriffsfeuer geſchützt ſind, während die beweglichen Thürme im Kampfe leicht durch feindliche Projectile [Abbildung Fig. 422. Italieniſches Citadellſchiff »Italia«.] »verkeilt«, d. h. der Drehmechanismus verletzt werden kann, indeß die Geſchütze hier ſehr gut gedeckt ſind. Das erſte nach dieſem Typ gebaute Schlachtſchiff war der »Royal Sovereign«, welcher 1864 vom Stapel lief. Der vorſtehend erwähnte Uebelſtand, der bei den Drehthürmen zur Geltung kommt, daß der Drehmechanismus im Geſchützkampfe verkeilt werden kann, hat Anlaß zu einer abermaligen Verbeſſerung gegeben und auf dieſe Weiſe den Kriegsmarinen einen neuen Typ von Schlachtſchiffen verſchafft. Um nämlich den Drehmechanismus und überhaupt die Conſtructionstheile der Thürme zu ſchützen, wurde der Centralpanzer bis zum Oberdeck emporgezogen, ſo daß er eine Art Bruſtwehr rings um die Thürme bildet. ... Es ſind dies die ſogenannten Bruſtwehr-Thurmſchiffe. Bei den inneren Thürmen feuern die Geſchütze aus Scharten, bei den äußeren über Bank. Zu dieſer Claſſe gehören jene Schiffe, welche, obgleich Hochſeeſchiffe, dennoch keine Takelung haben. Die neueſten Thurmſchiffe haben nicht mehr einen vollen Gürtelpanzer in der Waſſerlinie, ſondern nur beiläufig ein Drittel der Schiffslänge gepanzert. Die Panzerwände ſind bis zum Oberdeck hinaufgeführt und bilden eine geſchloſſene

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/619>, abgerufen am 22.11.2024.