diesem letzteren sind drei Cylinder montirt, von welchen zwei vermittelst Ketten und Kettenrad auf dem großen Stahlplunger, an welchem sich der Ausleger auf- und abwärts bewegt, arbeiten, während die Kolbenstange des dritten Cylinders durch einen Gestängerahmen die Pfanne direct faßt. Das Kippen der Pfanne geschieht in den meisten Fällen von der Hand; soll aber die Charge völlig ausgekippt werden, so kann man hydraulische Kraft in Wirksamkeit treten lassen.
Der hintere Wagentheil trägt auf der Plattform zunächst den Dampfkessel und eine Drillings-Hochdruckpumpe, einen Behälter für Speisewasser und einen solchen zur Aufnahme des Rücklaufwassers aus den hydraulischen Cylindern. Unter der Plattform ist am Rahmen die zum Hin- und Herfahren des ganzen Wagens dienende Zwillings-Dampfmaschine mit Reversirvorrichtung, wie bei einer Locomotive, angebracht. Zur Bedienung sind nur zwei Mann erforderlich; der eine bedient den Kessel, die Fahrmaschine, die Preßgänge und den Cylinder zum Heben und Senken, während der andere Mann auf dem Ausleger steht und das Schwenken, Ein- und Ausfahren und das Kippen der Pfanne besorgt.
Das flüssige Roheisen wird bekanntlich in entsprechend großen Quantitäten derart in die Gußbetten gebracht, daß nach erfolgter Erstarrung sich zusammen- hängende Stücke bilden, welche "Masseln " genannt werden. Dieselben können ent- weder im zusammenhängenden Zustande, in welchem Falle sie 2.5 bis 3 Tonnen wiegen, transportirt werden, oder man bricht sie in den sogenannten Massel- brechern in einzelne Masseln von 30 bis 60 Kilogramm Gewicht.
In jüngster Zeit hat Uehling eine Construction ersonnen und zuerst bei den der "Carnegie Co." gehörigen Lucy-Oefen in Pittsburg und auf der Hochofenanlage in Duquesne in Anwendung gebracht, welche die Manipulationen des Gießens, Fortbewegens und Verladens der Roheisenmasseln auf maschinellem Wege besorgen und damit wesentlich beschleunigen. Ohne in die Details der Einrichtung einzugehen, sei in Kürze Folgendes bemerkt: Das im Hochofen abgestochene Roheisen fließt in eine Pfanne, welche auf einem Wagengestelle ruht und auf einem Geleise zu den in einiger Entfernung stehenden Gießformen befördert wird. Hier wird der Inhalt der Pfanne vermittelst einer untergeschobenen Rinne in zwei senkrecht auf das vor- erwähnte Geleise stehende, etwas über den Boden erhöhte Masselformenreihen aus- geleert. Die Formenreihen bewegen sich gleichsam wie eine Kette ohne Ende über zwei Trommeln, und zwar mit einer Geschwindigkeit von 4 1/2 Meter in der Minute.
Da nun die Entfernung zwischen den beiden Trommeln eine hinreichende Länge hat, um den Masseln Zeit zu lassen sich abzukühlen, gelangen sie erstarrt an das äußere Ende der Formenreihen, also bei der zweiten Trommel, und stürzen hier auf ein senkrecht zu den Formenreihen stehendes Transportband, das sich gleichfalls automatisch fortbewegt, und zwar direct zur Verladestelle. Auf diesem Wege werden die Masseln durch ein Wasserbehälter gezogen und damit völlig ab- gekühlt. Von der früher erwähnten zweiten Trommel an, wo die Formenreihen
Erſter Abſchnitt.
dieſem letzteren ſind drei Cylinder montirt, von welchen zwei vermittelſt Ketten und Kettenrad auf dem großen Stahlplunger, an welchem ſich der Ausleger auf- und abwärts bewegt, arbeiten, während die Kolbenſtange des dritten Cylinders durch einen Geſtängerahmen die Pfanne direct faßt. Das Kippen der Pfanne geſchieht in den meiſten Fällen von der Hand; ſoll aber die Charge völlig ausgekippt werden, ſo kann man hydrauliſche Kraft in Wirkſamkeit treten laſſen.
Der hintere Wagentheil trägt auf der Plattform zunächſt den Dampfkeſſel und eine Drillings-Hochdruckpumpe, einen Behälter für Speiſewaſſer und einen ſolchen zur Aufnahme des Rücklaufwaſſers aus den hydrauliſchen Cylindern. Unter der Plattform iſt am Rahmen die zum Hin- und Herfahren des ganzen Wagens dienende Zwillings-Dampfmaſchine mit Reverſirvorrichtung, wie bei einer Locomotive, angebracht. Zur Bedienung ſind nur zwei Mann erforderlich; der eine bedient den Keſſel, die Fahrmaſchine, die Preßgänge und den Cylinder zum Heben und Senken, während der andere Mann auf dem Ausleger ſteht und das Schwenken, Ein- und Ausfahren und das Kippen der Pfanne beſorgt.
Das flüſſige Roheiſen wird bekanntlich in entſprechend großen Quantitäten derart in die Gußbetten gebracht, daß nach erfolgter Erſtarrung ſich zuſammen- hängende Stücke bilden, welche »Maſſeln « genannt werden. Dieſelben können ent- weder im zuſammenhängenden Zuſtande, in welchem Falle ſie 2‧5 bis 3 Tonnen wiegen, transportirt werden, oder man bricht ſie in den ſogenannten Maſſel- brechern in einzelne Maſſeln von 30 bis 60 Kilogramm Gewicht.
