sich mit dem Vorschlage, eine Anzahl von Widderschiffen für die Hafenvertheidigung nach dem Entwurfe des Admirals Ammen zu bauen. Aber erst elf Jahre später (1893) ging das erste Schiff dieser Art -- mit gewölbtem, seitlich unter Wasser hinabreichendem dickgepanzerten Deck mit starker Tauchung -- von Stapel. Es scheint, daß es bei diesem ersten Versuche mit den Ammen'schen Widderschiffen geblieben ist.
Der Aufschwung der heutigen Kriegsflotte der Union datirt vom Jahre 1883. Die Geschichte der jetzigen Marine der Vereinigten Staaten ist also, wie man sieht, sehr jungen Datums. Den Beginn der Neubauten bildeten 3 Kreuzer ("Atlanta", "Boston", "Chicago") und 1 Aviso ("Delphin"). Aber so recht ging es noch immer
[Abbildung]
Fig. 476.
Amerikanischer armirter Kreuzer "Brooklyn".
nicht vom Flecke, bis im Jahre 1889 ein Bericht des Marinesecretärs Trasay erschien, der einen völligen Umschwung in den bisher gegoltenen Anschauungen hervorrief. In diesem Berichte heißt es: "Eine Küstenstrecke von nicht weniger als 24.000 Kilometer, längs welcher mehr als zwanzig große Städte, Mittelpunkte der Bevölkerung, des Handels und des Wohlstandes ungeschützt gelegen sind, ist gewiß ein einladendes Ziel für einen feindlichen Angriff. Die Vertheidigung der Ver- einigten Staaten erheischt demnach die Beschaffung einer entsprechend starken Flotte. Ungepanzerte Kreuzer, welche zum Schutze des eigenen und zur Schädigung des feindlichen Handels geeignet und in Anbetracht ihrer großen Geschwindigkeit eine sehr werthvolle Beihilfe für die mancherlei Operationen der Geschwader sind, reichen für den Küstenschutz nicht aus. Um den Vertheidigungskrieg mit Aussicht auf Erfolg
Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
ſich mit dem Vorſchlage, eine Anzahl von Widderſchiffen für die Hafenvertheidigung nach dem Entwurfe des Admirals Ammen zu bauen. Aber erſt elf Jahre ſpäter (1893) ging das erſte Schiff dieſer Art — mit gewölbtem, ſeitlich unter Waſſer hinabreichendem dickgepanzerten Deck mit ſtarker Tauchung — von Stapel. Es ſcheint, daß es bei dieſem erſten Verſuche mit den Ammen'ſchen Widderſchiffen geblieben iſt.
Der Aufſchwung der heutigen Kriegsflotte der Union datirt vom Jahre 1883. Die Geſchichte der jetzigen Marine der Vereinigten Staaten iſt alſo, wie man ſieht, ſehr jungen Datums. Den Beginn der Neubauten bildeten 3 Kreuzer (»Atlanta«, »Boſton«, »Chicago«) und 1 Aviſo (»Delphin«). Aber ſo recht ging es noch immer
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Fig. 476.
Amerikaniſcher armirter Kreuzer »Brooklyn«.
nicht vom Flecke, bis im Jahre 1889 ein Bericht des Marineſecretärs Traſay erſchien, der einen völligen Umſchwung in den bisher gegoltenen Anſchauungen hervorrief. In dieſem Berichte heißt es: »Eine Küſtenſtrecke von nicht weniger als 24.000 Kilometer, längs welcher mehr als zwanzig große Städte, Mittelpunkte der Bevölkerung, des Handels und des Wohlſtandes ungeſchützt gelegen ſind, iſt gewiß ein einladendes Ziel für einen feindlichen Angriff. Die Vertheidigung der Ver- einigten Staaten erheiſcht demnach die Beſchaffung einer entſprechend ſtarken Flotte. Ungepanzerte Kreuzer, welche zum Schutze des eigenen und zur Schädigung des feindlichen Handels geeignet und in Anbetracht ihrer großen Geſchwindigkeit eine ſehr werthvolle Beihilfe für die mancherlei Operationen der Geſchwader ſind, reichen für den Küſtenſchutz nicht aus. Um den Vertheidigungskrieg mit Ausſicht auf Erfolg
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Die Entwickelung der Kriegsmarinen.
ſich mit dem Vorſchlage, eine Anzahl von Widderſchiffen für die Hafenvertheidigung
nach dem Entwurfe des Admirals Ammen zu bauen. Aber erſt elf Jahre ſpäter
(1893) ging das erſte Schiff dieſer Art — mit gewölbtem, ſeitlich unter Waſſer
hinabreichendem dickgepanzerten Deck mit ſtarker Tauchung — von Stapel. Es ſcheint,
daß es bei dieſem erſten Verſuche mit den Ammen'ſchen Widderſchiffen geblieben iſt.
Der Aufſchwung der heutigen Kriegsflotte der Union datirt vom Jahre 1883.
Die Geſchichte der jetzigen Marine der Vereinigten Staaten iſt alſo, wie man ſieht,
ſehr jungen Datums. Den Beginn der Neubauten bildeten 3 Kreuzer (»Atlanta«,
»Boſton«, »Chicago«) und 1 Aviſo (»Delphin«). Aber ſo recht ging es noch immer
[Abbildung Fig. 476. Amerikaniſcher armirter Kreuzer »Brooklyn«.]
nicht vom Flecke, bis im Jahre 1889 ein Bericht des Marineſecretärs Traſay
erſchien, der einen völligen Umſchwung in den bisher gegoltenen Anſchauungen
hervorrief. In dieſem Berichte heißt es: »Eine Küſtenſtrecke von nicht weniger als
24.000 Kilometer, längs welcher mehr als zwanzig große Städte, Mittelpunkte der
Bevölkerung, des Handels und des Wohlſtandes ungeſchützt gelegen ſind, iſt gewiß
ein einladendes Ziel für einen feindlichen Angriff. Die Vertheidigung der Ver-
einigten Staaten erheiſcht demnach die Beſchaffung einer entſprechend ſtarken Flotte.
Ungepanzerte Kreuzer, welche zum Schutze des eigenen und zur Schädigung des
feindlichen Handels geeignet und in Anbetracht ihrer großen Geſchwindigkeit eine
ſehr werthvolle Beihilfe für die mancherlei Operationen der Geſchwader ſind, reichen
für den Küſtenſchutz nicht aus. Um den Vertheidigungskrieg mit Ausſicht auf Erfolg
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/673>, abgerufen am 22.11.2024.
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