Im Seekriege entscheidet nicht ausschließlich die Artillerie oder die Ramme. Das flüssige Element, in welchem sich die Kriegsfahrzeuge verschiedenster Gattung tummeln, bringt es mit sich, daß letztere auch von einer Seite bedroht werden können, wo sich die diesfalls in Frage kommenden Zerstörungs- mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Diese Zer- störungsmittel sind theils defensiver, theils offensiver Natur, indem sie entweder lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine bestimmte Oertlichkeit gebunden sind, oder zur angriffsweisen Verwendung kommen, in welchem Falle ein bestimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt es sich immer um submarine Kampfmittel; zu den rein defensiven gehören die Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offensiven gehören die automobilen Torpedos und die Unterseeboote.
Die Seeminen.
Für alle unterseeischen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all- gemein die Bezeichnung "Torpedos" üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen Jahrhunderts zuerst gebraucht wurde und aus dem Spanischen entlehnt ist. Erst nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos) übertrug man die Bezeichnung ausschließlich auf sie und nannte nun die nicht selbstthätig beweglichen Sprengkörper schlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine lange Geschichte hinter sich, denn schon im 16. Jahrhundert spielten in einzelnen Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Explosionsschiffen, Höllenmaschinen Petarden u.s.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter- seeische Zerstörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach- maligen Treibtorpedos aufwiesen. Auch die ersten Versuche mit förmlichen Unter- seebooten fallen in diese Zeit. Wir werden im nächstfolgenden Abschnitte erfahren, wie sich durch die Bemühungen eines Fulton und Anderer der eigentliche Tor-
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 41
Dritter Abſchnitt.
Die ſubmarinen Kampfmittel.
Im Seekriege entſcheidet nicht ausſchließlich die Artillerie oder die Ramme. Das flüſſige Element, in welchem ſich die Kriegsfahrzeuge verſchiedenſter Gattung tummeln, bringt es mit ſich, daß letztere auch von einer Seite bedroht werden können, wo ſich die diesfalls in Frage kommenden Zerſtörungs- mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Dieſe Zer- ſtörungsmittel ſind theils defenſiver, theils offenſiver Natur, indem ſie entweder lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine beſtimmte Oertlichkeit gebunden ſind, oder zur angriffsweiſen Verwendung kommen, in welchem Falle ein beſtimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt es ſich immer um ſubmarine Kampfmittel; zu den rein defenſiven gehören die Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offenſiven gehören die automobilen Torpedos und die Unterſeeboote.
Die Seeminen.
Für alle unterſeeiſchen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all- gemein die Bezeichnung »Torpedos« üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen Jahrhunderts zuerſt gebraucht wurde und aus dem Spaniſchen entlehnt iſt. Erſt nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos) übertrug man die Bezeichnung ausſchließlich auf ſie und nannte nun die nicht ſelbſtthätig beweglichen Sprengkörper ſchlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine lange Geſchichte hinter ſich, denn ſchon im 16. Jahrhundert ſpielten in einzelnen Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Exploſionsſchiffen, Höllenmaſchinen Petarden u.ſ.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter- ſeeiſche Zerſtörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach- maligen Treibtorpedos aufwieſen. Auch die erſten Verſuche mit förmlichen Unter- ſeebooten fallen in dieſe Zeit. Wir werden im nächſtfolgenden Abſchnitte erfahren, wie ſich durch die Bemühungen eines Fulton und Anderer der eigentliche Tor-
Schweiger-Lerchenfeld. Im Reiche der Cyklopen. 41
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Dritter Abſchnitt.
Die ſubmarinen Kampfmittel.
Im Seekriege entſcheidet nicht ausſchließlich die Artillerie oder die Ramme.
Das flüſſige Element, in welchem ſich die Kriegsfahrzeuge verſchiedenſter
Gattung tummeln, bringt es mit ſich, daß letztere auch von einer Seite
bedroht werden können, wo ſich die diesfalls in Frage kommenden Zerſtörungs-
mittel entweder unbedingt oder bedingt der Wahrnehmung entziehen. Dieſe Zer-
ſtörungsmittel ſind theils defenſiver, theils offenſiver Natur, indem ſie entweder
lediglich Vertheidigungszwecken dienen und dann an eine beſtimmte Oertlichkeit
gebunden ſind, oder zur angriffsweiſen Verwendung kommen, in welchem Falle
ein beſtimmter Actionsplatz nicht in Frage kommt. Sowohl dort wie hier handelt
es ſich immer um ſubmarine Kampfmittel; zu den rein defenſiven gehören die
Seeminen und manche Kategorien von Torpedos, zu den offenſiven gehören die
automobilen Torpedos und die Unterſeeboote.
Die Seeminen.
Für alle unterſeeiſchen Sprengkörper war bis vor wenigen Jahrzehnten all-
gemein die Bezeichnung »Torpedos« üblich, die von Fulton zu Ende des vorigen
Jahrhunderts zuerſt gebraucht wurde und aus dem Spaniſchen entlehnt iſt. Erſt
nach Erfindung der Torpedos mit Eigenbewegung (der automobilen Torpedos)
übertrug man die Bezeichnung ausſchließlich auf ſie und nannte nun die nicht
ſelbſtthätig beweglichen Sprengkörper ſchlechtweg Seeminen. ... Sie haben eine
lange Geſchichte hinter ſich, denn ſchon im 16. Jahrhundert ſpielten in einzelnen
Kämpfen Seeminen unter dem Namen von Exploſionsſchiffen, Höllenmaſchinen
Petarden u.ſ.w. eine Rolle. Später, z.B. im 18. Jahrhundert, kamen unter-
ſeeiſche Zerſtörungsapparate in Verwendung, welche bereits die Elemente der nach-
maligen Treibtorpedos aufwieſen. Auch die erſten Verſuche mit förmlichen Unter-
ſeebooten fallen in dieſe Zeit. Wir werden im nächſtfolgenden Abſchnitte erfahren,
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 641. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/715>, abgerufen am 22.11.2024.
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