Der größte Nachtheil des Dreirades ist dessen Schwerfälligkeit. Während der Bicyclist sein Vehikel zu Fuß leicht neben sich herrollt, jeden Eingang, selbst den schmalsten, mit ihm passiren und es schließlich, ohne den verfügbaren Raum wesentlich zu verstellen, überall leicht unterbringen kann, ist dies beim Dreirad ganz anders. Ein weiterer Nachtheil liegt darin, daß das Dreirad eine breitere Fahrbahn erfordert, also sehr häufig an seiner Fortbewegung behindert wird. Die Benützung ganz schmaler Pfade, z. B. Wiesenwege, ist ganz ausgeschlossen. An Schnelligkeit ist das Zweirad dem Tricycle ganz bedeutend überlegen, wie auch zu- gestanden werden muß, daß man mit einem Dreirade guter Construction auf
[Abbildung]
Fig. 739.
Das Sextuplet im Wettlaufe mit dem "Empire State Express".
ebenen, breiten Wegen recht schnell vorwärts kommt. Die beschränkte Verwend- barkeit des Dreirades gegenüber dem Zweirade aber bleibt bestehen.
Zum Schlusse noch einige Worte über das Hochrad. Dasselbe entsprang sportlichen Zwecken und behinderte durch geraume Zeit das Fahrradwesen, da es zu seiner Benützung außergewöhnlicher turnerischer Gewandtheit bedurfte. Auch schloß es Fährlichkeiten in sich, die nicht Jedermann mit in den Kauf nehmen wollte. Als das Niederrad in seiner praktischen Ausgestaltung auf den Plan trat und inner- halb kürzester Zeit die weiteste Verbreitung fand, ward das Hochrad fast gänzlich in den Hintergrund gedrängt.
In Fig. 744 ist ein Hochrad neuester Construction dargestellt. Wie aus der Abbildung zu ersehen ist, besteht dasselbe aus dem ungemein großen Hauptrade, welches das Gestell des Vehikels trägt, und dem kleinen Stützrade, das die rück-
Fahrräder. — Draiſinen.
Der größte Nachtheil des Dreirades iſt deſſen Schwerfälligkeit. Während der Bicycliſt ſein Vehikel zu Fuß leicht neben ſich herrollt, jeden Eingang, ſelbſt den ſchmalſten, mit ihm paſſiren und es ſchließlich, ohne den verfügbaren Raum weſentlich zu verſtellen, überall leicht unterbringen kann, iſt dies beim Dreirad ganz anders. Ein weiterer Nachtheil liegt darin, daß das Dreirad eine breitere Fahrbahn erfordert, alſo ſehr häufig an ſeiner Fortbewegung behindert wird. Die Benützung ganz ſchmaler Pfade, z. B. Wieſenwege, iſt ganz ausgeſchloſſen. An Schnelligkeit iſt das Zweirad dem Tricycle ganz bedeutend überlegen, wie auch zu- geſtanden werden muß, daß man mit einem Dreirade guter Conſtruction auf
[Abbildung]
Fig. 739.
Das Sextuplet im Wettlaufe mit dem »Empire State Express«.
ebenen, breiten Wegen recht ſchnell vorwärts kommt. Die beſchränkte Verwend- barkeit des Dreirades gegenüber dem Zweirade aber bleibt beſtehen.
Zum Schluſſe noch einige Worte über das Hochrad. Dasſelbe entſprang ſportlichen Zwecken und behinderte durch geraume Zeit das Fahrradweſen, da es zu ſeiner Benützung außergewöhnlicher turneriſcher Gewandtheit bedurfte. Auch ſchloß es Fährlichkeiten in ſich, die nicht Jedermann mit in den Kauf nehmen wollte. Als das Niederrad in ſeiner praktiſchen Ausgeſtaltung auf den Plan trat und inner- halb kürzeſter Zeit die weiteſte Verbreitung fand, ward das Hochrad faſt gänzlich in den Hintergrund gedrängt.
