Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Converter-Processe und das Martin-Verfahren.
mit Roheisen und Erzen arbeitet, oder ein Schmelzproceß, wenn schmiedebares
Eisen umgeschmolzen wird.

Auch beim Martinproceß hatte man ursprünglich mit sauerem Futter ge-
arbeitet, doch ging man später gleichfalls zu basischem Futter über, und so ver-
arbeitet man heute, wo die Verhältnisse dies bedingen, phosphorhaltiges Rohmaterial,
das gleich im Proceß entphosphort wird. Das auf dem Wege des basischen Martin-
processes gewonnene Flußeisen ist von so vorzüglicher Beschaffenheit, vornehmlich
so ausgezeichnet schweißbar, daß in ihm dem auf dem Wege des Puddelns ge-
wonnenen eigentlichen Schmiedeeisen eine noch weit gefährlichere Concurrenz als

[Abbildung] Fig. 60.

Wellmann'sche Beschickungsvorrichtung

durch den Thomasproceß erwachsen ist. Andererseits hat der Martinproceß deshalb
so ungemein große Verbreitung gefunden, weil er das bequemste Verfahren ist,
allerlei Eisen- und Stahlabfälle, vor Allem aber die Masse Alteisen zu verwerthen.
Auf dem Hüttenhofe eines solchen Werkes sammeln sich dabei die wunderlichsten
Dinge: alte Kochherdplatten und Blechschnitzel, Bohr- und Drehspäne, Drahtnetze
und alte Flintenläufe, die bei dem ewigen Wechsel der Systeme zu fabelhaft billigen
Preisen verschleudert werden. Das Martiniren eignet sich daher vorzugsweise für
Anlagen in größeren Städten, wo das Alteisen leicht zu beschaffen ist, während
Bessemern, beziehungsweise Thomassiren, jetzt allgemein an die Hochöfen sich anschließt,
aus denen man das flüssige Roheisen für die Birnencharge ohne nennenswerthe
Kosten gewinnen kann.

Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren.
mit Roheiſen und Erzen arbeitet, oder ein Schmelzproceß, wenn ſchmiedebares
Eiſen umgeſchmolzen wird.

Auch beim Martinproceß hatte man urſprünglich mit ſauerem Futter ge-
arbeitet, doch ging man ſpäter gleichfalls zu baſiſchem Futter über, und ſo ver-
arbeitet man heute, wo die Verhältniſſe dies bedingen, phosphorhaltiges Rohmaterial,
das gleich im Proceß entphosphort wird. Das auf dem Wege des baſiſchen Martin-
proceſſes gewonnene Flußeiſen iſt von ſo vorzüglicher Beſchaffenheit, vornehmlich
ſo ausgezeichnet ſchweißbar, daß in ihm dem auf dem Wege des Puddelns ge-
wonnenen eigentlichen Schmiedeeiſen eine noch weit gefährlichere Concurrenz als

[Abbildung] Fig. 60.

