enthalten 450 Kugeln. Geladen wird die Lafette mit 900 Gramm grobkörnigen Pulvers.
Bei diesem Anlasse möchten wir einige Bemerkungen über das Grusonwerk bei Magdeburg-Luckau einschalten. Die Anfänge desselben waren, gleich denen der Krupp'schen Gußstahlfabrik, sehr bescheidene. Es bestand ursprünglich in einer Schiffswerft nebst einer kleinen Maschinenfabrik, welche im Jahre 1821 durch Hermann G. Gruson errichtet wurden. Ein Neuling war Gruson nicht in dem schwierigen Fache. Nachdem er drei Jahre auf der Berliner Universität studirt hatte, war er der Reihe nach Volontär bei Borsig, Maschinenmeister an der Berlin-Hamburger Bahn, Ober-Ingenieur der Wöhlert'schen Maschinenfabrik und endlich technischer Dirigent der Hamburg-Magdeburger Dampfschiff-Gesellschaft gewesen. Es stand ihm
[Abbildung]
Fig. 595.
Gruson's 53 Millimeter-Schnellfeuer-Feldkanone.
also eine langjährige Erfahrung im Hüttenwesen und Maschinenbau zur Seite, und so nahm das kleine Werk in Magdeburg-Luckau sehr bald einen kaum geahnten Aufschwung.
Gruson hatte von vorneherein eingesehen, daß er sich nur durch die sorgsamste Pflege und Durcharbeitung einer Specialität einen Namen machen könne. Und so warf er sich mit Feuer auf die Anwendung gußeiserner Formen, an Stelle solcher aus Sand, um mittelst derselben eine harte Oberfläche der Gußstücke zu erzielen. Eisen ist ein viel besserer Wärmeleiter als der Formsand. So kühlt sich die Ober- fläche des Gußstückes bei Anwendung des Verfahrens viel rascher ab, wodurch sie einen besonderen Härtegrad erlangt. Die Versuche mit dem sogenannten Hartguß fielen nach jeder Seite befriedigend aus, und so war Gruson bald im Stande, die verschiedensten Artikel auf diese Weise herzustellen. Zuerst waren es Räder, Herz- und Kreuzungsstücke für Eisenbahngeleise; bald wurde indessen die Verwendung
Erſter Abſchnitt
enthalten 450 Kugeln. Geladen wird die Lafette mit 900 Gramm grobkörnigen Pulvers.
Bei dieſem Anlaſſe möchten wir einige Bemerkungen über das Gruſonwerk bei Magdeburg-Luckau einſchalten. Die Anfänge desſelben waren, gleich denen der Krupp'ſchen Gußſtahlfabrik, ſehr beſcheidene. Es beſtand urſprünglich in einer Schiffswerft nebſt einer kleinen Maſchinenfabrik, welche im Jahre 1821 durch Hermann G. Gruſon errichtet wurden. Ein Neuling war Gruſon nicht in dem ſchwierigen Fache. Nachdem er drei Jahre auf der Berliner Univerſität ſtudirt hatte, war er der Reihe nach Volontär bei Borſig, Maſchinenmeiſter an der Berlin-Hamburger Bahn, Ober-Ingenieur der Wöhlert'ſchen Maſchinenfabrik und endlich techniſcher Dirigent der Hamburg-Magdeburger Dampfſchiff-Geſellſchaft geweſen. Es ſtand ihm
[Abbildung]
Fig. 595.
Gruſon's 53 Millimeter-Schnellfeuer-Feldkanone.
alſo eine langjährige Erfahrung im Hüttenweſen und Maſchinenbau zur Seite, und ſo nahm das kleine Werk in Magdeburg-Luckau ſehr bald einen kaum geahnten Aufſchwung.
