wasser zierliche Zeichnungen hervortreten läßt, in denen die Eisentheile hell, die Stahltheile (in Folge des abgeschiedenen Kohlenstoffes) dunkel erscheinen. Die be- rühmten Damascenerklingen zeigen unter diesen Umständen äußerst feine krystal- linische Dessins. Sie werden aus dem indischen Wootzstahldargestellt, der durch Zusammenschmelzen sehr reinen Eisens mit Holzspänen und sehr langsames Ab- kühlen des "Gußstahlkönigs" erhalten wird. Hier scheint sich eine natürliche Krystal- lisation kohlenstoffreicher Theile auszubilden, die -- durch das Aushämmern zur Klinge verfeinert -- beim Aetzen jene Zeichnungen hervorruft.
Wir haben weiter oben gehört, daß der Schmelzproceß mit ausgesuchtem und sortirtem Stahlmaterial in Tiegeln den hochfeinen Gußstahl liefert. Bekannt ist, daß die Riesen-Gußstahlfabrik von Krupp in Essen -- in der wir in einem späteren Abschnitte des Werkes eingehende Umschau halten werden -- die größten Kanonen aus solchem Tiegelgußstahl gießt. Blöcke von 50.000 Kilogramm und darüber werden in Sandformen ebenfalls aus einzelnen Tiegeln zusammengegossen. Bedenkt man, daß ein solcher Tiegel vielleicht nur 30--40 Kilogramm faßt, so erkennt man leicht, welche Unzahl von Tiegeln, Oefen und Arbeitern dazu gehören, um einen solchen schweren Stahlblock aus einem Gusse darzustellen, da, während sich die Form füllt, das Entleeren der einzelnen Tiegel nie stocken darf.
Dies ist nur durch eine streng militärische Schulung der Arbeiter zu erreichen. Mit riesigen Krahnen wird der gegossene Block ausgehoben; er muß, um Spannungen im Innern zu verlieren, äußerst langsam unter einem Haufen glühender Kohlen abkühlen und dann noch unter gewaltigen Dampfhämmern, unter deren Wucht der Erdboden weithin erzittert, ausgeschmiedet werden, um endlich durch Bohren und Drehen in die Kanonenform gebracht zu werden.
Auf rein meschanischem Wege wird eine Stahlsorte gewonnen, die erst in jüngster Zeit aufgetaucht ist. Es geschieht dies auf dem Wege des sogenannten Centrifugalgusses nach dem Verfahren des Ingenieurs P. Huth. Zur Er- klärung dieses Verfahrens müssen wir unseren Ausführungen vorgreifen, indem wir eines Processes bei den Gußoperationen kurz gedenken. Um nämlich Hartguß her- zustellen, legt man eine Coquille an denjenigen Theil der Form, welche beim Gußstück hart ausfallen soll. Die durch die Coquille erzeugte rasche Abkühlung verhindert die Graphitausscheidung des Eisens, welches dadurch weiß und hart wird, während die Theile des Gußstückes, welche der durch Sand gebildeten Gußform entsprechen, vermöge langsamer Abkühlung und dadurch hervorgerufener Graphitausscheidung grau und weich werden. Weicher Stahlguß besitzt aber noch nicht einmal den zehnten Theil des im Gußeisen enthaltenen Kohlenstoffes und würde deshalb die Anlegung einer Coquille, behufs Erzielung einer Abhärtung, wirkungslos sein.
Um nun Stahlguß mit harten und weichen Theilen herzustellen, benützt P. Huth die Centrifugalkraft. Wird z. B. in eine in Rotation versetzte Form eines Eisenbahnrades zuerst ein harter Stahl vergossen, so stellt sich dieser an dem Um- fang der Form auf, nachgegossener weicher Stahl füllt die Form und man erhält
Herdfeuer und Flammofen.
