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Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900.

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Die Motorwagen.
so empfindlich montirt ist, daß, falls ein Rad mit einem harten Gegenstande in
Collision geräth, der Stoß, ohne die Steuerung irgendwie ungünstig zu beeinflussen,
auf dieses Lager übertragen wird und im Vereine mit einer mit dem zweiten Rade
hergestellten Verbindung das Fahrzeug fast automatisch in gerader Richtung fort-
bewegt. Beide Räder sind überdies durch eine Contactvorrichtung verbunden, welche
ihre Umdrehungen in gegenseitiger Uebereinstimmung bringen. Eine Lenkstange,
welche mit den Steuerrädern verbunden ist, ermöglicht durch leichte Neigung nach
vor- oder rückwärts die Lenkung des Wagens, insoferne es sich um die Regulirung
der Vorwärtsbewegung handelt.

Der Wagen selbst trägt, wie schon erwähnt, in seinem Vordertheile den
Mechanismus und die Vorrathsräume für Wasser und Feuerungsmaterial. Im
rückwärtigen Theile befinden sich Sitzplätze für vier Personen, den Lenker mit
inbegriffen. Die Frictionsbremse wird mit dem Fuße bethätigt. Der Wagen ruht
rückwärts auf zwei starken stählernen Federn, während am Vordertheil ein System
von elliptisch geformten Federn das Wagengestelle an drei weiteren Punkten stützt,
wodurch trotz des bedeutenden Gewichtes von Kessel und Maschine eine ziemlich
elastische Bewegung des Vehikels erzielt wird. Die Räder sind aus hartem Holze,
der Rahmen des Vordertheiles aus Eisen. In vollkommen dienstfähiger Ausrüstung
wiegt dieser Motorwagen 1315 Kilogramm. Die zu erreichende größte Geschwindigkeit
beträgt 28 Kilometer in der Stunde und können Steigungen von 1 : 10 über-
wunden werden.

In Fig. 770 ist ein Dampfwagen nach dem System Scotte dargestellt.
Er hat die Gestalt einesBreak, bietet acht Personen (einschließlich des Lenkers)
Platz und hat bei einer Länge von 3.9 Meter und einer Breite von 1.7 Meter
ein Gewicht von 1680 Kilogramm. Der Stehkessel hat cylindrische Formen und
ist aus Stahlblech hergestellt. Ein eigenartiger Mechanismus für die Ausnützung
der Heizkraft beschleunigt die Dampfentwickelung, und wird das Speisewasser durch
eine besondere Circulationsvorrichtung vorgewärmt, so daß es mit einer Temperatur
von etwa 80 Grad in den Kessel gelangt. Außerdem kann für die Zuführung
von Speisewasser ein Injector bethätigt werden, in welchem Falle jedoch die Vor-
wärmung nur 50 bis 60 Grad beträgt. Die Heizung geschieht mit Steinkohle
oder Kokc. Als Motor dient eine zweicylindrige Dampfmaschine, welche mit zwei
Kurbeln die Kraftübertragung auf die Treibräder bewirkt. Die Maschine ist mit
Stephenson'scher Coulissensteuerung ausgestattet und hat des Weiteren einen
Regulator behufs Verstärkung der motorischen Kraft bei Ueberwindung von
Steigungen oder Fahrt durch Krümmungen. Die Umdrehungsgeschwindigkeit erreicht
300 bis 500 Touren in der Minute, wobei die Maschine fünf Pferdestärken
entwickelt.

