äußerster Fahrtleistung in diese gebildete Lücke vor, so wird es der Küstenartillerie, vorausgesetzt daß selbe überhaupt noch intact ist, schwer werden, die Angreifer zum Aufgeben ihres Vorhabens zu zwingen." ... In solchen Fällen ist es dann Aufgabe der Torpedobatterie, durch einige geglückte Treffer das angreifende Ge- schwader in Verwirrung zu bringen.
Unterseeboote.
In Folge der außergewöhnlichen Vervollkommnung des Torpedowesens, beziehungsweise der Mittel, sich dieser gefährlichen Feinde zu erwehren, griff man auf eine Idee zurück, welche schon vor längerer Zeit die Phantasie maritimer Kreise beschäftigte und sich auch praktisch bethätigt hatte, auf die Idee der unterseeischen Boote. Es lag auf der Hand, daß ein Fahrzeug, welches sich unter Wasser ganz
[Abbildung]
Fig. 523.
Bauer'scher Brandtaucher.
unbemerkt dem feindlichen Schiffe nähern kann, um ihm den Torpedo anzuheften, das Ideal eines Torpedobootes ist. Der erste Versuch dieser Art ist von historischem Interesse. Er rührt von dem deutschen Ingenieur Bauer her, der während des Schleswig-Holstein'schen Krieges im Jahre 1848 zuerst den Gedanken einer unter- seeischen Schiffahrt zum Küstenschutz faßte, dessen Verwirklichung er seine ganze Kraft widmete. Leider erging es ihm wie den meisten Erfindern: seine Ideen und Arbeiten fanden nicht die nothwendige Unterstützung und so mußte es bei einem ersten Versuche bleiben. Die am 1. Februar 1851 im Kieler Hafen mit einem Bauer'schen "Brandtaucher" angestellte Probefahrt verlief anfangs sehr gut, bis das Wasser die bei den ungenügenden vorhandenen Mitteln zu schwach gebauten Wände eindrückte und das Fahrzeug versank. Den Insassen gelang es im ent- scheidenden Augenblicke, eine Luke zu öffnen, wobei sie der Luftdruck in dem Fahr- zeuge unterstützte, indem er die Schiffbrüchigen rasch auf die Oberfläche des Wassers trieb, wo sie aufgefischt wurden. Der Brandtaucher aber lag seitdem länger als 36 Jahre als Wrack 7 Meter tief auf dem Meeresgrunde, bis er im Sommer 1887 bei Baggerarbeiten zufällig wieder aufgefunden und gehoben wurde, worauf
Dritter Abſchnitt.
äußerſter Fahrtleiſtung in dieſe gebildete Lücke vor, ſo wird es der Küſtenartillerie, vorausgeſetzt daß ſelbe überhaupt noch intact iſt, ſchwer werden, die Angreifer zum Aufgeben ihres Vorhabens zu zwingen.« ... In ſolchen Fällen iſt es dann Aufgabe der Torpedobatterie, durch einige geglückte Treffer das angreifende Ge- ſchwader in Verwirrung zu bringen.
Unterſeeboote.
In Folge der außergewöhnlichen Vervollkommnung des Torpedoweſens, beziehungsweiſe der Mittel, ſich dieſer gefährlichen Feinde zu erwehren, griff man auf eine Idee zurück, welche ſchon vor längerer Zeit die Phantaſie maritimer Kreiſe beſchäftigte und ſich auch praktiſch bethätigt hatte, auf die Idee der unterſeeiſchen Boote. Es lag auf der Hand, daß ein Fahrzeug, welches ſich unter Waſſer ganz
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Fig. 523.