In jüngſter Zeit hat Uehling eine Conſtruction erſonnen und zuerſt bei den der »Carnegie Co.« gehörigen Lucy-Oefen in Pittsburg und auf der Hochofenanlage in Duquesne in Anwendung gebracht, welche die Manipulationen des Gießens, Fortbewegens und Verladens der Roheiſenmaſſeln auf maſchinellem Wege beſorgen und damit weſentlich beſchleunigen. Ohne in die Details der Einrichtung einzugehen, ſei in Kürze Folgendes bemerkt: Das im Hochofen abgeſtochene Roheiſen fließt in eine Pfanne, welche auf einem Wagengeſtelle ruht und auf einem Geleiſe zu den in einiger Entfernung ſtehenden Gießformen befördert wird. Hier wird der Inhalt der Pfanne vermittelſt einer untergeſchobenen Rinne in zwei ſenkrecht auf das vor- erwähnte Geleiſe ſtehende, etwas über den Boden erhöhte Maſſelformenreihen aus- geleert. Die Formenreihen bewegen ſich gleichſam wie eine Kette ohne Ende über zwei Trommeln, und zwar mit einer Geſchwindigkeit von 4 ½ Meter in der Minute.
Da nun die Entfernung zwiſchen den beiden Trommeln eine hinreichende Länge hat, um den Maſſeln Zeit zu laſſen ſich abzukühlen, gelangen ſie erſtarrt an das äußere Ende der Formenreihen, alſo bei der zweiten Trommel, und ſtürzen hier auf ein ſenkrecht zu den Formenreihen ſtehendes Transportband, das ſich gleichfalls automatiſch fortbewegt, und zwar direct zur Verladeſtelle. Auf dieſem Wege werden die Maſſeln durch ein Waſſerbehälter gezogen und damit völlig ab- gekühlt. Von der früher erwähnten zweiten Trommel an, wo die Formenreihen
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Erſter Abſchnitt.
dieſem letzteren ſind drei Cylinder montirt, von welchen zwei vermittelſt Ketten und
Kettenrad auf dem großen Stahlplunger, an welchem ſich der Ausleger auf- und
abwärts bewegt, arbeiten, während die Kolbenſtange des dritten Cylinders durch
einen Geſtängerahmen die Pfanne direct faßt. Das Kippen der Pfanne geſchieht
in den meiſten Fällen von der Hand; ſoll aber die Charge völlig ausgekippt werden,
ſo kann man hydrauliſche Kraft in Wirkſamkeit treten laſſen.
Der hintere Wagentheil trägt auf der Plattform zunächſt den Dampfkeſſel
und eine Drillings-Hochdruckpumpe, einen Behälter für Speiſewaſſer und einen
ſolchen zur Aufnahme des Rücklaufwaſſers aus den hydrauliſchen Cylindern. Unter
der Plattform iſt am Rahmen die zum Hin- und Herfahren des ganzen Wagens
dienende Zwillings-Dampfmaſchine mit Reverſirvorrichtung, wie bei einer Locomotive,
angebracht. Zur Bedienung ſind nur zwei Mann erforderlich; der eine bedient den
Keſſel, die Fahrmaſchine, die Preßgänge und den Cylinder zum Heben und Senken,
während der andere Mann auf dem Ausleger ſteht und das Schwenken, Ein- und
Ausfahren und das Kippen der Pfanne beſorgt.
Das flüſſige Roheiſen wird bekanntlich in entſprechend großen Quantitäten
derart in die Gußbetten gebracht, daß nach erfolgter Erſtarrung ſich zuſammen-
hängende Stücke bilden, welche »Maſſeln « genannt werden. Dieſelben können ent-
weder im zuſammenhängenden Zuſtande, in welchem Falle ſie 2‧5 bis 3 Tonnen
wiegen, transportirt werden, oder man bricht ſie in den ſogenannten Maſſel-
brechern in einzelne Maſſeln von 30 bis 60 Kilogramm Gewicht.
In jüngſter Zeit hat Uehling eine Conſtruction erſonnen und zuerſt bei den
der »Carnegie Co.« gehörigen Lucy-Oefen in Pittsburg und auf der Hochofenanlage
in Duquesne in Anwendung gebracht, welche die Manipulationen des Gießens,
Fortbewegens und Verladens der Roheiſenmaſſeln auf maſchinellem Wege beſorgen
und damit weſentlich beſchleunigen. Ohne in die Details der Einrichtung einzugehen,
ſei in Kürze Folgendes bemerkt: Das im Hochofen abgeſtochene Roheiſen fließt in
eine Pfanne, welche auf einem Wagengeſtelle ruht und auf einem Geleiſe zu den
in einiger Entfernung ſtehenden Gießformen befördert wird. Hier wird der Inhalt
der Pfanne vermittelſt einer untergeſchobenen Rinne in zwei ſenkrecht auf das vor-
erwähnte Geleiſe ſtehende, etwas über den Boden erhöhte Maſſelformenreihen aus-
geleert. Die Formenreihen bewegen ſich gleichſam wie eine Kette ohne Ende über
zwei Trommeln, und zwar mit einer Geſchwindigkeit von 4 ½ Meter in der
Minute.
Da nun die Entfernung zwiſchen den beiden Trommeln eine hinreichende
Länge hat, um den Maſſeln Zeit zu laſſen ſich abzukühlen, gelangen ſie erſtarrt
an das äußere Ende der Formenreihen, alſo bei der zweiten Trommel, und ſtürzen
hier auf ein ſenkrecht zu den Formenreihen ſtehendes Transportband, das ſich
gleichfalls automatiſch fortbewegt, und zwar direct zur Verladeſtelle. Auf dieſem
Wege werden die Maſſeln durch ein Waſſerbehälter gezogen und damit völlig ab-
gekühlt. Von der früher erwähnten zweiten Trommel an, wo die Formenreihen
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/62>, abgerufen am 24.11.2024.
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