Alle rotirenden Theile des Mechanismus laufen mit ihren Stahlachsen in
Messingbüchsen, die Zapfen werden durch Oelständer geölt, so daß eine continuirliche
Schmierung vorhanden ist, wodurch die Erhitzung der betreffenden Theile der


Die Motorwagen.
ſo empfindlich montirt iſt, daß, falls ein Rad mit einem harten Gegenſtande in
Colliſion geräth, der Stoß, ohne die Steuerung irgendwie ungünſtig zu beeinfluſſen,
auf dieſes Lager übertragen wird und im Vereine mit einer mit dem zweiten Rade
hergeſtellten Verbindung das Fahrzeug faſt automatiſch in gerader Richtung fort-
bewegt. Beide Räder ſind überdies durch eine Contactvorrichtung verbunden, welche
ihre Umdrehungen in gegenſeitiger Uebereinſtimmung bringen. Eine Lenkſtange,
welche mit den Steuerrädern verbunden iſt, ermöglicht durch leichte Neigung nach
vor- oder rückwärts die Lenkung des Wagens, inſoferne es ſich um die Regulirung
der Vorwärtsbewegung handelt.

Der Wagen ſelbſt trägt, wie ſchon erwähnt, in ſeinem Vordertheile den
Mechanismus und die Vorrathsräume für Waſſer und Feuerungsmaterial. Im
rückwärtigen Theile befinden ſich Sitzplätze für vier Perſonen, den Lenker mit
inbegriffen. Die Frictionsbremſe wird mit dem Fuße bethätigt. Der Wagen ruht
rückwärts auf zwei ſtarken ſtählernen Federn, während am Vordertheil ein Syſtem
von elliptiſch geformten Federn das Wagengeſtelle an drei weiteren Punkten ſtützt,
wodurch trotz des bedeutenden Gewichtes von Keſſel und Maſchine eine ziemlich
elaſtiſche Bewegung des Vehikels erzielt wird. Die Räder ſind aus hartem Holze,
der Rahmen des Vordertheiles aus Eiſen. In vollkommen dienſtfähiger Ausrüſtung
wiegt dieſer Motorwagen 1315 Kilogramm. Die zu erreichende größte Geſchwindigkeit
beträgt 28 Kilometer in der Stunde und können Steigungen von 1 : 10 über-
wunden werden.

In Fig. 770 iſt ein Dampfwagen nach dem Syſtem Scotte dargeſtellt.
Er hat die Geſtalt einesBreak, bietet acht Perſonen (einſchließlich des Lenkers)
Platz und hat bei einer Länge von 3‧9 Meter und einer Breite von 1‧7 Meter
ein Gewicht von 1680 Kilogramm. Der Stehkeſſel hat cylindriſche Formen und
iſt aus Stahlblech hergeſtellt. Ein eigenartiger Mechanismus für die Ausnützung
der Heizkraft beſchleunigt die Dampfentwickelung, und wird das Speiſewaſſer durch
eine beſondere Circulationsvorrichtung vorgewärmt, ſo daß es mit einer Temperatur
von etwa 80 Grad in den Keſſel gelangt. Außerdem kann für die Zuführung
von Speiſewaſſer ein Injector bethätigt werden, in welchem Falle jedoch die Vor-
wärmung nur 50 bis 60 Grad beträgt. Die Heizung geſchieht mit Steinkohle
oder Kokc. Als Motor dient eine zweicylindrige Dampfmaſchine, welche mit zwei
Kurbeln die Kraftübertragung auf die Treibräder bewirkt. Die Maſchine iſt mit
Stephenſon'ſcher Couliſſenſteuerung ausgeſtattet und hat des Weiteren einen
Regulator behufs Verſtärkung der motoriſchen Kraft bei Ueberwindung von
Steigungen oder Fahrt durch Krümmungen. Die Umdrehungsgeſchwindigkeit erreicht
300 bis 500 Touren in der Minute, wobei die Maſchine fünf Pferdeſtärken
entwickelt.

