Geschoßdurchschlag muß jetzt über dem ersten liegen. Das Maß der Entfernung der beiden Geschoßdurchschläge von einander mit Benützung der einfachen Formel des freien Falles giebt die Elemente zur Berechnung der Zeit, be- ziehungsweise der Geschwindigkeit.
[Abbildung]
Fig. 678.
Fallgewicht zum Apparate Le Boulange.
Der Geschwindigkeitsmesser von Le Boulange (Fig. 677) beruht auf elektromagnetischen Principien und ist wie folgt eingerichtet: Auf einer Säule S(Fig. 678) sind bei A und B zwei Elektromagnete montirt, die durch die Stellschrauben insoferne genau regulirbar sind, daß die mit Stahlspitzen versehenen Zinkcylinder P und Q gerade noch getragen werden. Hört der Strom bei A zu wirken auf, so fällt der Zink- cylinder nach abwärts in die entsprechende Ausnehmung des Tisches. Verliert der bei B angebrachte Elektromagnet seinen Strom, so fällt der Zinkcylinder auf den Teller g(Fig. 679). Hierdurch wird der Hebelarm h gehoben, dessen Nase außer Eingriff gebracht, wodurch das durch eine Feder gespannte und bis dahin festgehaltene Messer I ausschnellen kann, und zwar in der Richtung gegen den fallenden Zinkcylinder P, auf welchen es eine Marke einschlägt.
Der den Elektromagneten A speisende Strom führt der- gestalt, daß ein dünner Leitungsdraht gerade vor die Mündung der Waffe, deren Patrone gemessen werden soll, zu liegen kommt. Die gleichconstruirte Leitung des Elektromagneten B führt zu einer gewissen Entfernung (gewöhnlich 100 Meter) installirten, durch das auftretende Geschoß zu be- thätigenden Stromunterbrechung. Diese ist
[Abbildung]
Fig. 679.
Ausschalter.
nun dergestalt construirt, daß eine stählerne Thür vertical in Angeln hängt, die Thür- fläche der Waffe zugekehrt. Mit dem unteren Rande liegt die Thüre auf einem Stahl- zapfen auf. Im Zustande der Ruhe circulirt also der einerseits in die Thürangel, anderer- seits in den Stahlzapfen geleitete Strom anstandslos durch das Thürchen. Diese An- ordnung dient übrigens nur für Handfeuer- waffen; bei Geschützen treten an Stelle des Drahtes vor der Mündung und des Thürchens Rahmen mit Drahtnetzen, welche beim Schusse zerrissen werden.
Nach Abfeuerung des Schusses wird der Draht vor der Mündung (beziehungs- weise der Draht des ersten Rahmens), zerrissen, mithin der elektrische Strom unter- brochen. In diesem Augenblick verliert der Elektromagnet A seine Kraft und der
Die Handfeuerwaffen.
Geſchoßdurchſchlag muß jetzt über dem erſten liegen. Das Maß der Entfernung der beiden Geſchoßdurchſchläge von einander mit Benützung der einfachen Formel des freien Falles giebt die Elemente zur Berechnung der Zeit, be- ziehungsweiſe der Geſchwindigkeit.
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Fig. 678.
Fallgewicht zum Apparate Le Boulangé.
Der Geſchwindigkeitsmeſſer von Le Boulangé (Fig. 677) beruht auf elektromagnetiſchen Principien und iſt wie folgt eingerichtet: Auf einer Säule S(Fig. 678) ſind bei A und B zwei Elektromagnete montirt, die durch die Stellſchrauben inſoferne genau regulirbar ſind, daß die mit Stahlſpitzen verſehenen Zinkcylinder P und Q gerade noch getragen werden. Hört der Strom bei A zu wirken auf, ſo fällt der Zink- cylinder nach abwärts in die entſprechende Ausnehmung des Tiſches. Verliert der bei B angebrachte Elektromagnet ſeinen Strom, ſo fällt der Zinkcylinder auf den Teller g(Fig. 679). Hierdurch wird der Hebelarm h gehoben, deſſen Naſe außer Eingriff gebracht, wodurch das durch eine Feder geſpannte und bis dahin feſtgehaltene Meſſer I ausſchnellen kann, und zwar in der Richtung gegen den fallenden Zinkcylinder P, auf welchen es eine Marke einſchlägt.