waſſer zierliche Zeichnungen hervortreten läßt, in denen die Eiſentheile hell, die Stahltheile (in Folge des abgeſchiedenen Kohlenſtoffes) dunkel erſcheinen. Die be- rühmten Damascenerklingen zeigen unter dieſen Umſtänden äußerſt feine kryſtal- liniſche Deſſins. Sie werden aus dem indiſchen Wootzſtahldargeſtellt, der durch Zuſammenſchmelzen ſehr reinen Eiſens mit Holzſpänen und ſehr langſames Ab- kühlen des »Gußſtahlkönigs« erhalten wird. Hier ſcheint ſich eine natürliche Kryſtal- liſation kohlenſtoffreicher Theile auszubilden, die — durch das Aushämmern zur Klinge verfeinert — beim Aetzen jene Zeichnungen hervorruft.
Wir haben weiter oben gehört, daß der Schmelzproceß mit ausgeſuchtem und ſortirtem Stahlmaterial in Tiegeln den hochfeinen Gußſtahl liefert. Bekannt iſt, daß die Rieſen-Gußſtahlfabrik von Krupp in Eſſen — in der wir in einem ſpäteren Abſchnitte des Werkes eingehende Umſchau halten werden — die größten Kanonen aus ſolchem Tiegelgußſtahl gießt. Blöcke von 50.000 Kilogramm und darüber werden in Sandformen ebenfalls aus einzelnen Tiegeln zuſammengegoſſen. Bedenkt man, daß ein ſolcher Tiegel vielleicht nur 30—40 Kilogramm faßt, ſo erkennt man leicht, welche Unzahl von Tiegeln, Oefen und Arbeitern dazu gehören, um einen ſolchen ſchweren Stahlblock aus einem Guſſe darzuſtellen, da, während ſich die Form füllt, das Entleeren der einzelnen Tiegel nie ſtocken darf.
Dies iſt nur durch eine ſtreng militäriſche Schulung der Arbeiter zu erreichen. Mit rieſigen Krahnen wird der gegoſſene Block ausgehoben; er muß, um Spannungen im Innern zu verlieren, äußerſt langſam unter einem Haufen glühender Kohlen abkühlen und dann noch unter gewaltigen Dampfhämmern, unter deren Wucht der Erdboden weithin erzittert, ausgeſchmiedet werden, um endlich durch Bohren und Drehen in die Kanonenform gebracht zu werden.
Auf rein meſchaniſchem Wege wird eine Stahlſorte gewonnen, die erſt in jüngſter Zeit aufgetaucht iſt. Es geſchieht dies auf dem Wege des ſogenannten Centrifugalguſſes nach dem Verfahren des Ingenieurs P. Huth. Zur Er- klärung dieſes Verfahrens müſſen wir unſeren Ausführungen vorgreifen, indem wir eines Proceſſes bei den Gußoperationen kurz gedenken. Um nämlich Hartguß her- zuſtellen, legt man eine Coquille an denjenigen Theil der Form, welche beim Gußſtück hart ausfallen ſoll. Die durch die Coquille erzeugte raſche Abkühlung verhindert die Graphitausſcheidung des Eiſens, welches dadurch weiß und hart wird, während die Theile des Gußſtückes, welche der durch Sand gebildeten Gußform entſprechen, vermöge langſamer Abkühlung und dadurch hervorgerufener Graphitausſcheidung grau und weich werden. Weicher Stahlguß beſitzt aber noch nicht einmal den zehnten Theil des im Gußeiſen enthaltenen Kohlenſtoffes und würde deshalb die Anlegung einer Coquille, behufs Erzielung einer Abhärtung, wirkungslos ſein.
Um nun Stahlguß mit harten und weichen Theilen herzuſtellen, benützt P. Huth die Centrifugalkraft. Wird z. B. in eine in Rotation verſetzte Form eines Eiſenbahnrades zuerſt ein harter Stahl vergoſſen, ſo ſtellt ſich dieſer an dem Um- fang der Form auf, nachgegoſſener weicher Stahl füllt die Form und man erhält
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Herdfeuer und Flammofen.