Alle rotirenden Theile des Mechanismus laufen mit ihren Stahlachſen in
Meſſingbüchſen, die Zapfen werden durch Oelſtänder geölt, ſo daß eine continuirliche
Schmierung vorhanden iſt, wodurch die Erhitzung der betreffenden Theile der

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[879/0961] Die Motorwagen. ſo empfindlich montirt iſt, daß, falls ein Rad mit einem harten Gegenſtande in Colliſion geräth, der Stoß, ohne die Steuerung irgendwie ungünſtig zu beeinfluſſen, auf dieſes Lager übertragen wird und im Vereine mit einer mit dem zweiten Rade hergeſtellten Verbindung das Fahrzeug faſt automatiſch in gerader Richtung fort- bewegt. Beide Räder ſind überdies durch eine Contactvorrichtung verbunden, welche ihre Umdrehungen in gegenſeitiger Uebereinſtimmung bringen. Eine Lenkſtange, welche mit den Steuerrädern verbunden iſt, ermöglicht durch leichte Neigung nach vor- oder rückwärts die Lenkung des Wagens, inſoferne es ſich um die Regulirung der Vorwärtsbewegung handelt. Der Wagen ſelbſt trägt, wie ſchon erwähnt, in ſeinem Vordertheile den Mechanismus und die Vorrathsräume für Waſſer und Feuerungsmaterial. Im rückwärtigen Theile befinden ſich Sitzplätze für vier Perſonen, den Lenker mit inbegriffen. Die Frictionsbremſe wird mit dem Fuße bethätigt. Der Wagen ruht rückwärts auf zwei ſtarken ſtählernen Federn, während am Vordertheil ein Syſtem von elliptiſch geformten Federn das Wagengeſtelle an drei weiteren Punkten ſtützt, wodurch trotz des bedeutenden Gewichtes von Keſſel und Maſchine eine ziemlich elaſtiſche Bewegung des Vehikels erzielt wird. Die Räder ſind aus hartem Holze, der Rahmen des Vordertheiles aus Eiſen. In vollkommen dienſtfähiger Ausrüſtung wiegt dieſer Motorwagen 1315 Kilogramm. Die zu erreichende größte Geſchwindigkeit beträgt 28 Kilometer in der Stunde und können Steigungen von 1 : 10 über- wunden werden. In Fig. 770 iſt ein Dampfwagen nach dem Syſtem Scotte dargeſtellt. Er hat die Geſtalt einesBreak, bietet acht Perſonen (einſchließlich des Lenkers) Platz und hat bei einer Länge von 3‧9 Meter und einer Breite von 1‧7 Meter ein Gewicht von 1680 Kilogramm. Der Stehkeſſel hat cylindriſche Formen und iſt aus Stahlblech hergeſtellt. Ein eigenartiger Mechanismus für die Ausnützung der Heizkraft beſchleunigt die Dampfentwickelung, und wird das Speiſewaſſer durch eine beſondere Circulationsvorrichtung vorgewärmt, ſo daß es mit einer Temperatur von etwa 80 Grad in den Keſſel gelangt. Außerdem kann für die Zuführung von Speiſewaſſer ein Injector bethätigt werden, in welchem Falle jedoch die Vor- wärmung nur 50 bis 60 Grad beträgt. Die Heizung geſchieht mit Steinkohle oder Kokc. Als Motor dient eine zweicylindrige Dampfmaſchine, welche mit zwei Kurbeln die Kraftübertragung auf die Treibräder bewirkt. Die Maſchine iſt mit Stephenſon'ſcher Couliſſenſteuerung ausgeſtattet und hat des Weiteren einen Regulator behufs Verſtärkung der motoriſchen Kraft bei Ueberwindung von Steigungen oder Fahrt durch Krümmungen. Die Umdrehungsgeſchwindigkeit erreicht 300 bis 500 Touren in der Minute, wobei die Maſchine fünf Pferdeſtärken entwickelt. Alle rotirenden Theile des Mechanismus laufen mit ihren Stahlachſen in Meſſingbüchſen, die Zapfen werden durch Oelſtänder geölt, ſo daß eine continuirliche Schmierung vorhanden iſt, wodurch die Erhitzung der betreffenden Theile der

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Zitationshilfe: Schweiger-Lerchenfeld, Amand von: Im Reiche der Cyklopen: eine populäre Darstellung der Stahl- und Eisentechnik. Wien u. a., 1900, S. 879. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schweiger_cyklopen_1900/961>, abgerufen am 22.11.2024.