Gruſon hatte von vorneherein eingeſehen, daß er ſich nur durch die ſorgſamſte Pflege und Durcharbeitung einer Specialität einen Namen machen könne. Und ſo warf er ſich mit Feuer auf die Anwendung gußeiſerner Formen, an Stelle ſolcher aus Sand, um mittelſt derſelben eine harte Oberfläche der Gußſtücke zu erzielen. Eiſen iſt ein viel beſſerer Wärmeleiter als der Formſand. So kühlt ſich die Ober- fläche des Gußſtückes bei Anwendung des Verfahrens viel raſcher ab, wodurch ſie einen beſonderen Härtegrad erlangt. Die Verſuche mit dem ſogenannten Hartguß fielen nach jeder Seite befriedigend aus, und ſo war Gruſon bald im Stande, die verſchiedenſten Artikel auf dieſe Weiſe herzuſtellen. Zuerſt waren es Räder, Herz- und Kreuzungsſtücke für Eiſenbahngeleiſe; bald wurde indeſſen die Verwendung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0818"n="740"/><fwplace="top"type="header">Erſter Abſchnitt</fw><lb/>
enthalten 450 Kugeln. Geladen wird die Lafette mit 900 Gramm grobkörnigen<lb/>
Pulvers.</p><lb/><p>Bei dieſem Anlaſſe möchten wir einige Bemerkungen über das <hirendition="#g">Gruſonwerk</hi><lb/>
bei Magdeburg-Luckau einſchalten. Die Anfänge desſelben waren, gleich denen der<lb/>
Krupp'ſchen Gußſtahlfabrik, ſehr beſcheidene. Es beſtand urſprünglich in einer<lb/>
Schiffswerft nebſt einer kleinen Maſchinenfabrik, welche im Jahre 1821 durch Hermann<lb/>
G. <hirendition="#g">Gruſon</hi> errichtet wurden. Ein Neuling war Gruſon nicht in dem ſchwierigen<lb/>
Fache. Nachdem er drei Jahre auf der Berliner Univerſität ſtudirt hatte, war er<lb/>
der Reihe nach Volontär bei <hirendition="#g">Borſig</hi>, Maſchinenmeiſter an der Berlin-Hamburger<lb/>
Bahn, Ober-Ingenieur der <hirendition="#g">Wöhlert</hi>'ſchen Maſchinenfabrik und endlich techniſcher<lb/>
Dirigent der Hamburg-Magdeburger Dampfſchiff-Geſellſchaft geweſen. Es ſtand ihm<lb/><figure><head>Fig. 595.</head><p> Gruſon's 53 Millimeter-Schnellfeuer-Feldkanone.</p></figure><lb/>
alſo eine langjährige Erfahrung im Hüttenweſen und Maſchinenbau zur Seite, und<lb/>ſo nahm das kleine Werk in Magdeburg-Luckau ſehr bald einen kaum geahnten<lb/>
Aufſchwung.</p><lb/><p>Gruſon hatte von vorneherein eingeſehen, daß er ſich nur durch die ſorgſamſte<lb/>
Pflege und Durcharbeitung einer Specialität einen Namen machen könne. Und ſo<lb/>
warf er ſich mit Feuer auf die Anwendung gußeiſerner Formen, an Stelle ſolcher<lb/>
aus Sand, um mittelſt derſelben eine harte Oberfläche der Gußſtücke zu erzielen.<lb/>
Eiſen iſt ein viel beſſerer Wärmeleiter als der Formſand. So kühlt ſich die Ober-<lb/>
fläche des Gußſtückes bei Anwendung des Verfahrens viel raſcher ab, wodurch ſie<lb/>
einen beſonderen Härtegrad erlangt. Die Verſuche mit dem ſogenannten <hirendition="#g">Hartguß</hi><lb/>
fielen nach jeder Seite befriedigend aus, und ſo war Gruſon bald im Stande, die<lb/>
verſchiedenſten Artikel auf dieſe Weiſe herzuſtellen. Zuerſt waren es Räder, Herz-<lb/>
und Kreuzungsſtücke für Eiſenbahngeleiſe; bald wurde indeſſen die Verwendung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[740/0818]
Erſter Abſchnitt
enthalten 450 Kugeln. Geladen wird die Lafette mit 900 Gramm grobkörnigen
Pulvers.
Bei dieſem Anlaſſe möchten wir einige Bemerkungen über das Gruſonwerk
bei Magdeburg-Luckau einſchalten. Die Anfänge desſelben waren, gleich denen der
Krupp'ſchen Gußſtahlfabrik, ſehr beſcheidene. Es beſtand urſprünglich in einer
Schiffswerft nebſt einer kleinen Maſchinenfabrik, welche im Jahre 1821 durch Hermann
G. Gruſon errichtet wurden. Ein Neuling war Gruſon nicht in dem ſchwierigen
Fache. Nachdem er drei Jahre auf der Berliner Univerſität ſtudirt hatte, war er
der Reihe nach Volontär bei Borſig, Maſchinenmeiſter an der Berlin-Hamburger
Bahn, Ober-Ingenieur der Wöhlert'ſchen Maſchinenfabrik und endlich techniſcher
Dirigent der Hamburg-Magdeburger Dampfſchiff-Geſellſchaft geweſen. Es ſtand ihm
[Abbildung Fig. 595. Gruſon's 53 Millimeter-Schnellfeuer-Feldkanone.]
alſo eine langjährige Erfahrung im Hüttenweſen und Maſchinenbau zur Seite, und
ſo nahm das kleine Werk in Magdeburg-Luckau ſehr bald einen kaum geahnten
Aufſchwung.
Gruſon hatte von vorneherein eingeſehen, daß er ſich nur durch die ſorgſamſte
Pflege und Durcharbeitung einer Specialität einen Namen machen könne. Und ſo
warf er ſich mit Feuer auf die Anwendung gußeiſerner Formen, an Stelle ſolcher
aus Sand, um mittelſt derſelben eine harte Oberfläche der Gußſtücke zu erzielen.
Eiſen iſt ein viel beſſerer Wärmeleiter als der Formſand. So kühlt ſich die Ober-
fläche des Gußſtückes bei Anwendung des Verfahrens viel raſcher ab, wodurch ſie
einen beſonderen Härtegrad erlangt. Die Verſuche mit dem ſogenannten Hartguß
fielen nach jeder Seite befriedigend aus, und ſo war Gruſon bald im Stande, die
verſchiedenſten Artikel auf dieſe Weiſe herzuſtellen. Zuerſt waren es Räder, Herz-
und Kreuzungsſtücke für Eiſenbahngeleiſe; bald wurde indeſſen die Verwendung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/818>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.