Der den Elektromagneten A ſpeiſende Strom führt der- geſtalt, daß ein dünner Leitungsdraht gerade vor die Mündung der Waffe, deren Patrone gemeſſen werden ſoll, zu liegen kommt. Die gleichconſtruirte Leitung des Elektromagneten B führt zu einer gewiſſen Entfernung (gewöhnlich 100 Meter) inſtallirten, durch das auftretende Geſchoß zu be- thätigenden Stromunterbrechung. Dieſe iſt
[Abbildung]
Fig. 679.
Ausſchalter.
nun dergeſtalt conſtruirt, daß eine ſtählerne Thür vertical in Angeln hängt, die Thür- fläche der Waffe zugekehrt. Mit dem unteren Rande liegt die Thüre auf einem Stahl- zapfen auf. Im Zuſtande der Ruhe circulirt alſo der einerſeits in die Thürangel, anderer- ſeits in den Stahlzapfen geleitete Strom anſtandslos durch das Thürchen. Dieſe An- ordnung dient übrigens nur für Handfeuer- waffen; bei Geſchützen treten an Stelle des Drahtes vor der Mündung und des Thürchens Rahmen mit Drahtnetzen, welche beim Schuſſe zerriſſen werden.
Nach Abfeuerung des Schuſſes wird der Draht vor der Mündung (beziehungs- weiſe der Draht des erſten Rahmens), zerriſſen, mithin der elektriſche Strom unter- brochen. In dieſem Augenblick verliert der Elektromagnet A ſeine Kraft und der
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Die Handfeuerwaffen.
Geſchoßdurchſchlag muß jetzt über dem erſten liegen. Das Maß der Entfernung
der beiden Geſchoßdurchſchläge von einander mit Benützung der einfachen Formel
des freien Falles [FORMEL] giebt die Elemente zur Berechnung der Zeit, be-
ziehungsweiſe der Geſchwindigkeit.
[Abbildung Fig. 678. Fallgewicht zum Apparate Le Boulangé.]
Der Geſchwindigkeitsmeſſer von Le Boulangé (Fig. 677)
beruht auf elektromagnetiſchen Principien und iſt wie folgt
eingerichtet: Auf einer Säule S(Fig. 678) ſind bei A und B
zwei Elektromagnete montirt, die durch die Stellſchrauben
inſoferne genau regulirbar ſind, daß die mit Stahlſpitzen
verſehenen Zinkcylinder P und Q gerade noch getragen werden.
Hört der Strom bei A zu wirken auf, ſo fällt der Zink-
cylinder nach abwärts in die entſprechende Ausnehmung des
Tiſches. Verliert der bei B angebrachte Elektromagnet ſeinen
Strom, ſo fällt der Zinkcylinder auf den Teller g(Fig. 679).
Hierdurch wird der Hebelarm h gehoben, deſſen Naſe außer
Eingriff gebracht, wodurch das durch eine Feder geſpannte
und bis dahin feſtgehaltene Meſſer I ausſchnellen kann, und
zwar in der Richtung gegen den fallenden Zinkcylinder P,
auf welchen es eine Marke einſchlägt.
Der den Elektromagneten A ſpeiſende Strom führt der-
geſtalt, daß ein dünner Leitungsdraht gerade vor die Mündung
der Waffe, deren Patrone gemeſſen werden ſoll, zu liegen
kommt. Die gleichconſtruirte Leitung des Elektromagneten B
führt zu einer gewiſſen Entfernung (gewöhnlich
100 Meter) inſtallirten, durch das auftretende Geſchoß zu be-
thätigenden Stromunterbrechung. Dieſe iſt
[Abbildung Fig. 679. Ausſchalter.]
nun dergeſtalt conſtruirt, daß eine ſtählerne
Thür vertical in Angeln hängt, die Thür-
fläche der Waffe zugekehrt. Mit dem unteren
Rande liegt die Thüre auf einem Stahl-
zapfen auf. Im Zuſtande der Ruhe circulirt
alſo der einerſeits in die Thürangel, anderer-
ſeits in den Stahlzapfen geleitete Strom
anſtandslos durch das Thürchen. Dieſe An-
ordnung dient übrigens nur für Handfeuer-
waffen; bei Geſchützen treten an Stelle des Drahtes vor der Mündung und des
Thürchens Rahmen mit Drahtnetzen, welche beim Schuſſe zerriſſen werden.
Nach Abfeuerung des Schuſſes wird der Draht vor der Mündung (beziehungs-
weiſe der Draht des erſten Rahmens), zerriſſen, mithin der elektriſche Strom unter-
brochen. In dieſem Augenblick verliert der Elektromagnet A ſeine Kraft und der
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 815. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/897>, abgerufen am 22.11.2024.
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