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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Dritter Abschnitt.
waren erheblich. Abgesehen davon, daß der Repetirvorrath, welcher, wenn einmal
angegriffen, im Gefechte schwer zu ersetzen ist, da das Laden dieser Magazine um-
ständlich und zeitraubend ist, ein beschränkter war, kam auch das Gewicht in Frage.
Federn im Magazine, gewöhnlich Spiralfedern, wurden stark in Anspruch genommen.
Beim Verbrauch des Repetirvorrathes änderte sich bei den Vorderschafts- und
Kolbenmagazinen bei jedem Laden durch Vorschieben der Patronensäule der Schwer-
punkt der Waffe, wodurch das Zielen sehr erschwert wurde. Bei den Gewehren
mit Röhrenmagazinen lag überdies immer die eine Patrone mit der Geschoßspitze
gegen die Kapsel der vorhergehenden Patrone, wobei dieselben durch die gespannte
Magazinsfeder fest gegeneinander gedrückt wurden. Hierbei konnten aber Defor-
mationen der Hartbleigeschosse entstehen, die wieder Ursache zu Ladeanständen geben
konnten. Ja, sogar Selbstentzündungen konnten durch diesen Druck entstehen, be-
sonders bei Vorderschaftsmagazinen, wo auch noch die Erhitzung des Laufes beim
Schießen auf das unterhalb befindliche Magazinsrohr übertragen wurde.

Bevor wir auf die Fortschritte in der Construction der Repetirgewehre näher
eingehen, müssen wir die damit zusammenhängende Caliberfrage zur Sprache bringen.
Die Bewegung zu Gunsten der Einführung der jetzigen kleincalibrigen Repetir-
gewehre, zu deren vornehmsten Vertretern das österreichisch-ungarische Mannlicher-
Gewehr
und das fast gleiche Gewehr der deutschen Armee gehören, datirt, streng
genommen, aus dem Jahre 1851. Damals erfand der schweizerische Oberst Wurstem-
berger
ein Gewehr mit einem Caliber von 10.5 Millimeter, welches 1863 bei
der gesammten schweizerischen Infanterie eingeführt wurde. Es besaß den bisherigen
Handfeuerwaffen gegenüber den Vorzug einer gestreckteren Flugbahn, einer leichteren
Patrone, was die Mitführung zahlreicher Munition erleichterte. Das Beispiel wirkte
ansteckend, und es hatten bereits 1870 sämmtlich Staaten 11 Millimeter-Gewehre.
Der allerneuesten Zeit aber war es vorbehalten, in dieser Hinsicht noch weiter --
bis 7 Millimeter -- herunterzugehen; man erkannte aber bald, daß man unter
7.5 Millimeter nicht herabgehen könne. Die Einführung der Repetirgewehre, welche
einen großen Munitionsverbrauch verursachen, hat wesentlich zur Herabminderung
des Calibers beigetragen.

Die kleinere Patrone und die Fabrikation eines für dieselbe passenden Pulvers
ergaben nicht geringe Schwierigkeiten. Der Patronenfabrik von Lorenz in Karls-
ruhe gelang zuerst die Anfertigung einer allen Anforderungen entsprechenden Metall-
patrone. Sie brachte es namentlich zuwege, den Kupfermantel des Geschosses mit
dem Bleikern so zu verbinden, daß beide beim Durchschlagen eines noch so festen
Zieles keine Deformation erlitten. Noch besser sind jedoch die in neuester Zeit ein-
geführten Geschosse mit vernickelten Stahlmänteln, die papierdünn sind und sich in
die Züge eindrücken.

Zur Erläuterung der Vortheile des kleinen Calibers mögen die nachstehenden
Zahlen, welche sich auf das Mauser-Gewehr und das schweizerische Hebler-
Gewehr
beziehen, dienen.