Bauer'ſcher Brandtaucher.
unbemerkt dem feindlichen Schiffe nähern kann, um ihm den Torpedo anzuheften, das Ideal eines Torpedobootes iſt. Der erſte Verſuch dieſer Art iſt von hiſtoriſchem Intereſſe. Er rührt von dem deutſchen Ingenieur Bauer her, der während des Schleswig-Holſtein'ſchen Krieges im Jahre 1848 zuerſt den Gedanken einer unter- ſeeiſchen Schiffahrt zum Küſtenſchutz faßte, deſſen Verwirklichung er ſeine ganze Kraft widmete. Leider erging es ihm wie den meiſten Erfindern: ſeine Ideen und Arbeiten fanden nicht die nothwendige Unterſtützung und ſo mußte es bei einem erſten Verſuche bleiben. Die am 1. Februar 1851 im Kieler Hafen mit einem Bauer'ſchen »Brandtaucher« angeſtellte Probefahrt verlief anfangs ſehr gut, bis das Waſſer die bei den ungenügenden vorhandenen Mitteln zu ſchwach gebauten Wände eindrückte und das Fahrzeug verſank. Den Inſaſſen gelang es im ent- ſcheidenden Augenblicke, eine Luke zu öffnen, wobei ſie der Luftdruck in dem Fahr- zeuge unterſtützte, indem er die Schiffbrüchigen raſch auf die Oberfläche des Waſſers trieb, wo ſie aufgefiſcht wurden. Der Brandtaucher aber lag ſeitdem länger als 36 Jahre als Wrack 7 Meter tief auf dem Meeresgrunde, bis er im Sommer 1887 bei Baggerarbeiten zufällig wieder aufgefunden und gehoben wurde, worauf
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Dritter Abſchnitt.
äußerſter Fahrtleiſtung in dieſe gebildete Lücke vor, ſo wird es der Küſtenartillerie,
vorausgeſetzt daß ſelbe überhaupt noch intact iſt, ſchwer werden, die Angreifer
zum Aufgeben ihres Vorhabens zu zwingen.« ... In ſolchen Fällen iſt es dann
Aufgabe der Torpedobatterie, durch einige geglückte Treffer das angreifende Ge-
ſchwader in Verwirrung zu bringen.
Unterſeeboote.
In Folge der außergewöhnlichen Vervollkommnung des Torpedoweſens,
beziehungsweiſe der Mittel, ſich dieſer gefährlichen Feinde zu erwehren, griff man
auf eine Idee zurück, welche ſchon vor längerer Zeit die Phantaſie maritimer Kreiſe
beſchäftigte und ſich auch praktiſch bethätigt hatte, auf die Idee der unterſeeiſchen
Boote. Es lag auf der Hand, daß ein Fahrzeug, welches ſich unter Waſſer ganz
[Abbildung Fig. 523. Bauer'ſcher Brandtaucher.]
unbemerkt dem feindlichen Schiffe nähern kann, um ihm den Torpedo anzuheften,
das Ideal eines Torpedobootes iſt. Der erſte Verſuch dieſer Art iſt von hiſtoriſchem
Intereſſe. Er rührt von dem deutſchen Ingenieur Bauer her, der während des
Schleswig-Holſtein'ſchen Krieges im Jahre 1848 zuerſt den Gedanken einer unter-
ſeeiſchen Schiffahrt zum Küſtenſchutz faßte, deſſen Verwirklichung er ſeine ganze
Kraft widmete. Leider erging es ihm wie den meiſten Erfindern: ſeine Ideen und
Arbeiten fanden nicht die nothwendige Unterſtützung und ſo mußte es bei einem
erſten Verſuche bleiben. Die am 1. Februar 1851 im Kieler Hafen mit einem
Bauer'ſchen »Brandtaucher« angeſtellte Probefahrt verlief anfangs ſehr gut, bis
das Waſſer die bei den ungenügenden vorhandenen Mitteln zu ſchwach gebauten
Wände eindrückte und das Fahrzeug verſank. Den Inſaſſen gelang es im ent-
ſcheidenden Augenblicke, eine Luke zu öffnen, wobei ſie der Luftdruck in dem Fahr-
zeuge unterſtützte, indem er die Schiffbrüchigen raſch auf die Oberfläche des Waſſers
trieb, wo ſie aufgefiſcht wurden. Der Brandtaucher aber lag ſeitdem länger als
36 Jahre als Wrack 7 Meter tief auf dem Meeresgrunde, bis er im Sommer
1887 bei Baggerarbeiten zufällig wieder aufgefunden und gehoben wurde, worauf
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/738>, abgerufen am 22.11.2024.
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