Wellmann'ſche Beſchickungsvorrichtung

durch den Thomasproceß erwachſen iſt. Andererſeits hat der Martinproceß deshalb
ſo ungemein große Verbreitung gefunden, weil er das bequemſte Verfahren iſt,
allerlei Eiſen- und Stahlabfälle, vor Allem aber die Maſſe Alteiſen zu verwerthen.
Auf dem Hüttenhofe eines ſolchen Werkes ſammeln ſich dabei die wunderlichſten
Dinge: alte Kochherdplatten und Blechſchnitzel, Bohr- und Drehſpäne, Drahtnetze
und alte Flintenläufe, die bei dem ewigen Wechſel der Syſteme zu fabelhaft billigen
Preiſen verſchleudert werden. Das Martiniren eignet ſich daher vorzugsweiſe für
Anlagen in größeren Städten, wo das Alteiſen leicht zu beſchaffen iſt, während
Beſſemern, beziehungsweiſe Thomaſſiren, jetzt allgemein an die Hochöfen ſich anſchließt,
aus denen man das flüſſige Roheiſen für die Birnencharge ohne nennenswerthe
Koſten gewinnen kann.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0095" n="73"/><fw place="top" type="header">Die Converter-Proce&#x017F;&#x017F;e und das Martin-Verfahren.</fw><lb/>
mit Rohei&#x017F;en und Erzen arbeitet, oder ein Schmelzproceß, wenn &#x017F;chmiedebares<lb/>
Ei&#x017F;en umge&#x017F;chmolzen wird.</p><lb/>
              <p>Auch beim Martinproceß hatte man ur&#x017F;prünglich mit &#x017F;auerem Futter ge-<lb/>
arbeitet, doch ging man &#x017F;päter gleichfalls zu ba&#x017F;i&#x017F;chem Futter über, und &#x017F;o ver-<lb/>
arbeitet man heute, wo die Verhältni&#x017F;&#x017F;e dies bedingen, phosphorhaltiges Rohmaterial,<lb/>
das gleich im Proceß entphosphort wird. Das auf dem Wege des ba&#x017F;i&#x017F;chen Martin-<lb/>
proce&#x017F;&#x017F;es gewonnene Flußei&#x017F;en i&#x017F;t von &#x017F;o vorzüglicher Be&#x017F;chaffenheit, vornehmlich<lb/>
&#x017F;o ausgezeichnet &#x017F;chweißbar, daß in ihm dem auf dem Wege des Puddelns ge-<lb/>
wonnenen eigentlichen Schmiedeei&#x017F;en eine noch weit gefährlichere Concurrenz als<lb/><figure><head>Fig. 60.</head><p> Wellmann'&#x017F;che Be&#x017F;chickungsvorrichtung</p></figure><lb/>
durch den Thomasproceß erwach&#x017F;en i&#x017F;t. Anderer&#x017F;eits hat der Martinproceß deshalb<lb/>
&#x017F;o ungemein große Verbreitung gefunden, weil er das bequem&#x017F;te Verfahren i&#x017F;t,<lb/>
allerlei Ei&#x017F;en- und Stahlabfälle, vor Allem aber die Ma&#x017F;&#x017F;e Altei&#x017F;en zu verwerthen.<lb/>
Auf dem Hüttenhofe eines &#x017F;olchen Werkes &#x017F;ammeln &#x017F;ich dabei die wunderlich&#x017F;ten<lb/>
Dinge: alte Kochherdplatten und Blech&#x017F;chnitzel, Bohr- und Dreh&#x017F;päne, Drahtnetze<lb/>
und alte Flintenläufe, die bei dem ewigen Wech&#x017F;el der Sy&#x017F;teme zu fabelhaft billigen<lb/>
Prei&#x017F;en ver&#x017F;chleudert werden. Das Martiniren eignet &#x017F;ich daher vorzugswei&#x017F;e für<lb/>
Anlagen in größeren Städten, wo das Altei&#x017F;en leicht zu be&#x017F;chaffen i&#x017F;t, während<lb/>
Be&#x017F;&#x017F;emern, beziehungswei&#x017F;e Thoma&#x017F;&#x017F;iren, jetzt allgemein an die Hochöfen &#x017F;ich an&#x017F;chließt,<lb/>
aus denen man das flü&#x017F;&#x017F;ige Rohei&#x017F;en für die Birnencharge ohne nennenswerthe<lb/>
Ko&#x017F;ten gewinnen kann.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[73/0095] Die Converter-Proceſſe und das Martin-Verfahren. mit Roheiſen und Erzen arbeitet, oder ein Schmelzproceß, wenn ſchmiedebares Eiſen umgeſchmolzen wird. Auch beim Martinproceß hatte man urſprünglich mit ſauerem Futter ge- arbeitet, doch ging man ſpäter gleichfalls zu baſiſchem Futter über, und ſo ver- arbeitet man heute, wo die Verhältniſſe dies bedingen, phosphorhaltiges Rohmaterial, das gleich im Proceß entphosphort wird. Das auf dem Wege des baſiſchen Martin- proceſſes gewonnene Flußeiſen iſt von ſo vorzüglicher Beſchaffenheit, vornehmlich ſo ausgezeichnet ſchweißbar, daß in ihm dem auf dem Wege des Puddelns ge- wonnenen eigentlichen Schmiedeeiſen eine noch weit gefährlichere Concurrenz als [Abbildung Fig. 60. Wellmann'ſche Beſchickungsvorrichtung] durch den Thomasproceß erwachſen iſt. Andererſeits hat der Martinproceß deshalb ſo ungemein große Verbreitung gefunden, weil er das bequemſte Verfahren iſt, allerlei Eiſen- und Stahlabfälle, vor Allem aber die Maſſe Alteiſen zu verwerthen. Auf dem Hüttenhofe eines ſolchen Werkes ſammeln ſich dabei die wunderlichſten Dinge: alte Kochherdplatten und Blechſchnitzel, Bohr- und Drehſpäne, Drahtnetze und alte Flintenläufe, die bei dem ewigen Wechſel der Syſteme zu fabelhaft billigen Preiſen verſchleudert werden. Das Martiniren eignet ſich daher vorzugsweiſe für Anlagen in größeren Städten, wo das Alteiſen leicht zu beſchaffen iſt, während Beſſemern, beziehungsweiſe Thomaſſiren, jetzt allgemein an die Hochöfen ſich anſchließt, aus denen man das flüſſige Roheiſen für die Birnencharge ohne nennenswerthe Koſten gewinnen kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/95
Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/95>, abgerufen am 21.11.2024.