waſſer zierliche Zeichnungen hervortreten läßt, in denen die Eiſentheile hell, die
Stahltheile (in Folge des abgeſchiedenen Kohlenſtoffes) dunkel erſcheinen. Die be-
rühmten Damascenerklingen zeigen unter dieſen Umſtänden äußerſt feine kryſtal-
liniſche Deſſins. Sie werden aus dem indiſchen Wootzſtahldargeſtellt, der durch
Zuſammenſchmelzen ſehr reinen Eiſens mit Holzſpänen und ſehr langſames Ab-
kühlen des »Gußſtahlkönigs« erhalten wird. Hier ſcheint ſich eine natürliche Kryſtal-
liſation kohlenſtoffreicher Theile auszubilden, die — durch das Aushämmern zur
Klinge verfeinert — beim Aetzen jene Zeichnungen hervorruft.
Wir haben weiter oben gehört, daß der Schmelzproceß mit ausgeſuchtem und
ſortirtem Stahlmaterial in Tiegeln den hochfeinen Gußſtahl liefert. Bekannt iſt,
daß die Rieſen-Gußſtahlfabrik von Krupp in Eſſen — in der wir in einem
ſpäteren Abſchnitte des Werkes eingehende Umſchau halten werden — die größten
Kanonen aus ſolchem Tiegelgußſtahl gießt. Blöcke von 50.000 Kilogramm und
darüber werden in Sandformen ebenfalls aus einzelnen Tiegeln zuſammengegoſſen.
Bedenkt man, daß ein ſolcher Tiegel vielleicht nur 30—40 Kilogramm faßt, ſo erkennt
man leicht, welche Unzahl von Tiegeln, Oefen und Arbeitern dazu gehören, um
einen ſolchen ſchweren Stahlblock aus einem Guſſe darzuſtellen, da, während ſich
die Form füllt, das Entleeren der einzelnen Tiegel nie ſtocken darf.
Dies iſt nur durch eine ſtreng militäriſche Schulung der Arbeiter zu erreichen.
Mit rieſigen Krahnen wird der gegoſſene Block ausgehoben; er muß, um Spannungen
im Innern zu verlieren, äußerſt langſam unter einem Haufen glühender Kohlen
abkühlen und dann noch unter gewaltigen Dampfhämmern, unter deren Wucht
der Erdboden weithin erzittert, ausgeſchmiedet werden, um endlich durch Bohren
und Drehen in die Kanonenform gebracht zu werden.
Auf rein meſchaniſchem Wege wird eine Stahlſorte gewonnen, die erſt in
jüngſter Zeit aufgetaucht iſt. Es geſchieht dies auf dem Wege des ſogenannten
Centrifugalguſſes nach dem Verfahren des Ingenieurs P. Huth. Zur Er-
klärung dieſes Verfahrens müſſen wir unſeren Ausführungen vorgreifen, indem wir
eines Proceſſes bei den Gußoperationen kurz gedenken. Um nämlich Hartguß her-
zuſtellen, legt man eine Coquille an denjenigen Theil der Form, welche beim Gußſtück
hart ausfallen ſoll. Die durch die Coquille erzeugte raſche Abkühlung verhindert
die Graphitausſcheidung des Eiſens, welches dadurch weiß und hart wird, während
die Theile des Gußſtückes, welche der durch Sand gebildeten Gußform entſprechen,
vermöge langſamer Abkühlung und dadurch hervorgerufener Graphitausſcheidung grau
und weich werden. Weicher Stahlguß beſitzt aber noch nicht einmal den zehnten Theil
des im Gußeiſen enthaltenen Kohlenſtoffes und würde deshalb die Anlegung einer
Coquille, behufs Erzielung einer Abhärtung, wirkungslos ſein.
Um nun Stahlguß mit harten und weichen Theilen herzuſtellen, benützt
P. Huth die Centrifugalkraft. Wird z. B. in eine in Rotation verſetzte Form eines
Eiſenbahnrades zuerſt ein harter Stahl vergoſſen, ſo ſtellt ſich dieſer an dem Um-
fang der Form auf, nachgegoſſener weicher Stahl füllt die Form und man erhält
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/77>, abgerufen am 21.11.2024.
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