Dritter Abſchnitt.
waren erheblich. Abgeſehen davon, daß der Repetirvorrath, welcher, wenn einmal
angegriffen, im Gefechte ſchwer zu erſetzen iſt, da das Laden dieſer Magazine um-
ſtändlich und zeitraubend iſt, ein beſchränkter war, kam auch das Gewicht in Frage.
Federn im Magazine, gewöhnlich Spiralfedern, wurden ſtark in Anſpruch genommen.
Beim Verbrauch des Repetirvorrathes änderte ſich bei den Vorderſchafts- und
Kolbenmagazinen bei jedem Laden durch Vorſchieben der Patronenſäule der Schwer-
punkt der Waffe, wodurch das Zielen ſehr erſchwert wurde. Bei den Gewehren
mit Röhrenmagazinen lag überdies immer die eine Patrone mit der Geſchoßſpitze
gegen die Kapſel der vorhergehenden Patrone, wobei dieſelben durch die geſpannte
Magazinsfeder feſt gegeneinander gedrückt wurden. Hierbei konnten aber Defor-
mationen der Hartbleigeſchoſſe entſtehen, die wieder Urſache zu Ladeanſtänden geben
konnten. Ja, ſogar Selbſtentzündungen konnten durch dieſen Druck entſtehen, be-
ſonders bei Vorderſchaftsmagazinen, wo auch noch die Erhitzung des Laufes beim
Schießen auf das unterhalb befindliche Magazinsrohr übertragen wurde.

Bevor wir auf die Fortſchritte in der Conſtruction der Repetirgewehre näher
eingehen, müſſen wir die damit zuſammenhängende Caliberfrage zur Sprache bringen.
Die Bewegung zu Gunſten der Einführung der jetzigen kleincalibrigen Repetir-
gewehre, zu deren vornehmſten Vertretern das öſterreichiſch-ungariſche Mannlicher-
Gewehr
und das faſt gleiche Gewehr der deutſchen Armee gehören, datirt, ſtreng
genommen, aus dem Jahre 1851. Damals erfand der ſchweizeriſche Oberſt Wurſtem-
berger
ein Gewehr mit einem Caliber von 10‧5 Millimeter, welches 1863 bei
der geſammten ſchweizeriſchen Infanterie eingeführt wurde. Es beſaß den bisherigen
Handfeuerwaffen gegenüber den Vorzug einer geſtreckteren Flugbahn, einer leichteren
Patrone, was die Mitführung zahlreicher Munition erleichterte. Das Beiſpiel wirkte
anſteckend, und es hatten bereits 1870 ſämmtlich Staaten 11 Millimeter-Gewehre.
Der allerneueſten Zeit aber war es vorbehalten, in dieſer Hinſicht noch weiter —
bis 7 Millimeter — herunterzugehen; man erkannte aber bald, daß man unter
7‧5 Millimeter nicht herabgehen könne. Die Einführung der Repetirgewehre, welche
einen großen Munitionsverbrauch verurſachen, hat weſentlich zur Herabminderung
des Calibers beigetragen.

Die kleinere Patrone und die Fabrikation eines für dieſelbe paſſenden Pulvers
ergaben nicht geringe Schwierigkeiten. Der Patronenfabrik von Lorenz in Karls-
ruhe gelang zuerſt die Anfertigung einer allen Anforderungen entſprechenden Metall-
patrone. Sie brachte es namentlich zuwege, den Kupfermantel des Geſchoſſes mit
dem Bleikern ſo zu verbinden, daß beide beim Durchſchlagen eines noch ſo feſten
Zieles keine Deformation erlitten. Noch beſſer ſind jedoch die in neueſter Zeit ein-
geführten Geſchoſſe mit vernickelten Stahlmänteln, die papierdünn ſind und ſich in
die Züge eindrücken.

Zur Erläuterung der Vortheile des kleinen Calibers mögen die nachſtehenden
Zahlen, welche ſich auf das Mauſer-Gewehr und das ſchweizeriſche Hebler-
Gewehr
beziehen, dienen.

