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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
folgen muß. Vom Windzapfen führt ein Rohr nach dem bereits erwähnten Wind-
kasten, von wo die Gebläseluft mit großer Kraft durch den durchlochten Boden des
Ofens einströmt.

Der Vorgang des Bessemerns ist der folgende. Die Birne wird zunächst in
die horizontale Lage gebracht und mittelst einer Rinne derart mit dem Cupolofen
(oder dem Hochofen) verbunden, daß das geschmolzene Roheisen in die Birne ab-
fließen kann. Nach dem Einfließen der Ladung beginnt das Gebläse zu arbeiten,
und sobald der Wind etwa eine Atmosphäre Spannung erreicht hat, richtet man
die Birne plötzlich auf. Sogleich beginnt der Kohlenstoff des Roheisens, welcher

[Abbildung] Fig. 52.

Schematische Darstellung einer Bessemer-Anlage.
A Bessemerbirnen (Converter), B Mündungen der Converter, C Essen für die Converter, D Schlote,
F Cupolöfen, G Gießpfanne, T Ingotsform.

schon auf die Temperatur des geschmolzenen Roheisens in die Birne kam, in der
furchtbaren Gluth zu verbrennen, und die hierdurch erzeugte Hitze (1800 bis 2000°)
genügt, um das Bad für die Zeit, die der Proceß erfordert, geschmolzen zu erhalten,
so daß also ein Brennmaterialverbrauch nicht stattfindet. Nach etwa 10 bis 15 Mi-
nuten (mitunter noch früher) ist der Kohlenstoff verbrannt, und der Inhalt der Birne
wäre eine werthlose Eisensorte, wenn man jetzt nicht wieder ein Quantum Roheisen
zugeben würde, welches so berechnet ist, daß sein Gehalt an Kohlenstoff genügt,
dem Gemisch die dem Stahle entsprechende Menge an Kohlenstoff zuzuführen. Das
zur Rückkohlung verwendete Eisen wählt man absichtlich reich an Mangan, da es
den Proceß günstig beeinflußt.

Aus dem Mitgetheilten ist zu ersehen, daß dem Auge nur die gänzliche
Entkohlung der Schmelzmasse zu erkennen ist, indem nach völliger Abscheidung des

Dritter Abſchnitt.
folgen muß. Vom Windzapfen führt ein Rohr nach dem bereits erwähnten Wind-
kaſten, von wo die Gebläſeluft mit großer Kraft durch den durchlochten Boden des
Ofens einſtrömt.

Der Vorgang des Beſſemerns iſt der folgende. Die Birne wird zunächſt in
die horizontale Lage gebracht und mittelſt einer Rinne derart mit dem Cupolofen
(oder dem Hochofen) verbunden, daß das geſchmolzene Roheiſen in die Birne ab-
fließen kann. Nach dem Einfließen der Ladung beginnt das Gebläſe zu arbeiten,
und ſobald der Wind etwa eine Atmoſphäre Spannung erreicht hat, richtet man
die Birne plötzlich auf. Sogleich beginnt der Kohlenſtoff des Roheiſens, welcher

[Abbildung] Fig. 52.

Schematiſche Darſtellung einer Beſſemer-Anlage.
A Beſſemerbirnen (Converter), B Mündungen der Converter, C Eſſen für die Converter, D Schlote,
F Cupolöfen, G Gießpfanne, T Ingotsform.

ſchon auf die Temperatur des geſchmolzenen Roheiſens in die Birne kam, in der
furchtbaren Gluth zu verbrennen, und die hierdurch erzeugte Hitze (1800 bis 2000°)
genügt, um das Bad für die Zeit, die der Proceß erfordert, geſchmolzen zu erhalten,
ſo daß alſo ein Brennmaterialverbrauch nicht ſtattfindet. Nach etwa 10 bis 15 Mi-
nuten (mitunter noch früher) iſt der Kohlenſtoff verbrannt, und der Inhalt der Birne
wäre eine werthloſe Eiſenſorte, wenn man jetzt nicht wieder ein Quantum Roheiſen
zugeben würde, welches ſo berechnet iſt, daß ſein Gehalt an Kohlenſtoff genügt,
dem Gemiſch die dem Stahle entſprechende Menge an Kohlenſtoff zuzuführen. Das
zur Rückkohlung verwendete Eiſen wählt man abſichtlich reich an Mangan, da es
den Proceß günſtig beeinflußt.

Aus dem Mitgetheilten iſt zu erſehen, daß dem Auge nur die gänzliche
Entkohlung der Schmelzmaſſe zu erkennen iſt, indem nach völliger Abſcheidung des

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[62/0082] Dritter Abſchnitt. folgen muß. Vom Windzapfen führt ein Rohr nach dem bereits erwähnten Wind- kaſten, von wo die Gebläſeluft mit großer Kraft durch den durchlochten Boden des Ofens einſtrömt. Der Vorgang des Beſſemerns iſt der folgende. Die Birne wird zunächſt in die horizontale Lage gebracht und mittelſt einer Rinne derart mit dem Cupolofen (oder dem Hochofen) verbunden, daß das geſchmolzene Roheiſen in die Birne ab- fließen kann. Nach dem Einfließen der Ladung beginnt das Gebläſe zu arbeiten, und ſobald der Wind etwa eine Atmoſphäre Spannung erreicht hat, richtet man die Birne plötzlich auf. Sogleich beginnt der Kohlenſtoff des Roheiſens, welcher [Abbildung Fig. 52. Schematiſche Darſtellung einer Beſſemer-Anlage. A Beſſemerbirnen (Converter), B Mündungen der Converter, C Eſſen für die Converter, D Schlote, F Cupolöfen, G Gießpfanne, T Ingotsform.] ſchon auf die Temperatur des geſchmolzenen Roheiſens in die Birne kam, in der furchtbaren Gluth zu verbrennen, und die hierdurch erzeugte Hitze (1800 bis 2000°) genügt, um das Bad für die Zeit, die der Proceß erfordert, geſchmolzen zu erhalten, ſo daß alſo ein Brennmaterialverbrauch nicht ſtattfindet. Nach etwa 10 bis 15 Mi- nuten (mitunter noch früher) iſt der Kohlenſtoff verbrannt, und der Inhalt der Birne wäre eine werthloſe Eiſenſorte, wenn man jetzt nicht wieder ein Quantum Roheiſen zugeben würde, welches ſo berechnet iſt, daß ſein Gehalt an Kohlenſtoff genügt, dem Gemiſch die dem Stahle entſprechende Menge an Kohlenſtoff zuzuführen. Das zur Rückkohlung verwendete Eiſen wählt man abſichtlich reich an Mangan, da es den Proceß günſtig beeinflußt. Aus dem Mitgetheilten iſt zu erſehen, daß dem Auge nur die gänzliche Entkohlung der Schmelzmaſſe zu erkennen iſt, indem nach völliger Abſcheidung des

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/82>, abgerufen am 18.12.2024.