so entweicht aus dem Generator nicht Kohlensäure, sondern Kohlenoxydgas nebst anderen brennbaren Gasen, die sich in der Hitze aus dem Heizmaterial entwickeln und aus Luftmangel ebenfalls nicht gleich verbrennen können. Aber mit diesen Gasen geht der ganze Stickstoff, der mit der Luft durch die Roste in den Ofen tritt, verloren.
In Fig. 59 ist ein Martinofen nach herkömmlicher Construction dargestellt. Er hat einen von den beiden Schmalseiten nach der Mitte, und von der Arbeits- nach der Abstichseite hin abfallenden Herd (a), welcher auf einer starken Herdplatte (b) aus quarziger oder dolomitischer Masse aufgestampft, oder auch aus Magnesit- steinen gemauert wird. An den Schmalseiten münden aus den Ofenköpfen mehrere Schlitze (c, d), welche die Verbindung mit den Gas- und Luftgeneratoren (e und f)
[Abbildung]
Fig. 59.
Martinofen.
herstellen. Durch sie fließen an einer Seite Heizgas und erhitzte Verbrennungsluft dem Herde zu, während auf der anderen Seite die Verbrennungsgase abgeführt werden. Die Flamme entwickelt sich über dem Herde und bringt den Einsatz zum Schmelzen. An den beiden Längsseiten befinden sich Thüren (g) zum Einsetzen der Beschickung, zum Abziehen der Schlacke und den sonstigen nöthigen Arbeiten; außerdem ist ein Stichloch (h) vorhanden.
Der Vorgang beim Schmelzen ist der Folgende: Man bringt zunächst eine entsprechende Menge von Roheisen auf den Herd, bis es geschmolzen ist; nun wird Schmiedeeisen (gewöhnlich Abfälle von der Flußeisenverarbeitung) entweder in der ganzen erforderlichen Menge oder in Partien eingebracht. Das sich ergebende Ge- misch ist dann je nach seinem Kohlenstoffgehalte (welcher von der aufgewendeten Menge an Roheisen abhängt) entweder Flußeisen oder ein dem Stahl ähnliches Product. Der Martinproceß ist daher theils ein Frischproceß, wenn man nur
Dritter Abſchnitt.
ſo entweicht aus dem Generator nicht Kohlenſäure, ſondern Kohlenoxydgas nebſt anderen brennbaren Gaſen, die ſich in der Hitze aus dem Heizmaterial entwickeln und aus Luftmangel ebenfalls nicht gleich verbrennen können. Aber mit dieſen Gaſen geht der ganze Stickſtoff, der mit der Luft durch die Roſte in den Ofen tritt, verloren.
In Fig. 59 iſt ein Martinofen nach herkömmlicher Conſtruction dargeſtellt. Er hat einen von den beiden Schmalſeiten nach der Mitte, und von der Arbeits- nach der Abſtichſeite hin abfallenden Herd (a), welcher auf einer ſtarken Herdplatte (b) aus quarziger oder dolomitiſcher Maſſe aufgeſtampft, oder auch aus Magneſit- ſteinen gemauert wird. An den Schmalſeiten münden aus den Ofenköpfen mehrere Schlitze (c, d), welche die Verbindung mit den Gas- und Luftgeneratoren (e und f)
[Abbildung]
Fig. 59.
Martinofen.
herſtellen. Durch ſie fließen an einer Seite Heizgas und erhitzte Verbrennungsluft dem Herde zu, während auf der anderen Seite die Verbrennungsgaſe abgeführt werden. Die Flamme entwickelt ſich über dem Herde und bringt den Einſatz zum Schmelzen. An den beiden Längsſeiten befinden ſich Thüren (g) zum Einſetzen der Beſchickung, zum Abziehen der Schlacke und den ſonſtigen nöthigen Arbeiten; außerdem iſt ein Stichloch (h) vorhanden.
Der Vorgang beim Schmelzen iſt der Folgende: Man bringt zunächſt eine entſprechende Menge von Roheiſen auf den Herd, bis es geſchmolzen iſt; nun wird Schmiedeeiſen (gewöhnlich Abfälle von der Flußeiſenverarbeitung) entweder in der ganzen erforderlichen Menge oder in Partien eingebracht. Das ſich ergebende Ge- miſch iſt dann je nach ſeinem Kohlenſtoffgehalte (welcher von der aufgewendeten Menge an Roheiſen abhängt) entweder Flußeiſen oder ein dem Stahl ähnliches Product. Der Martinproceß iſt daher theils ein Friſchproceß, wenn man nur
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Dritter Abſchnitt.
ſo entweicht aus dem Generator nicht Kohlenſäure, ſondern Kohlenoxydgas nebſt
anderen brennbaren Gaſen, die ſich in der Hitze aus dem Heizmaterial entwickeln
und aus Luftmangel ebenfalls nicht gleich verbrennen können. Aber mit dieſen
Gaſen geht der ganze Stickſtoff, der mit der Luft durch die Roſte in den
Ofen tritt, verloren.
In Fig. 59 iſt ein Martinofen nach herkömmlicher Conſtruction dargeſtellt.
Er hat einen von den beiden Schmalſeiten nach der Mitte, und von der Arbeits-
nach der Abſtichſeite hin abfallenden Herd (a), welcher auf einer ſtarken Herdplatte
(b) aus quarziger oder dolomitiſcher Maſſe aufgeſtampft, oder auch aus Magneſit-
ſteinen gemauert wird. An den Schmalſeiten münden aus den Ofenköpfen mehrere
Schlitze (c, d), welche die Verbindung mit den Gas- und Luftgeneratoren (e und f)
[Abbildung Fig. 59. Martinofen.]
herſtellen. Durch ſie fließen an einer Seite Heizgas und erhitzte Verbrennungsluft
dem Herde zu, während auf der anderen Seite die Verbrennungsgaſe abgeführt
werden. Die Flamme entwickelt ſich über dem Herde und bringt den Einſatz zum
Schmelzen. An den beiden Längsſeiten befinden ſich Thüren (g) zum Einſetzen der
Beſchickung, zum Abziehen der Schlacke und den ſonſtigen nöthigen Arbeiten;
außerdem iſt ein Stichloch (h) vorhanden.
Der Vorgang beim Schmelzen iſt der Folgende: Man bringt zunächſt eine
entſprechende Menge von Roheiſen auf den Herd, bis es geſchmolzen iſt; nun wird
Schmiedeeiſen (gewöhnlich Abfälle von der Flußeiſenverarbeitung) entweder in der
ganzen erforderlichen Menge oder in Partien eingebracht. Das ſich ergebende Ge-
miſch iſt dann je nach ſeinem Kohlenſtoffgehalte (welcher von der aufgewendeten
Menge an Roheiſen abhängt) entweder Flußeiſen oder ein dem Stahl ähnliches
Product. Der Martinproceß iſt daher theils ein Friſchproceß, wenn man nur
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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/94>, abgerufen am 09.11.2024.
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