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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Converter-Processe und das Martin-Verfahren.
schmolzene Masse nur so lange Luft durchtrieb, daß noch etwas Kohlenstoff zurück-
blieb, oder indem er das fertige reine Eisen durch Zugabe reinen Spiegeleisens
wieder rückkohlte und gleichzeitig durch den Mangangehalt des letzteren jede Spur
von Eisenoxyd entfernte, erhielt er das eminent brauchbare Bessemermetall. Da es
nach Belieben gekohlt werden kann, so ist es gestattet, ebensogut von "Bessemer-
eisen" als von "Bessemerstahl" zu sprechen; sehr rationell ist auch der Ausdruck
"Flußeisen", indem in der That hier zuerst neben dem aus einzelnen Körnchen
zusammengeschweißten Eisen geflossenes Eisen zur Anwendung kam, das vollkommen
frei von Schlacken und durchwegs homogen war.

Für den Bessemerproceß wird das Roh- [Abbildung] Fig. 51.

Converter (Bessemer-Birne).


eisen in flüssigem Zustande verwendet und dem
betreffenden, gleich zu besprechenden Apparat
zugeführt. Es geschieht dies auf dreierlei Weise:
entweder wird die geschmolzene Masse direct
aus dem Hochofen zugeleitet, oder im soge-
nannten "Mischer" vorbereitet, oder schließlich
aus niedrigen Schachtöfen, welche in unmittel-
barer Verbindung mit dem Bessemerapparat
stehen, in diesen einfließen gelassen. Diese
Schachtöfen werden Cupolöfen genannt.

Der Bessemerapparat setzt sich der Haupt-
sache nach aus der sogenannten "Birne" --
auch Converter genannt -- dem Gerüste,
das sie trägt, und der Gebläsevorrichtung zu-
sammen. Die Birne ist der Schmelzofen und
seine Gestalt, welche in Fig. 51 veranschaulicht
ist, während Fig. 52 das Gesammtarrangement
zeigt, ergiebt sich aus der Bezeichnung. Diese
Birne wird aus Blechplatten zusammengenietet
und das Innere, damit es der hohen Temperatur, welche das Verfahren bedingt,
zu widerstehen vermag, mit feuerfesten Steinen ausgefüttert. Am Boden des
Gefäßes ist ein feuerfester siebartiger Rost eingesetzt, der nach außen mit dem
"Windkasten" abschließt. Die Birne steht nicht fest, sondern bewegt sich in zwei
mächtigen Zapfen, deren einer der "Wendezapfen" heißt, während der andere, welcher
mit der Windleitung in Verbindung steht und zu diesem Zwecke hohl ist, der
"Windzapfen" genannt wird.

Mittelst einer durch einen hydraulischen Kolben bewegten Zahnstange, die
in ein am Wendezapfen angebrachtes Zahnrad eingreift (oder mittelst einer durch
eine Dampfmaschine angetriebenen Schnecke), kann der Ofen um wenigstens drei
Viertel eines Kreises gedreht werden, was unbedingt erforderlich ist, da das Eintragen
und Ausgießen der Schmelzmasse durch den am oberen Ende befindlichen Hals er-


Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren.
ſchmolzene Maſſe nur ſo lange Luft durchtrieb, daß noch etwas Kohlenſtoff zurück-
blieb, oder indem er das fertige reine Eiſen durch Zugabe reinen Spiegeleiſens
wieder rückkohlte und gleichzeitig durch den Mangangehalt des letzteren jede Spur
von Eiſenoxyd entfernte, erhielt er das eminent brauchbare Beſſemermetall. Da es
nach Belieben gekohlt werden kann, ſo iſt es geſtattet, ebenſogut von »Beſſemer-
eiſen« als von »Beſſemerſtahl« zu ſprechen; ſehr rationell iſt auch der Ausdruck
»Flußeiſen«, indem in der That hier zuerſt neben dem aus einzelnen Körnchen
zuſammengeſchweißten Eiſen gefloſſenes Eiſen zur Anwendung kam, das vollkommen
frei von Schlacken und durchwegs homogen war.

Für den Beſſemerproceß wird das Roh- [Abbildung] Fig. 51.

Converter (Beſſemer-Birne).


eiſen in flüſſigem Zuſtande verwendet und dem
betreffenden, gleich zu beſprechenden Apparat
zugeführt. Es geſchieht dies auf dreierlei Weiſe:
entweder wird die geſchmolzene Maſſe direct
aus dem Hochofen zugeleitet, oder im ſoge-
nannten »Miſcher« vorbereitet, oder ſchließlich
aus niedrigen Schachtöfen, welche in unmittel-
barer Verbindung mit dem Beſſemerapparat
ſtehen, in dieſen einfließen gelaſſen. Dieſe
Schachtöfen werden Cupolöfen genannt.