In Fig. 744 iſt ein Hochrad neueſter Conſtruction dargeſtellt. Wie aus der Abbildung zu erſehen iſt, beſteht dasſelbe aus dem ungemein großen Hauptrade, welches das Geſtell des Vehikels trägt, und dem kleinen Stützrade, das die rück-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0929"n="847"/><fwplace="top"type="header">Fahrräder. — Draiſinen.</fw><lb/><p>Der größte Nachtheil des Dreirades iſt deſſen Schwerfälligkeit. Während der<lb/>
Bicycliſt ſein Vehikel zu Fuß leicht neben ſich herrollt, jeden Eingang, ſelbſt den<lb/>ſchmalſten, mit ihm paſſiren und es ſchließlich, ohne den verfügbaren Raum<lb/>
weſentlich zu verſtellen, überall leicht unterbringen kann, iſt dies beim Dreirad<lb/>
ganz anders. Ein weiterer Nachtheil liegt darin, daß das Dreirad eine breitere<lb/>
Fahrbahn erfordert, alſo ſehr häufig an ſeiner Fortbewegung behindert wird. Die<lb/>
Benützung ganz ſchmaler Pfade, z. B. Wieſenwege, iſt ganz ausgeſchloſſen. An<lb/>
Schnelligkeit iſt das Zweirad dem Tricycle ganz bedeutend überlegen, wie auch zu-<lb/>
geſtanden werden muß, daß man mit einem Dreirade guter Conſtruction auf<lb/><figure><head>Fig. 739.</head><p> Das Sextuplet im Wettlaufe mit dem »<hirendition="#aq">Empire State Express</hi>«.</p></figure><lb/>
ebenen, breiten Wegen recht ſchnell vorwärts kommt. Die beſchränkte Verwend-<lb/>
barkeit des Dreirades gegenüber dem Zweirade aber bleibt beſtehen.</p><lb/><p>Zum Schluſſe noch einige Worte über das <hirendition="#g">Hochrad</hi>. Dasſelbe entſprang<lb/>ſportlichen Zwecken und behinderte durch geraume Zeit das Fahrradweſen, da es zu<lb/>ſeiner Benützung außergewöhnlicher turneriſcher Gewandtheit bedurfte. Auch ſchloß<lb/>
es Fährlichkeiten in ſich, die nicht Jedermann mit in den Kauf nehmen wollte. Als<lb/>
das Niederrad in ſeiner praktiſchen Ausgeſtaltung auf den Plan trat und inner-<lb/>
halb kürzeſter Zeit die weiteſte Verbreitung fand, ward das Hochrad faſt gänzlich<lb/>
in den Hintergrund gedrängt.</p><lb/><p>In Fig. 744 iſt ein Hochrad neueſter Conſtruction dargeſtellt. Wie aus der<lb/>
Abbildung zu erſehen iſt, beſteht dasſelbe aus dem ungemein großen Hauptrade,<lb/>
welches das Geſtell des Vehikels trägt, und dem kleinen Stützrade, das die rück-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[847/0929]
Fahrräder. — Draiſinen.
Der größte Nachtheil des Dreirades iſt deſſen Schwerfälligkeit. Während der
Bicycliſt ſein Vehikel zu Fuß leicht neben ſich herrollt, jeden Eingang, ſelbſt den
ſchmalſten, mit ihm paſſiren und es ſchließlich, ohne den verfügbaren Raum
weſentlich zu verſtellen, überall leicht unterbringen kann, iſt dies beim Dreirad
ganz anders. Ein weiterer Nachtheil liegt darin, daß das Dreirad eine breitere
Fahrbahn erfordert, alſo ſehr häufig an ſeiner Fortbewegung behindert wird. Die
Benützung ganz ſchmaler Pfade, z. B. Wieſenwege, iſt ganz ausgeſchloſſen. An
Schnelligkeit iſt das Zweirad dem Tricycle ganz bedeutend überlegen, wie auch zu-
geſtanden werden muß, daß man mit einem Dreirade guter Conſtruction auf
[Abbildung Fig. 739. Das Sextuplet im Wettlaufe mit dem »Empire State Express«.]
ebenen, breiten Wegen recht ſchnell vorwärts kommt. Die beſchränkte Verwend-
barkeit des Dreirades gegenüber dem Zweirade aber bleibt beſtehen.
Zum Schluſſe noch einige Worte über das Hochrad. Dasſelbe entſprang
ſportlichen Zwecken und behinderte durch geraume Zeit das Fahrradweſen, da es zu
ſeiner Benützung außergewöhnlicher turneriſcher Gewandtheit bedurfte. Auch ſchloß
es Fährlichkeiten in ſich, die nicht Jedermann mit in den Kauf nehmen wollte. Als
das Niederrad in ſeiner praktiſchen Ausgeſtaltung auf den Plan trat und inner-
halb kürzeſter Zeit die weiteſte Verbreitung fand, ward das Hochrad faſt gänzlich
in den Hintergrund gedrängt.
In Fig. 744 iſt ein Hochrad neueſter Conſtruction dargeſtellt. Wie aus der
Abbildung zu erſehen iſt, beſteht dasſelbe aus dem ungemein großen Hauptrade,
welches das Geſtell des Vehikels trägt, und dem kleinen Stützrade, das die rück-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 847. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/929>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.