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[794/0876] Dritter Abſchnitt. waren erheblich. Abgeſehen davon, daß der Repetirvorrath, welcher, wenn einmal angegriffen, im Gefechte ſchwer zu erſetzen iſt, da das Laden dieſer Magazine um- ſtändlich und zeitraubend iſt, ein beſchränkter war, kam auch das Gewicht in Frage. Federn im Magazine, gewöhnlich Spiralfedern, wurden ſtark in Anſpruch genommen. Beim Verbrauch des Repetirvorrathes änderte ſich bei den Vorderſchafts- und Kolbenmagazinen bei jedem Laden durch Vorſchieben der Patronenſäule der Schwer- punkt der Waffe, wodurch das Zielen ſehr erſchwert wurde. Bei den Gewehren mit Röhrenmagazinen lag überdies immer die eine Patrone mit der Geſchoßſpitze gegen die Kapſel der vorhergehenden Patrone, wobei dieſelben durch die geſpannte Magazinsfeder feſt gegeneinander gedrückt wurden. Hierbei konnten aber Defor- mationen der Hartbleigeſchoſſe entſtehen, die wieder Urſache zu Ladeanſtänden geben konnten. Ja, ſogar Selbſtentzündungen konnten durch dieſen Druck entſtehen, be- ſonders bei Vorderſchaftsmagazinen, wo auch noch die Erhitzung des Laufes beim Schießen auf das unterhalb befindliche Magazinsrohr übertragen wurde. Bevor wir auf die Fortſchritte in der Conſtruction der Repetirgewehre näher eingehen, müſſen wir die damit zuſammenhängende Caliberfrage zur Sprache bringen. Die Bewegung zu Gunſten der Einführung der jetzigen kleincalibrigen Repetir- gewehre, zu deren vornehmſten Vertretern das öſterreichiſch-ungariſche Mannlicher- Gewehr und das faſt gleiche Gewehr der deutſchen Armee gehören, datirt, ſtreng genommen, aus dem Jahre 1851. Damals erfand der ſchweizeriſche Oberſt Wurſtem- berger ein Gewehr mit einem Caliber von 10‧5 Millimeter, welches 1863 bei der geſammten ſchweizeriſchen Infanterie eingeführt wurde. Es beſaß den bisherigen Handfeuerwaffen gegenüber den Vorzug einer geſtreckteren Flugbahn, einer leichteren Patrone, was die Mitführung zahlreicher Munition erleichterte. Das Beiſpiel wirkte anſteckend, und es hatten bereits 1870 ſämmtlich Staaten 11 Millimeter-Gewehre. Der allerneueſten Zeit aber war es vorbehalten, in dieſer Hinſicht noch weiter — bis 7 Millimeter — herunterzugehen; man erkannte aber bald, daß man unter 7‧5 Millimeter nicht herabgehen könne. Die Einführung der Repetirgewehre, welche einen großen Munitionsverbrauch verurſachen, hat weſentlich zur Herabminderung des Calibers beigetragen. Die kleinere Patrone und die Fabrikation eines für dieſelbe paſſenden Pulvers ergaben nicht geringe Schwierigkeiten. Der Patronenfabrik von Lorenz in Karls- ruhe gelang zuerſt die Anfertigung einer allen Anforderungen entſprechenden Metall- patrone. Sie brachte es namentlich zuwege, den Kupfermantel des Geſchoſſes mit dem Bleikern ſo zu verbinden, daß beide beim Durchſchlagen eines noch ſo feſten Zieles keine Deformation erlitten. Noch beſſer ſind jedoch die in neueſter Zeit ein- geführten Geſchoſſe mit vernickelten Stahlmänteln, die papierdünn ſind und ſich in die Züge eindrücken. Zur Erläuterung der Vortheile des kleinen Calibers mögen die nachſtehenden Zahlen, welche ſich auf das Mauſer-Gewehr und das ſchweizeriſche Hebler- Gewehr beziehen, dienen.

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 794. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/876>, abgerufen am 22.11.2024.