Der Beſſemerapparat ſetzt ſich der Haupt-
ſache nach aus der ſogenannten »Birne« —
auch Converter genannt — dem Gerüſte,
das ſie trägt, und der Gebläſevorrichtung zu-
ſammen. Die Birne iſt der Schmelzofen und
ſeine Geſtalt, welche in Fig. 51 veranſchaulicht
iſt, während Fig. 52 das Geſammtarrangement
zeigt, ergiebt ſich aus der Bezeichnung. Dieſe
Birne wird aus Blechplatten zuſammengenietet
und das Innere, damit es der hohen Temperatur, welche das Verfahren bedingt,
zu widerſtehen vermag, mit feuerfeſten Steinen ausgefüttert. Am Boden des
Gefäßes iſt ein feuerfeſter ſiebartiger Roſt eingeſetzt, der nach außen mit dem
»Windkaſten« abſchließt. Die Birne ſteht nicht feſt, ſondern bewegt ſich in zwei
mächtigen Zapfen, deren einer der »Wendezapfen« heißt, während der andere, welcher
mit der Windleitung in Verbindung ſteht und zu dieſem Zwecke hohl iſt, der
»Windzapfen« genannt wird.

Mittelſt einer durch einen hydrauliſchen Kolben bewegten Zahnſtange, die
in ein am Wendezapfen angebrachtes Zahnrad eingreift (oder mittelſt einer durch
eine Dampfmaſchine angetriebenen Schnecke), kann der Ofen um wenigſtens drei
Viertel eines Kreiſes gedreht werden, was unbedingt erforderlich iſt, da das Eintragen
und Ausgießen der Schmelzmaſſe durch den am oberen Ende befindlichen Hals er-

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[61/0081] Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren. ſchmolzene Maſſe nur ſo lange Luft durchtrieb, daß noch etwas Kohlenſtoff zurück- blieb, oder indem er das fertige reine Eiſen durch Zugabe reinen Spiegeleiſens wieder rückkohlte und gleichzeitig durch den Mangangehalt des letzteren jede Spur von Eiſenoxyd entfernte, erhielt er das eminent brauchbare Beſſemermetall. Da es nach Belieben gekohlt werden kann, ſo iſt es geſtattet, ebenſogut von »Beſſemer- eiſen« als von »Beſſemerſtahl« zu ſprechen; ſehr rationell iſt auch der Ausdruck »Flußeiſen«, indem in der That hier zuerſt neben dem aus einzelnen Körnchen zuſammengeſchweißten Eiſen gefloſſenes Eiſen zur Anwendung kam, das vollkommen frei von Schlacken und durchwegs homogen war. Für den Beſſemerproceß wird das Roh- [Abbildung Fig. 51. Converter (Beſſemer-Birne).] eiſen in flüſſigem Zuſtande verwendet und dem betreffenden, gleich zu beſprechenden Apparat zugeführt. Es geſchieht dies auf dreierlei Weiſe: entweder wird die geſchmolzene Maſſe direct aus dem Hochofen zugeleitet, oder im ſoge- nannten »Miſcher« vorbereitet, oder ſchließlich aus niedrigen Schachtöfen, welche in unmittel- barer Verbindung mit dem Beſſemerapparat ſtehen, in dieſen einfließen gelaſſen. Dieſe Schachtöfen werden Cupolöfen genannt. Der Beſſemerapparat ſetzt ſich der Haupt- ſache nach aus der ſogenannten »Birne« — auch Converter genannt — dem Gerüſte, das ſie trägt, und der Gebläſevorrichtung zu- ſammen. Die Birne iſt der Schmelzofen und ſeine Geſtalt, welche in Fig. 51 veranſchaulicht iſt, während Fig. 52 das Geſammtarrangement zeigt, ergiebt ſich aus der Bezeichnung. Dieſe Birne wird aus Blechplatten zuſammengenietet und das Innere, damit es der hohen Temperatur, welche das Verfahren bedingt, zu widerſtehen vermag, mit feuerfeſten Steinen ausgefüttert. Am Boden des Gefäßes iſt ein feuerfeſter ſiebartiger Roſt eingeſetzt, der nach außen mit dem »Windkaſten« abſchließt. Die Birne ſteht nicht feſt, ſondern bewegt ſich in zwei mächtigen Zapfen, deren einer der »Wendezapfen« heißt, während der andere, welcher mit der Windleitung in Verbindung ſteht und zu dieſem Zwecke hohl iſt, der »Windzapfen« genannt wird. Mittelſt einer durch einen hydrauliſchen Kolben bewegten Zahnſtange, die in ein am Wendezapfen angebrachtes Zahnrad eingreift (oder mittelſt einer durch eine Dampfmaſchine angetriebenen Schnecke), kann der Ofen um wenigſtens drei Viertel eines Kreiſes gedreht werden, was unbedingt erforderlich iſt, da das Eintragen und Ausgießen der Schmelzmaſſe durch den am oberen Ende befindlichen Hals er-

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/81>, abgerufen am 09.11.2024.